Blaubeuren-Fund 16.07.2020, 15:38 Uhr

Meteorit: Garten-Fund entpuppt sich nach 30 Jahren als Sensation

1989 findet ein Mann im schwäbischen Blaubeuren einen merkwürdigen Stein im Garten. Jetzt erst fanden Forscher heraus: Es ist der größte je in Deutschland gefundene Meteorit.

"Blaubeuren" ist der größte je in Deutschland gefundene Meteorit, Foto: DLR/U. Köhler

"Blaubeuren" ist der größte je in Deutschland gefundene Meteorit,

Foto: DLR/U. Köhler

Diese Geschichte ist filmreif. 1989 stieß ein Mann im schwäbischen Blaubeuren auf einen merkwürdigen Gegenstand in seinem Garten. Erst jetzt, über 30 Jahre später, ist klar, was für eine ungeheure Entdeckung er gemacht hat.

Eigentlich hatte der Mann einen Kabelgraben auf seinem Grundstück ausheben wollen, als er mit dem Spaten auf einen harten Gegenstand stieß, der gut einen halben Meter tief in der Erde steckte: Ein Stein von der Größe eines Medizinballs, der dem Finder ungewöhnlich schwer vorkam und der unter der Schicht aus Erde und Dreck merkwürdig glitzerte, als wären da Metalleinschlüsse in der rauen Oberfläche. Der Mann hielt einen Magneten an den Brocken und stellte fest: Der Stein war in der Tat eisenhaltig.

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Meteorit „Blaubeuren“: Finder wollte ihn eigentlich wegwerfen

Ein seltsamer Stein, das schon – aber mehr dachte sich der Mann nicht dabei und ließ das Objekt Jahrzehnte lang im Garten liegen. Eigentlich hatte er den Fund schon 2015 wegwerfen wollen – er lag schon im Anhänger zur Entsorgung. Doch zum Glück überlegte er es sich anders und bewahrte den inzwischen teils verwitterten Stein trocken in einem Schrank im Keller auf.  Im Januar dann kam ihm ein Einfall: Was, wenn dieses Ding ein Meteorit ist? Er meldete sich beim Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Nach ersten Analysen stand die wissenschaftliche Sensation fest, wie das DLR jetzt mitteilte: Der 30 Kilogramm schwere Fund ist der größte Steinmeteorit, der jemals in Deutschland entdeckt wurde.

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„Es handelt sich um einen gewöhnlichen Chondriten des Typs H4-5“, erklärt Meteoritenexperte Dieter Heinlein vom DLR-Institut für Planetenforschung. er koordiniert die Nachforschungen und Untersuchungen des Steins, der jetzt den Namen „Blaubeuren“ trägt. „Das Fundstück hat eine Masse von 30,26 Kilogramm, was ihn als größten je in Deutschland gefundenen Steinmeteoriten ausweist“, so Heinlein. Die Dichte von „Blaubeuren“ beträgt 3,34 Gramm pro Kubikzentimeter, was wiederum von einem hohen Anteil an Eisen und Nickel herrührt.

30 Kilo wiegt der Brocken. Foto: Gabriele Heinlein

30 Kilo wiegt der Brocken.

Foto: Gabriele Heinlein

Der Finder schickte zunächst zahlreiche Fotos ans DLR und ein 23,4 Gramm schweres, abgeschlagenes Fragment des Steins. Fachmann Dieter Heinlein hielt das Stück nach einer ersten Ansicht für Eisenerz. Die Überraschung kam, als er das Fragment mit einer Diamantsäge aufschnitt. Im Innern entdeckte er eine Steinmeteorite typische Matrix aus Millimeter kleinen sogenannten Chondren. Das sind uralte millimeterkleine Silikatkügelchen, die bei der Entstehung unseres Sonnensystems vor 4,5 Milliarden Jahren entstanden. Sie sind die die Urbausteine aller Planeten. Zudem entdeckte der DLR-Experte typische Einschlüsse von Metallen. „Das war das Bruchstück eines Meteoriten, da war ich mir sofort ziemlich sicher“, so Heinlein.

Kein Werkzeug für „Blaubeuren“ im Labor

Im Februar übergab der Gartenbesitzer den Stein an das DLR für weitere Untersuchungen. In Absprache mit ihm schnitten die Wissenschaftler den Meteoriten an, um seine Einschlüsse näher untersuchen zu können. Eine durchaus herausfordernde Aufgabe, wie Dieter Heinlein sagt: „Einen so großen Brocken hatte ich natürlich noch nie im Labor.“ Für einen solch schweren Koloss gibt es dort schlicht kein passendes Werkzeug.

