Porträt 17.01.2020, 14:09 Uhr

Bertha Benz: Die Frau hinter der Automobil-Revolution

Hinter jedem Mann steht eine starke Frau – ein Klischeesatz. Aber einer, der auf Carl Benz passt, wie kein anderer. Denn seine Frau Bertha Benz war es, die ihrem Mann nicht nur finanziell unter die Arme griff, sondern auch eine Marketingaktion startete, die bis heute ihresgleichen sucht.

Bertha Benz bei einer Ausfahrt mit ihrem Gatten

Gemeinsame Ausfahrt: Bertha Benz neben ihrem Gatten Carl Benz in einem Benz Victoria, Modell 1894.

Foto: Daimler AG

Wer war Bertha Benz?

Cäcilie Bertha Ringer wurde am 3. Mai 1849 in Pforzheim geboren. Sie wuchs in einer Zeit auf, in der Frauen die Möglichkeit für eine höhere Bildung verwehrt blieb. Damals dachte man noch, Frauen müssten den Haushalt führen und Kinder kriegen. Es wurden sogar Thesen aufgestellt, nach denen zu viel Denken und Lernen die Gebärfähigkeit beeinträchtigen könne oder das leichtere und kleinere Gehirn von Frauen weniger Informationen aufnehmen könne. Eine Frau wie Bertha Ringer schien zur falschen Zeit zur Welt gekommen zu sein.

Denn schon als Kind zeigte sie großes Interesse an Technik. Ihr Vater Karl Friedrich Ringer, ein zu Wohlstand gelangter Zimmermann, erkannte dies und förderte das Interesse seiner Tochter. Er erläuterte ihr beispielsweise die Funktionen einer Eisenbahn und schickte sie im Alter von 9 Jahren auf eine Schule für höhere Töchter. Das Fach Naturlehre war fortan ihr Lieblingsfach. Ringer liebte seine technisch interessierte Tochter, auch wenn er sich bei ihrer Geburt noch enttäuscht zeigte und in der Familienbibel notierte „Wieder nur ein Mädchen“. Diesen Satz bekam Bertha als junge Frau zu lesen. Der Eintrag traf sie hart und sie schwor sich, zu beweisen, dass auch Frauen weltbewegendes leisten können – ebenso wie Männer.

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Bertha Ringer hatte nicht die Möglichkeit zu studieren, sie war keine Ingenieurin, keine Technikerin. Und doch hat sie das heutige Leben mehr beeinflusst, als man sich das vorstellen kann. Den Grundstein dafür legte sie 1871, als sie sich im Alter von 22 Jahren ihre Mitgift auszahlen ließ, um ihrem Verlobten Carl Benz finanziell unter die Arme zu greifen. Nur dadurch hatte dieser die Möglichkeit, sein Unternehmen weiterzuführen. Ein Jahr später, am 20. Juli 1872, heirateten Bertha und Carl in Pforzheim.

Die Ehe mit Carl Benz

Der studierte Maschinenbauer Carl Benz gründete mit den finanziellen Mitteln seiner damals noch Verlobten im Jahr 1871 die „Eisengießerei und mechanische Werkstätte“, die er später in „Fabrik für Maschinen zur Blechbearbeitung“ umbenannte. In den Jahren 1878 und 1879 entwickelte er den verdichtungslosen Zweitaktmotor. 1882 musste er sein Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umwandeln und firmierte fortan unter dem Namen „Gasmotorenfabrik in Mannheim A.G.“. Der Aufsichtsrat der neuen Firma hatte kein Verständnis für die Visionen von Carl Benz. Er verließ das Unternehmen und gründete 1883 die „Benz & Cie. Rheinische Gasmotorenfabrik“, ebenfalls in Mannheim.

 

Für den aufstrebenden Ingenieur war es eine harte Zeit, in der er nur von einer Person Unterstützung erhielt: von seiner Ehefrau Bertha Benz.

Das notierte er später sogar in seinen Lebenserinnerungen: „Unverzagt und unbeirrt wie ein wetterharter Pilot halte ich in dunkler Nacht das Steuer meines Lebensschiffleins eingestellt auf das Leuchtfeuer meines Ideals. Nur ein Mensch harrte in diesen Tagen, wo es dem Untergang entgegenging, neben mir im Lebensschifflein aus. Das war meine Frau. Sie zitterte nicht vor dem Ansturm des Lebens. Tapfer und mutig hisste sie neue Segel der Hoffnung auf.“

Mitte der 1880er-Jahre konstruierte Carl Benz den Benz Patent-Motorwagen Nummer 3 – das erste Automobil. Der Wagen kam beim Publikum jedoch nicht an. Es gab zahlreiche Vorbehalte gegen das motorisierte Gefährt. Der wirtschaftliche Erfolg blieb aus. Noch.

