Baubeginn Ende 2016 08.12.2015, 08:03 Uhr

Bau des Nicaraguakanals verzögert sich um ein Jahr

Verzögerung im Milliarden-Dollar-Projekt Nicaraguakanal: Die Bauarbeiten beginnen erst Ende 2016 – ursprünglich sollten sie in wenigen Wochen starten. Doch warum jetzt der Aufschub?

Der Panamakanal bekommt Konkurrenz: Ab 2019 soll der Nicaraguakanal den Betrieb aufnahmen, auf dem Schiffe mit einem Gewicht von 400.000 t fahren dürfen.

Der Panamakanal bekommt Konkurrenz: Ab 2019 soll der Nicaraguakanal den Betrieb aufnahmen, auf dem Schiffe mit einem Gewicht von 400.000 t fahren dürfen.

Foto: Alejandro Bolivar/dpa

Die Bauarbeiten für den neuen Nicaragua-Kanal beginnen erst Ende 2016, nicht wie geplant Anfang 2016. Das teilte Hongkong Nicaragua Development (HKND) jetzt mit. Die chinesische Betreibergesellschaft hat 2013 den Zuschlag für den 47 Milliarden € teuren Bau erhalten. 

Auf einer Länge von 278 km wird die HKND eine 30 m tiefe Rinne ausheben lassen, die von der Brito-Mündung an der pazifischen Seite Mittelamerikas über den Nicaraguasee bis zur Punta-Gorda-Mündung an der Karibik führt. Ab 2019 soll die Route, auf der Schiffe mit einem Gewicht von 400.000 t fahren dürfen, zur Konkurrenz für den weiter südlich gelegenen Panamakanal werden.

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Droht durch den Kanalbau eine Umweltkatastrophe?

Doch warum der Aufschub? Das liegt unter anderem an der hitzigen Umweltdebatte rund um das Projekt. Eine Studie der Gruppe Cocibolca – ein Zusammenschluss von Umweltschützern und Wissenschaftlern – kommt zu dem Schluss, dass der Kanalbau zu einer Umweltkatastrophe führen könnte. Weder HKND noch die Regierung um Präsident Daniel Ortega verfüge über die Fähigkeiten, ein solches Projekt durchzuführen.

Verantwortlich für den Bau ist die chinesische Betreibergesellschaft HKND. Sie verspricht, Umweltschäden zu reduzieren. Umweltschützer haben daran ihre Zweifel. 

Verantwortlich für den Bau ist die chinesische Betreibergesellschaft HKND. Sie verspricht, Umweltschäden zu reduzieren. Umweltschützer haben daran ihre Zweifel. 

Quelle: Mario Lopez/dpa

Das sieht die Regierung allerdings ganz anders und zieht einen Schlussstrich unter die Debatte: Die staatliche Kanalkommission hat vergangenen Donnerstag eine Umwelt- und Sozialstudie angenommen, die von positiven Auswirkungen für das Land spricht, und damit grünes Licht für die Bauvorbereitungen erteilt. Das Kuriose: HKND selbst hat die Studie in Auftrag gegeben.

HKND verspricht Umweltschäden zu reduzieren

Die HKND versucht, gegen die Befürchtungen der Umweltschützer anzureden: Man werde versuchen, die Umweltschäden beim Kanalbau so weit wie möglich zu reduzieren, kündigte HKND-Chefberater Bill Wild an. Mangrovenwälder, Feuchtgebiete und Palmwälder am Rande der Strecke sollen nicht zu sehr leiden.

Schiffe auf dem Panamakanal. Weiter nördlich soll es 2019 eine weitere Verbindung zwischen Atlantik und Pazifik geben: den Nicaraguakanal. 

Schiffe auf dem Panamakanal. Weiter nördlich soll es 2019 eine weitere Verbindung zwischen Atlantik und Pazifik geben: den Nicaraguakanal. 

Quelle: Alejandro Bolivar/dpa

Außerdem spricht Wild von einem ehrgeizigen Wiederaufforstungsprogramm, um Bodenerosionen zu verhindern. Man werde zudem darauf achten, die Sedimente im Nicaraguasee nicht aufzuwühlen und Schleusen so planen, dass es nicht zu einer Senkung des Wasserspiegels oder einer Versalzung komme. Das ist wichtig, denn der See ist das größte Süßwasserreservoir Zentralamerikas.

Indigene Familien müssen dem Kanalmonster weichen

Und was ist mit den Tausenden indigenen Familien, deren Heimat dem Kanalmonster weichen muss? Deren Anzahl ist gar nicht so hoch, behauptet HKND. Von 362 Familien in den indigenen Gebieten seien lediglich 25 Familien tatsächlich Indios, die übrigen Siedler. HKND geht davon aus, dass sich diese bereitwillig umsiedeln lassen – in Dörfer mit Elektrizität und einer moderneren Infrastruktur. Besitzen sie Land, sollen sie es gegen landwirtschaftliche Nutzfläche von hoher Qualität tauschen können, die HKND entlang des Kanals schaffen will. 

Ein Beitrag von:

  • Patrick Schroeder

    Patrick Schroeder arbeitete während seines Studiums der Kommunikationsforschung bei verschiedenen Tageszeitungen. 2012 machte er sich als Journalist selbstständig. Zu seinen Themen gehören Automatisierungstechnik, IT und Industrie 4.0.

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