Arbeitgeberwechsel im Regionalvergleich: Wo arbeitet man am besten?
Ein Arbeitgeberwechsel ist heutzutage nichts Besonderes. Wenn man unzufrieden ist oder sich weiterentwickeln möchte, kündigt man und sucht etwas Neues. Doch anscheinend gibt es regionale Unterschiede in Bezug auf die Wechselbereitschaft der Beschäftigten. Wie sieht es in Ihrer Region aus?
Die Langzeitstudie von Forsa zeigt deutlich: Deutsche Beschäftigte bleiben wechselbereit. Mehr als ein Drittel der Befragten zeigte sich dafür offen, also könnten sie ihren aktuellen Arbeitgeber verlassen. Damit erreicht die Wechselbereitschaft den zweithöchsten je gemessenen Wert in der Langzeitstudie. Interessant ist zudem Arbeitgeberwechsel im Regionalvergleich zu betrachten. Diese Daten werden seit 2012 erhoben.
Im Januar 2023 wurde im Auftrag von Onlyfy by XING eine Forsa-Online-Umfrage unter 3.216 volljährigen Erwerbstätigen in Deutschland sowie in Österreich (N = 501) und der deutschsprachigen Schweiz (N = 1.007) durchgeführt. Die Umfrage erfasste die Wechselbereitschaft von Erwerbstätigen und wurde in zwei Kategorien unterteilt: Erwerbstätige, die in diesem Jahr konkret planen, ihren Arbeitgeber zu wechseln, sowie Erwerbstätige, die offen für einen Jobwechsel sind, aber noch keine konkreten Schritte unternommen haben.
In Deutschland gibt es viele Gründe für einen Jobwechsel. Einer der Hauptgründe ist die Suche nach neuen Herausforderungen oder besseren Karrieremöglichkeiten. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Gehaltsentwicklung, die für viele Arbeitnehmer ein entscheidender Faktor bei der Wahl des Arbeitgebers ist. Auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie spielt für viele Arbeitnehmer eine große Rolle.
Regionale Unterschiede in Bezug auf Jobwechsel
Im regionalen Vergleich gibt es in Deutschland große Unterschiede in Bezug auf Jobwechsel. In einigen Regionen Deutschlands, wie beispielsweise in den Großstädten, ist die Arbeitsplatzsituation sehr dynamisch und es gibt viele Karrieremöglichkeiten. In anderen Regionen, insbesondere in ländlichen Gebieten, kann die Arbeitsplatzsituation schwieriger sein und es kann schwerer sein, eine Karriere aufzubauen. Auch die Gehaltsentwicklung kann in verschiedenen Regionen sehr unterschiedlich sein.
Auch in den Ergebnissen der Studie sind regionale Unterschiede klar erkennbar. So sind Ostdeutsche am offensten für einen Arbeitgeberwechsel – 43 Prozent haben sich dafür ausgesprochen. Die Studie zeigt, dass jeder zehnte Ostdeutsche in diesem Jahr den Arbeitgeber wechseln möchte, jeder Dritte ist offen für diesen Schritt.
Beschäftigte in Süddeutschland sind besonders treu gegenüber Arbeitgebern
Süddeutsche hingegen sind die „treuesten“ – 64 Prozent der Befragten möchten bei ihrem aktuellen Arbeitgeber bleiben. Nur noch vier Prozent der Befragten planen im Süden einen konkreten Arbeitgeberwechsel, 28 Prozent sind dafür offen.
Bei den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen im Westen gab es am wenigsten Probleme mit der direkten Führungskraft – nur 26 Prozent gaben an, dass sie mit ihrem Chef oder ihrer Chefin unzufrieden seien. Am meisten gestresst scheinen wechselwillige Beschäftigte in Norddeutschland zu sein (40 Prozent). Sie beklagten auch zu wenig Aufstiegschancen.
