Heiko Mell 10.09.2019, 14:31 Uhr

Was tun, wenn der Chef einen Zuträger sucht?

Frage 1: Eine Situation zu Beginn meines Berufslebens vor einer Reihe von Jahren: Mein damaliger Vorgesetzter bat mich, ihm aus dem Großraumbüro, in dem er selbst nicht saß, zu berichten: Welche meiner Kollegen nur dann arbeiteten, wenn ein Vorgesetzter anwesend war, wer durch Kritik am Unternehmen und am Management auffiel, etc. Top Stellenangebote Zur Jobbörse Slider zurück scrollen Slider weiter scrollen Verstärkung für unsere technischen Projekte im Bereich Engineering und IT (m/w/d) RHEINMETALL AG deutschlandweit Zum Job  Projektleiter Elektrotechnik (m/w/d) MB Global Engineering GmbH & Co. KG Darmstadt Zum Job  Projektingenieur (m/w/d) im Bereich Maschinen- und Anlagentechnik Nitto Advanced Film Gronau GmbH Gronau Zum Job  Bauingenieur Hochbau / Architekt (m/w/d) Städtische Wohnungsgesellschaft Eisenach mbH Eisenach Zum Job  Trainee SAP HCM / Personalwirtschaft (m/w/d) IT-Consult Halle GmbH Halle (Saale) Zum Job  Bachelor / Dipl. Ing. (FH) (w/m/d) der Fachrichtung Wasserwirtschaft, Umwelt, Landespflege oder vergleichbar Regierungspräsidium Freiburg Freiburg im Breisgau Zum Job  Projektleiter (m/w/d) Tragwerksplanung mit Perspektive auf Fachbereichsleitung Dorsch Gruppe Wiesbaden Zum Job  Techniker* für Automatisierungstechnik Clariant SE Oberhausen Zum Job  Projektingenieur für Brückenbau / Tunnelbau / Ingenieurbau (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Südbayern München Zum Job  Bauingenieurin oder Bauingenieur in der Schlichtungsstelle (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes Hannover Zum Job  Ingenieur / Techniker / Meister (m/w/d) Big Dutchman International GmbH Vechta Zum Job  Entwickler / Konstrukteur für die Verdichterentwicklung (m/w/x) BOGE KOMPRESSOREN Otto Boge GmbH & Co. KG Großenhain Zum Job  Ingenieur Verfahrenstechnik / Prozessingenieur (m/w/d) Griesemann Gruppe Wesseling, Köln Zum Job  Fachingenieur Netzbetrieb Strom (m/w/d) Energieversorgung Halle Netz GmbH Halle (Saale) Zum Job  COO (m/w/d) über ifp | Executive Search. Management Diagnostik. Norddeutschland Zum Job  Ingenieur/Referent (m/w/d) Vergabe Ingenieur-/ Bauleistungen Hamburger Wasser Hamburg Zum Job  Industrial Engineer (m/w/d) Möller Medical GmbH Fulda Zum Job  W2-Professur „Elektrifizierte Fahrzeugantriebssysteme“ THU Technische Hochschule Ulm Ulm Zum Job  Prozessoptimierer (m/w/d) für die chemische Industrie MÜNZING CHEMIE GmbH Elsteraue Zum Job  Projektingenieur – Fernwärme/Energietechnik (m/w/d) Energieversorgung Halle Netz GmbH Halle (Saale) Zum Job  Ich habe mich damals mit einem höflich verpackten „Nein“ aus der Affäre zu ziehen versucht und klargestellt, dass ich mir nicht vorstellen könne, mich gegen Kollegen zu stellen, sei es offen oder hinter deren Rücken. Der Vorgesetzte hat es mir nicht krummgenommen und mich weiterhin gefördert. Welche Vorgehensweise empfehlen Sie in einer derartigen Situation? Antwort 1: Zur Beruhigung noch unerfahrener Leser: So etwas kann immer wieder einmal vorkommen, Standard in unseren Unternehmen ist es nicht. Betrachten wir die Gesamtsituation der Betroffenen: Der Chef: Wissen möchte so mancher Vorgesetzte, was da in seinem Verantwortungsbereich vorgeht. Aber nur eine schwache Persönlichkeit kommt auf die Idee, sich aktiv einen Zuträger dafür heranzuziehen. Denn auch der Chef begibt sich durch ein solches Vorgehen in Gefahr: Enttäuscht er seinen Zuträger, der ja für sein Tun Belohnungen erwartet, könnte dieser die Kollegen über das Vorgehen des Chefs und über dessen Methoden zur Informationsbeschaffung informieren. Dann wäre der bei seinen Mitarbeitern „unten durch“. Spräche sich der Fall auch noch „höheren Ortes“ herum, riskierte der Chef sein Ansehen, seine Karriere und