Ingenieurarbeitsmarkt 16.05.2018, 07:08 Uhr

Alte Berufe neu gelebt

Die Ingenieure Theo Gelhaar und Mark Füger haben Trends bewusst übersehen. Sie fahren in der Old Economy alles andere als schlecht – als Agraringenieur und Gießerei-Ingenieur.

Arbeiter in Schutzkleidung in der Metallverarbeitung

Die Gießereitechnik lebt. Das wissen viele Schulabsolventen nicht. Die Zahl der Studierenden hält sich deshalb in Grenzen.

Foto: panthermedia.net/sorapol11150

Berufe im Agrarwesen oder der Gießereitechnik gelten als veraltet. Doch wer Vorurteile beiseiteschiebt und nachforscht, entdeckt, dass die „Old Economy“ gar nicht so alt ist und gute Karrierechancen bietet, wie zwei Beispiele zeigen.

Gießereitechnik – für Ingenieure, die die Produktion nicht scheuen

Theo Gelhaar hat an der Bergakademie in Freiberg studiert. Heute sagt er: „Ich habe eigentlich jeden Tag schwarze Hände“, sagt Theo Gelhaar und lacht. Der 31-Jährige ist Werksleiter einer Aluminiumgießerei in Finsterwalde. 76 Mitarbeiter beschäftigt der Mittelständler, 60 davon arbeiten in der Produktion. Und da geht es meistens dreckig zu. Staub und Schmutz sind überall, wenn aus Sand und flüssigem Aluminium Gussteile hergestellt werden.

Top Stellenangebote

Zur Jobbörse
RHEINMETALL AG-Firmenlogo
Verstärkung für unsere technischen Projekte im Bereich Engineering und IT (m/w/d) RHEINMETALL AG
deutschlandweit Zum Job 
MB Global Engineering GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Projektleiter Elektrotechnik (m/w/d) MB Global Engineering GmbH & Co. KG
Darmstadt Zum Job 
Nitto Advanced Film Gronau GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) im Bereich Maschinen- und Anlagentechnik Nitto Advanced Film Gronau GmbH
Städtische Wohnungsgesellschaft Eisenach mbH-Firmenlogo
Bauingenieur Hochbau / Architekt (m/w/d) Städtische Wohnungsgesellschaft Eisenach mbH
Eisenach Zum Job 
IT-Consult Halle GmbH-Firmenlogo
Trainee SAP HCM / Personalwirtschaft (m/w/d) IT-Consult Halle GmbH
Halle (Saale) Zum Job 
Regierungspräsidium Freiburg-Firmenlogo
Bachelor / Dipl. Ing. (FH) (w/m/d) der Fachrichtung Wasserwirtschaft, Umwelt, Landespflege oder vergleichbar Regierungspräsidium Freiburg
Freiburg im Breisgau Zum Job 
Dorsch Gruppe-Firmenlogo
Projektleiter (m/w/d) Tragwerksplanung mit Perspektive auf Fachbereichsleitung Dorsch Gruppe
Wiesbaden Zum Job 
Clariant SE-Firmenlogo
Techniker* für Automatisierungstechnik Clariant SE
Oberhausen Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Südbayern-Firmenlogo
Projektingenieur für Brückenbau / Tunnelbau / Ingenieurbau (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Südbayern
München Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieurin oder Bauingenieur in der Schlichtungsstelle (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Hannover Zum Job 
Big Dutchman International GmbH-Firmenlogo
Ingenieur / Techniker / Meister (m/w/d) Big Dutchman International GmbH
BOGE KOMPRESSOREN Otto Boge GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Entwickler / Konstrukteur für die Verdichterentwicklung (m/w/x) BOGE KOMPRESSOREN Otto Boge GmbH & Co. KG
Großenhain Zum Job 
Griesemann Gruppe-Firmenlogo
Ingenieur Verfahrenstechnik / Prozessingenieur (m/w/d) Griesemann Gruppe
Wesseling, Köln Zum Job 
Energieversorgung Halle Netz GmbH-Firmenlogo
Fachingenieur Netzbetrieb Strom (m/w/d) Energieversorgung Halle Netz GmbH
Halle (Saale) Zum Job 
über ifp | Executive Search. Management Diagnostik.-Firmenlogo
COO (m/w/d) über ifp | Executive Search. Management Diagnostik.
Norddeutschland Zum Job 
Hamburger Wasser-Firmenlogo
Ingenieur/Referent (m/w/d) Vergabe Ingenieur-/ Bauleistungen Hamburger Wasser
Hamburg Zum Job 
Möller Medical GmbH-Firmenlogo
Industrial Engineer (m/w/d) Möller Medical GmbH
THU Technische Hochschule Ulm-Firmenlogo
W2-Professur "Elektrifizierte Fahrzeugantriebssysteme" THU Technische Hochschule Ulm
MÜNZING CHEMIE GmbH-Firmenlogo
Prozessoptimierer (m/w/d) für die chemische Industrie MÜNZING CHEMIE GmbH
Elsteraue Zum Job 
Energieversorgung Halle Netz GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur - Fernwärme/Energietechnik (m/w/d) Energieversorgung Halle Netz GmbH
Halle (Saale) Zum Job 

