Heiko Mell 12.07.2023, 07:46 Uhr

Kündigung durch eine Pressemitteilung?- Heiko Mell analysiert den Fall

Skandal oder legitimes Mittel? Heiko Mell nimmt Stellung zur kontroversen Kündigung per Pressemitteilung. In seiner Analyse enthüllt er brisante Details und wirft einen kritischen Blick auf die rechtlichen und ethischen Aspekte dieser unkonventionellen Vorgehensweise.

Kündigung

Pressemitteilung statt persönlicher Kündigung: Heiko Mell beleuchtet die dunkle Seite des Kommunikationswandels.

Foto: PantherMedia / shirotie

Wurde mein Sohn gefeuert?

Lese seit vielen Jahrzehnten Ihre Karriereberatung und das nach 48 Arbeitsjahren als Dipl.-Ing., jetzt im Ruhestand. Ich bitte hier um Ihre Meinung und Beurteilung der Entscheidung meines Sohnes Dr.-Ing. XXX, in den Ruhestand zu treten. Ich vermisse bisher einen Aufhebungsvertrag und ein klärendes Gespräch mit meinem Sohn. Kann man der beigefügten Presse-Meldung vertrauen oder wurde der Junior gefeuert?

Die Kernsätze der Pressedarstellung:

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„Ressort-Chef des XY-Konzerns tritt ab; A. A. wird Nachfolger. Beim …- und Technologiekonzern XY gibt es überraschend einen Wechsel im …-Ressort. Franz Schmitz (alle Namen von Unternehmen und Personen von mir anonymisiert oder geändert; H. Mell) werde Ende des nächsten Monats nach fast zehnjähriger Amtszeit als …-Chef und Mitglied der Unternehmensleitung zurücktreten. Neuer …-Chef wird im Anschluss daran A. A., der bisher bei … tätig war.

  1. A. saß seit einigen Jahren zusätzlich in wichtigen Entscheidungsgremien (oberhalb der Vorstandsebene) des Konzerns.

Zu den Hintergründen von Schmitz‘ Rücktritt gab es keine Angaben. Er soll noch für mehr als ein Jahr Mitglied des Vorstandes der Konzernholding bleiben.“

Antwort/2:

Es gäbe durchaus gute Gründe für die Ablehnung dieser Frage: Einsender ist keine betroffene Person, sondern ein Dritter – und die Informationen sind extrem dünn.

Aber das Thema ist ebenso originell wie reizvoll, ich konnte nicht widerstehen.

Zwei Anmerkungen vorab: Ich weiß nicht mehr als hier abgedruckt wurde, meine Analyse kann keinesfalls den Anspruch erheben, „die ganze Wahrheit“ ans Licht zu bringen. Aber genau solche Spekulationen sind die zwangsläufige Folge derartiger Veröffentlichungen – also müssen sie auch erlaubt sein.

Die Verfremdung aller Namen und sonstigen Details dergestalt, dass sich niemand erkannt fühlen muss, ist in dieser Serie selbstverständlich. Dass der Betroffene in dieser speziellen Konstellation nicht selbst Fragen stellen kann, ist auch nachvollziehbar – und wer will dem besorgten Vater übel nehmen, dass er Aufklärung sucht?

Wenn die Sache „riecht“

In dem nur leicht verfremdeten Zitat aus dem Pressebericht habe ich alle Aspekte durch Unterstreichen hervorgehoben, die uns als Ansatzpunkte für eine Analyse dienen können:

  1. „Ressortchef des Konzerns „tritt ab“: Das ist formal gerade noch neutral und unterstellt dem Betroffenen einen Rest von eigenständigem Handeln, wirft aber doch schon Fragen auf. Gegenbeispiele: „Geht in den Ruhestand“ oder „wechselt zum DEF-Konzern“. Die gewählte Formulierung „tritt ab“ ist im Sprachgebrauch etwa so zu interpretieren: Es gibt dafür keinen Beweis, aber die Sache „riecht“ nach Unfreiwilligkeit.
  2. Der Wechsel kommt „überraschend“. Wenn der anfragende Vater des betroffenen „Franz Schmitz“ von der Entscheidung des Sohnes spricht, in den Ruhestand zu treten, dann passt gerade dazu ein „überraschendes“ Handeln nicht. Denn kaum ein anderer beruflicher Schritt lässt sich zeitlich so gut planen und vorhersagen wie der Wechsel in den Ruhestand.

Der Eindruck verstärkt sich: Die Sache „riecht“.

