Hannover Messe 2015 10.03.2015, 08:51 Uhr

Extrem widerstandsfähige Bakterien produzieren Kunststoff aus Abwasser

Statt in Kläranlagen könnten Abwässer künftig in Bioraffinerien landen. Dort produzieren Bakterien, die extreme Umweltbedingungen lieben, Biokunststoffe und Lebensmittelfarben aus dem, was sich im Abwasser tummelt. Wiener Wissenschaftler stellen die Technik auf der Hannover Messe vor.

Die Wissenschaftlerin Nicole Mahler mit einer Abwasserprobe, aus der wertvolle Stoffe wie Kunst- und Farbstoffe gewonnen werden können. Die Ingenieure der TU Wien arbeiten dabei mit Mikroorganismen, die auch widrigste Lebensumstände überstehen.

Die Wissenschaftlerin Nicole Mahler mit einer Abwasserprobe, aus der wertvolle Stoffe wie Kunst- und Farbstoffe gewonnen werden können. Die Ingenieure der TU Wien arbeiten dabei mit Mikroorganismen, die auch widrigste Lebensumstände überstehen.

Foto: TU Wien

Abwässer landen in der Kläranlage. Hier verwerten Mikroorganismen die Inhaltsstoffe. Das kostet Energie, etwa zum Pumpen und Umrühren. Nur ein Teil davon wird in Form von brennbarem Gas wiedergewonnen. Das empfindet Professor Christoph Herwig als reine Verschwendung. Der Leiter des Instituts für Verfahrenstechnik, Umwelttechnik und technische Biowissenschaften der TU Wien möchten aus dem Abwasser mit Hilfe von Biorektoren Wertstoffe Wertstoffe gewinnen – Carotinoide etwa, das sind Farbstoffe, die die Lebensmittelindustrie nutzt.

Hitze und Kälte machen Bakterien nichts aus

Produzenten sind die wohl merkwürdigsten Mikroorganismen der Welt, halophile Bakterien, die sich in für Menschen extrem feindlichen Umgebungen wohlfühlen, bei Temperaturen von mehr als 100 Grad Celsius, in Lösungen, die eine vielfach höhere Konzentration an Salz aufweisen als Meerwasser, in starken Säuren oder Laugen und bei Temperaturen weit unter Null Grad Celsius. Ändern sich diese extremen Umweltbedingungen sterben diese Mikroorganismen.

Top Stellenangebote

Zur Jobbörse
RHEINMETALL AG-Firmenlogo
Verstärkung für unsere technischen Projekte im Bereich Engineering und IT (m/w/d) RHEINMETALL AG
deutschlandweit Zum Job 
MB Global Engineering GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Projektleiter Elektrotechnik (m/w/d) MB Global Engineering GmbH & Co. KG
Darmstadt Zum Job 
Nitto Advanced Film Gronau GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) im Bereich Maschinen- und Anlagentechnik Nitto Advanced Film Gronau GmbH
Städtische Wohnungsgesellschaft Eisenach mbH-Firmenlogo
Bauingenieur Hochbau / Architekt (m/w/d) Städtische Wohnungsgesellschaft Eisenach mbH
Eisenach Zum Job 
IT-Consult Halle GmbH-Firmenlogo
Trainee SAP HCM / Personalwirtschaft (m/w/d) IT-Consult Halle GmbH
Halle (Saale) Zum Job 
Regierungspräsidium Freiburg-Firmenlogo
Bachelor / Dipl. Ing. (FH) (w/m/d) der Fachrichtung Wasserwirtschaft, Umwelt, Landespflege oder vergleichbar Regierungspräsidium Freiburg
Freiburg im Breisgau Zum Job 
Dorsch Gruppe-Firmenlogo
Projektleiter (m/w/d) Tragwerksplanung mit Perspektive auf Fachbereichsleitung Dorsch Gruppe
Wiesbaden Zum Job 
Clariant SE-Firmenlogo
Techniker* für Automatisierungstechnik Clariant SE
Oberhausen Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Südbayern-Firmenlogo
Projektingenieur für Brückenbau / Tunnelbau / Ingenieurbau (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Südbayern
München Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieurin oder Bauingenieur in der Schlichtungsstelle (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Hannover Zum Job 
Big Dutchman International GmbH-Firmenlogo
Ingenieur / Techniker / Meister (m/w/d) Big Dutchman International GmbH
BOGE KOMPRESSOREN Otto Boge GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Entwickler / Konstrukteur für die Verdichterentwicklung (m/w/x) BOGE KOMPRESSOREN Otto Boge GmbH & Co. KG
Großenhain Zum Job 
Griesemann Gruppe-Firmenlogo
Ingenieur Verfahrenstechnik / Prozessingenieur (m/w/d) Griesemann Gruppe
Wesseling, Köln Zum Job 
Energieversorgung Halle Netz GmbH-Firmenlogo
Fachingenieur Netzbetrieb Strom (m/w/d) Energieversorgung Halle Netz GmbH
Halle (Saale) Zum Job 
über ifp | Executive Search. Management Diagnostik.-Firmenlogo
COO (m/w/d) über ifp | Executive Search. Management Diagnostik.
Norddeutschland Zum Job 
Hamburger Wasser-Firmenlogo
Ingenieur/Referent (m/w/d) Vergabe Ingenieur-/ Bauleistungen Hamburger Wasser
Hamburg Zum Job 
Möller Medical GmbH-Firmenlogo
Industrial Engineer (m/w/d) Möller Medical GmbH
THU Technische Hochschule Ulm-Firmenlogo
W2-Professur "Elektrifizierte Fahrzeugantriebssysteme" THU Technische Hochschule Ulm
MÜNZING CHEMIE GmbH-Firmenlogo
Prozessoptimierer (m/w/d) für die chemische Industrie MÜNZING CHEMIE GmbH
Elsteraue Zum Job 
Energieversorgung Halle Netz GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur - Fernwärme/Energietechnik (m/w/d) Energieversorgung Halle Netz GmbH
Halle (Saale) Zum Job 
Abwasser im Klärbecken: Ingenieure der TU Wien haben ein Verfahren entwickelt, um mit Hilfe von Mikroorganismen beispielsweise Kunststoffe aus Abwasser herzustellen.

