Eine Umstrukturierung im Unternehmen bietet Ingenieuren Chancen
Viele Unternehmen nehmen derzeit eine Umstrukturierung vor. Ingenieure können in dieser Situation ihre Karriere vorantreiben – wenn sie etwas Fingerspitzengefühl besitzen. Denn der Zeitpunkt für eine Neupositionierung muss sehr sorgfältig gewählt werden.

Eine Umstrukturierung bietet Chancen.
Foto: panthermedia.net/tashatuvango
Wetterbedingt kam der Fährverkehr zwischen dem Festland und den ost-/nordfriesischen Inseln dieser Tage teilweise zum Erliegen. Der strenge Ostwind trieb das Wasser aus den Häfen und den Fahrrinnen im Wattenmeer. Die großen, schweren Fähren konnten ihrer Arbeit nicht mehr leisten, die ansonsten verwaisten kleineren Schiffe kamen zum Einsatz. Das gute an der Sache: Es ist ein vorübergehendes Phänomen und schon in den nächsten Tagen wird alles wieder seinen normalen Gang gehen. Irgendwie und hoffentlich gleicht das augenblickliche Wetterbild im Norden der aktuellen Situation am Arbeitsmarkt für Ingenieure. Die Umstrukturierung ist Normalität.
Schon in den letzten Monaten war intuitiv eine gewisse Abkühlung zu spüren. Aber wer traut sich schon im Zeitalter des Wehklagens über den Fachkräftemangel, laut über den Stillstand am Arbeitsmarkt für Ingenieure nachzudenken. Die Situation in stützenden Branchen scheint nicht unbedingt euphorisch. Schon gibt es erste Meldungen über schwierige Zeiten für Hochschulabsolventen. Berufserfahrene sind von einer Umstrukturierung weniger betroffen. Sie können sich aufgrund ihrer Erfahrung in neue Stellen leicht einarbeiten und somit schnell für die Arbeitgeber produktiv werden.
Eine Umstrukturierung sollten Ingenieure als Chance verstehen
Gerät die Umsatzseite ins Stottern, baut das Management mit seinen Beratern die Unternehmen zwecks Kostenreduzierung um. Klar, Prozesse zur Umstrukturierung in Unternehmen erfreuen sich beim Personal keiner großen Beliebtheit. Häufig werden negative Folgen für die eigene Person und Position befürchtet. Aus Angst vor den neuen Strukturen oder Enttäuschung darüber, dass neue Fach- und Führungskräfte von außen ins Unternehmen geholt und auf maßgeblichen Positionen platziert werden, ergreift so mancher Ingenieur die Flucht und kündigt oder wartet passiv das Ergebnis der Prozesse ab.
Beide Wege sind nicht unbedingt ratsam. Gerade für Kandidaten, die bislang in der zweiten Reihe standen und weitere Ambitionen haben, bieten sich jetzt Chancen, den entscheidenden Karriereschritt nach vorne zu tun. Verdiente Ingenieure aus starken Funktionsbereichen wie Vertrieb, Projektmanagement, Einkauf, Produktion und Entwicklung sollten mit wachen Augen den Prozess und die Umstrukturierung verfolgen. Die Chancen fallen allerdings nicht wie reife Früchte vom Himmel. Es muss nachgesetzt und zum richtigen Zeitpunkt das Management überzeugt werden.
Bei einer Umstrukturierung verlassen andere Ingenieure das Unternehmen
Da leistet ein Ingenieur der Verfahrenstechnik als Projektmanager im Anlagenbau über Jahre gute Arbeit. Die Budgetverantwortung für die einzelnen Projekte liegt meist im zweistelligen Millionenbereich, die Zahl der fachlich zu führenden Mitarbeiter kann je nach Projekt durchaus dreistellig werden. Die bisherige Unternehmenskonstellation verhinderte den Wechsel von der Projekt- in die Führungsschiene, da bietet die Umstrukturierung eine Chance für den Ingenieur.
Jetzt kommt es zur Umstrukturierung und zu großer Frustration. Viele Ingenieure verlassen das Unternehmen, und auch der Verfahrensingenieur denkt über einen Unternehmenswechsel nach. Diverse Kontakte zu Personalberatern auf dem Arbeitsmarkt bestehen bereits, und erste Vorstellungsgespräche laufen. Er ist durchaus gefragt, möchte aber nicht so ohne weiteres beim aktuellen Arbeitgeber das Handtuch werfen und die erarbeitete Stellung aufgeben. Was tun in dieser Situation?
