Bewerbung 10.10.2018, 07:00 Uhr

Bewerben mit einer Autogrammkarte

Bewerbungen im Minimalstil können als Türöffner fungieren. Aber lohnt sich der Aufwand für ein kleines bisschen Aufmerksamkeit?

Nach einem Messegespräch in Erinnerung bleiben: Eine Autogrammkarte macht's möglich.

Nach einem Messegespräch in Erinnerung bleiben: Eine Autogrammkarte macht's möglich.

Foto: panthermedia.net/Vadymvdrobot

Die Autogrammkarten-Bewerbung:

  1. Wo sie zum Einsatz kommt,
  2. welche Informationen sie enthält und
  3. was Personaler von ihr halten.

Kreativität und Einfallsreichtum sind gefragt, wenn die eigene Bewerbung auffallen soll. Beide Bedingungen erfüllt die Autogrammkarte par excellence: Sie ist Eigenwerbung in Reinform, bunt, knapp, ansprechend. Ein Teaser, der Lust auf mehr machen soll, dabei aber die wesentlichen Eckpunkte des eigenen Werdeganges aufgreift.

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Einsatz bei Karrieremessen und als Initiativbewerbung

Kurzbewerbungen haben sich in der einen oder anderen Form vor allem auf Karrieremessen eingenistet. Sie werden den Unternehmensvertretern quasi als erweiterte Visitenkarten in die Hand gedrückt. Um im Anschluss an ein interessantes Gespräch ein bleibendes Element zu hinterlassen. Dabei machen Autogrammkarten vor, wie es geht. Sie bestehen auf der einen Seite aus einem großen Foto, das anders als herkömmliche Bewerbungsbilder etwas lockerer daherkommen darf. Darunter stehen der Name und das Fachgebiet des Kandidaten und – obligatorisch für eine Autogrammkarte – dessen Unterschrift.

Auch als Initiativbewerbung kann eine Autogrammkarten-Bewerbung sinnvoll sein. Denn damit spart der Bewerber Zeit. Immerhin sind komplette Bewerbungsmappen aufwendig und der Lohn fraglich, wenn noch nicht einmal sicher ist, ob das Unternehmen überhaupt eine Stelle zu besetzen hat. Kommen wir zu Eva zurück: Angenommen sie hat ein Wunschunternehmen, das nicht auf dem kommenden Recruiting Tag in ihrer Nähe vertreten sein wird. Dort möchte sie sich vorstellen, obwohl sie weiß, dass der Arbeitgeber im Moment keine passende Stelle ausgeschrieben hat. Eva sendet also eine E-Mail mit ihrer Autogrammkarte. Wenn ihr Profil auf Interesse stößt, kann sie die restlichen Unterlagen zusammensammeln und einreichen. Wenn nicht, hat weder sie noch der Personalreferent des Unternehmens umsonst Zeit investiert.

Clever bewerben mit der Autogrammkarte
Die Rückseite der Autogrammkarten-Bewerbung

Wie man eine Autogrammkarten-Bewerbung erstellt

Eva ist 27, hat einen Bachelorabschluss als Umweltingenieurin und bald auch den Master in der Tasche. Da sie so schnell wie möglich ins Berufsleben einsteigen will, hat sie sich für den kommenden Recruiting Tag etwas vorgenommen: Sollte sie einen Personalverantwortlichen treffen, der ein interessantes Stellenangebot in der Tasche hat, wird sie einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Mit einer Autogrammkarte. Doch worauf muss Eva achten?

Eine Autogrammkarte ist eine Form der Kurzbewerbung, die ausschließlich ein Foto des Bewerbers, seine Kontaktdaten und die wesentlichen Stationen seines Lebenslaufs enthält. Angesichts der Maße von maximal einer DIN-A5-Seite ist die Konzentration auf das Wesentliche Programm. Sie soll sowohl dem Bewerber als auch dem Personalverantwortlichen Zeit sparen und Letzterem einen ersten Eindruck vom Qualifikationsprofil des Bewerbers verschaffen. Sie muss weder an ein spezielles Unternehmen noch an eine ausgeschriebene Position gerichtet sein. Gerade für den Einsatz auf Messen ist es jedoch sinnvoll, die Autogrammkarte etwas anzupassen und einen Bezug zwischen dem eigenen Profil und dem Wunschunternehmen (evtl. auch der angestrebten Position) herzustellen. Denn ist die übergebene Autogrammkarte zu allgemein, wird sie beliebig.

