Dakota-Absturz 04.12.2020, 13:35 Uhr

Flugzeug im Gletscher: Schweizer Forschern gelingt Entdeckung

1946 verschwand die US-Maschine Douglas C-53 Dakota im Eis. Die Überlebenden des Absturzes harrten tagelang in den Alpen aus. Mehr als 70 Jahre später nahmen Forscher jetzt Proben aus dem Gebiet.

Wrackteile der Dakota in den Schweizer Alpen. Foto: ABC Abwehrlabor 1

Wrackteile der Dakota in den Schweizer Alpen.

Foto: ABC Abwehrlabor 1

Das Ziel war Pisa, doch da kam das Flugzeug nie an. Am 19. November 1946 startete die Douglas C-53 Dakota in Wien, dem damaligen Hauptquartier der Besatzungstruppen. An Bord: Hochrangige US-Militärs mit ihren Frauen und ein elf Jahre altes Mädchen.

Der Pilot entschied sich für eine Route via München, Lyon und Marseille. Doch über Innsbruck verlor die Crew die Orientierung wegen des schlechten Wetters. Die Maschine wurde heftig durchgeschüttelt, raste viel zu tief über die Bergkämme: reines Glück, dass sie nicht an einem Berghang zerschellte.

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Flugzeug seit über 70 Jahren im Gletscher

Das Flugzeug rutschte mit einer Geschwindigkeit von 280 Stundenkilometern auf den Gauligletscher im Berner Oberland. In einer Höhe von 3350 Metern glitt die Dakota durch den Schnee einen Abhang empor und kam nach 80 Metern zum Stillstand. Alle Insassen überlebten und konnten gerettet werden, dazu später mehr.


ETH Zürich entwickelt Roboterhaut, die fühlen kann

Das Flugzeug versank und steckt seitdem im Gletscher, der in den letzten Jahren nach und nach Teile wieder freigibt. Forschende der ETH Zürich und der Universität Zürich haben jetzt berechnet, wann die Maschine wieder frei sein wird.

Radioaktive Reste helfen bei der Datierung

Das fand das Team in Zusammenarbeit mit dem Labor Spiez und Soldaten der Schweizer Armee anhand von radioaktivem Material in Eisproben heraus, wie die ETH mitteilt. Dass die Forschungen in der Form möglich sind, ist ausgerechnet den Atomwaffentests des Kalten Kriegs zu verdanken. Als Russland und die USA in den 50er und 60er Jahren ​Jahren oberirdische Atomwaffentests durchführten, lagerten sich auf der ganzen Welt radioaktive Substanzen auf der Erdoberfläche ab. In Seesedimenten etwa kann man anhand dieser Stoffe noch heute erkennen, wo sich das Material aus dieser Zeit befindet.

Soldaten nehmen halbe Tonne Eis mit

Auch im Gletschereis hinterließen die Tests radioaktive Spuren. Anhand dieser Spuren können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler das Eis datieren – und die Fließbewegung eines Gletschers rekonstruieren.

Spezialisten der Schweizer Armee an der Absturzstelle der Dakota auf dem Gauligletscher. Foto: ABC Abwehrlabor 1

Spezialisten der Schweizer Armee an der Absturzstelle der Dakota auf dem Gauligletscher.

Foto: ABC Abwehrlabor 1

Nach einer Anfrage der Schweizer Armee berechneten die Forschenden mithilfe eines Computermodells, wo genau die Soldaten Bohrungen im Gletscher durchführen mussten, um Eis aus der Zeit des Kalten Kriegs zu gewinnen. Mit ihren ersten Vorhersagen lagen die ETH-Wissenschaftler allerdings falsch. „Dass wir mit unseren Berechnungen falsch lagen, ist an sich nicht so überraschend“, erklärt Guillaume Jouvet von der ETH Zürich.

Die größten Flugzeuge der Welt

„Unser Modell setzt voraus, dass wir möglichst genaue Daten zu den abgelagerten Mengen an Schnee im oberen Teil des Gletschers, zur Eisschmelze und zu den Fließbewegungen des Eises haben.“ Doch diese Daten gibt es für den Gauligletscher nicht. „Wir mussten sie daher indirekt aus Klima-​ und Fernerkundungsdaten bestimmen. Weil diese geschätzten Daten zwangsläufig ungenau sind, werden die Modellergebnisse umso fehleranfälliger, je länger der Ausgangspunkt für die Berechnungen zurückliegt“, so Jouvet.

Gletscher bewegt sich schneller als gedacht

Erst bei einer zweiten Kampagne im Sommer 2019 gelang es, das gesuchte Eis zu finden. Die Soldaten entnahmen dem Gletscher fast eine halbe Tonne Eis an rund 200 Bohrpunkten. Die Proben wurden danach im Labor Spiez radiochemisch aufbereitet und untersucht.