Die Fernfahrt mit dem ersten Automobil

Es ist das Jahr 1888, das Drei-Kaiser-Jahr in der deutschen Geschichte. Und eines, das auch in wissenschaftlicher und fortschrittlicher Hinsicht in die Historie eingeht: Heinrich Hertz gelingt es, elektromagnetische Wellen zu erzeugen und nachzuweisen, Fridtjof Nansen durchquert Grönland auf Skiern, es finden mehrere Weltausstellungen statt. Nur Carl Benz ist mutlos. Einmal mehr ist es seine Frau, die ihn drängt, sein Gefährt bei der „Kraft- und Arbeitsmaschinenausstellung“ in München vorzustellen. Doch auch das bringt nicht den erhofften Erfolg. Für die technikbegeisterte Bertha, inzwischen vierfache Mutter, ist es unvorstellbar, dass eine derartige technische Errungenschaft nur unter „ferner liefen“ verbucht werden sollte. Und sie fasst einen Plan.

Ohne das Wissen ihres Mannes unternimmt sie an einem Tag im August (die Schulferien haben gerade begonnen) die erste Fernfahrt von Mannheim nach Pforzheim – zu ihrer Mutter, der sie schon seit Langem einen Besuch versprochen hatte. An ihrer Seite sind zwei ihrer Söhne, Eugen und Richard, damals 15 und 13 Jahre alt. Überlieferungen zufolge hinterlässt sie ihrem Mann lediglich ein Zettel auf dem Küchentisch, der besagt, dass sie auf dem Weg nach Pforzheim sei. Die Art und Weise, wie sie dorthin zu gelangen gedenkt, verschweigt sie. Diese Fahrt machte Bertha Benz zu einer Pionierin des Automobils. Sie gilt bis heute als erste Autofahrerin und als erster Mensch überhaupt, der eine Fahrt unternahm, die über kurze Versuchsfahrten hinausging.

Welche Leistung Bertha Benz mit dieser Fahrt erbrachte, zeigt sich an einigen Begebenheiten, die sich auf der Tour ereigneten. Zum einen waren die Straßen damals nicht für Automobile gemacht. Denn ansonsten waren Pferdewagen unterwegs. Entsprechend holprig ging es voran. Zudem hatte Bertha Benz mit technischen Widrigkeiten zu kämpfen: verstopfte Ventile und durchgescheuerte Kabel behinderten zeitweise die Fahrt. Jetzt kam Bertha Benz ihr technisches Interesse und Geschick zugute. Die verstopfte Benzinleitung behob sie mit ihrer Hutnadel, eine kaputte Zündung mit dem Strumpfband. GPS gab es noch nicht und Bertha Benz kannte den Weg nach Pforzheim nicht. Sie hielt sich an bekannte Orte und Straßen, fuhr über Weinheim und Wiesloch, Bruchsal, Söllingen und Eisingen nach Pforzheim. Insgesamt 104 Kilometer.

Vor Fahrtbeginn befanden sich 4,5 Liter Benzin im Vergaser (einen Tank hatte das erste Automobil noch nicht). Das reichte natürlich nicht für die gesamte Strecke. Benzin hieß damals noch „Ligroin“ und es war nur in Apotheken erhältlich. In Wiesloch nutzte Bertha Benz die Stadt-Apotheke – die übrigens heute noch erhalten ist und sich mit einer Gedenktafel „Erste Tankstelle der Welt“ schmückt – zum Nachtanken. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie bereits geholfen, den Wagen einige Kilometer zu schieben. Entsprechend wenig vertrauenerweckend wirkte ihr Aufzug auf den Apotheker. Er wies sie darauf hin, dass Ligroin ihn nicht in Litern verkauft würde, sondern in Kubikzentimetern – und ob Waschbenzin denn nicht auch zur Reinigung ihres Kleides reichen würde? 2 Liter bekam sie schließlich, in Langenbrücken und Bruchsal musste sie erneut auftanken, wieder in Apotheken. Weitere Pausen waren für die Motorkühlung notwendig, denn wann immer es ging musste an Gaststätten oder Brunnen Wasser nachgefüllt werden.