Abwasser im Klärbecken: Ingenieure der TU Wien haben ein Verfahren entwickelt, um mit Hilfe von Mikroorganismen beispielsweise Kunststoffe aus Abwasser herzustellen.

Quelle: Envia

Heute werden sie industriell bereits genutzt, um beispielsweise Zusatzmittel für Kosmetika zu produzieren. Die Ausbeute ist allerdings noch verbesserungsbedürftig. „Für uns ist es entscheidend, die physiologischen Prozesse in unseren Bioreaktoren auf mechanistische Weise zu verstehen“, sagt Herwig.

„Wenn man genau sagen kann, wie die Wirkungsmechanismen ineinandergreifen, kann man den Prozess viel besser weiterentwickeln und für die industrielle Produktion nutzbar machen.“ In Bioraffinerien könnte eine Vielzahl von Wertstoffen aus Abwässern und biologischen Rohstoffen gewonnen werden.

Kunststoffgewinnung aus höllischer Brühe

Herwigs Team arbeitet vor allem mit Bakterien, die industrielle Abwässer mit ph-Werten zwischen fünf und elf lieben, also eine leicht saure bis stark basische Lösung. Damit nicht genug. Sie verkraften zusätzlich einen 25-prozentigen Salzanteil. Aus einer derart höllischen Brühe gewinnen die Bakterien bis zu 95 Prozent der enthaltenen Wertstoffe.

Bioreaktor mit halophilen Bakterien an der TU Wien: Diese überleben bei Temperaturen von mehr als 100 Grad Celsius, in Lösungen, die eine vielfach höhere Konzentration an Salz aufweisen als Meerwasser, in starken Säuren oder Laugen und bei Temperaturen weit unter Null Grad Celsius.

Bioreaktor mit halophilen Bakterien an der TU Wien: Diese überleben bei Temperaturen von mehr als 100 Grad Celsius, in Lösungen, die eine vielfach höhere Konzentration an Salz aufweisen als Meerwasser, in starken Säuren oder Laugen und bei Temperaturen weit unter Null Grad Celsius.

Quelle: TU Wien

„Die extremen Halophilen liefern sogar Polyhydroxybuttersäure, ein biologisch abbaubares Polymer mit ähnlichen Eigenschaften wie Kunststoff, der heute aus Erdöl hergestellt wird“, sagt Herwig. Die Technik will die TU Wien nun erstmals einem großen Publikum vom 13. bis 17. April auf der Hannover Messe präsentieren.

Halophile Bakterien finden sich in der Natur etwa in Salzseen in Wüstengebieten, in Verdunstungsbecken, in denen aus Meerwasser Meersalz gewonnen wird, und an heißen Quellen mit schwefelhaltigem Wasser in der Tiefsee.

 

Ein Beitrag von:

  • Wolfgang Kempkens

    Wolfgang Kempkens studierte an der RWTH Aachen Elektrotechnik und schloss mit dem Diplom ab. Er arbeitete bei einer Tageszeitung und einem Magazin, ehe er sich als freier Journalist etablierte. Er beschäftigt sich vor allem mit Umwelt-, Energie- und Technikthemen.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.