  • Die Douglas DC-3 ist ein Flugzeugtyp der Douglas Aircraft Company
  • Insgesamt wurden 10.655 Exemplare der Maschine bei Douglas gebaut. Weitere 5.424 Flugzeuge entstanden bei anderen Herstellern unter Lizenz. Das ist ein Rekord: Bis heute ist das die höchste Anzahl an Exemplaren für ein Passagier- oder Transportflugzeug.
  • In Deutschland ist vor allem die Militärausführung des Fliegers, die Douglas Dakota, als einer der „Rosinenbomber“ bekannt, die während der Berliner Luftbrücke eingesetzt wurden.
  • 1935 hatte die DC-3 ihren Erstflug
  • Maschinen des Typs gelten als sehr robust
  • Bis heute sind DC-3-Maschinen im Einsatz

„In den Bohrkernen der zweiten Kampagne sind die zwei Hauptpeaks der Verschmutzung mit radioaktiven Stoffen aus den Jahren 1957 und 1962 gut zu erkennen, bevor die Kontamination dann nach 1963 abrupt abbricht“, so Jouvet. Mithilfe der neuen Messdaten konnten die ETH-Forschenden ihr  Computermodell neu kalibrieren. Die spannende Erkenntnis: Der Gauligletscher bewegt schneller talwärts, als man bisher angenommen hatte.

Die neue Karte ist auch für künftige Forschungen wertvoll. Foto: Bundesamt für Landestopographie / Jouvet et al.

Die neue Karte ist auch für künftige Forschungen wertvoll.

Foto: Bundesamt für Landestopographie / Jouvet et al.

Basierend auf den neuen Messdaten konnten die Forscher das Fließmodell neu kalibrieren und den ganzen Gletscher anhand des Alters des Eises kartographieren. Die Karte zeige, dass sich das älteste Eis im unteren Teil der Gletscherzunge befinde, während das jüngste Eis im oberen Teil liege: „Eine solche Karte gab es in dieser Form bisher noch nicht“, erklärt Jouvet.

Meilenstein für künftige Forschungen

Für künftige Forschungen ist das ein enormer Gewinn: So könnte die auch für andere Wissenschaftler hilfreich sein, die Eis aus dem letzten Jahrhundert untersuchen wollen.

„Dank unserer Karte sehen sie sofort, wo sie dieses finden, ohne dass sie dazu teure und komplexe Tiefenbohrungen durchführen müssen.“

Die neuen Daten erlauben jetzt auch eine bessere Prognose, wann die Dakota wieder komplett auftauchen wird. Der Gletscher fließt offenbar schneller talwärts, als bislang angenommen. Der größte Teil des Wracks wird in den kommenden Jahren demnach nahe der bisherigen Funde auftauchen.

Eine Douglas DC-3 in der Luft. Bis heute sind Maschinen des Typs im Einsatz. Die Dakota ist eine Militärausführung des Typs. Foto: panthermedia.net/ icholakov01

Eine Douglas DC-3 in der Luft. Bis heute sind Maschinen des Typs im Einsatz. Die Dakota ist eine Militärausführung des Typs.

Foto: panthermedia.net/ icholakov01

Abgesehen von den neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen: Die Rettungsaktion nach dem Absturz war auch ein Meilenstein in der Geschichte der alpinen Bergrettung. Die Crew und die Insassen mussten damals sechs Tage an der Absturzstelle im Flugzeugwrack ausharren – bei eisigen Temperaturen von Minus 15 Grad, eingewickelt in Fallschirme. Einige Passagiere waren verletzt, einer von ihnen schwer. Die Besatzung wähnte sich in Frankreich und gab das in den Funksprüchen durch – erste Suchaktionen bleiben deshalb erfolglos, weil die Rettungskräfte an der völlig falschen Stelle suchten.

Überlebende hinterließen riesige Botschaft

Die Abgestürzten zündeten schließlich sogar Treibstoff an, um irgendwie auf sich aufmerksam zu machen. Die Batterie für den Bordfunk war da längst leer. Erst zwei Tage später fiel dem Chef des Militärflugplatzes Meiringen im Kanton Bern auf, dass die Signale des Bordfunkers auffällig klar verständlich waren: Er wähnte das Wrack in der Nähe. Die Besatzung einer Boeing B-29 entdeckte schließlich die Dakota auf dem Gletscher.

Es begannt die bis dahin größte Rettungsaktion in den Alpen, bei der nicht alles glatt lief. US-Flugzeugbesatzungen warfen Hilfspakete über dem Absturzort ab, von denen die meisten in Gletscherspalten landeten und ein Kohlesack krachte auf die Tragfläche des havarierten Flugzeugs. Die Überlebenden baten schließlich mit einem riesigen Schriftzug im Schnee darum, die Abwürfe zu unterlassen, da sie Angst um Leib und Leben hatten.

Am Abend des 23. November schließlich drangen die ersten Retter zum Wrack durch, am nächsten Tag begann der Abstieg. Zwei Piloten der Schweizer Luftwaffe gelang es, mit Flugzeugen vom Typ „Fieseler Storch“ in der Nähe zu lande und die zwölf Passagiere nach und nach in Sicherheit gebracht.

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Ein Beitrag von:

  • Peter Sieben

    Peter Sieben schreibt über Forschung, Politik und Karrierethemen. Nach einem Volontariat bei der Funke Mediengruppe war er mehrere Jahre als Redakteur und Politik-Reporter in verschiedenen Ressorts von Tageszeitungen und Online-Medien unterwegs.

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