Neues von der Bau 2019 22.01.2019, 07:00 Uhr

Dach als Luftfilter: Katalytischer Dachziegel zersetzt Stickoxide

In Großstädten sind anwachsende Stickoxid-Emissionen ein Gesundheitsproblem. Als Hauptverursacher sind u.a. Dieselfahrzeuge ausgemacht. In einigen Städten drohen deshalb Fahrverbote für ältere Fahrzeuge. Doch nun hat die Erlus AG einen titanbeschichteten Dachziegel vorgestellt, der Stickoxid aktiv entfernen soll.

Blick über die Dächer von München

In Großstädten wie München könnten Dächer sukzessive mit Dachziegeln eingedeckt werden, die mit Titandioxid beschichtet sind.

Foto: Panthermedia.net/uhg1234

Die Erlus AG hat auf der kürzlich zu Ende gegangenen BAU 2019 (14. bis 19. Januar) in München ein Verfahren zur Stickoxidreduzierung vorgestellt. Es könnte dazu beitragen, Stickoxide in Ballungsräumen wie etwa Großstädten abzubauen. Stickoxide beeinträchtigen die Lebensqualität und die Gesundheit von vielen Menschen, die in Städten leben. Der gesetzliche Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter wird in vielen deutschen (Groß-)Städten deutlich und oft überschritten, weshalb Gerichte Fahrverbote in deutschen Innenstädten ausgesprochen haben.

Das Verfahren namens „Erlus Lotus Air“ versieht Tondachziegel mit einer Titandioxidschicht. Titandioxid steckt bereits in vielen Alltagsdingen. Unter anderem hellt der Stoff Zahnpasta, Sonnencreme oder Kaugummi auf. Als Zusatzstoff E171 ist er auch in manchen Lebensmitteln zu finden. Und selbst in Kosmetikprodukten kommt Titandioxid vor. Dort trägt es die Bezeichnung CI 77891. Am häufigsten findet sich Titandioxid jedoch in Farben, Lacken und anderen Anstrichen.

Top Stellenangebote

Zur Jobbörse
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Planungsingenieur (w/m/d) Straßenbau Die Autobahn GmbH des Bundes
ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH-Firmenlogo
Softwareentwickler und Softwaretester im Bereich virtuelle Simulation (gn) ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH
Fürstenfeldbruck Zum Job 
Max-Planck-Institut für Kernphysik-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) als Leitung der Betriebstechnik Max-Planck-Institut für Kernphysik
Heidelberg Zum Job 
ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH-Firmenlogo
Senior Softwareentwickler Missionsautomatisierung für FCAS (gn) ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH
Berlin, Fürstenfeldbruck, Koblenz Zum Job 
ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH-Firmenlogo
Expert Systems Engineering Drohnenabwehr (gn) ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH
Fürstenfeldbruck Zum Job 
Kölner Verkehrs-Betriebe AG-Firmenlogo
Ingenieur*in Betriebsleiterbüro (m/w/d) Kölner Verkehrs-Betriebe AG
Schwermetall Halbzeugwerk GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Automatisierungstechniker (m/w/d) Schwermetall Halbzeugwerk GmbH & Co. KG
Stolberg Zum Job 
GDMcom-Firmenlogo
Teamleiter Automation (m/w/d) GDMcom
Leipzig Zum Job 
STC Germany GmbH-Firmenlogo
Ingenieur/Techniker vorzugsweise für Hochfrequenztechnik (m/w/d) STC Germany GmbH
Frontenhausen Zum Job 
GDMcom-Firmenlogo
Sachbearbeiter für Verwaltung von Liegenschaften und Dienstbarkeiten (w/m/d) GDMcom
Leipzig Zum Job 
GDMcom GmbH-Firmenlogo
Systemingenieur für Informations- und Telekommunikationstechnik (m/w/d) GDMcom GmbH
Leipzig Zum Job 
Griesemann Gruppe-Firmenlogo
(Lead) Ingenieur EMSR-Technik (m/w/d) Griesemann Gruppe
Wesseling Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur Straßenplanung (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Kempten Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur für Bauvorbereitung und -leitung (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Kempten Zum Job 
Zink Ingenieure GmbH-Firmenlogo
Landschaftsarchitekt / Ingenieur (m/w/d) Zink Ingenieure GmbH
Lauf, Offenburg, Teningen Zum Job 
Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörperphysik IAF-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) - CVD-Diamant-Technologie Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörperphysik IAF
Freiburg im Breisgau Zum Job 
IMS Messsysteme GmbH-Firmenlogo
Elektrotechnikingenieur/-techniker (m/w/i) für die Prüfung von Messsystemen IMS Messsysteme GmbH
Heiligenhaus Zum Job 
Mehler Vario System GmbH-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) Bereich Entwicklung neue Systeme Mehler Vario System GmbH
Die Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Südbayern-Firmenlogo
Bauingenieur als Projektleiter Bau und Erhaltung (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Südbayern
Kempten Zum Job 
ONEJOON GmbH-Firmenlogo
Techniker / Ingenieur (m/w/d) für unser Test Center im Bereich Anlagenbau / Thermoprozesstechnik ONEJOON GmbH
Bovenden Zum Job 