Nur wenige Studenten verirren sich nach Sachsen an die Technische Universität, um dort Gießereitechnik zu studieren. Nach dem Abitur wollte auch der gebürtige Leipziger Gelhaar lieber Metallbauer werden. Am Infostand einer Fachhochschule erklärt ihm der Recruiter: „Das wollen viele.“ Der Nachbarstand gehörte der TU Freiberg. „Dort waren deutlich weniger Interessenten“, erinnert sich Gelhaar, bewirbt sich und gibt nach sieben Semestern seine Bachelorarbeit über Eisenguss ab. Danach folgt seine Masterarbeit über Stahlfeinguss.

Direkt nach dem Studium landet er bei seinem heutigen Arbeitgeber, der MGF Metallguss Finsterwalde – zunächst im Vertrieb. Firmenchef Jens Waldek lernt die Qualitäten des jungen Ingenieurs schätzen und bietet ihm die Werksleitung an – das war vor drei Jahren. Gelhaar greift zu und muss sich beweisen. Verständlich, dass nicht jeder Mitarbeiter begeistert ist über einen „Youngster“ als neuen Werksleiter. Der Altersdurchschnitt bei MGF liegt bei 45 Jahren. Doch anfängliche Ressentiments räumt Gelhaar rasch aus. „Ich bin handwerklich geschickt und habe zu Beginn in jeder Abteilung mitgearbeitet“, erklärt er seinen Einstieg. Schnell merken die Kollegen, dass sie da einen pfiffigen Ingenieur vor sich haben, der rasch Lösungen findet, handfeste Ideen einbringt und Führungsqualitäten beweist.

Gießerei-Ingenieure sind im In- und Ausland gefragt

Eine gute Kombination, wie Christine Fischer findet. Die Chefin von Searchpoint aus Baden-Baden hat sich auf das Finden und Vermitteln von Führungskräften im Gießereiwesen spezialisiert. Ein karger Markt. Fast alle 1.000 Gießereien in Deutschland suchen dringend Fachkräfte – doch es gibt kaum Suchende. Zu exotisch und unbekannt scheint der Beruf des Gießerei-Ingenieurs.

Dabei sind Gussteile in fast allen modernen Industrien im Einsatz. Werksleiter Gelhaar zählt auf: „Wir liefern in den Motorenbau, an die Bahn, die Druckindustrie und in die Medizintechnik.“ Und Fischer ergänzt, dass Gussteile und Know-how „made in Germany“ weltweit gefragt sind. Das gehe so weit, dass sich derzeit japanische, amerikanische und chinesische Investoren im deutschen Markt einkaufen – oft an das Ziel gekoppelt, Wissen abzugreifen. Die Old Economy der Gießereien blüht also und bietet gute Karrieremöglichkeiten im In- und Ausland.

