Eisenbahngeschichte 15.03.2024, 08:00 Uhr

LNER A4 – 4468 Mallard: Blick auf die schnellste Dampflok der Welt

Die wohl schnellste Stockente (so die Übersetzung von Mallard) der Welt fuhr in England auf Schienen. Die LNER-Klasse-4-Dampflok mit dem Spitznamen Mallard erreichte 1938 in Grantham eine Geschwindigkeit von 201,2 km/h. Keine andere Dampflokomotive fuhr jemals schneller. Wir werfen einen Blick auf das alte Dampfross.

Dampflok Mallard

Die Mallard verlässt Skipton auf ihrem Weg von York nach Carnforth, am 16. Mai 1987.

Foto: imago/Photoshot/Construction Photography

Die LNER Gresley A4 ist eine der bekanntesten Schnellzuglokomotiven Großbritanniens. Ihr stromlinienförmiges Design symbolisiert die Vorstellung von Geschwindigkeit und Ästhetik der 1930er Jahre, einer Zeit, in der die Eisenbahn zunehmend mit dem Straßen- und Luftverkehr konkurrierte. Um der Nachfrage nach schnelleren, komfortableren und zuverlässigeren Verbindungen zwischen den Metropolen gerecht zu werden, reagierte der LNER-Vorstand mit der Entwicklung dieser Baureihe. Die wohl berühmteste dieser Lokomotiven, die 4468 Mallard, stellte den bis heute gültigen Geschwindigkeitsweltrekord für Dampflokomotiven auf.

London and North Eastern Railway

Wir haben im Text einige Male bereits die Abkürzung LNER verwendet, das steht für London and North Eastern Railway. Das war eine der vier Eisenbahngesellschaften, die es zwischen 1923 und 1938 in Großbritannien gab.

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Der Name deutet es bereits an: Die LNER verband London mit dem Osten und Norden Englands bis nach Schottland. Ihr Netz erstreckte sich östlich der Pennines, einschließlich East Anglias. King’s Cross, der zentrale Fernbahnhof in London, diente als Ausgangspunkt der East Coast Main Line, die über York und Newcastle upon Tyne nach Edinburgh führte. Von Edinburgh aus gab es Verbindungen nach Aberdeen und Perth. Die zentralen Werkstätten der LNER befanden sich in Doncaster.

Leitender Ingenieur war zwischen 1923 und 1941 Sir Nigel Gresley, damals einer der bekanntesten Lokomotivkonstrukteure der Welt. Zu seinen Schöpfungen gehörte die „Flying Scotsman“, eine legendäre Dampflokomotive der Klasse A3. Daraus entwickelte Gresley die nicht minder berühmte Klasse A4, zu der die „Mallard“ gehört, die wir uns in diesem Beitrag einmal genauer anschauen wollen. Schließlich hält sie den offiziellen Geschwindigkeitsrekord für Dampfloks.

Die LNER-Klasse A4

Bevor wir uns der Rekordfahrt der Mallard nähern, erst noch einige Details zur Klasse A4 der LNER. Im Jahr 1935 führte die London and North Eastern Railway (LNER) die „Silver Jubilee“-Zugverbindung zwischen London und Newcastle upon Tyne ein, um das 25-jährige Thronjubiläum von König George V. zu feiern. Obwohl zunächst der Einsatz von Hochgeschwindigkeits-Diesellokomotiven erwogen wurde, entschied man sich aufgrund von Bedenken gegenüber unerprobten Motoren schließlich für Dampflokomotiven. Ausschlaggebend war die Empfehlung von Nigel Gresley, der sich für den Einsatz von Dampflokomotiven aussprach.

Gresley hatte sich 1933 bei einem Besuch in Deutschland vom stromlinienförmigen Design der „Flying Hamburger“ inspirieren lassen. Es wurden also vier A4-Lokomotiven gebaut, die ähnlich windschnittig waren. Alle trugen das Wort „Silber“ in ihrem Namen. Die erste war 2509 Silver Link, gefolgt von 2510 Quicksilver, 2511 Silver King und 2512 Silver Fox. Die Leistung der Lokomotiven übertraf alle Erwartungen: Bereits drei Wochen nach Inbetriebnahme erreichte der Prototyp mit einem 235 Tonnen schweren Zug eine Geschwindigkeit von 181 km/h und bewältigte eine 69 km lange Strecke mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 161 km/h.

