Tarifpolitik 30.03.2012, 11:59 Uhr

Löhne und Lohnerhöhungen: Einfluss von Wachstum und Verbraucherpreisen

Dass bei Lohnverhandlungen die Entwicklung der gesamtwirtschaftlichen Produktivität eine zentrale Rolle spielen muss, ist unter Fachleuten unbestritten. Keine Einigkeit herrscht aber darüber, in welcher Höhe das Produktivitätswachstum ausgeschöpft werden dürfe und ob auch die Verbraucherpreise eine Rolle spielen sollen.

Lohnerhöhungen nimmt jeder gerne mit, Lohnverhandlungen dagegen werden oft mit einer Mischung aus Ablehnung und Unverständnis betrachtet. Sie gelten als ritualisierte Machtdemonstrationen von Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden. Die Kosten dieser Lohnfindung ließen sich nach Ansicht von Ökonomen vermeiden, wenn die Tarifparteien zentrale wirtschaftliche Kennziffern zur Kenntnis und daraus eine Lohnerhöhung ableiten würden.

Top Stellenangebote

Zur Jobbörse
RHEINMETALL AG-Firmenlogo
Verstärkung für unsere technischen Projekte im Bereich Engineering und IT (m/w/d) RHEINMETALL AG
deutschlandweit Zum Job 
MB Global Engineering GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Projektleiter Elektrotechnik (m/w/d) MB Global Engineering GmbH & Co. KG
Darmstadt Zum Job 
Nitto Advanced Film Gronau GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) im Bereich Maschinen- und Anlagentechnik Nitto Advanced Film Gronau GmbH
Städtische Wohnungsgesellschaft Eisenach mbH-Firmenlogo
Bauingenieur Hochbau / Architekt (m/w/d) Städtische Wohnungsgesellschaft Eisenach mbH
Eisenach Zum Job 
IT-Consult Halle GmbH-Firmenlogo
Trainee SAP HCM / Personalwirtschaft (m/w/d) IT-Consult Halle GmbH
Halle (Saale) Zum Job 
Regierungspräsidium Freiburg-Firmenlogo
Bachelor / Dipl. Ing. (FH) (w/m/d) der Fachrichtung Wasserwirtschaft, Umwelt, Landespflege oder vergleichbar Regierungspräsidium Freiburg
Freiburg im Breisgau Zum Job 
Dorsch Gruppe-Firmenlogo
Projektleiter (m/w/d) Tragwerksplanung mit Perspektive auf Fachbereichsleitung Dorsch Gruppe
Wiesbaden Zum Job 
Clariant SE-Firmenlogo
Techniker* für Automatisierungstechnik Clariant SE
Oberhausen Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Südbayern-Firmenlogo
Projektingenieur für Brückenbau / Tunnelbau / Ingenieurbau (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Südbayern
München Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieurin oder Bauingenieur in der Schlichtungsstelle (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Hannover Zum Job 
Big Dutchman International GmbH-Firmenlogo
Ingenieur / Techniker / Meister (m/w/d) Big Dutchman International GmbH
BOGE KOMPRESSOREN Otto Boge GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Entwickler / Konstrukteur für die Verdichterentwicklung (m/w/x) BOGE KOMPRESSOREN Otto Boge GmbH & Co. KG
Großenhain Zum Job 
Griesemann Gruppe-Firmenlogo
Ingenieur Verfahrenstechnik / Prozessingenieur (m/w/d) Griesemann Gruppe
Wesseling, Köln Zum Job 
Energieversorgung Halle Netz GmbH-Firmenlogo
Fachingenieur Netzbetrieb Strom (m/w/d) Energieversorgung Halle Netz GmbH
Halle (Saale) Zum Job 
über ifp | Executive Search. Management Diagnostik.-Firmenlogo
COO (m/w/d) über ifp | Executive Search. Management Diagnostik.
Norddeutschland Zum Job 
Hamburger Wasser-Firmenlogo
Ingenieur/Referent (m/w/d) Vergabe Ingenieur-/ Bauleistungen Hamburger Wasser
Hamburg Zum Job 
Möller Medical GmbH-Firmenlogo
Industrial Engineer (m/w/d) Möller Medical GmbH
THU Technische Hochschule Ulm-Firmenlogo
W2-Professur "Elektrifizierte Fahrzeugantriebssysteme" THU Technische Hochschule Ulm
MÜNZING CHEMIE GmbH-Firmenlogo
Prozessoptimierer (m/w/d) für die chemische Industrie MÜNZING CHEMIE GmbH
Elsteraue Zum Job 
Energieversorgung Halle Netz GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur - Fernwärme/Energietechnik (m/w/d) Energieversorgung Halle Netz GmbH
Halle (Saale) Zum Job 

Doch eine solche Tarifpolitik mit dem Rechenschieber ist eine Illusion, sagen Fachleute wie Hagen Lesch vom arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln und Reinhard Bispinck vom gewerkschaftsnahen Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung in Düsseldorf. Dass die gesamtwirtschaftliche Produktivität in Lohnrunden eine wichtige Rolle spielt, ist zwischen Tarifparteien und Wissenschaft nicht strittig. Aber sie ist nur ein Kriterium und sie wird unterschiedlich gewichtet.

