Aufstieg im Job 14.02.2022, 10:46 Uhr

Konkurrenz im Job: Wie Ellbogen-Taktik der Karriere schaden kann

Wer möglichst ruch- und rücksichtslos ist, wird im Job schnell vorankommen? Vorsicht! Der Schuss kann gewaltig nach hinten los gehen. Sozial- und Organisationspsychologe Dieter Frey weiß, wie man Karriere macht, ohne die Ellenbogen einzusetzen.

Ellbogentaktik im Job ist weit verbreitet. Wem nahezu jedes Mittel recht ist, um Karriere zu machen, der kann sich auch ins Aus boxen. 
Foto: Panthermedia.net/Goodluz

Ellbogentaktik im Job ist weit verbreitet. Wem nahezu jedes Mittel recht ist, um Karriere zu machen, der kann sich auch ins Aus boxen.

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Wer im Berufsleben nie die Ellbogen einsetzt, setzt sich seltener durch oder wird nicht befördert. Doch Arbeitnehmer können es durchaus übertreiben. Wer zu aggressiv vorgeht, kann seiner Karriere nachhaltig schaden. Der Professor für Psychologie an der Ludwig-Maximilians Universität (LMU) und Leiter des LMU Center for Leadership People Management sagt, was die richtige Mischung aus Ego und Empathie ist.

ingenieur.de: Gehört den Rücksichtslosen die Welt?

Frey: Manchmal ja. Dann, wenn sie die Macht haben oder von Mächtigen gedeckt werden. Dann verhalten sich machiavellistische, narzisstische, egoistische Personen in der Tat rücksichtslos, werden dabei oft auch nicht gestoppt, vor allem, wenn ihre Rücksichtslosigkeit auch mit kurzfristigem Erfolg verbunden ist. Es können sich dann Erfolgsarroganz oder Omnipotenz-Gefühle entwickeln. Meistens ist der Rücksichtlose dann auch umgeben von Speichelleckern, Opportunisten, die sich durch ihre Anpassung und Unterstützung Vorteile versprechen.

Karriere im Wandel: Wann Erfolgsarroganz pusht – und wann sie schadet

Kann es sein, dass die Ellenbogenmentalität in der modernen Arbeitswelt als Aufstiegsturbo ein Ende findet, sie eher schadet?

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Je mehr Kreativität gefordert und je höher die Komplexität der Aufgabe ist, umso weniger wird der rücksichtlose Narzisst oder Machiavellist Erfolg haben. Er treibt die Mehrzahl der Leute in die innere oder tatsächlich vollzogene Kündigung – vor allem dann, wenn alternative Organisationen vorhanden sind, die ein besseres Unternehmensklima bieten. Aber nicht immer, wenn der Rücksichtlose erfolgreich ist oder wenn es extreme Turbulenzen gibt, dann denkt man, man braucht jemand, der draufhaut und die Dinge durchzieht. Jedoch tötet man so jede Art von Motivation und Kreativität bei den Beteiligten.

Wie beschädigt man sich selbst mit übertriebenem oder gar anderen gegenüber unfairem Ehrgeiz? Ein Karrierekiller?

Die Forschung zeigt, dass Narzissten auf den ersten Blick bestechender sind („They behave more presidential“), dass sie aber auch auf Dauer den Teamerfolg wesentlich schmälern. Der Narzisst merkt dieses oft nicht oder erst zu spät. Hoffentlich hat man genügend Leute in der Umgebung, die relativ schnell feststellen, wer übertriebenen oder unfairen Ehrgeiz hat und welcher dann abgeblockt wird. Leute gehen dann in die innere Kündigung, sie gehen für diesen Menschen nicht mehr durchs Feuer – außer ein paar wenigen, die ähnlich ticken und die sich dadurch Vorteile versprechen. Damit wird es ein Karrierekiller, wenn es einem nicht gelingt, wie im Sinne eines Dirigenten die Potenziale und Synergieeffekte eines heterogenen, interkulturellen und interdisziplinären Teams zu aktivieren.

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Ihre Tipps: Wie können Führungskräfte eine Kultur schaffen, in der jedem sofort klar ist, dass Ellenbogenmentalität schadet?

Ich orientiere mich an einem Dreieck. Es geht um die Herstellung von drei Kulturen:

1. Einer Exzellenzkultur, das heißt, einer Arbeitskultur, die Topleistung, hohe Qualität, Innovation und Nachhaltigkeit verlangt und vorgibt.
2. Einer Respekt- und Wertschätzungskultur, in der man respektvoll und anständig miteinander umgeht und in der das Potenzial von jedem Einzelnen und im Team gefördert wird.
3. Es geht letztlich auf allen Führungsebenen um die sogenannten drei V: Vorbild, Verantwortung, Verpflichtung. Die Führung muss auf der einen Seite Durchsetzungsvermögen haben, eine

Exzellenzkultur mit einer Respekt- und Wertschätzungskultur zu verbinden. Auf der anderen Seite muss sie auch sehr viel Einfühlungsvermögen haben, wie man Potenzial fördert und die Menschen überzeugt. Jetzt ist es die Kunst zu transportieren, für welche Werte man steht. Man steht für Exzellenz und Wertschätzung und man muss dieses entsprechend auch vorleben und vermitteln.

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Was ist die richtige Mischung aus Ego und Empathie? Kann man daran arbeiten?

Man braucht ein gesundes Ego, im Sinne von Durchsetzungsvermögen, um Ziele umzusetzen. Nur durch Empathie, also Perspektivenwechsel, wird man das erreichen. Das heißt konkret, man muss gleichzeitig erkennen, was die Sehnsüchte und Bedürfnisse aller Beteiligten sind. Dabei geht es letztlich immer um die Quadratur des Kreises. Auf der einen Seite stehen die Sehnsüchte der Mitarbeitenden, auf der anderen die Sehnsüchte der Kunden, die Sehnsucht danach, Wertschätzungskultur mit einer Exzellenzkultur zu verbinden. Ego und Empathie sollten also als Mischung aus Durchsetzungsvermögen und Einfühlungsvermögen verstanden werden.

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Gibt es etwas, was man besonders Ingenieurinnen und Ingenieuren mit Aufstiegsambitionen auf den Weg geben sollte?

Ingenieurinnen und Ingenieure sind meistens gute Fachleute. Die meisten könnten zulegen in sozialen Kompetenzen. Hier geht es teilweise um Basics von sozialen Kompetenzen: richtige Fragen stellen, gut zuhören, loben, wenn Korrektur, dann konstruktiv, der Ton macht die Musik, wissen, wer unterstützt einen, laufend nachfragen, was läuft gut – was läuft nicht gut – wie können wir Dinge verbessern, andere Menschen groß werden lassen.

Ein Beitrag von:

  • Chris Löwer

    Chris Löwer

    Chris Löwer arbeitet seit mehr als 20 Jahren als freier Journalist für überregionale Medien. Seine Themenschwerpunkte sind Wissenschaft, Technik und Karriere.

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