Wie will die neue Regierung künftig E-Autos fördern?
Wie wird künftig der Kauf von E-Autos gefördert? Pläne reichen von Steuererleichterungen bis zu Social-Leasing-Programmen.

Union und SPD wollen den Absatz von Elektroautos mit staatlichen Maßnahmen ankurbeln. Aber wie genau?
Foto: PantherMedia / micheleursi.hotmail.com
Der Verkauf von E-Autos stockt und gefährdet somit die Klimaziele. Ohne gezielte Förderung wird sich das nicht ändern. Die neue Regierung plant Kaufanreize, legt aber bisher wenig konkrete Details offen. Klar ist: Steuerliche Vorteile, der Ausbau der Ladeinfrastruktur und neue Leasing-Modelle sollen eine zentrale Rolle spielen.
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Förderung bleibt Ziel – aber der Weg ist offen
„Wir werden die E-Mobilität mit Kaufanreizen fördern“, heißt es im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD. Eine klare Formulierung zu einer neuen Kaufprämie, wie es sie mit dem Umweltbonus gab, fehlt jedoch. Hintergrund: Nach dem plötzlichen Auslaufen dieser Förderung Ende 2023 war der Absatz von Elektroautos stark eingebrochen. Mittlerweile ziehen die Verkaufszahlen wieder leicht an, doch die Unsicherheit bleibt.
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Roloff erklärte, die neue Bundesregierung wolle die Automobilindustrie mit einem „Maßnahmenbündel“ unterstützen. Ob dies in Form einer direkten Kaufprämie oder über steuerliche Vorteile geschehen werde, müsse noch verhandelt werden.
Verbraucherinnen und Verbraucher warten auf Klarheit
Die Diskussion über Fördermaßnahmen sorgt aktuell für große Verunsicherung bei potenziellen Käufern. Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), fordert schnelle Entscheidungen: „Eine anhaltende Debatte über Fördermaßnahmen führt zu einer Kaufzurückhaltung, daher brauchen die Verbraucherinnen und Verbraucher baldmöglichst Klarheit über möglicherweise beabsichtigte Maßnahmen.“
Auch der ADAC mahnt Tempo an. Eine Sprecherin des Automobilclubs erklärte, es sei wichtig, dass die Regierungsparteien bald klare Fakten schafften. Viele Interessierte zögerten derzeit beim Autokauf, weil sie nicht riskieren wollten, eine mögliche neue Förderung zu verpassen.
Kaufprämie bleibt umstritten
Ob überhaupt wieder eine Kaufprämie eingeführt wird, ist unsicher. Zwar können finanzielle Anreize kurzfristig helfen, doch Expertinnen und Experten sehen sie skeptisch. Hildegard Müller betont, dass ein nachhaltiger Erfolg der Elektromobilität nicht nur durch Kaufprämien erreicht werde: „Zentral für den nachhaltigen Hochlauf der E-Mobilität sind die Ladeinfrastruktur und der Strompreis.“
Union und SPD planen daher Entlastungen beim Strompreis. Auch steuerliche Maßnahmen sollen helfen. Müller warnt aber: „Die Erfahrung zeigt, dass Kaufprämien immer die Gefahr von kurzen Strohfeuern bergen.“ Sie könnten einen schnellen, aber nicht nachhaltigen Effekt auf die Verkaufszahlen haben.
Ähnlich äußert sich Michael Müller-Görnert vom Verkehrsclub Deutschland (VCD). Er kritisiert direkte Kaufzuschüsse als ineffizient und sozial ungerecht: „Besser wäre es, die Kfz-Steuer um einen CO₂-basierten Bonus/Malus im Jahr der Neuzulassung zu ergänzen.“ Damit würden Elektroautos im Vergleich zu Fahrzeugen mit hohem CO₂-Ausstoß attraktiver.
Nachfrage nach E-Autos steigt wieder
Trotz der Unsicherheit zeigt der Markt erste Erholungstendenzen. Laut dem Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) stiegen die Neuzulassungen von reinen Elektroautos im ersten Quartal 2025 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fast 40 %. Allerdings war das Vorjahresquartal wegen des abrupten Förderstopps sehr schwach.
Insgesamt sind laut Kraftfahrt-Bundesamt Anfang 2025 rund 1,65 Mio. reine Elektro-Pkw in Deutschland zugelassen. Damit liegt der Anteil am Gesamtbestand von 49,4 Mio. Pkw noch immer relativ niedrig. Das frühere Ziel der Ampel-Regierung, bis 2030 mindestens 15 Mio. E-Autos auf die Straße zu bringen, wird im neuen Koalitionsvertrag nicht mehr erwähnt.
Was konkret geplant ist
Obwohl Details fehlen, gibt es erste Anhaltspunkte. Laut Koalitionsvertrag sollen Dienstwagen als Elektroautos steuerlich stärker gefördert werden. Geplant sind zudem:
- eine Sonderabschreibung für E-Fahrzeuge
- eine Verlängerung der Kfz-Steuerbefreiung für Elektroautos bis 2035 (bisher 2030)
- ein beschleunigter Ausbau der Ladeinfrastruktur
Damit soll der Umstieg auf E-Mobilität sowohl für Unternehmen als auch für Privatpersonen attraktiver werden.
Vorbild Frankreich: Social-Leasing
Ein besonders interessantes Konzept ist das geplante Social-Leasing-Programm. Es richtet sich an Haushalte mit geringem oder mittlerem Einkommen. Finanziert werden soll es aus Mitteln des EU-Klimasozialfonds.
„In Frankreich ist deutlich geworden, wie groß das Interesse sein kann, wenn die Rahmenbedingungen passen“, so Sebastian Roloff. In Frankreich nutzten beim Start des Programms 2024 rund 50.000 Haushalte das Angebot – deutlich mehr als erwartet.
Das Modell sieht Leasingangebote für E-Autos ab 100 € monatlich vor. Die Förderung richtet sich speziell an Menschen, die auf ein Auto angewiesen sind und mindestens 15 km von ihrem Arbeitsplatz entfernt wohnen. Europäische und französische Hersteller wurden dabei bevorzugt.
In Deutschland soll ein ähnliches Programm spätestens 2027 starten. Voraussetzung ist, dass bis dahin der erweiterte Emissionshandel greift und zusätzliche Mittel im Klimasozialfonds verfügbar sind.
Herausforderungen bei der Umsetzung
Offen bleibt, wie schnell und in welchem Umfang die geplanten Maßnahmen umgesetzt werden können. CDU-Finanzpolitiker Olav Gutting verweist auf die schwierige Finanzlage. Neue Steuererleichterungen wie die Sonderabschreibung für Elektrofahrzeuge müssten rasch auf den Weg gebracht werden, da sie rückwirkend zum 1. Januar 2025 gelten sollen.
Weil die geplanten Steuererleichterungen teuer seien, könnten andere Vorhaben verschoben werden müssen. Klar ist: Ohne ausreichende Finanzierung wird es keine großen Sprünge bei der Förderung geben. (mit dpa)
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