Studium 25.02.2021, 14:54 Uhr

Wenn der Studentenjob wegfällt: Das müssen Studierende nun wissen

Ohne einen Studentenjob steigen vielerorts die finanziellen Sorgen. Überbrückungshilfen oder Stipendien können die Not nur bedingt lindern. Ein Überblick.

Studentin mit Maske und Büchern

Einen Studentenjob in Corona-Zeiten zu finden ist schwer. Viele Studierende sind vom Wegfall ihres Studentenjobs betroffen.

Foto: panthermedia.net/Kzenon

Die Corona-Krise trifft auch die Studierenden in Deutschland hart. Neben einem geregelten Studienalltag fehlt es ihnen vor allem an Geld. Kellnern im Restaurant, Sneakers verkaufen im Sportgeschäft oder Karten abreißen im Kino – all das ist in harten Lockdown-Zeiten nicht möglich. Ohne einen Studentenjob auf 450-Euro-Basis steigen vielerorts die finanziellen Sorgen. Überbrückungshilfen oder Stipendien können die Not nur bedingt lindern. Welche Auswege es für Studierende aus der aktuellen Notsituation gibt, zeigt dieser Überblick.

Was für Jobalternativen zum Studentenjob gibt es aktuell?

Carlotta Kühnemann (25) hat in den vergangenen Monaten viele Gespräche mit verzweifelten Studierenden geführt. Sie gehört zum Vorstand des Freien Zusammenschlusses von Student*innenschaften (fzs), dem Dachverband der deutschen Studierendenvertretungen. „Das Angebot an Studierendenjobs ist deutlich geschrumpft“, sagt Kühnemann. Neben den Klassikern in der Gastronomie oder dem Einzelhandel fehlen auch die Stellen rund um den Uni-Campus. Geschlossene Mensen oder Bibliotheken sorgen für eine zusätzliche Verknappung des Angebots. „Und die Arbeitsplätze an der Supermarkt-Kasse sind natürlich sehr umkämpft“, erklärt Kühnemann. Sie empfiehlt Lehramtsstudierenden, ihre Finanzen durch Nachhilfe per Videokonferenz aufzubessern. „Weil der Präsenzunterricht in den Schulen nicht wie gewohnt stattfindet, gibt es da Bedarf“, sagt Kühnemann. Für Studierende der Medizin sei zudem die Hilfe in einem Impfzentrum eine Alternative. Auch studentische Hilfskräfte werden weiterhin gesucht, um beispielsweise Dozierenden bei der digitalen Lehre zu unterstützen.

Porträt Kuehnemann

Carlotta Kühnemann, Vorstand des Freien Zusammenschlusses von Student*innenschaften (fzs), berät Studierende in Corona-Zeiten.

Foto: privat

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Welche Gruppen sind betroffen?

Das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) hat im vergangenen Sommersemester eine Online-Befragung durchgeführt. 28.600 Studierende nahmen daran teil. 57 Prozent der Befragten gaben an, unmittelbar vor Beginn der Corona-Pandemie erwerbstätig gewesen zu sein. Knapp 40 Prozent dieser Gruppe befinden sich in einer schwieriger gewordenen Erwerbssituation: Sie wurden entlassen, ohne Bezahlung freigestellt oder waren von Kürzungen der Arbeitszeit betroffen. Auch hat sich bei 32 Prozent die Einkommenssituation der Eltern verschlechtert.

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Wie viel Geld haben die Studierenden zur Verfügung?

Die Erhebung aus dem Sommersemester 2020 unterstreicht die finanziellen Probleme. Lagen die Einnahmen im Wintersemester 2019/2020 noch im Durchschnitt bei monatlich 857 Euro, waren es im Sommersemester nur noch 794 Euro. Deutlicher war der Rückgang bei den Studierenden, deren Erwerbssituation sich verschlechtert hat: Von 890 Euro ging es runter auf 658 Euro.

Wer die Zeit der fehlenden Studentenjobs mit einem Praktikum überbrücken möchte, sollte sich in unserer Praktikabörse umsehen.

Fehlender Studentenjob: Wo gibt es Hilfe für Studierende in Not?

Wer einen Nachweis erbringen kann, aufgrund der Pandemie in eine Notlage geraten zu sein, kann eine Überbrückungshilfe beantragen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat dazu eine entsprechende Seite geschaltet. Die Überbrückungshilfe ging im Juni an den Start, wurde für die Monat Oktober ausgesetzt und läuft seit Ende November und wurde vor kurzem bis Ende des Sommersemesters 2021 verlängert. 100 bis maximal 500 Euro, abhängig vom Kontostand, im Monat können Studierende auf diese Weise bekommen. Im November und Dezember gingen beim Deutschen Studentenwerk (DSW) insgesamt rund 82.500 Anträge ein. Davon wurden für den November 65 Prozent bewilligt, für Dezember waren es 74 Prozent.

„In vielen deutschen Universitätsstädten reichen die Überbrückungshilfen nicht zum Leben“, betont Carlotta Kühnemann.

Die Masterstudentin der Wirtschaftssoziologie bekommt auch täglich Anrufe von Studierenden, deren Anträge abgelehnt worden sind. „Es gibt welche, die darüber nachdenken, ihr Studium aus finanziellen Gründen abzubrechen“, erklärt Kühnemann. Trotzdem rät sie zu einem Beratungstermin bei der entsprechenden Studierendenvertretung. „Einige Studierendenvertretung bieten die Möglichkeit einen Härtefallantrag zu stellen“, sagt Kühnemann. Wird dieser bewilligt, könne dem Betroffenen der Mobilitätsbeitrag – also das Semesterticket – erstattet werden. Das ist natürlich nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, aber für Studierende zählt jeder Euro. Die Anforderungen variieren je nach Hochschule.

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Welche Möglichkeiten bieten Stipendien?

Seit dem Sommersemester 2011 können sich begabte und leistungsstarke Studierende an ihrer Hochschule für das Deutschlandstipendium bewerben. Wer das Bewerbungsverfahren erfolgreich durchläuft, erhält danach 300 Euro pro Monat. Die Förderung gilt im Idealfall für die gesamte Regelstudienzeit. Der fzs steht dem Deutschlandstipendium aber kritisch gegenüber. „Sehr gute Leistungen und ehrenamtliches Engagement sind Voraussetzungen für die Förderung“, sagt Carlotta Kühnemann. „Die, die finanzielle Hilfe dringend benötigen, haben nicht die Ressourcen, neben Minijob und guten Leistungen auch noch einem Ehrenamt nachzugehen und kommen deshalb für so ein Stipendium oft nicht infrage.“ Ähnliche Hürden gäbe es bei parteinahen Stiftungen – wie der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung oder der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung. Für Kühnemann gibt es einen anderen Ausweg aus der prekären Situation vieler Studierenden.

„Wir brauchen eine grundlegende Bafög-Reform“, sagt sie.

Deutlich höhere und regelmäßig steigende Sätze sowie eine mehrfach verlängerbare Bezugsdauer sollen von vornherein für ein Studium ohne finanzielle Probleme sorgen.

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Ein Beitrag von:

  • Denis de Haas

    Geboren 1981 in Geldern am Niederrhein. Studium in Münster. Volontariat bei der Funke Mediengruppe. Abstecher nach München zu Sport1. Wieder in NRW gelandet. Denis de Haas ist Mitglied des Redaktionsbüros Ruhr und schreibt unter anderem über Karrierethemen und Wirtschaft.

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