Schmutzige Kohlekraftwerke 04.01.2016, 11:52 Uhr

So lässt sich der Ausstoß von Quecksilber ganz einfach reduzieren

Deutschlands Kohlekraftwerke sind nicht nur Klimasünder, sondern auch Giftschleudern. 7 t giftiges Quecksilber blasen die Kohlekraftwerke jährlich in die Luft. Würden US-Grenzwerte für Quecksilber gelten, müssten die meisten vom Netz. Dabei gibt es ein in Deutschland entwickeltes Verfahren, das den Ausstoß drastisch senkt. Hier lesen Sie, wie es funktioniert.

Vor allem Braukohlekraftwerke  wie das Kraftwerk Frimmersdorf am Niederrhein emittieren jährlich 7 t Quecksilber. In den USA müssten die deutschen Kohlekraftwerke bis auf wenige Ausnahmen stillgelegt werden.

Vor allem Braukohlekraftwerke  wie das Kraftwerk Frimmersdorf am Niederrhein emittieren jährlich 7 t Quecksilber. In den USA müssten die deutschen Kohlekraftwerke bis auf wenige Ausnahmen stillgelegt werden.

Foto: Oliver Berg/dpa

Seit Jahren ist bekannt, dass deutsche Kohlekraftwerke pro Jahr rund 7 t Quecksilber in die Atmosphäre blasen. Das ist auch das Ergebnis einer Studie des Instituts für Ökologie und Politik in Hamburg im Auftrag der Grünen-Bundestagsfraktion, das gerade viel Aufsehen erregt. Quecksilber ist ein Nervengift, das Lähmungen und Psychosen auslöst.

Die hohen Emissionen – weltweit sind es 2600 t pro Jahr, zwei Drittel davon aus Kohlekraftwerken – müssten nicht sein. Schon im Jahr 2000 präsentierte Bernhard W. Vosteen, zu dieser Zeit Ingenieur bei Currenta, einem Tochterunternehmen von Bayer und Lanxess, ein Verfahren, mit denen sich der Quecksilbergehalt im Abgas von Kohlekraftwerken drastisch reduzieren lässt.

Vosteen gründete ein eigenes Beratungsunternehmen, um die Technik weltweit zu vermarkten. In den USA hatte er Erfolg. Dort liegen die Grenzwerte für Kohlekraftwerke teilweise deutlich unter denen in Deutschland oder anderen Ländern, die Kohle verstromen, etwa Indien und China.

Die Rauchgasreinigung schafft auch Quecksilber

Das in der Kohle enthaltene Quecksilber wird im Verbrennungsraum zunächst in reiner Form frei. Je nachdem, wie viel Chlor im Brennstoff steckt, entsteht im Abgas mehr oder weniger Quecksilberchlorid, das bei der Rauchgasreinigung zurückgehalten wird. Es findet sich beispielsweise im Gips wieder, der bei der Entschwefelung entsteht, oder im Staub.

Stellenangebote im Bereich Energie & Umwelt

Energie & Umwelt Jobs
MAX-DELBRÜCK-CENTRUM FÜR MOLEKULARE MEDIZIN-Firmenlogo
Ingenieur*in (Gebäude- u. Energietechnik) für das Helmholtz Kompetenznetzwerk Klimagerecht Bauen MAX-DELBRÜCK-CENTRUM FÜR MOLEKULARE MEDIZIN
Technische Werke Emmerich am Rhein GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur*in Kanalplanung / -bau Technische Werke Emmerich am Rhein GmbH
Emmerich am Rhein Zum Job 
Kreis Coesfeld-Firmenlogo
Ingenieurin/Ingenieur (m/w/d) im Bereich betrieblicher Umweltschutz Kreis Coesfeld
Coesfeld Zum Job 
Landkreis Grafschaft Bentheim-Firmenlogo
Ingenieur*in in den Bereichen Landschaftsplanung und Naturschutz Landkreis Grafschaft Bentheim
Nordhorn Zum Job 
Landkreis Grafschaft Bentheim-Firmenlogo
Projektingenieur*in für die Bearbeitung des HORIZON Förderprojektes "SpongeWorks" Landkreis Grafschaft Bentheim
Nordhorn Zum Job 
NORDEX GROUP-Firmenlogo
BOP (Balance of Plant) Electrical Engineer (m/w/d) NORDEX GROUP
Hamburg Zum Job 
Westfalen Weser Netz GmbH-Firmenlogo
Leitung Gastechnik (m/w/d) Westfalen Weser Netz GmbH
Herford, Paderborn, Bad Oeynhausen Zum Job 
Westfalen Weser Netz GmbH-Firmenlogo
Leitung Netzzugang (m/w/d) Westfalen Weser Netz GmbH
Paderborn Zum Job 
Westfalen Weser Netz GmbH-Firmenlogo
Leitung Netzentwicklung (m/w/d) Westfalen Weser Netz GmbH
Herford, Paderborn, Bad Oeynhausen Zum Job 
GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung GmbH-Firmenlogo
Bauingenieur*in/ Architekt*in in (FH/TU) (m/w/d) GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung GmbH
Darmstadt Zum Job 
Bundesagentur für Arbeit-Firmenlogo
Ingenieur/-in (w/m/d) Technische/-r Berater/-in in der Agentur für Arbeit Nürnberg Bundesagentur für Arbeit
Bamberg, Bayreuth Zum Job 
Hochschule Reutlingen-Firmenlogo
Akademische:r Mitarbeiter:in "Wärmewende" (m/w/x) Hochschule Reutlingen
Reutlingen Zum Job 
IPH Institut "Prüffeld für elektrische Hochleistungstechnik" GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Elektrotechnik LV (m/w/d) IPH Institut "Prüffeld für elektrische Hochleistungstechnik" GmbH
Berlin-Marzahn Zum Job 
Freie Universität Berlin-Firmenlogo
Ingenieur*in (m/w/d) für Gebäude- und Energietechnik als Gruppenleitung Freie Universität Berlin
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Servicetechniker (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
München Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Techniker in der Tunnelüberwachung und Verkehrssteuerung (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
München Zum Job 
Ostbayerische Technische Hochschule Amberg-Weiden (OTH)-Firmenlogo
Professur (m/w/d) der BesGr. W 2 für das Lehrgebiet Solar Energy and Building Automation Ostbayerische Technische Hochschule Amberg-Weiden (OTH)
Freie Universität Berlin-Firmenlogo
Referatsleiter*in (m/w/d) für die Betriebstechnik und die bauliche Unterhaltung (Ingenieur*in für Aufgaben des technischen Betriebes) Freie Universität Berlin
BG ETEM-Firmenlogo
Aufsichtsperson gemäß des § 18 SGB VII (m/w/d) für ein Aufsichtsgebiet in der Region Dinkelsbühl, Aalen, Schwäbisch-Hall in den Branchenkompetenzen Elektrotechnische Industrie und Feinmechanik BG ETEM
Nürnberg Zum Job 
Hochschule Esslingen - University of Applied Sciences-Firmenlogo
Professor:in (W2) für das Lehrgebiet "Automatisierungssysteme in Gebäude-, Energie- und Umwelttechnik" Hochschule Esslingen - University of Applied Sciences
Esslingen am Neckar Zum Job 