Aufgrund des Erfolges der „Silver Jubilee“ und ihrer Lokomotiven wurden zwischen 1936 und 1938 weitere 31 Lokomotiven der Klasse A4 beschafft. Diese trugen zunächst die traditionelle grüne LNER-Lackierung, wurden aber später in Anlehnung an den blauen „Coronation“ Zug umlackiert, um ein einheitliches Erscheinungsbild innerhalb der Flotte zu schaffen. Auch die Mallard fuhr mit blauer Lackierung.

Das Design der Klasse A4

Der Fokus bei den A4-Dampfloks lag von Beginn an beim Hochgeschwindigkeitsverkehr, entsprechend windschnittig kamen die Loks daher. Ihr stromlinienförmiges Design, ein erhöhter Kesseldruck und eine vergrößerte Brennkammer in der Feuerbüchse trugen zu einem geringeren Kohle- und Wasserverbrauch bei. Eine bedeutende technische Neuerung war der Einsatz eines Kylchap-Doppelschornsteins, der erstmals bei der Lok 4468 Mallard im März 1938 zum Einsatz kam, die Leistungsfähigkeit der Lokomotiven steigerte und schließlich bei den letzten drei Lokomotiven der Serie serienmäßig eingebaut wurde. Die restlichen Lokomotiven erhielten diesen Auspuff in den späten 1950er Jahren.

Das auffällige stromlinienförmige Äußere verbesserte nicht nur die Aerodynamik und damit die Geschwindigkeit, sondern führte auch den Rauch aus dem Sichtfeld des Lokführers, was bei Dampflokomotiven ein häufiges Problem war. Alternativ wurden an einigen Lokomotiven Rauchabweiser angebracht. Ihr unverwechselbares Design machte die A4-Lokomotiven zu einem beliebten Motiv für Künstler und Fotografen und brachte ihnen den Spitznamen „Streaks“ ein.

Die A4-Lokomotiven waren wie die A3-Modelle mit einem vierachsigen Schlepptender ausgerüstet, dessen Achsen fest im Rahmen und nicht in Drehgestellen gelagert waren. Der Tender fasste 9 Tonnen Kohle und 22,7 Kubikmeter Wasser. Diese Wassermenge reichte für die geplanten langen Strecken nicht aus, daher verfügten die Tender, wie auch die früheren Modelle der LNER, über eine Wasserschöpfvorrichtung. Diese ermöglichte es, während der Fahrt Wasser aus entlang der Gleise verlaufenden Trögen zu entnehmen.

Video von der Mallard und der Rekordfahrt

Wer Bewegtbilder der Mallard sehen möchte, sollte sich unbedingt nachfolgendes Video ansehen. Es zeigt die Legende eindrucksvoll in Aktion.

Weltrekordfahrt am 3. Juli 1938

Die Mallard war die erste ihrer Bauklasse A4, die mit einer leistungsfördernden Kylchap-Doppelblasrohranlage ausgerüstet wurde. Am 3. Juli 1938 erreichte sie mit einem Zug, der 244 Tonnen wog, eine Geschwindigkeit von 125 mph (201,2 km/h). Einige Quellen nennen eine Höchstgeschwindigkeit von 126 mph (202,8 km/h), aber selbst der Konstrukteur Gresley zweifelte an diesem Wert. Er vermutete, dass die kurzzeitig gemessene höhere Geschwindigkeit lediglich auf einen Messfehler durch Erschütterungen zurückzuführen sei. Trotzdem galt der zuvor von der deutschen Lokomotive 05 002 mit 200,4 km/h aufgestellte Rekord als sicher überboten.