Titandioxid ist photokatalytisch aktiv

Eine weitere Eigenschaft macht den Stoff auch für die Luftreinhaltung attraktiv: Titandioxid ist photokatalytisch aktiv und kann so (selbst-)reinigend wirken. Die photokatalytische Selbstreinigung bezeichnet die Eigenschaft von Materialien, die mit Photokatalysatoren wie Titandioxid beschichtet wurden. Mithilfe des Sonnenlichts können sie chemische Verbindungen wie Stickoxid katalytisch abbauen.

Im Rahmen des BMBF-geförderten Projekts „PureBau – Untersuchung von Werkstoffsystemen für photokatalytisch hocheffiziente Baustoffe“ hat das Fraunhofer-Institut für Schicht- und Oberflächentechnik (IST) in Braunschweig Dachziegel getestet, die mittels Erlus Lotus Air beschichtet wurden.

Stickoxid-Abbauwerte der Dachziegel praxistauglich

Die erreichten Werte für die sogenannte Depositionsgeschwindigkeit liegen demnach bei etwa 1,1 Zentimeter pro Sekunde. Die Depositionsgeschwindigkeit ist die Geschwindigkeit, mit der Gase auf Oberflächen abgesetzt werden. Die ermittelten Stickoxid-Abbauwerte der beschichteten Dachziegel liegen nach Aussage des Unternehmens etwa viermal so hoch, wie sie für einen sinnvollen Praxiseinsatz nötig wären.

Die mit Titandioxid beschichteten Dachziegel seien damit eine weitere marktfähige Baustofflösung für die Stickstoffreduzierung in belasteten Städten, so Erlus. Zwar gebe es schon heute viele Ansätze, um die Feinstaub- und Stickoxidbelastung zu senken. Die meisten Ansätze, zum Beispiel die Elektromobilität, würden aber erst langfristig wirken, teilweise erst in 20 bis 30 Jahren, meint Peter Hoffmann, Vorstand der Erlus AG. Derzeit bleiben betroffenen Städten nur Fahrverbote als Lösung. Diese stoßen jedoch auf erhebliche Widerstände.

Photokatalytisch aktive Baustoffe als Alternative zu Fahrverboten?

Dabei gebe es bereits Alternativen zu den Fahrverboten: Städte besitzen durch die dichte Bebauung eine sehr große Oberfläche aus Baustoffen. Diese könnten effektiv genutzt werden. So könnten Baustoffe, die mit Titandioxid beschichtet wurden, bei Sonnenlicht Stickoxid in der Luft aktiv abbauen. „Solche Baustoffe können einen nachhaltigen und kostengünstigen Beitrag zur Stickoxidreduzierung leisten – ohne dass es dadurch im Stadtbild zu Änderungen kommen muss“, sagt Hoffmann.

Neben Dachziegeln kommen unterschiedliche Baustoffe in Frage, zum Beispiel Betonflächen, Pflastersteine, Fahrbahndecken, Farben oder Fliesen. Zudem können Solarmodule oder Fensterscheiben mittels Erlus Lotus Air mit Titandioxid beschichtet werden. In Deutschlands Städten werden alljährlich große Dachflächen mit Steildächern neu eingedeckt oder bestehende Dächer saniert. Würden künftig auch nur Teile dieser Flächen mit photokatalytisch aktiven Oberflächen ausgestattet, könnte das die Luft in den Städten nachhaltig verbessern, so das Unternehmen.

Ausschreibungen könnten entsprechende Baustoffe fördern

Dieses Szenario sei keine Zukunftsmusik. Denn durch gezielte Ausschreibungsvorgaben für den Bau oder die Sanierung öffentlicher Gebäude könnten die Städte den Einsatz photokatalytisch aktiver Baustoffe schon heute nachhaltig fördern, so Hoffmann. Das Verfahren könne außerdem dazu beitragen, unpopuläre Fahrverbote für Dieselautos zu vermeiden.

 

Mehr zu „Stickoxiden“:

Ein Beitrag von:

  • Thomas Kresser

    Thomas Kresser ist Biologe und ausgebildeter Journalist. Er arbeitet unter anderem für das VDI Technologiezentrum, das Medizinportal NetDoktor, die Ärzteplattform Esanum und die Bauer Media Group. Thomas Kresser war Chefredakteur/stellv. Chefredakteur von DocCheck, Lifeline, Medscape und Onmeda. Er ist Gründer und Gesellschafter von ContentQualitäten. Seine Schwerpunkte: Biowissenschaften, Medizin, Nachhaltigkeit, Klimaschutz, Digital Health

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.