Da jede Autogrammkarte nur der Auftakt des Bewerbungsprozesses sein kann, erspart sie dem Bewerber in den seltensten Fällen das Erstellen einer kompletten Bewerbungsmappe. Ganz wichtig ist daher auch auf der kleinsten Autogrammkarte der Hinweis, dass auf Nachfrage selbstverständlich sämtliche Dokumente eingereicht werden.

Die Autogrammkarte aus Personalersicht

Kommen wir zur wichtigsten Frage: Erfüllt die Autogrammkarten-Bewerbung ihren Zweck und weckt die Neugier der Personaler? Elisa Wicke, Managerin Recruitment bei Ferchau Engineering, ist skeptisch. Sie wünscht sich, dass die Unternehmenssicht stärker berücksichtigt wird. „Wir haben in der Regel mehrere Hundert Kontakte auf einer solchen Messe“, erklärt sie. Und vermutet, dass Bewerber sich mit Autogrammkarten mehr Arbeit machen als erforderlich. Die Erwartung der Bewerber, mit einer Autogrammkarte quasi einen Schritt weiter zu sein als die übrigen Kandidaten, dürfte in den meisten Fällen enttäuscht werden. Wicke würde im Anschluss in aller Regel die klassischen Bewerbungsunterlagen einfordern, mit vollständigem Lebenslauf, Zeugnissen und einem Anschreiben.

Weniger skeptisch sieht das Barbara Texter, Leitung Employer Branding Deutschland beim Automobilzulieferer Continental. Als Gimmick oder zur ersten Kontaktanbahnung auf Bewerbermessen kann sie der Autogrammkarte durchaus etwas abgewinnen. „Gerade für Berufseinsteiger und Young Professionals kann es ein geeignetes Instrument sein, damit die Unternehmensvertreter die individuellen Qualifikationen schnell einordnen können.“ Texter und Kollegen dürfte das System vertraut vorkommen. Contis interner Stellenmarkt verlangt von Absolventen der dualen Ausbildung, bzw. des Conti-Bachelors Kurzbewerbungen ähnlicher Art – mit den zentralen Stationen der Ausbildung und Kontaktinformationen.

Ferchau dagegen arbeitet mit einem anderen System. Auf Messen hält der Ingenieurdienstleister kleine Visitenkarten vor, mit denen persönliche Gesprächstermine vereinbart werden. Darüber hinaus händigt Wicke Messebögen an interessante Kandidaten aus, um die wichtigsten Fragen aus Sicht des Unternehmens zu klären. „Meist enthalten Flyer-Bewerbungen oder Autogrammkarten nämlich unvollständige Informationen, sodass wir uns in den kommenden Tagen erneut beim Interessenten melden müssen, um die vollständigen Unterlagen anzufordern.“

Jetzt könnte man einwenden: Um geeignete Bewerber anzusprechen, sollte das nicht zu viel verlangt sein. Bei mehreren Hundert Kontakten könnte genau das aber der Fall sein. Zumal jede Papierbewerbung aus organisatorischen Gründen zunächst in die interne Datenbank eingepflegt und die Bewerbung aus Datenschutzgründen an den Bewerber zurückgeschickt werden muss. Ein Aufwand, den die Digitalisierung eigentlich aus der Welt räumte.

Nettes Gimmick ohne langfristige Zeitersparnis

Ergo: Bleibenden Eindruck hinterlässt man auf einer Messe am besten durch das Gespräch selbst. Die Autogrammkarte dagegen hat sich im Land der Zeugnisse und Zertifikate noch nicht wirklich durchgesetzt.

Doch wie sieht das bei Initiativbewerbungen aus? Hier scheint es, als könnten Bewerber sehr viel Zeit sparen. Denn solange das angestrebte Unternehmen keine passenden Vakanzen veröffentlicht hat, sind die Aussichten auf Erfolg völlig ungewiss. Die Autogrammkarte könnte den Sprung in den Bewerberpool oder die Kontaktaufnahme zum Personalverantwortlichen via E-Mail ebnen. Doch vergebens. „Alle unsere Bewerbungsverfahren laufen online, werden darüber ausgewertet und an die richtigen Ansprechpartner weitergeleitet“, erklärt Texter. Eine E-Mail mit Kurzbewerbung würde in der Regel nur zum Hinweis auf das Onlinesystem führen. Es hilft nichts: Wer sich initiativ bewerben will, muss dennoch fleißig Bewerbungsunterlagen zusammentragen. Nicht zu viel verlangt für einen Wunscharbeitsplatz.

Ein Beitrag von:

  • Lisa Diez-Holz

    Die Autorin war von 2017 bis Ende 2019 Content Managerin für das TechnikKarriere-News-Portal des VDI Verlags. Zuvor schrieb sie als Redakteurin für die VDI nachrichten.

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