Gresley hatte für September 1939 einen weiteren Rekordversuch geplant, der jedoch durch den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges verhindert wurde. Vor der erfolgreichen Rekordfahrt am 3. Juli 1938 hatte man eine Geschwindigkeit von 130 mph (210 km/h) für erreichbar gehalten. Sowohl der Lokomotivführer Duddington als auch der LNER-Inspektor Sid Jenkins erklärten, dass diese Geschwindigkeit erreicht worden wäre, wenn sie nicht wegen der Kreuzungen bei Essendine hätten abbremsen müssen.

Noch eine Randnotiz: Nach der Rekordfahrt der Mallard überhitzte das mittlere Pleuel des inneren Zylinders. Dies wurde durch eine spezielle, wärmeempfindliche Sicherheitsvorrichtung – eine „Stinkbombe“ im Lager – angezeigt, die daraufhin platzte. Das Metall des Lagers schmolz und die Lokomotive musste in Peterborough anhalten, anstatt ihre Fahrt nach London fortzusetzen.

Hält die Mallard wirklich den Geschwindigkeitsweltrekord für Dampfloks?

In den offiziellen Büchern steht die Mallard als Weltrekordhalter drin, der Rekord wurde jedoch häufig in Frage gestellt, weil er auf leicht abschüssiger Strecke erzielt wurde. Hinzu kommt, dass die Lok die Fahrt nicht beenden konnte wegen des heißgelaufenen Treibstangenlagers und die Messungen nicht über jeden Zweifel erhaben sind. Die Dampflok mit dem Namen 05 002 von Borsig aus Berlin fuhr ihren Rekord hingegen auf ebener Strecke. Es gilt jedoch als sicher, dass die Mallard die 200,4 km/h der 05 002 ebenfalls erreicht hat.

Wenig Zweifel bestehen auch daran, dass einige Dampflokomotiven in den USA schneller als die Mallard unterwegs waren, allerdings gibt es keine offizielle Messungen dazu. Die Klasse S1 der Pennsylvania Railroad soll in den 1940er-Jahren Geschwindigkeiten bis 227 km/h erreicht haben. Auch andere amerikanische Dampfloks waren theoretisch in der Lage, schneller als die Mallard zu fahren. Nach dem 2. Weltkrieg war die Rekordjagd bei Dampflokomotiven weitestgehend vorbei. Im Jahr 1959 erreichte ebenfalls eine A4, die Sir Nigel Gresley eine Geschwindigkeit von 180,2 km/h, die DR 18 201 schaffte 1972 in Deutschland sogar 182,4 km/h.

Offizielle Geschwindigkeitsrekorde für Dampfloks

Begonnen hat alles im Jahr 1804 in Großbritannien, als die erste Dampflokomotive der Welt mit 8 km/h unterwegs war, am Ende steht die Mallard mit 201,2 km/h. Doch was passierte dazwischen? Die Folgende Liste gibt Aufschluss (Quelle: Wikipedia)

km/h Lok Land Datum
8 Richard Trevithicks erste Dampflokomotive der Welt Großbritannien 21. Februar 1804
24 Locomotion No. 1 Großbritannien 1825
48 The Rocket Großbritannien 1830
56 Northumbrian Großbritannien 1830
100 Brother Jonathan USA 1833
100+ Lokomotive von Sharp & Roberts Großbritannien 1835
140 Lokomotive von Praga Österreich-Ungarn 1890
144 Est. 604 Frankreich 1890
154,5 Bayerische S 2/6 Königlich Bayerische Staatseisenbahnen 2. Juli 1907
164 GWR 3700 Class 3440 City of Truro Großbritannien 9. Mai 1904
166,6 MILW-Klasse F6 #6402 USA 20. Juli 1934
168,5 LNER-Klasse A3 No. 2750 Papyrus Großbritannien 5. März 1935
174 3.1174 Frankreich 1935
181 New York Central No. 999 USA 10. Mai 1893
181,1 Milwaukee Road Klasse A #2 USA 15. Mai 1935
182,4 DR 18 201 Deutschland 11. Oktober 1972
200,4 DR-Baureihe 05 Deutschland 11. Mai 1936
201,2 LNER Class A4 No. 4468 Mallard Großbritannien 3. Juli 1938

 

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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