Sonnenuhr 26.06.2023, 15:00 Uhr

Stonehenge der Niederlande: Was steckt hinter dem sensationellen Fund?

In der Nähe von Utrecht haben Archäologen eine historische religiöse Stätte entdeckt. Einer der gefundenen Grabhügel diente als Sonnenkalender.

Stonehenge

Schatz der Vergangenheit: Archäologen entdecken Stonehenge-ähnliches Heiligtum in Niederlanden. (Symbolbild)

Foto: PantherMedia / TheWalker

In der Gemeinde Tiel, etwa 50 Kilometer südöstlich von Utrecht, haben Archäologen auf einem Industriegelände eine religiöse Grabstätte entdeckt. Dieser bemerkenswerte Fund wird in den Medien bereits als das „Stonehenge der Niederlande“ bezeichnet. Allerdings war es aus Holz, was die Spurensuche erschwert hat, da das gesamte Holz mittlerweile verrottet ist.

Die Gemeinde Tiel ist positiv überrascht über die Aufmerksamkeit, die lokale, regionale, nationale und internationale Presse der Entdeckung eines 4.000 Jahre alten Heiligtums mit Sonnenkalender in Tiel-Medel gewidmet hat.

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Sonnenkalender und Opfergaben

Zum Gesamtensemble gehörten drei Erdgrabhügel, in denen Bestattungen stattfanden. Der größte Hügel hatte einen Durchmesser von 20 Metern und diente als eine Art Sonnenkalender. Um ihn herum verlief ein flacher Graben mit verschiedenen Durchgängen. An ausgewählten Tagen schien die Sonne direkt durch diese Durchgänge auf den Hügel. Besonders bedeutsam waren der 21. Juni, die Sommersonnenwende (längster Tag), und der 21. Dezember, die Wintersonnenwende (kürzester Tag). An den Stellen, an denen das Sonnenlicht direkt durch die Öffnungen fiel, wurden auch Opfergaben von den Archäologen entdeckt. Diese beinhalteten Tierknochen, menschliche Schädel und wertvolle Gegenstände wie eine bronzierte Speerspitze.

Kein Zugang für die Öffentlichkeit

Die Entdeckung hat bei den Bewohnern von Tiel und anderen Interessierten Reaktionen hervorgerufen. Eine der Fragen, die aufkam, ist, warum der Ort nicht für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Leider sei es den Behörden zufolge nicht möglich.

Ilse Schuuring, städtische Archäologin, kommentierte: „Archäologen haben in den letzten 6 Jahren geforscht. Im Jahr 2017 und einem Teil von 2018 fanden Ausgrabungen auf dem Gelände des Gewerbegebiets Medel statt. Die Archäologen haben Spuren dokumentiert und Funde geborgen, alles fotografiert, gezeichnet, sorgfältig untersucht und durchgesiebt. Die Funde wurden gemäß den gesetzlichen Bestimmungen in die Depots überführt. Alles, was sich auf dem Gelände befand, ist verschwunden. Danach haben Archäologen Jahre damit verbracht, durch die Studie aller zusammengetragenen Daten das Heiligtum mit Sonnenkalender zu entdecken. Es handelt sich um eine fortschrittliche Forschung, an der Archäologen, andere Fachleute und Universitäten aus der ganzen Welt beteiligt waren.“

Die gegenwärtige Situation auf dem Gelände zeigt keine sichtbaren Überreste mehr. Früher befanden sich das Heiligtum und die zahlreichen Fundstücke unter einer dicken Erdschicht. Im Gegensatz zu vielen anderen Orten auf der Welt wurde in Tiel sowohl mit Holz als auch mit Erde gebaut. Das Holz ist jedoch im Laufe der Zeit verfallen. Was die Archäologen entdeckt haben, sind lediglich Spuren im Boden, ähnlich Fußabdrücken. Die Rekonstruktion dessen, was einst existierte, ist beeindruckend.

„Wir überlegen jetzt, wie wir die Geschichte der Öffentlichkeit präsentieren können. Zum Beispiel durch eine Dokumentation oder weitere Abbildungen, wie die Menschen vor Tausenden von Jahren gelebt haben. Einige Funde werden ins Flipje und Streekmuseum in Tiel und ins Rijksmuseum van Oudheden in Leiden gehen“, sagte Stadtrat Frank Groen.

Glasperle enthüllt frühzeitlichen Handel in den Niederlanden

Im ältesten Abschnitt des Gräberfeldes wurde eine Glasperle entdeckt, die als älteste gilt, die je in den Niederlanden gefunden wurde.
Was die Perle besonders faszinierend macht, ist ihre Herkunft aus Mesopotamien, das zum Teil im heutigen Irak lag. Dies deutet darauf hin, dass die Bewohner dieser Region bereits vor 4000 Jahren Kontakt zu Menschen hatten, die fast 5000 Kilometer entfernt lebten.

Ein Beitrag von:

  • Alexandra Ilina

    Redakteurin beim VDI-Verlag. Nach einem Journalistik-Studium an der TU-Dortmund und Volontariat ist sie seit mehreren Jahren als Social Media Managerin, Redakteurin und Buchautorin unterwegs.  Sie schreibt über Karriere und Technik.

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