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Das DLR fand eine pragmatische Lösung und wandte sich an die Werkstatt des Bildhauermeisters Peter Fraefel in Mindelheim. Dort sägte man nach intensiven Planungen und Vorbesprechungen ein 576 Gramm schweres Eckstück des Meteoriten ab, aus der die Wissenschaftler wiederum mit der Diamantsäge Scheiben herausschnitten.

So sehen die Proben unter dem Polarisationsmikroskop aus. Foto: Addi Bischoff

So sehen die Proben unter dem Polarisationsmikroskop aus.

Foto: Addi Bischoff

In drei Laboren wurden die Proben der anschließend chemisch und mineralogisch analysiert. Am Naturhistorischen Museum in Bern bestimmte Meteoritenforscher Beda Hofmann mithilfe eines Röntgenfluoreszenzspektrometer die Konzentrationen an Barium- und Strontiumisotopen. Er fand heraus, dass der Stein nach seinem Fall im schwäbischen Juraboden verwitterte und tatsächlich dort gefunden wurde, wo er einst auch eingeschlagen war.

Meteorit „Blaubeuren“ kam wahrscheinlich vor Jahrhunderten zur Erde

Im Felsenkellerlabor der VKTA (Strahlenschutz, Analytik & Entsorgung Rossendorf e. V. ) erforschte derweil ein Team unter Detlev Degering, wann der Meteorit auf die Erde gekommen sein könnte. Dem Verwitterungszustand nach zu urteilen, ist das vor mehreren Jahrhunderten passiert. Ein klares Ergebnis steht allerdings noch aus.

Forscher machen überraschende Entdeckung auf dem Mond

Eine dritte Probe ging vom DLR aus ans Institut für Planetologie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU). Unter dem Durchlicht-Polarisationsmikroskop untersuchten die Forscher, wie der Stein einst im All entstanden war. Ihren Ergebnissen zufolge ist „Blaubeuren“ eine so genannte Brekzie, also ein Stein, der aus einzelnen Bruchstücken gewissermaßen zusammengebacken wurde. Das beißt: Der Meteorit hat in der Vergangenheit mindestens einmal eine heftige Kollision mitgemacht. „Das sehen wir bei H4- und H5-Chondriten häufig“, so Addi Bischoff von der WWU.

Sogenannte Gewöhnliche Chondrite sind die häufigste Art von Chondriten, die wiederum die häufigsten Meteoriten sind. Im Innern enthalten sie kugelförmige Silikat-Einschlüsse von Mineralen. Diese sogenannten Chondren bestehen meist aus den Mineralen Olivin oder Pyroxen.

Die Chondren sind uralte Bausteine von Planeten, die früh aus dem solaren Urnebel kondensiert sind.

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Der Buchstabe H in der Klassenbezeichnung bezeichnet den hohen Metallgehalt (High Metal), die Zahl die Art der Entwicklung des Gesteins: So sind H1-Chrondriten zum Beispiel kaum höheren Temperaturen ausgesetzt gewesen und entsprechend weitestgehend unverändert, während die höherklassigen Meteoriten im Laufe ihrer Existenz teils stark erhitzt wurden, wodurch sich ihre kristalline Zusammensetzung verändert hat. Sie stammen oft aus tieferen Schichten von Asteroiden.

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Nur mit Spezialwerkzeug konnte der Meteorit Blaubeuren angeschnitten werden. Foto: Gabriele Heinlein

Nur mit Spezialwerkzeug konnte der Meteorit Blaubeuren angeschnitten werden.

Foto: Gabriele Heinlein

„Blaubeuren“ – der Schwabe, der vom Himmel fiel

Nach diesen Untersuchungen wurde ‚Blaubeuren‘ am 16. Juni 2020 von Kerstin Klemm von der WWU beim Nomenklaturkomitee der Meteoritical Society in den USA eingereicht: Jetzt ist der Stein offiziell als Meteorit anerkannt.

Meteoriten sind für die Erforschung der frühen Entwicklung  unseres Sonnensystems überaus hilfreich. Die meisten von ihnen stammen aus dem Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter und wurden irgendwann aus ihrer Bahn geworfen, etwa durch eine Kollision. „Blaubeuren“ bleibt nach seiner langen Reise durchs All und durch drei Speziallabore jetzt vorerst noch bei seinem Finder. Der möchte den größten Steinmeteorit Deutschlands aber mittelfristig in ein Museum geben. Einen Spitznamen hat „Blabeuren“ auch schon: „Der Schwabe, der vom Himmel fiel“, nennt man ihm beim DLR jetzt liebevoll.

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Ein Beitrag von:

  • Peter Sieben

    Peter Sieben schreibt über Forschung, Politik und Karrierethemen. Nach einem Volontariat bei der Funke Mediengruppe war er mehrere Jahre als Redakteur und Politik-Reporter in verschiedenen Ressorts von Tageszeitungen und Online-Medien unterwegs.

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