Unternehmen können damit punkten
„Unternehmen, die auf der Suche nach Talenten sind, müssen genau schauen, mit welchen Vorteilen sie punkten können“, kommentierte Frank Hassler, verantwortlicher Vorstand für das Geschäftsfeld Recruiting und Employer Branding der NEW WORK SE. „Dabei können sie nicht nur mit klassischen Benefits punkten, sondern sollten vor allem auch auf regionale Bedürfnisse der Beschäftigten achten. Was in Berlin funktioniert, muss in München nicht notwendigerweise auch klappen.“
Standort des Arbeitgebers irrelevant
In der Studie wurde zudem untersucht, wie Beschäftigte in den einzelnen Regionen ihr Arbeitsleben empfinden und wo es ihrer Meinung nach hakt. Außerdem wurde gefragt, was sich Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von einem potenziellen neuen Arbeitgeber wünschen. Der Studie zufolge waren für alle Regionen die gute Zusammenarbeit mit den Kollegen und ein höheres Gehalt wichtig. Interessant ist jedoch, dass der regionale Standort des Arbeitgebers eher eine untergeordnete Rolle spielt. Nur noch für 28 Prozent war die Attraktivität des Standortes wichtig, im Norden ist sie sogar nur für 23 Prozent relevant.
Warum Beschäftigte über Jobwechsel nachdenken
Als häufigster Grund für die Wechselwilligkeit wurde das Gehalt angegeben, wobei es für die Ostdeutschen weniger wichtig ist als für die anderen. „Mit 44 Prozent (insgesamt: 47 Prozent) liegt der Wert hier am niedrigsten, während die Süddeutschen am meisten an mehr Geld interessiert sind (49 Prozent)“, heißt es in der Studie. Dafür wurde im Osten häufiger als in den anderen Regionen die Unzufriedenheit mit der direkten Führungskraft als Grund für die Suche nach einem neuen Job genannt.
Eine weitere Umfrage zeigte ähnliche Ergebnisse in Bezug auf das Gehalt. Die Umfrage der Karriereplattform talentee ergab, dass Arbeitnehmer*innen bei einem neuen Arbeitgeber am meisten das Geld lockt. Laut dieser Umfrage wäre für mehr als jeden Dritten (34,2 Prozent) ein höheres Gehalt der wichtigste Grund, seinen aktuellen Job zu kündigen und einen neuen zu beginnen. Mit deutlichem Abstand folgen Gründe wie flexible Arbeitszeit/flexibler Arbeitsort (18 Prozent) und ein gutes Team (15,7 Prozent).
Flexible Arbeitszeiten im Hintergrund
„Die unsichere wirtschaftliche Situation in Deutschland verbunden mit der Angst vor Wohlstandsverlusten fördert den Wunsch nach Sicherheit – das heißt ganz wesentlich eben auch materielle Sicherheit und damit mehr Gehalt“, kommentierte talentee-CEO Sylvia Edmands. „Das momentan aktuell so häufig diskutierte Thema der flexiblen Arbeitszeit bzw. des flexiblen Arbeitsortes tritt bei vielen Menschen aktuell ein Stück weit in den Hintergrund“.
Interessant ist auch die Erkenntnis, dass nur jeder Zehnte eine potenziell gute Führungskraft als ausschlaggebenden Grund nennen würde, den Arbeitgeber zu wechseln. „Je höher der formale Bildungsgrad, desto größer ist meist auch der berufliche Gestaltungsspielraum. Sinnhaftigkeit bei der Arbeit und Teamspirit werden hier wichtiger, die Rolle des Vorgesetzten verliert tendenziell an Bedeutung“, erklärte Edmands. „Für Unternehmen hat das eine zentrale Bedeutung: Sie sollten ihre eigenen Fachkräfte viel stärker im Recruitingprozess berücksichtigen und sie schneller als bisher mit den Bewerber*innen vernetzen“.
Für diese Studie hat das Marktforschungsunternehmen INNOFACT im Auftrag von talentee insgesamt 1000 Personen aus ganz Deutschland im Alter von 18-79 Jahren Anfang des Jahres 2023 online befragt.
Ein Beitrag von: