Verwitterung beim Nestbau 14.08.2014, 15:45 Uhr

Ameisen entfernen klimaschädliches Kohlendioxid aus Atmosphäre

Ameisen entfernen beim Nestbau CO2 aus der Atmosphäre. Das schaffen die kleinen Krabbler, indem sie die Verwitterung der Silikate beschleunigen. Im entstehenden Kalkstein bleibt das Treibhausgas für viele Hundertausend Jahre gebunden.

Ameisen essen die Nektar-Mixtur einer mexikanischen Akazienart: Bei ihrem Nestbau lecken die Insekten an Silikaten, um Baumaterial für ihre Nester zu erhalten, vermuten die Forscher. In den entstehenden Carbonaten ist CO<custom name="sub">2</custom> gebunden.

Ameisen essen die Nektar-Mixtur einer mexikanischen Akazienart: Bei ihrem Nestbau lecken die Insekten an Silikaten, um Baumaterial für ihre Nester zu erhalten, vermuten die Forscher. In den entstehenden Carbonaten ist CO2 gebunden.

Foto: dpa

Die Erde wimmelt von Ameisen, es leben etwa zehn Billiarden Exemplare auf dem blauen Planeten. Und diese kleinen Krabbeltiere leisten erdgeschichtlich gesehen Großes: Denn sie beschleunigen einen geochemischen Prozess, der klimaschädliches Kohlendioxid aus der Atmosphäre abbaut und bindet. Es geht dabei um die Verwitterung von Silikaten wie Olivin oder Feldspat zu Carbonaten, etwa zu Kalkstein. Einige Ameisenvölker nutzen diese Carbonate als Baumaterial für ihre Nester, in denen CO2 für viele hunderttausend Jahre  gebunden ist. Herausgefunden hat das Ronald Dorn von der US-amerikanischen Arizona State University in Tempe. Der Professor für Geologie hat jetzt im Fachblatt Geology eine Studie veröffentlicht.

Die Forschung des Professors begann vor 25 Jahren. Dorn hatte damals mit seinem Team vulkanisches Basaltgestein, das vor allem Olivin und Feldspat enthält, zu Teilchen auf Sandkorngröße zermahlen. Jeweils fünf Portionen davon versenkten die Forscher in Ameisen- und in Termitennestern sowie in simplen Wurzelteppichen. Als Kontrollumgebungen dienten zum einen nackter Boden, zum anderen einfache Plastikrohre, in die lediglich Regen eindringen konnte. Denn soviel war sicher: Wasser ist für die Verwitterung der Silikate unverzichtbar.

Top Stellenangebote

Zur Jobbörse
RHEINMETALL AG-Firmenlogo
Verstärkung für unsere technischen Projekte im Bereich Engineering und IT (m/w/d) RHEINMETALL AG
deutschlandweit Zum Job 
MB Global Engineering GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Projektleiter Elektrotechnik (m/w/d) MB Global Engineering GmbH & Co. KG
Darmstadt Zum Job 
Nitto Advanced Film Gronau GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) im Bereich Maschinen- und Anlagentechnik Nitto Advanced Film Gronau GmbH
Städtische Wohnungsgesellschaft Eisenach mbH-Firmenlogo
Bauingenieur Hochbau / Architekt (m/w/d) Städtische Wohnungsgesellschaft Eisenach mbH
Eisenach Zum Job 
IT-Consult Halle GmbH-Firmenlogo
Trainee SAP HCM / Personalwirtschaft (m/w/d) IT-Consult Halle GmbH
Halle (Saale) Zum Job 
Regierungspräsidium Freiburg-Firmenlogo
Bachelor / Dipl. Ing. (FH) (w/m/d) der Fachrichtung Wasserwirtschaft, Umwelt, Landespflege oder vergleichbar Regierungspräsidium Freiburg
Freiburg im Breisgau Zum Job 
Dorsch Gruppe-Firmenlogo
Projektleiter (m/w/d) Tragwerksplanung mit Perspektive auf Fachbereichsleitung Dorsch Gruppe
Wiesbaden Zum Job 
Clariant SE-Firmenlogo
Techniker* für Automatisierungstechnik Clariant SE
Oberhausen Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Südbayern-Firmenlogo
Projektingenieur für Brückenbau / Tunnelbau / Ingenieurbau (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Südbayern
München Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieurin oder Bauingenieur in der Schlichtungsstelle (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Hannover Zum Job 
Big Dutchman International GmbH-Firmenlogo
Ingenieur / Techniker / Meister (m/w/d) Big Dutchman International GmbH
BOGE KOMPRESSOREN Otto Boge GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Entwickler / Konstrukteur für die Verdichterentwicklung (m/w/x) BOGE KOMPRESSOREN Otto Boge GmbH & Co. KG
Großenhain Zum Job 
Griesemann Gruppe-Firmenlogo
Ingenieur Verfahrenstechnik / Prozessingenieur (m/w/d) Griesemann Gruppe
Wesseling, Köln Zum Job 
Energieversorgung Halle Netz GmbH-Firmenlogo
Fachingenieur Netzbetrieb Strom (m/w/d) Energieversorgung Halle Netz GmbH
Halle (Saale) Zum Job 
über ifp | Executive Search. Management Diagnostik.-Firmenlogo
COO (m/w/d) über ifp | Executive Search. Management Diagnostik.
Norddeutschland Zum Job 
Hamburger Wasser-Firmenlogo
Ingenieur/Referent (m/w/d) Vergabe Ingenieur-/ Bauleistungen Hamburger Wasser
Hamburg Zum Job 
Möller Medical GmbH-Firmenlogo
Industrial Engineer (m/w/d) Möller Medical GmbH
THU Technische Hochschule Ulm-Firmenlogo
W2-Professur "Elektrifizierte Fahrzeugantriebssysteme" THU Technische Hochschule Ulm
MÜNZING CHEMIE GmbH-Firmenlogo
Prozessoptimierer (m/w/d) für die chemische Industrie MÜNZING CHEMIE GmbH
Elsteraue Zum Job 
Energieversorgung Halle Netz GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur - Fernwärme/Energietechnik (m/w/d) Energieversorgung Halle Netz GmbH
Halle (Saale) Zum Job 

