Rekordverdächtig: Deutschland plant riesige Batteriegroßspeicher
Es tut sich etwas in Sachen Batteriegroßspeicher in Deutschland: Wir stellen Ihnen drei rekordverdächtige Projekte vor. In Niedersachsen, der Oberlausitz und Sachsen-Anhalt entstehen in den nächsten Jahren riesige Stromspeicher für die Energiewende.
Das Projektentwicklungsunternehmen Kyon Energy hat die die behördliche Genehmigung für ein Batteriegroßspeicherprojekt in Alfeld (Leine), Niedersachsen, erhalten. Das Vorhaben soll eine Speicherleistung von 137,5 Megawatt und eine Speicherkapazität von 275 Megawattstunden aufbringe. Damit wird es das größte genehmigte Speicherprojekt in ganz Europa sein, so das Unternehmen. In Sachsen-Anhalt entsteht jedoch ab nächstem Jahr ein Batteriespeicherwerk aus sechs Speicherblöcken, die zusammen noch größer sein werden. Und in der Oberlausitz soll ebenfalls Großes entstehen, am Ende soll dort Energie für zwei bis drei Millionen Haushalte bereitgestellt werden.
Batteriegroßspeicher als Schlüsseltechnologie der Energiewende
Um die fluktuierenden Strommengen aus Wind- und Solarenergie effektiv zu stabilisieren, ist eine wesentlich flexiblere Anpassungsfähigkeit des Stromnetzes an die schwankende Produktion erneuerbarer Energien von entscheidender Bedeutung. Dies erfordert die Integration verschiedener Arten von Energiespeichersystemen als festen Bestandteil des Netzwerks, wobei Batteriegroßspeicher eine besonders vielversprechende Lösung darstellen.
Batteriegroßspeicher zeichnen sich durch ihre hohe Effizienz, die über 90 Prozent beträgt, sowie ihre extrem schnelle Reaktionsfähigkeit aus, da sie die volle Leistung innerhalb von Sekundenbruchteilen bereitstellen können. Diese Eigenschaften machen sie zu idealen Kandidaten, um kurzfristige Schwankungen im Stromnetz auszugleichen.
Laut einer Studie des Fraunhofer ISE ist es unvermeidlich, die Batteriespeicherkapazität in Deutschland bis 2030 auf 83 Gigawattstunden zu erhöhen, was fast dem 200-fachen der aktuellen Kapazität entspricht. Dieser massive Ausbau ist notwendig, um das Netz auf die Integration einer großen Anzahl volatiler Energieerzeugungsanlagen vorzubereiten, wenn Deutschland bis 2030 das ehrgeizige Ziel erreichen möchte, mindestens 65 Prozent seiner Energie aus erneuerbaren Quellen zu beziehen.
Alfeld Meilenstein für die Flexibilisierung des Stromnetzes
Nach einer Pressemitteilung von Kyon Energy ist das Speicherprojekt in Alfeld ein Meilenstein für die Flexibilisierung des deutschen Strommarktes. Wie bereits geschrieben, sind solche Batteriegroßspeicher in der Lage, das Stromnetz zu stabilisieren und die Energieinfrastruktur zu stärken. Laut Kyon reicht die Kapazität des Projekts in Niedersachen dafür aus, eine Million Haushalte für eine Stunde mit Strom zu versorgen.
„Für den Erfolg der Energiewende in Deutschland ist es essenziell, die Speicherkapazitäten massiv auszubauen. Batteriespeicher sind unverzichtbar für die Integration erneuerbarer Energien in unsere Stromnetze und die Versorgungssicherheit in Deutschland. Die Genehmigung des Projekts in Alfeld ist ein entscheidender Schritt in Richtung einer nachhaltigen und unabhängigen Energiezukunft“, sagt Florian Antwerpen, Geschäftsführer von Kyon Energy.
Bereits über 120 Megawatt in Betrieb genommen
Laut Pressemitteilung hat Kyon Energy in den vergangenen beiden Jahren Speicherprojekte mit einer Leistung von über 120 Megawatt in Betrieb genommen. Genehmigungen für ein weiteres halbes Gigawatt liegen bereits vor. Damit wird das Unternehmen nach eigenen Angaben etwa die Hälfte des derzeitigen Speichermarktes in Deutschland zubauen. Diese liegt derzeit bei rund 1,17 Gigawatt.
Aktuell werden lediglich etwa 15 Prozent der gesamten Speicherkapazität in Deutschland von zentralen Batteriespeichern abgedeckt, einschließlich der sogenannten „Netzbooster“. Allerdings sind derzeit rund 80 Prozent der Stromspeicher in Deutschland dezentral organisiert und gehören meist Privatpersonen mit Photovoltaikanlagen.
Weitere Batteriegroßspeicher geplant
Kyon Energy ist nicht das einzige Unternehmen, das derzeit riesige Batteriegroßspeicher plant. Im Sommer hatte der Energieversorger LEAG gemeinsam mit dem US-amerikanischen Batteriehersteller ESS angekündigt, in der Oberlausitz einen Batteriespeicher mit 50 Megawatt zu bauen. Der Speicher soll im Jahr 2027 an den Start gehen. Die Pläne sehen vor, die Batteriekapazität und den Energiepark in noch in beträchtlichem Maße zu erweitern. Letztendlich ist das Ziel, dass der Energiepark in der Lage sein wird, kontinuierlich erneuerbare Energie für zwei bis drei Millionen Einfamilienhäuser bereitzustellen.
In Sachsen-Anhalt soll es ebenfalls in Sachen Batteriegroßspeicher losgehen. In Förderstedt im Salzlandkreis sollen sechs Speicherblöcke mit jeweils 50 Megawatt Leistung und 100 Megawattstunden Speicherkapazität entstehen. Rechnet man diese Werte zusammen, wird das Batteriespeicherwerk noch größer werden als das in Niedersachsen. Gebaut wird der Speicher vom deutsch-norwegischen Unternehmen Eco Stor zusammen mit Finanzierungspartner. Insgesamt sollen rund 250 Millionen Euro investiert werden. Der Baustart ist für 2024 geplant.
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