Tscheljabinsk-Meteorit erforscht 08.11.2013, 07:59 Uhr

Hell wie 30 Sonnen und brandgefährlich

Im Februar explodierte ein Komet 20 Kilometer über der russischen Stadt Tscheljabinsk. Forscher fanden jetzt heraus: Bei einem anderen Eintrittswinkel hätte das Energieäquivalent von 600 Kilotonnen TNT sie zerstören können. 

Glück hatten die Bewohner der Millionenstadt am Freitag, den 15. Februar dieses Jahres, als genau über ihrer Stadt in 20 Kilometer Höhe ein Meteorit explodierte. Die Explosionsenergie entsprach etwa 600 Kilotonnen TNT. Wäre der Gesteinsbrocken näher über der Erdoberfläche explodiert, wäre wohl nicht viel übrig geblieben von der russischen Metropole.

„Wäre der Anflugwinkel steiler gewesen, hätte es eine Katastrophe geben können, denn dann wäre der Meteorit näher am Boden explodiert“, sagt der Koordinator des im Januar 2012 gegründeten europäischen NEO-Shield-Projekts zur Abwehr gefährlicher Asteroiden, Alan Harris. Der Berliner Forscher hält es für möglich, dass Tscheljabinsk dann hätte zerstört werden können.

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Kraft von 30 Hiroshima-Atombomben freigesetzt

Die Energie, die die Explosion des gewöhnlichen Chondriten, das ist die häufigste Meteoritensorte, freisetzte, war gewaltig: Sie entsprach 600 Kilotonnen TNT. Das ist eine Wucht, die 30-mal größer ist als die der Atombombe, die 1945 die japanische Stadt Hiroshima zerstörte. Sie richtete vor allem deshalb so verheerende Schäden an, weil sie mit einer Höhe von 580 Metern recht dicht über dem Boden explodierte. Die Region Tscheljabinsk hatte also Glück, dass der Meteorit in so großer Höhe zerbrach. Immerhin hatte die Druckwelle aber immer noch genug Wucht, um 7000 Gebäude in der Region am Ural zu beschädigen. Zerplatzte Fensterscheiben verletzten etwa 1500 Menschen.

Bürger klagten über Blendung des Augenlichts

Es ist die große Reibungshitze, die solche großen Gesteine bei ihrem feurigen Ritt durch die Atmosphäre zur Explosion bringt. Der Tscheljabinsk-Meteorit wurde in mehreren Ereignissen zertrümmert. Er strahlte dabei so hell wie 30 Sonnen und jagte eine große Hitzewelle über die Region. „Zahlreiche Menschen klagten über Sonnenbrände im Gesicht und eine Blendung des Augenlichts“, sagt Olga Popova von der russischen Akademie der Wissenschaften in Moskau.

„Das Ereignis erinnert uns daran, welche Schäden solche Steine verursachen können – und da draußen treiben noch weitaus größere Brocken“, warnt der Astronom Jiri Borovicka von der tschechischen Sternwarte Ondrejov. „Mit dem Asteroiden 86039 nähert sich derzeit ein ähnlicher Stein wie der Meteorit von Tscheljabinsk der Erde.“ Aufgrund der Flugbahn und der Struktur vermutet der Astronom, dass beide Himmelskörper einmal Teil eines riesigen Brockens im All gewesen seien, der vor 1,2 Millionen Jahren auseinandergebrochen ist. Eine Gefahr durch 86039 bestehe aber nicht. „Er wird vermutlich im Frühjahr in sicherer Entfernung an der Erde vorbeifliegen.“

Asteroid war mindestens 4,45 Milliarden Jahre alt

Den Berechnungen der Wissenschaftler zufolge hatte der Meteorit von Tscheljabinsk einen Durchmesser von etwa 20 Metern und ein Gewicht von schätzungsweise 10 000 Tonnen. Mindestens 76 Prozent des Meteorits seien bei der Explosion verdampft. Das größte Bruchstück fiel in den örtlichen Tschebarkul-See. Dort bargen Taucher vor wenigen Wochen ein rund 650 Kilogramm schweres Fragment aus dem Wasser – eines der größten jemals geborgenen Meteoriten-Bruchstücke.

Die Forscher datieren das Alter des Tscheljabinsk-Asteroiden auf mindestens 4,45 Milliarden Jahre. Der gewöhnliche Chondrit ist somit ein steinerner Zeuge aus der Entstehungszeit unseres Sonnensystems und auch unseres blauen Planeten. Der 20-Meter-Trumm raste mit einer Geschwindigkeit von 19 Kilometern in der Sekunde durch die Erdatmosphäre. „Der Meteor, der über Tscheljabinsk explodierte, war ein Weckruf“, sagt Zhu Qing-Yin von der University of California in Davis. „Wenn die Menschheit nicht denselben Weg wie die Dinosaurier einschlagen will, müssen solche Ereignisse genau untersucht werden.“

Menschheit ist sich der Gefahren aus dem All nicht genügend bewusst

Der kanadische Forscher Peter Brown glaubt, dass sich die Menschheit der Gefahren aus dem Weltall weiterhin nicht genügend bewusst ist. Sogar die meisten Wissenschaftler seien sich nicht im Klaren darüber, welch große Schäden bereits ein solch „kleiner“ Stein wie der „Meteorit von Tscheljabinsk“ anrichten können, schreibt der Astronom von der University of Western Ontario in einem Beitrag für das Fachmagazin Nature. „Derzeit beobachten wir nur etwa 500 Objekte mit einem Durchmesser zwischen 10 und 20 Metern in Erdnähe“, sagt Brown. Daneben gebe es aber Tausende kleinerer Himmelskörper, die gefährlich werden könnten.

„Es werden Techniken zur Früherkennung dieser Objekte benötigt“, fordert Zhu Qing-Yin deshalb vehement. Er denkt an große Fernrohre, wie das Large Synoptic Survey Telescope (LSST), das derzeit auf dem 2 682 Meter hohen El-Peñón-Gipfel im nördlichen Chile errichtet wird und Anfang 2022 betriebsbereit sein soll. Das LSST soll vornehmlich schwache Gravitationslinsen vermessen, um die dunkle Energie und die dunkle Materie endlich aufzuspüren. Es kann aber auch erdnahe Asteroiden und Objekte aus dem Kuiper-Gürtel kartographieren.

Früherkennung verbessern, um handeln zu können

Alan Harris vom NEO-Shield-Projekt, welches von der EU mit vier Millionen Euro finanziert wird, sekundiert: „Bevor über Abwehrmaßnahmen der kleinen Objekte nachgedacht werden könne, müsste die Früherkennung verbessert werden.“ Wenn man die Gefahr einer Kollision eines Asteroiden mit der Erde rechtzeitig erkennt, kann man handeln: „Um ihre Umlaufbahn zu ändern und eine Kollision mit der Erde zu verhindern, muss man eine Kraft auf sie ausüben“, sagt Harris und fügt hinzu. „Und zwar rechtzeitig.“

Ein Beitrag von:

  • Detlef Stoller

    Detlef Stoller ist Diplom-Photoingenieur. Er ist Fachjournalist für Umweltfragen und schreibt für verschiedene Printmagazine, Online-Medien und TV-Formate.

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