Ameisen beschleunigen die Verwitterung

Angesiedelt waren die Testgebiete in gebirgigen Gegenden von Texas und Arizona. Dadurch befanden sie sich auf unterschiedlichen Höhen und auch in völlig verschiedenen Vegetationen. Von Wüste bis Mischwald war alles vertreten. Alle fünf Jahre tauchte Dorn mit seinem Team auf den Versuchsfeldern auf. Sie gruben eine Portion der Basaltkörner wieder aus und untersuchten mithilfe eines Elektronenmikroskops, wie stark sich in den vergangenen fünf Jahren die Olivin- und die Feldspatkristalle aufgelöst hatten.

Dann kamen die Steinchen noch in den Ofen. Dorn erhitzte die Kristalle auf bis zu Tausend Grad Celsius. Denn dann entweicht das gebundene Kohlendioxid wieder. Und über den Gewichtsverlust konnte Dorn auf die in diesen fünf Jahren gespeicherte Menge rückschließen. Es zeigte sich: Ameisen waren mit großem Abstand die effektivsten Beschleuniger der Verwitterung. In ihren Nestern waren die Olivin- und Feldspatkristalle zum Teil mehr als 300-mal so stark verwittert wie die Kontrollkörner in der simplen Plastikröhre. Die Wurzelteppiche kamen je nach Vegetationsart auf durchschnittlich zehn bis 40-fach verstärkten Gesteinsumbau. Die Termiten lagen knapp dahinter. Wenig überraschend: Im pflanzenfreien, nackten Boden passierte kaum mehr als im Plastikrohr.

Ameisen als lebende Betonmischmaschine

Dorn vermutet, dass die Ameisen am Sand lecken und das abgeleckte Material als Kalk an die Wände ihrer Nester kleben. Oder sie fressen den Sand und scheiden ihn dann wieder aus für den Nestbau. Das sind aber beides Vermutungen. Wenn sie den Sand fressen, dann sind Ameisen so etwas wie eine Art lebende Betonmischmaschine. „Wir stehen hier ganz, ganz am Anfang mit unserer Forschung“, betont Dorn.

Potential für Klimaschutz bislang unbekannt

Es ist auch nicht sicher, ob es eine sinnvolle Idee wäre, Ameisen als Beschleuniger der Silikatverwitterungen einzusetzen. Denn die Verwitterung von Silikaten und ihr Potential für den Klimaschutz ist bisher reine Grundlagenforschung. Es wären somit umfassende Praxistests und auch Risikofolgeabschätzungen notwendig. Denn es handelt sich um gigantische Mengen Silikatgestein, das abgebaut und gemahlen auf Brachland, auf Äckern oder auf Stränden verteilt werden müsste.

Es könnte auch sein, dass die Ameisen Silikate verdauen und die Ausscheidungen als Baumaterial nutzen. In diesem Fall wären sie eine Art lebende Betonmischmaschine.

Es könnte auch sein, dass die Ameisen Silikate verdauen und die Ausscheidungen als Baumaterial nutzen. In diesem Fall wären sie eine Art lebende Betonmischmaschine.

Quelle: Arizona State University

Soviel ist klar: Die Kohlendioxidbilanz fällt positiv aus. Je nach Szenario kann pro Tonne Fels eine halbe bis eine Tonne Kohlendioxid gespeichert werden. Das berichteten Forscher der Universität Hamburg vor kurzem im Magazin „Journal Environmental Science and Technology“. Auch in diesem Bericht wird auf die möglichen ökologischen Nebenwirkungen hingewiesen.

Ameisen können übrigens noch viel mehr als nur das Weltklima retten. Sie treten auch als wichtige Helfer bei der Renaturierung der Regenwälder auf. Das zeigte eine Forschungsarbeit des Loewe Biodiversität und Klima Forschungszentrums (BiK-F) und der Universität Halle-Wittenberg.

 

Ein Beitrag von:

  • Detlef Stoller

    Detlef Stoller ist Diplom-Photoingenieur. Er ist Fachjournalist für Umweltfragen und schreibt für verschiedene Printmagazine, Online-Medien und TV-Formate.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.