Die Umstrukturierung müssen Ingenieure genau verfolgen
Der Prozess der Umstrukturierung sollte vom Ingenieur mit wachen Augen verfolgen werden. Ständig sollten die wichtigen Fragen beantwortet werden: Wie sehen die Konsequenzen für mich aus? Welche Positionen werden neu geschaffen? Welche verschwinden? Ist meine Position gefährdet? Wo finde ich mich möglicherweise in der neuen Struktur wieder? Welche Fach- und Führungspositionen sind in den neuen Organigrammen für mich generell interessant? Gibt es Positionen, die für mich einen Fortschritt bedeuten könnten? Welche Kandidaten im Unternehmen könnten außer mir die Position ausfüllen? Zu welchem Zeitpunkt sollte ich meine Ansprüche dem Management melden?
Wer nicht selbst als Ingenieur aktiv am Prozess der Umstrukturierung mitarbeitet, sollte sich allerdings nicht zu früh mit seinen Absichten outen. Möglicherweise verschwinden im Rahmen des Prozesses Führungskräfte und werden durch neue ersetzt. Möglicherweise wird der eigene Name dann zu stark mit den „Verlierern“ in Verbindung gebracht. Es sollte besser abgewartet werden, bis die großen Strukturen gegossen sind.
Während der Umstrukturierung sollten Ingenieure sich ins Spiel bringen
Im Rahmen des Prozesses wird es bereits zu Kündigungen und Neueinstellungen kommen, manche bislang starke „Figuren“ werden auf wenig einflussreiche Positionen abgeschoben und so weiter. Wenn sich der Prozess beruhigt hat, die großen Claims abgesteckt, die obersten Platzhirsche gesetzt sind und erste detaillierte Organisationsdiagramme mit Namen im Unternehmen kursieren, wird es höchste Zeit, für die eigene Neupositionierung bei der Umstrukturierung einzutreten und darum zu kämpfen. Noch ist alles im Fluss!
Gespräche mit dem aktuellen und gegebenenfalls zukünftigen Vorgesetzten, der Personalabteilung und Geschäftsführung sind angesagt. Dabei sollten offen die eigenen Karrierepläne unter Nennung konkreter Positionen vorgetragen werden und das Management um Mithilfe des Karriereschrittes gebeten werden. Wenn nicht jetzt, wann dann? Im Rahmen der Umstrukturierung kündigen erfahrungsgemäß auch Ingenieure, die man eigentlich an Bord behalten wollte und es tun sich Vakanzen auf.
Engagement während einer Umstrukturierung schadet Ingenieuren nicht
Häufig ist dem neuen Management dabei nicht klar, wer aus dem Mitarbeiterbestand ambitioniert ist. Daher muss der direkte Kontakt zur neuen Führungscrew gesucht, die Karriereansprüche und das eigene Leistungsvermögen dargelegt werden. Ängste vor Konsequenzen braucht dabei kein Leistungsträger zu haben. Warum auch? Schließlich möchte er ja das Unternehmen nicht verlassen, sondern signalisiert lediglich, dass er sich zum Wohle des Unternehmens an anderer Stelle besser einbringen und die Umstrukturierung für seine Karriere als Ingenieur nutzen möchte.
Doch hoffen wir, dass das augenblickliche Phänomen der Umstrukturierung am Arbeitsmarkt für Ingenieure genauso schnell wieder verschwindet wie das Niedrigwasser in den Fahrrinnen des Wattenmeeres. Aber eines wird immer klarer, der Arbeitsmarkt für Ingenieure wächst nicht in den Himmel, und Unternehmen finden immer wieder neue Möglichkeiten, Kostenblöcke zu reduzieren. Unternehmens- und Produktionsverlagerungen, Nutzung des weltweiten Arbeitsmarktes, insbesondere auch durch Engagement lokaler Arbeitskräfte und so weiter standen und stehen dabei ganz hoch im Kurs.
Tipps für die Berufsanfänger unter den Ingenieuren, mit Blick auf eine Umstrukturierung
Den Hochschulabsolventen kann daher nur auf den Weg gegeben werden, zum Beispiel auch einmal kritisch die eigenen Gehaltsvorstellungen zu überdenken, unabhängig von einer Umstrukturierung, und nicht einfach blind 50.000 Euro aufwärts in eine Bewerbung zu schreiben. Somit beraubt man sich in Kostensenkungszeiten gleich jeder Chance auf ein Engagement. Nicht jedes Unternehmen hat fünf Sterne auf der Brust und bezahlt das Maximum für Absolventen, andererseits kommen auch nur wenige 5-Sterne-Kandidaten für das Maximum in Frage.
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