  1. Der Wechsel zum „Ende des nächsten Monats“ ist extrem kurzfristig und passt ganz und gar nicht zum etwa lange zuvor geplanten Ruhestand. Das „riecht“ nun schon sehr stark nach „er wurde abgetreten“, statt „er tritt (etwa auf eigene Initiative) ab“.
  2. Der Nachfolger saß bereits zusätzlich in wichtigen (Top-)Entscheidungsgremien des Konzerns. Das lässt zwei mögliche Erklärungen zu: Entweder gab es Kritik an der Amtsführung unseres Franz Schmitz und dieser A. A., vertraut mit dem Konzern und zusätzlich extrem vielseitig erfahren, bot sich als Nachfolger an – oder A. A. drängte von seiner überaus einflussreichen Machtstellung aus in die fragliche Position hinein, wobei Franz Schmitz störte und von seinem Abtreten „überzeugt“ wurde.

Der schnelle Wechsel (siehe 3.) lässt auch Raum für eine Spekulation dahingehend, dass dieser Schritt besonders gut zu irgendwelchen Entwicklungen im Werdegang des A. A. passte (der vielleicht genau jetzt ein neues Amt brauchte). Und da Franz Schmitz ohnehin „bald“ in den Ruhestand gehen würde, hat man die Sache ein wenig beschleunigt. Und den ungeheuren Schaden für die Reputation eines langjährigen Ressortchefs als Kollateralschaden in Kauf genommen.

Das alles kam dann, sofern die Spekulation stimmt, derart überraschend für Franz Schmitz, dass dieser nicht einmal seinem besorgten (berufserfahrenen) Vater erklären konnte, was da eigentlich vorgegangen war.

  1. Es gab ausdrücklich keine Angaben zu den „Hintergründen“ des Rücktritts von Franz Schmitz: Wie einfach wäre es gewesen, hier die Begriffe „Ruhestand“ oder „aus Altersgründen“ einzustreuen – und jeder hätte (fast) alles verstanden und es einfach „abgehakt“.
  2. Franz Schmitz soll noch „für mehr als ein Jahr Mitglied des Vorstands der Konzernholding bleiben“: Das verblüfft zunächst.

Zwei Funktionen im Konzern?

Ich gehe davon aus, dass Franz Schmitz zwei Funktionen im Konzern hatte. Einmal die operative, in der Praxis wohl bedeutendere als Ressortchef und zusätzlich die vermutlich eher als Anerkennung gedachte Ernennung zum Mitglied des Vorstands der Holding, wobei in diesem Zusammenhang keine spezielle Ressortzuständigkeit angegeben wird.

Heiko Mell

Karriereberater Heiko Mell.

Diese wohl nur bei intimer Kenntnis der hier recht speziellen Konzernstrukturen verständliche Konstellation könnte bedeuten: Massive Vorwürfe gegen Franz Schmitz bezüglich seiner operativen Amtsführung als Ressortchef gab es nicht. Er wurde als solcher auch nicht „gefeuert“. Aber man brauchte vermutlich für A. A. seine Position – und legte ihm ein auf mehr als ein Jahr vorgezogenes „Abtreten“ nahe. Den – vermutlich eher repräsentativen – Vorstandsjob in der Holding ließ man ihm – und damit vermutlich auch seine Bezüge bis zum planmäßigen Eintritt in den Ruhestand.

Auch das darf ich auf der mir zur Verfügung stehenden schwachen Informationsbasis sagen: So richtig „geliebt“ hat man auf Seiten der eigentlichen Entscheidungsträger den Franz Schmitz in der letzten Zeit wohl nicht (mehr).

Wenn meine Denkansätze stimmen, dann stellt sich die Frage eines Aufhebungsvertrages vermutlich gar nicht, Franz Schmitz bleibt ja – gut bezahltes – Mitglied des Holding-Vorstands. Und sollte es tatsächlich kein klärendes Gespräch mit ihm gegeben haben, bevor dieser Prozess in Gang gesetzt wurde, dann ist das höchst bedauerlich, aber Teil des ständigen Risikos, das von „abhängig Beschäftigten“ zu tragen ist. Formal sind zwar Vorstände und Geschäftsführer keine Angestellten, aber in der Praxis erleiden sie oft ähnliche Schicksale.

Ich muss zur Sicherheit noch einmal betonen, dass meine Aussagen hier rein spekulativ sind, nur vertretbar ohne Nennung von Firmen- und Personennamen, so dass sich niemand getroffen fühlen muss. Aber ich glaube schon, dass es ungefähr so gewesen sein dürfte. Denn irgendwie passen die einzelnen Mosaiksteinchen schon zueinander. Kritik an bestimmten Personen oder Unternehmen ist damit nicht verbunden, ich sehe mich gerade in diesem Fall keineswegs etwa als Richter, sondern nur als Analytiker.

Ein Beitrag von:

  • Heiko Mell

    Heiko Mell ist Karriereberater, Buchautor und freier Mitarbeiter der VDI nachrichten. Er verantwortet die Serie Karriereberatung innerhalb der VDI nachrichten.  Hier auf ingenieur.de haben wir ihm eine eigene Kategorie gewidmet.

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