Mit Pflanzenkohle auf den internationalen Agrarmarkt

Auch Mark Füger hat seine berufliche Zukunft mit einem alten Beruf verknüpft. Üblicherweise arbeiten Agraringenieure wie er bei Behörden, prüfen Böden oder besuchen Bauern, um Landmaschinen oder Saatgut zu verkaufen. Andere verschlägt es in die Chemieindustrie. Mark Füger hingegen kümmert sich um Pflanzenkohle. Ein Produkt, das in neuester Zeit Nachfrage erfährt.

Schon früher haben Indianer im Amazonasgebiet nährstoffarme Böden mit Pflanzenkohle verbessert. Vor gut 15 Jahren keimte die Idee in der Schweiz auf, Holzabfälle, Getreidespelzen oder Kirschkerne zu karbonisieren, damit daraus Kohle entsteht.

Eine Idee, die Mark Füger interessiert. Während des Studiums stößt er auf den Familienbetrieb „DU: willkommen in der Umwelt“. Zu Geschäftsführer Christoph Zimmermann findet er einen guten Draht, denn der will die Pflanzenkohle etablieren. Also steht die erste deutsche Pyreg-Anlage im schwäbischen Eislingen. Agrarexperte Füger sorgt dafür, dass sie backt und brummt. Das Geschäft läuft gut. Abnehmer der Pflanzenkohle sind Pferdehöfe, Kommunen, Molkereien, Biogasanlagen-Betreiber, Putenzüchter … Die Liste wird täglich länger. Füger beantwortet Mails aus China und Kanada, auch in Übersee ist der Bodenverbesserer, Qualität „made in Schwaben“, geschätzt.

Lobbyarbeit für das Spezialgebiet und das Bioprodukt

Auf diese achtet der Ingenieur penibel. Gut durchgekohlt muss sie sein, einen Kohlenstoffgehalt um die 80 % sollte sie haben und das Rohmaterial darf nicht weiter als 80 km anreisen, um zu Kohle zu werden. Studiert hat der 32-Jährige in Hohenheim bei Stuttgart Agrarwissenschaften, Fachrichtung nachwachsende Rohstoffe und Bioenergie. 2007 war das der zweite Jahrgang, gerade einmal 80 Studenten belegten das Fachgebiet.

Pioniergeist wehte über den Campus. Diesen Spirit merkt man Mark Füger heute noch an. Und obwohl die Pflanzenkohle ein altes Produkt ist, wissen nur wenige um die Einsatzgebiete. Deshalb spricht er bei Stadtplanungsämtern vor sowie in seiner Geburtsstadt Tübingen. Öffentliche Blumenbeete sollen dort an heißen Sommertagen in Zukunft seltener gegossen werden. Dreimal die Woche statt täglich. Die Pflanzenkohle fungiert im Boden als Wasserspeicher.

Hilfreich für die Überzeugungsarbeit sind auch Mark Fügers Kontakte in die Wissenschaft. So läuft demnächst eine Studie mit Pflanzenkohle an. Untersucht werden etwa Qualitätsmerkmale der Milch, weil Kohle dem Futter beigemischt wird. Sie bindet die Giftstoffe, die Kuh oder Pute später ausscheiden. Universitäten und Tierärzte sprechen bereits von einer positiven Langzeitwirkung auf das Tierwohl. Doch weil diese Einsatzgebiete neu sind, fehlt es an klaren Regeln. Deshalb engagiert sich Mark Füger im frisch gegründeten Fachverband Pflanzenkohle. Ziel ist neben der Öffentlichkeits- auch die Lobbyarbeit für das Bioprodukt, das chemische Dünger überflüssig machen soll.

 

Dieser Artikel erschien im Magazin Ingenieurkarriere, einer Sonderpublikation der VDI nachrichten. Laden Sie sich das komplette Magazin kostenfrei herunter.

Ein Beitrag von:

  • Michael Sudahl

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.