Bertha Benz ließ sich von keinem dieser Probleme abhalten. Von einem Schmied ließ sie die Kette richten, auf dem Rückweg die Bremsklötze von einem Schuster mit Leder beschlagen. Man weiß, dass sie während der Fahrt ihren Mann über Telegramme auf dem Laufenden hielt. Keines dieser Schreiben ist jedoch erhalten geblieben. Der Rückweg war mit 90 Kilometern etwas kürzer. Und nach ihrer Rückkehr konnte der Wagen aufgrund der Erkenntnisse ihrer Probefahrt verbessert werden: mit einem weiteren Gang und einer wirkungsvolleren Bremse. Es dauert noch einige Jahre, bis die Neuerung von der breiten Masse akzeptiert wurde, doch Bertha Benz hatte es geschafft: Sie hatte die Funktionstüchtigkeit des Automobils demonstriert.

Die Folgen von Bertha Benz‘ „Marketingaktion“

Die Jahre der Entbehrungen und finanziellen Probleme waren für die Familie Benz nun vorbei. 1903 verließ Carl Benz sein Mannheimer Unternehmen. Die Familie zog in eine Villa nach Ladenburg. Zusammen mit seinen Söhnen gründete Carl Benz 1906 die Fabrik „Carl Benz Söhne“, die ab 1908 eigene Automobile herstellte. 1926 kam es zum Zusammenschluss mit dem Konkurrenten „Daimler-Motoren-Gesellschaft“. Gemeinsam bilden beide Unternehmen bis heute die Daimler-Benz AG. Die Automobile fahren seitdem unter dem Markennamen Mercedes-Benz und unter dem Logo des berühmten Mercedes-Sterns. Drei Jahre nach der Fusion stirbt Carl Benz. Noch heute sind seine ersten Entwicklungen, die es ohne die Unterstützung seiner Frau nie gegeben hätte, im Mercedes-Benz-Museum in Stuttgart-Untertürkheim zu sehen.

Auch den Leistungen von Bertha Benz wird bis heute gedacht. Seit 1988 gibt es alle 2 Jahre die Bertha-Benz-Fahrt für historische Fahrzeuge. 2008 wurde mit der Bertha-Benz-Route eine offizielle Ferienroute eröffnet, die in großen Teilen der historischen Fahrtroute folgt. Die Realschule in Wiesloch trägt seit 2008 den Namen der Automobil-Pionierin und das Automuseum Dr. Carl Benz in Ladenburg zeigt auch private Stücke aus dem Nachlass der Familie, darunter das Brautkleid der technisch begeisterten Frau. 2011 wurde das Leben des berühmten Ehepaares für das Fernsehen verfilmt. Die Leistung Bertha Benz‘ wurde im Film entsprechend gewürdigt. Die Schauspielerin Felicitas Woll übernahm die Rolle der starken Frau an Carl Benz‘ (Ken Duken) Seite.

Die „Nachfolgerinnen“ von Bertha Benz

Trotz der guten „Vorlage“ von Bertha Benz haben es Frauen in der Automobilbranche noch immer schwer. Es gibt nur wenige Frauen in den Vorständen der großen Automobilunternehmen. Eine der wenigen Ausnahmen sind Mary Barra an der Spitze von General Motors, Susanne Klatten, Großaktionärin von BMW sowie Annette Winkler im Aufsichtsrat von Renault.

Hinter dem Steuer ist es für Frauen noch schwieriger, Karriere zu machen. Auch wenn es mit der Rallyefahrerin Heidi Hetzer und den Rennfahrerinnen Michèle Mouton, Jutta Kleinschmidt,

Danica Patrick und der bereits verstorbenen María de Villota einige berühmte Beispiele gibt. Maria Teresa de Filippis war 1958 die erste Frau in der Formel 1. Insgesamt gab es jedoch nur fünf Pilotinnen in der Königsklasse des Autorennens. Die letzte war im Jahr 1992 Giovanna Amati. Seitdem hat es keine Frau mehr in die höchste Rennklasse geschafft.

Bertha Benz hat all das nicht mehr erlebt. Sie starb am 5. Mai 1944 zwei Tage nach ihrem 95. Geburtstag. Anlässlich dieses Ehrentages war sie am 3. Mai zur Ehrensenatorin der Technischen Universität in Karlsruhe ernannt worden. Für sie, die nie studieren durfte, weil es nicht den Sitten entsprach, eine große Genugtuung. Doch auch ohne Studienabschluss hat sich Bertha Benz nie von ihren Visionen abbringen lassen.

Lesen Sie hier mehr über ihren Mann Carl Benz.

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Ein Beitrag von:

  • Julia Klinkusch

    Julia Klinkusch ist freiberufliche Texterin und Medizinautorin.

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