Kosten zu hoch 15.01.2014, 12:35 Uhr

Berger-Studie: Durchbruch der Brennstoffzellen-Autos am Markt unwahrscheinlich

Autos mit Brennstoffzelle haben in den nächsten Jahrzehnten keine Chance, zu vertretbaren Preisen auf den Markt zu kommen. Damit rechnet die Münchner Unternehmensberatung Roland Berger in einer aktuellen Studie. Die Kosten von aktuell rund 45.000 Euro seien viel zu hoch. Dennoch bringt Toyota schon 2015 das erste Serienmodell auf den Markt.

Toyota FCV mit Brennstoffzelle auf der CES im Januar 2014: Der japanische Autohersteller will 2015 als erster ein Auto serienmäßig mit Brennstoffzelle auf den Markt bringen. Das Auto soll knapp 100.000 Euro kosten. Die Unternehmensberatung Roland Berger hält die Brennstoffzelle auf absehbare Zeit für zu teuer.

Toyota FCV mit Brennstoffzelle auf der CES im Januar 2014: Der japanische Autohersteller will 2015 als erster ein Auto serienmäßig mit Brennstoffzelle auf den Markt bringen. Das Auto soll knapp 100.000 Euro kosten. Die Unternehmensberatung Roland Berger hält die Brennstoffzelle auf absehbare Zeit für zu teuer.

Foto: Toyota

Bislang galten sie als Joker im Kartenspiel der Null-Emissions-Mobilität: Autos mit Brennstoffzelle. Sie tanken Wasserstoff und gewinnen Reaktionsenergie, indem sie ihn gemeinsam mit Sauerstoff in Wasser umwandeln. Aus dem Auspuff tropft harmloser Wasserdampf. Mag das noch so vielversprechend klingen, ein Durchbruch am Markt ist unwahrscheinlich, behauptet eine neue Studie des Marktforschungsunternehmens Roland Berger.

Ungünstige Platinmärkte in Südafrika und Russland

Zu den Hauptgründen für die düstere Aussicht zählen die Marktforscher die hohen Produktionskosten. Ein Brennstoffzellensystem koste derzeit 45.000 Euro und mache somit rund die Hälfte der Gesamtkosten aus. Am teuersten ist momentan die Herstellung der sogenannten Membran-Elektroden-Einheit, die Wasserstoff in elektrische Energie umsetzt. Sie ist dabei unglücklicherweise auf bis zu 70 Gramm des Edelmetalls Platin als Katalysator angewiesen und kostet rund 2.500 Euro.

Modell einer Brennstoffzelle mit Kraft-Wärme-Kopplung: Die Unternehmensberatung Roland Berger glaubt aus Kostengründen an keinen Markterfolg.

Modell einer Brennstoffzelle mit Kraft-Wärme-Kopplung: Die Unternehmensberatung Roland Berger glaubt aus Kostengründen an keinen Markterfolg.

Quelle: dpa/Rainer Jensen

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Auch wenn sich der Platin-Bedarf in den nächsten Jahren auf 15 Gramm senken ließe, sei das Edelmetall weiterhin die Achillesferse dieser Antriebstechnik. Denn es gibt auf der Welt nur begrenzte Vorkommen, die meisten davon in Südafrika und Russland. Laut Roland Berger sind das suboptimale Märkte, die bei hoher Nachfrage keine Aussichten auf Preissenkung bieten. „Unter diesen Voraussetzungen ist eine erfolgreiche Einführung von Brennstoffzellenfahrzeugen am Massenmarkt langfristig unwahrscheinlich“, sagt Studienautor Wolfgang Bernhart. Und das, obwohl die Experten einräumen, dass Hersteller die sonstigen Produktionskosten für Brennstoffzellensysteme bis 2025 um bis zu 80 Prozent senken könnten.

Forschung an Brennstoffzellen ohne Platin

Zwar forschen viele Autobauer fieberhaft an einer nahezu platinfreien Brennstoffzelle. Doch technisch sind diese Systeme noch weit von der Serienproduktion entfernt. „Die Automobilhersteller sollten ihre Budgets im Bereich Forschung und Entwicklung daher sehr kontrolliert und fokussiert einsetzen, um auf dem Weg zum emissionsfreien Fahrzeug mit vernünftigem Aufwand eine Führungsposition einnehmen zu können,“ ist Bernhart überzeugt.

Die B-Klasse F-Cell von Mercedes-Benz: Der Hersteller will das Modell 2017 auf den Markt bringen.

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Quelle: dpa

Auf absehbare Zeit würden batteriebasierte und hybride Antriebsstränge Hauptrollen bei der Null-Emissions-Mobilität spielen.

Toyota glaubt an Brennstoffzellen-Technologie

Toyota sieht das offenbar anders: Auf der Elektronikmesse CES in Las Vegas präsentierte der japanische Autobauer im Januar das neue Modell FCV, das 2015 auf den Markt kommen wird und knapp 100.000 Euro kosten soll. Der Wasserstofftank ist hinter dem Rücksitz installiert, die Brennstoffzelle unter dem Vordersitz. Sie gewinnt Reaktionsenergie, indem sie Wasserstoff und Sauerstoff in Wasser umwandelt. Aus dem Auspuff kommt harmloser Wasserdampf. Das Auftanken soll nur fünf Minuten dauern. Dann verfügt das Gefährt über genügend Energie, um 480 Kilometer weit zu fahren – oder, um ein Einfamilienhaus eine Woche lang mit Strom zu versorgen. Knackpunkt ist für Toyota das Tankstellennetz, das man zunächst um Wasserstoff-Stationen erweitern müsste.

 

Ein Beitrag von:

  • Patrick Schroeder

    Patrick Schroeder arbeitete während seines Studiums der Kommunikationsforschung bei verschiedenen Tageszeitungen. 2012 machte er sich als Journalist selbstständig. Zu seinen Themen gehören Automatisierungstechnik, IT und Industrie 4.0.

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