ggf. seine Anstellung. Die Wertung: Das Ansinnen des Chef war unmoralisch, ein krasser Führungsfehler und ein Eingeständnis von Schwäche. Außerdem macht er sich durch den Zuträger-Aspiranten erpressbar – ob der nun zustimmt oder „Nein“ sagt. Der ins Auge gefasste Zuträger: Er darf dieses Angebot keinesfalls annehmen, es wäre sein Ende! Die Kollegen merken irgendwann, dass der Chef über Informationen verfügt, die er eigentlich nicht haben dürfte. Von Stund an suchen sie intensiv nach dem „Verräter“. Irgendwann kommen sie auf die Lösung, dann ist der Zuträger dort „tot“. Mit aller Vorsicht gesagt: Dieser eine Mitarbeiter muss sich sogar fragen lassen, wie er denn bisher dort aufgetreten ist, worauf der Chef wohl seine Erwartung gegründet hat, er würde dieses Angebot annehmen. Es gibt ganz sicher zahlreiche Kollegen mit einem persönlichen Standing, bei denen hätte der Chef ein solches unsittliches Angebot nie zu machen gewagt. Nun war unser Einsender damals noch jung und unerfahren, da schien er dem Vorgesetzten ein geeignetes Opfer zu sein. Als Warnung: Bei aller Bereitschaft, sich dem Chef anzupassen und unterzuordnen, darf der Mitarbeiter nicht durch unbedachte Aussagen oder unglückliche Bemerkungen den Eindruck erwecken, er könne sich zum Zuträger eignen. Beim Ergebnis der ganzen Angelegenheit hat unser Einsender großes Glück gehabt: Eigentlich hätte der Chef nach dem „Nein“ versuchen müssen, diesen Mitarbeiter mit seinem gefährlichen Wissen („unser Chef wirbt Zuträger an“) loszuwerden. Ob der Vorgesetzte den Einsender nun trotz der Absage oder wegen seines für ihn gefährlichen Wissens vorbeugend/besänftigend gefördert hat, bleibt offen. Die Kollegen: Sie hassen und verachten Zuträger, allein der unbewiesene Verdacht reicht ihnen. Und sie finden, einmal aufgescheucht, irgendwann den richtigen „Verräter“. Der ist dann nicht mehr tragbar, den kann dann auch der Chef nicht mehr schützen.   Lesen Sie auch: Konferenztools Microsoft Teams kostenlos nutzen: Tipps und Tricks Alles zu Anspruch und Höhe Abfindung: So bekommen Sie mehr – Tipps und Beispiele Frage 2: Wie man in anderen Dilemmata handeln soll, wenn z. B. der Chef korrupt ist oder man feststellt, an verantwortlicher Stelle in einem Unternehmen zu arbeiten, das 11 Mio. Mal Produkte verkauft hat, die nur scheinbar den gesetzlichen Anforderungen entsprechen, weiß Ihre Leserschaft bereits: die Firma schnellstmöglich verlassen oder zumindest den Unternehmensbereich wechseln (wenn man über 50 und ein externer Neuanfang daher zu risikoreich ist). Für den Rest des Lebens bleibt dann nur, darauf zu hoffen, dass man den Sachverhalt niemals einem Staatsanwalt erklären muss. Antwort 2: In guten Zeiten (hohe Unternehmensgewinne, Wachstum, glänzende Prognosen) sind Arbeitgeber und Arbeitnehmer ein harmonisches Team: Man braucht einander, man ist nett zueinander, die Firma sucht händeringend zusätzliche Angestellte – und tut alles, damit die bisherigen an Bord bleiben. Gibt es Krisensituationen, wird das Unternehmen – das System schreibt es so vor – zum krassen Egoisten: Das Eigeninteresse geht vor, ggf. wird Personal abgebaut, das gestern noch hoch geschätzt wurde. Sie beschreiben eine spezielle Krisensituation anderer Art. Auch da wird das Unternehmen leicht zum Egoisten, sichert vor allem das eigene Überleben – und sucht gern Schuldige. Infrage kommen Mitarbeiter. Solche, die beteiligt waren und solche, die nur etwas gewusst, aber […]

Frage 1:

Eine Situation zu Beginn meines Berufslebens vor einer Reihe von Jahren: Mein damaliger Vorgesetzter bat mich, ihm aus dem Großraumbüro, in dem er selbst nicht saß, zu berichten: Welche meiner Kollegen nur dann arbeiteten, wenn ein Vorgesetzter anwesend war, wer durch Kritik am Unternehmen und am Management auffiel, etc.