Gesamtwirtschaftliche Produktivität entscheidend für Löhne und Lohnerhöhungen

Auch für Lesch ist die zu erwartende gesamtwirtschaftliche Produktivität die entscheidende Richtgröße. Wenn Löhne im gleichen Umfang steigen wie die Produktivität, bleiben die Lohnstückkosten gleich, Lohnerhöhungen führen dann nicht zu steigenden Preisen.

Die Orientierung an der gesamtwirtschaftlichen Produktivität lasse Raum für Anpassungen an die Lage auf dem Arbeitsmarkt und an die Produktivitätsentwicklung der jeweiligen Branche, sagt der IW-Experte. So sollten Lohnerhöhungen bei hoher Arbeitslosigkeit unter dem Produktivitätszuwachs bleiben, um Chancen für mehr Beschäftigung zu schaffen. In der Industrie könnten Entgeltsteigerungen auch mal höher ausfallen, weil dort die Produktivität oft stärker steige als im Schnitt der Gesamtwirtschaft. Umgekehrt bedeute das für Branchen mit geringeren Produktivitätszuwächsen auch geringere Lohnsteigerungen.

Keine Rolle dürfe bei Lohnrunden nach Ansicht von Lesch der Ausgleich für gestiegene Verbraucherpreise spielen. In die Verbraucherpreise gingen auch Preiserhöhungen ein, die von Unternehmen nicht zu beeinflussen seien, z. B. Rohstoffpreise oder staatlich festgesetzte Preise für Sozialbeiträge, Gebühren und Abgaben. Allenfalls, so Lesch, könnten solche Preissteigerungen berücksichtigt werden, die von den Unternehmen überwälzt werden können, z. B. die inländischen Erzeugerpreise oder die Ausfuhrpreise. Und die lagen in den vergangenen zehn Jahren meist unter den Verbraucherpreisen.

Ausgleich für steigende Verbraucherpreise bei Löhnen

Doch ein Ausgleich für steigende Verbraucherpreise ist für Reinhard Bispinck vom WSI essentiell. Damit werden Löhne gegen den Verlust an Kaufkraft abgesichert. Zusammen mit der gesamtwirtschaftlichen Produktivität, die eine Teilnahme am wirtschaftlichen Fortschritt erlaubt, bilde der Anstieg der Verbraucherpreise den Spielraum, der gesamtwirtschaftlich bei Lohnverhandlungen mindestens ausgeschöpft werden könne, sagt Bispinck.

Der Ökonom orientiert sich dabei an der Trendproduktivität, wie sie sich mittelfristig entwickeln soll, und als Untergrenze an der Ziel-Inflationsrate der Europäischen Zentralbank von 2 % im Jahr. Die Einbeziehung der Lebenshaltungskosten zusätzlich zur gesamtwirtschaftlichen Produktivität geht zurück auf den Frankfurter Ökonomen Helmut Meinhold. Nur so blieben die Verteilungsrelationen zwischen Kapital und Arbeit gleich. Diese Formel hat Meinhold als Schlichter in den 60er-Jahren begründet. Seither spielt sie in der Tarifpolitik eine zentrale Rolle.

Wäre diese Formel in den vergangenen zehn Jahren angewendet worden, hätte es gesamtwirtschaftlich eine Steigerung der Entgelte um rund 3,5 % im Jahr geben müssen, sagt Bispinck. „Davon sind wir meilenweit entfernt – von einer Umverteilungskomponente ganz zu schweigen.“

Gewerkschaften: Umverteilungskomponente soll Löhne stärker steigen lassen

Eine solche Komponente, die von Gewerkschaften immer wieder in ihre Tarifforderungen aufgenommen wurde, geht über den verteilungsneutralen Spielraum hinaus und soll die Löhne stärker steigen lassen als Gewinne und Unternehmereinkommen. Dass der verteilungsneutrale Spielraum gesamtwirtschaftlich in den vergangenen Jahren nicht ausgeschöpft wurde, hat nach Ansicht von Bispinck mehrere Ursachen: die Ausbreitung von prekärer Beschäftigung und Niedriglöhnen, die rückläufige Tarifbindung sowie die Entstehung von Branchen, in denen Arbeitnehmer schwer zu organisieren seien. Dieser Schwächung der Gewerkschaften stehe auf Arbeitgeber-Seite die sinkende Bereitschaft zur Tarifbindung gegenüber.

In Lohnverhandlungen spielen daher nicht nur die unterschiedlichen tarifpolitischen Vorstellungen der Kontrahenten eine Rolle, sagt Bispinck. Auch die Frage, mit welcher sozialen Unterstützung die beiden Parteien bei ihrer Mitgliedschaft rechnen können, beeinflusst den Ausgang von Tarifrunden. Tarifpolitik sei immer auch ein sozialer Verteilungskonflikt. 

Ein Beitrag von:

  • Hartmut Steiger

    Redakteur VDI nachrichten. Fachthemen: Aus- und Weiterbildung, Studium, Beruf.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.