Chemikalien 30.11.2012, 19:56 Uhr

Industrie kämpft um Bisphenol A (BPA)

Die Chemikalie Bisphenol A ist umstritten. Umweltschützer betonen immer wieder, die Substanz könne hormonell wirken. Immer mehr Staaten beschränken deshalb deren Anwendungsbereich. Die Chemieindustrie aber betont, alles sei sicher.

Bisphenol A Silo.

Bisphenol A Silo.

Foto: Bayer AG

Bisphenol A (BPA) ist für die Industrie unverzichtbar. Von dieser Substanz wurden 2010 weltweit rund 4,5 Mio. t hergestellt – Tendenz steigend. Zwei Drittel davon gehen in die Produktion von Polycarbonaten, 30 % in die von Epoxidharzen.

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„Abgesehen von technisch unvermeidbaren Spuren enthalten diese Endprodukte kein BPA“, sagt Jasmin Bird von PlasticsEurope, dem Verband der europäischen Kunststoffindustrie. Sie betont, Behörden wie das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), die EU-Lebensmittelbehörde Efsa und die US-amerikanische FDA hätten BPA-basierte Polymere für Konserven und Trinkgefäße zugelassen. Mit anderen Worten: Der Einsatz von BPA sei sicher.

Bisphenol A (BPA): Seit 2011 nicht mehr in Babyflaschen aus der EU enthalten

Dennoch: In der EU dürfen Babyflaschen seit Sommer 2011 kein BPA mehr enthalten. Einige EU-Staaten haben weitergehende Beschränkungen durchgesetzt oder planen solche. Lebensmittelverpackungen für Kinder unter drei Jahren dürfen in Dänemark seit Juli 2010 kein BPA enthalten. Belgien schließt sich dieser Regelung ab 2013 an. In Österreich müssen Schnuller und Beißringe seit Oktober 2011 BPA-frei sein. Schweden will im Sommer 2013 eventuell BPA aus Konserven für Kinder unter drei Jahre bannen.

In Frankreich wird über die strengste Regelung diskutiert. Das französische Parlament stimmte im Oktober 2011 für ein BPA-Verbot in Lebensmittelverpackungen ab 2014. Das Oberhaus des Parlaments, der Senat, verschob Anfang Oktober 2012 das Verbot auf Juli 2015, um der Wirtschaft mehr Zeit zu geben, sich umzustellen. Das Parlament wird das Gesetz wohl Ende November verabschieden.

Dabei greife die französische Lebensmittelbehörde Anses letztlich auf die gleichen Studien wie das BfR oder die Efsa zurück, betont Bird. Der Unterschied sei, „dass Anses kleineren Studien gegenüber großen robusten Studien mehr Gewicht verleiht“. Es geht dabei um die Frage, welche Studien für die Risikobewertung wirklich relevant sind.

Aussagekraft von Studien zu Bisphenol A (BPA) teilweise fragwürdig

Da sind einmal Forscher in Unis und Forschungsinstituten, die vor allem Neues erkunden wollen. Sie zeigen oftmals, dass sehr niedrige BPA-Dosen Herzkrankheiten, Hyperaktivität oder Krebs verursachen oder die Pubertät beschleunigen können.

„Solche Ergebnisse alarmieren natürlich“, weiß Bird. Sie seien aber oft wenig aussagekräftig, um die tägliche Belastung von Menschen zu bewerten. So setzen Forscher häufig zu wenige Tiere ein, andere injizieren BPA direkt in den Körper von Maus oder Ratte. Zudem könnten „viele der Ergebnisse solcher Studien nicht von anderen Laboratorien bestätigt werden“, so Bird: Es gebe keine durch Zweitlabore bestätigten Niedrigdosiseffekte durch BPA.

Und da sind Unternehmen, die Effekte ihrer Substanzen nach definierten Standards testen. Die Versuchsbedingungen dafür wurden in mehreren Laboratorien getestet. PlasticsEurope spricht von robusten Untersuchungen. Sie erlaubten es Behörden und Unternehmen, bei der Risikobewertung zu berücksichtigen, wie oft, wie lange und in welchen Mengen Mensch, Tier oder Umwelt einem Stoff ausgesetzt sind.

„Studien nach solchen Standards sind verlässlicher“, meint Bird. Behörden weltweit verlangten nicht ohne Grund solche Studien von der Industrie. Dass jetzt Anses ausschert und aufgrund möglicher Gefahren BPA beschränken will, hält Bird für bedenklich. „Macht das Schule, verändert das die Risikobewertung von Chemikalien etwa unter Reach.“

Robuste Studien müssen zeigen, ob Bisphenol A (BPA) bereits in niedrigen Dosen schädlich ist 

Doch was, wenn künftig robuste Studien zeigen, dass BPA in niedrigen Dosen wirkt? „Natürlich beschäftigen wir uns mit solchen Szenarien“, sagt Rüdiger Baunemann, Geschäftsführer von PlasticsEurope Deutschland. Es gebe zwar für fast alle Anwendungen Alternativen, doch mit den Ersatzmaterialien seien andere Nachteile verbunden. So sind viele der Polycarbonat- und Epoxidharzanwendungen im Bau-, Elektronik- und Automobilsektor derart optimiert, dass andere Kunststoffe und Harze nur zweite Wahl sind.

Weder für den Gesundheitsschutz noch für die Wirtschaftlichkeit und Planungssicherheit der Firmen sei es zudem sinnvoll, so Baunemann, „ohne ausreichende Begründung alle fünf Jahre einen Stoff durch einen anderen zu ersetzen, der nach ein paar Jahren eventuell auch wieder ersetzt werden muss.“

Ein Beitrag von:

  • Ralph H. Ahrens

    Chefredakteur des UmweltMagazins der VDI Fachmediengruppe. Der promovierte Chemiker arbeitete u.a. beim Freiburger Regionalradio. Er absolvierte eine Weiterbildung zum „Fachjournalisten für Umweltfragen“ und arbeitete bis 2019 freiberuflich für dieverse Printmedien, u.a. VDI nachrichten. Seine Themenschwerpunkte sind Chemikalien-, Industrie- und Klimapolitik auf deutscher, EU- und internationaler Ebene.

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