Top Stellenangebote

Zur Jobbörse
RHEINMETALL AG-Firmenlogo
Verstärkung für unsere technischen Projekte im Bereich Engineering und IT (m/w/d) RHEINMETALL AG
deutschlandweit Zum Job 
MB Global Engineering GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Projektleiter Elektrotechnik (m/w/d) MB Global Engineering GmbH & Co. KG
Darmstadt Zum Job 
Nitto Advanced Film Gronau GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) im Bereich Maschinen- und Anlagentechnik Nitto Advanced Film Gronau GmbH
Städtische Wohnungsgesellschaft Eisenach mbH-Firmenlogo
Bauingenieur Hochbau / Architekt (m/w/d) Städtische Wohnungsgesellschaft Eisenach mbH
Eisenach Zum Job 
IT-Consult Halle GmbH-Firmenlogo
Trainee SAP HCM / Personalwirtschaft (m/w/d) IT-Consult Halle GmbH
Halle (Saale) Zum Job 
Regierungspräsidium Freiburg-Firmenlogo
Bachelor / Dipl. Ing. (FH) (w/m/d) der Fachrichtung Wasserwirtschaft, Umwelt, Landespflege oder vergleichbar Regierungspräsidium Freiburg
Freiburg im Breisgau Zum Job 
Dorsch Gruppe-Firmenlogo
Projektleiter (m/w/d) Tragwerksplanung mit Perspektive auf Fachbereichsleitung Dorsch Gruppe
Wiesbaden Zum Job 
Clariant SE-Firmenlogo
Techniker* für Automatisierungstechnik Clariant SE
Oberhausen Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Südbayern-Firmenlogo
Projektingenieur für Brückenbau / Tunnelbau / Ingenieurbau (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Südbayern
München Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieurin oder Bauingenieur in der Schlichtungsstelle (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Hannover Zum Job 
Big Dutchman International GmbH-Firmenlogo
Ingenieur / Techniker / Meister (m/w/d) Big Dutchman International GmbH
BOGE KOMPRESSOREN Otto Boge GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Entwickler / Konstrukteur für die Verdichterentwicklung (m/w/x) BOGE KOMPRESSOREN Otto Boge GmbH & Co. KG
Großenhain Zum Job 
Griesemann Gruppe-Firmenlogo
Ingenieur Verfahrenstechnik / Prozessingenieur (m/w/d) Griesemann Gruppe
Wesseling, Köln Zum Job 
Energieversorgung Halle Netz GmbH-Firmenlogo
Fachingenieur Netzbetrieb Strom (m/w/d) Energieversorgung Halle Netz GmbH
Halle (Saale) Zum Job 
über ifp | Executive Search. Management Diagnostik.-Firmenlogo
COO (m/w/d) über ifp | Executive Search. Management Diagnostik.
Norddeutschland Zum Job 
Hamburger Wasser-Firmenlogo
Ingenieur/Referent (m/w/d) Vergabe Ingenieur-/ Bauleistungen Hamburger Wasser
Hamburg Zum Job 
Möller Medical GmbH-Firmenlogo
Industrial Engineer (m/w/d) Möller Medical GmbH
THU Technische Hochschule Ulm-Firmenlogo
W2-Professur "Elektrifizierte Fahrzeugantriebssysteme" THU Technische Hochschule Ulm
MÜNZING CHEMIE GmbH-Firmenlogo
Prozessoptimierer (m/w/d) für die chemische Industrie MÜNZING CHEMIE GmbH
Elsteraue Zum Job 
Energieversorgung Halle Netz GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur - Fernwärme/Energietechnik (m/w/d) Energieversorgung Halle Netz GmbH
Halle (Saale) Zum Job 

Ich habe mich damals mit einem höflich verpackten „Nein“ aus der Affäre zu ziehen versucht und klargestellt, dass ich mir nicht vorstellen könne, mich gegen Kollegen zu stellen, sei es offen oder hinter deren Rücken. Der Vorgesetzte hat es mir nicht krummgenommen und mich weiterhin gefördert.