Ein Teil des Quecksilbers entweicht jedoch in reiner Form und belastet die Atmosphäre. Weil das flüchtige Metall oft zwölf Monate in der Atmosphäre verbleibt verteilt es sich weiträumig. Emissionen in fernen Ländern können so auch zu Immissionen in Deutschland werden.

Der Strompreis würde kaum steigen

Vosteen erkannte, dass Brom weitaus effektiver mit Quecksilber reagiert. Es entsteht Quecksilberbromid, das ebenso wie Quecksilberchlorid in der Abgasreinigung eingefangen wird. Sein Vorschlag, den Brennstoff vor dem Einblasen in den Kessel mit einer Bromlösung zu besprühen, hat vor allem in den USA Wirkung gezeigt, zumal die Kosten gering sind.

Das Trianel Steinkohlekraftwerk in Lünen stößt praktisch kein Quecksilber aus und ist damit eines der saubersten Kohlekraftwerke in Deutschland. Der Stadtwerkeverbund hat 1,4 Milliarden € in das 750-Megawatt-Kraftwerk investiert, das rund 1,6 Millionen Haushalte mit Strom versorgt.

Das Trianel Steinkohlekraftwerk in Lünen stößt praktisch kein Quecksilber aus und ist damit eines der saubersten Kohlekraftwerke in Deutschland. Der Stadtwerkeverbund hat 1,4 Milliarden € in das 750-Megawatt-Kraftwerk investiert, das rund 1,6 Millionen Haushalte mit Strom versorgt.

Quelle: Trianel

Der Strompreis müsste um weit weniger als einen Zehntel Cent pro Kilowattstunde angehoben werden. Bei Braunkohlekraftwerken dürfte es etwas teurer werden. Mehrere Unternehmen, darunter der französische Kraftwerksbauer Alstom und sein deutsches Pendant Steag, setzen diese Technik ein. Alternativ könnte auch Aktivkohle ins Rauchgas eingeblasen werden, die die Quecksilberatome einfängt und nicht mehr loslässt.

Auch in Deutschland wird das Verfahren schon genutzt

Die Technik könnte auch bei der Klärschlamm- und Müllverbrennung eingesetzt werden, ebenso in Holzkraftwerken, die ebenfalls Quecksilber emittieren. In Deutschland wird das Bromverfahren bereits seit zehn Jahren genutzt, so in zwei Sondermüllverbrennungsanlagen in Dormagen und Krefeld und in zwei Klärschlammverbrennungsanlagen in Bottrop und Karlsruhe. Die Abscheiderate beträgt 99,99 %.

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks versprach laut dpa, die Grenzwerte für Kohlekraftwerke kontinuierlich zu senken. Einige Anlagen unterschreiten schon heute die aktuellen Grenzwerte, etwa das Steinkohlekraftwerk Lünen des Stadtwerkeverbundes Trianel.

Hoffnung macht auch eine Entdeckung australischer Forscher, die Quecksilber, das schon in die Umwelt gelangt ist, mit einem „Schwamm“ aus Schwefel und Abfällen der Saftindustrie wieder aufsaugen wollen.

Ein Beitrag von:

  • Wolfgang Kempkens

    Wolfgang Kempkens studierte an der RWTH Aachen Elektrotechnik und schloss mit dem Diplom ab. Er arbeitete bei einer Tageszeitung und einem Magazin, ehe er sich als freier Journalist etablierte. Er beschäftigt sich vor allem mit Umwelt-, Energie- und Technikthemen.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.