Welche Vorgehensweise empfehlen Sie in einer derartigen Situation?

Antwort 1:

Zur Beruhigung noch unerfahrener Leser: So etwas kann immer wieder einmal vorkommen, Standard in unseren Unternehmen ist es nicht. Betrachten wir die Gesamtsituation der Betroffenen:

  • Der Chef: Wissen möchte so mancher Vorgesetzte, was da in seinem Verantwortungsbereich vorgeht. Aber nur eine schwache Persönlichkeit kommt auf die Idee, sich aktiv einen Zuträger dafür heranzuziehen. Denn auch der Chef begibt sich durch ein solches Vorgehen in Gefahr: Enttäuscht er seinen Zuträger, der ja für sein Tun Belohnungen erwartet, könnte dieser die Kollegen über das Vorgehen des Chefs und über dessen Methoden zur Informationsbeschaffung informieren. Dann wäre der bei seinen Mitarbeitern „unten durch“. Spräche sich der Fall auch noch „höheren Ortes“ herum, riskierte der Chef sein Ansehen, seine Karriere und ggf. seine Anstellung.

Die Wertung: Das Ansinnen des Chef war unmoralisch, ein krasser Führungsfehler und ein Eingeständnis von Schwäche. Außerdem macht er sich durch den Zuträger-Aspiranten erpressbar – ob der nun zustimmt oder „Nein“ sagt.

  • Der ins Auge gefasste Zuträger: Er darf dieses Angebot keinesfalls annehmen, es wäre sein Ende! Die Kollegen merken irgendwann, dass der Chef über Informationen verfügt, die er eigentlich nicht haben dürfte. Von Stund an suchen sie intensiv nach dem „Verräter“. Irgendwann kommen sie auf die Lösung, dann ist der Zuträger dort „tot“.

Mit aller Vorsicht gesagt: Dieser eine Mitarbeiter muss sich sogar fragen lassen, wie er denn bisher dort aufgetreten ist, worauf der Chef wohl seine Erwartung gegründet hat, er würde dieses Angebot annehmen. Es gibt ganz sicher zahlreiche Kollegen mit einem persönlichen Standing, bei denen hätte der Chef ein solches unsittliches Angebot nie zu machen gewagt. Nun war unser Einsender damals noch jung und unerfahren, da schien er dem Vorgesetzten ein geeignetes Opfer zu sein.

Als Warnung: Bei aller Bereitschaft, sich dem Chef anzupassen und unterzuordnen, darf der Mitarbeiter nicht durch unbedachte Aussagen oder unglückliche Bemerkungen den Eindruck erwecken, er könne sich zum Zuträger eignen.

Beim Ergebnis der ganzen Angelegenheit hat unser Einsender großes Glück gehabt: Eigentlich hätte der Chef nach dem „Nein“ versuchen müssen, diesen Mitarbeiter mit seinem gefährlichen Wissen („unser Chef wirbt Zuträger an“) loszuwerden. Ob der Vorgesetzte den Einsender nun trotz der Absage oder wegen seines für ihn gefährlichen Wissens vorbeugend/besänftigend gefördert hat, bleibt offen.

  • Die Kollegen: Sie hassen und verachten Zuträger, allein der unbewiesene Verdacht reicht ihnen. Und sie finden, einmal aufgescheucht, irgendwann den richtigen „Verräter“. Der ist dann nicht mehr tragbar, den kann dann auch der Chef nicht mehr schützen.

 

Frage 2:

Wie man in anderen Dilemmata handeln soll, wenn z. B. der Chef korrupt ist oder man feststellt, an verantwortlicher Stelle in einem Unternehmen zu arbeiten, das 11 Mio. Mal Produkte verkauft hat, die nur scheinbar den gesetzlichen Anforderungen entsprechen, weiß Ihre Leserschaft bereits: die Firma schnellstmöglich verlassen oder zumindest den Unternehmensbereich wechseln (wenn man über 50 und ein externer Neuanfang daher zu risikoreich ist). Für den Rest des Lebens bleibt dann nur, darauf zu hoffen, dass man den Sachverhalt niemals einem Staatsanwalt erklären muss.

Antwort 2:

In guten Zeiten (hohe Unternehmensgewinne, Wachstum, glänzende Prognosen) sind Arbeitgeber und Arbeitnehmer ein harmonisches Team: Man braucht einander, man ist nett zueinander, die Firma sucht händeringend zusätzliche Angestellte – und tut alles, damit die bisherigen an Bord bleiben. Gibt es Krisensituationen, wird das Unternehmen – das System schreibt es so vor – zum krassen Egoisten: Das Eigeninteresse geht vor, ggf. wird Personal abgebaut, das gestern noch hoch geschätzt wurde.

Sie beschreiben eine spezielle Krisensituation anderer Art. Auch da wird das Unternehmen leicht zum Egoisten, sichert vor allem das eigene Überleben – und sucht gern Schuldige. Infrage kommen Mitarbeiter. Solche, die beteiligt waren und solche, die nur etwas gewusst, aber nichts gemeldet hatten. Wer etwas wusste und damit den dienstlichen Meldeweg betrat, erleidet hingegen nur zu oft, was schon im Mittelalter gefürchtet war: Die Überbringer schlechter Nachrichten wurden gern geköpft – welche Zukunft im Unternehmen hat heute ein Mitarbeiter, der einen solchen Skandal aufdeckt, in den große Teile des Managements verwickelt sind?

Dies ist kein Lehrgang für Unternehmensführung. Die Firma muss selbst wissen, welche Instrumentarien sie einsetzt, um Auswüchse wie die hier geschilderten zu verhindern. Ich versuche, dem einzelnen Mitarbeiter Lösungsmöglichkeiten in Konflikten aufzuzeigen, die sein Überleben sicherstellen. Und angesichts der nun einmal gegebenen Machtkonstellationen rate ich ihm: Wenn es brenzlig wird, wenn du siehst, dass das Gelände, in dem du dich bewegst, vermint ist, dann lauf weit weg! Das Unternehmen zu retten oder zumindest in Ordnung zu halten, ist Aufgabe der obersten Führung, nicht die der unteren Ebenen. Eine Unternehmensleitung darf das anders sehen und versuchen, alle Mitarbeiter in Lösungen solcher Probleme einzubinden. Aber der einzelne Angestellte entfernt sich – in diesem Sinne auch zum Egoisten berufen – besser aus der Gefahrenzone. Zu groß ist die Gefahr, als kleines „Korn“ zwischen großen Mühlsteinen zerrieben zu werden.

Im eigentlichen Dilemma steckt der Vorstand: Ist so etwas passiert (11 Mio. „Vorkommnisse“) und er hat nichts gewusst, hat er den Laden nicht im Griff – und müsste gehen. Hat er etwas gewusst, hätte er es nicht dulden dürfen – und müsste auch gehen.

 

Frage 3:

Sie, Herr Dr. Mell, raten ja immer zur Anpassung des abhängig Beschäftigten an den Arbeitgeber, an dessen Machtstrukturen und seine Repräsentanten, das Führungspersonal. Ich bin mit der Beachtung dieses Rats stets sehr gut gefahren: Als Arbeitnehmer sitzt man nicht am kürzeren Hebel, nein, man hat gar keinen.

Antwort 3:

Ich lasse Ihre Aussage einfach einmal so stehen. Fest steht, dass „Anpassung“ an fremde Strukturen und/oder Personen für ein erfolgreiches Berufsleben im industriellen Rahmen unumgänglich, aber beim so geforderten Personenkreis nicht eben sehr beliebt ist. Künstler jedoch werden oft sehr erfolgreich, wenn sie total unangepasst auftreten, ja sogar ihr Publikum attackieren. Aber als Warnung für Nachahmer: Man kann unseren Unternehmen manches vorwerfen, aber von einer Künstlerkolonie sind ihre Strukturen doch weit entfernt.

 

Frage-Nr.: 3.028
Nummer der VDI nachrichten Ausgabe: 36
Datum der VDI nachrichten Ausgabe: 2019-09-06

Sie wollen Heiko Mell live erleben?

Ein Beitrag von:

  • Heiko Mell

    Heiko Mell ist Karriereberater, Buchautor und freier Mitarbeiter der VDI nachrichten. Er verantwortet die Serie Karriereberatung innerhalb der VDI nachrichten.  Hier auf ingenieur.de haben wir ihm eine eigene Kategorie gewidmet.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.