Ungeliebte Elektroautos 01.08.2019, 16:01 Uhr

Elektromobilität: Bundesregierung fördert am Bedarf vorbei

Elektroautos werden von der Politik seit Jahren als Heilmittel gesehen. Dabei übersieht sie, dass die Bevölkerung und weite Teile der Automobilindustrie in eine ganz andere Richtung tendieren. Wie die Elektrooffensive das Land spaltet.

Wegweiser mit Aufschrift Elektromobilität steht vor einem Rapsfeld

Foto: panthermedia.net/vschlichting

Einst sollten bis 2020 auf Deutschlands Straßen 1 Million Elektroautos fahren, doch daraus wird bekanntlich nichts. Selbst die Politik hat sich davon irgendwann verabschiedet und die einst propagierte Vision verschämt unter den Teppich gekehrt. Dieser Reinfall zeigt, wie sehr sich die Politik getäuscht hat in ihrem Appell für batterieelektrische Antriebe. Die breite Bevölkerung möchte keine Batteriefahrzeuge: 4 von 10 Befragten halten Elektroautos sogar für umweltfeindlich, wie eine aktuelle Umfrage des Beratungsdienstleisters J.D. Power belegt. Doch die Bundesregierung hält das nicht davon ab, weiter auf das unbeliebte Pferd zu setzen.

Subventionen für Elektroautos – dienstlich wie privat

Da Elektroautos noch immer recht teuer sind, unterstützt der Staat willige Umsteiger bei der Anschaffung von Batteriefahrzeugen mit dem sogenannten Umweltbonus. Bis zu 4.000 Euro können Käufer von E-Autos damit sparen, außerdem gibt es seit dem 1. Juli 2019 eine Förderung für den Einbau eines akustischen Warnsystems (Avas). Weitere Infos dazu finden Sie auf den Seiten des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle. Obwohl die Förderung seit 2016 läuft, konnte die Nachfrage nach Elektroautos damit nicht signifikant gesteigert werden. Sie gilt daher als gescheitert, wurde aber dennoch verlängert – so lange bis die 1,2 Milliarden Euro endlich genügend Abnehmer gefunden haben.

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Ende Juli 2019 beschloss das Bundeskabinett nun weitere Goodies für Elektroautofahrer. Wer sich überreden ließe, ein batteriebetriebenes Fahrzeug zu fahren, der könne als Musterschüler des deutschen Straßenverkehrs massiv profitieren. Unter anderem sieht das Paket Steuererleichterungen vor:

  • Die 5-Prozent-Regelung für batteriebetriebene Dienstwagen und Hybride bleibt bis mindestens 2030 fortbestehen. Möglicherweise wird der Steuersatz sogar auf 0,25 % gesenkt. Mehr zur Besteuerung von Elektroautos und Plug-in-Hybriden als Firmenwagen
  • Das Aufladen von Elektrofahrzeugen beim Arbeitgeber bleibt steuerfrei
  • Elektrisch betriebene Lieferfahrzeuge sollen im Jahr der Anschaffung von einer Sonderabschreibung von 50 % profitieren. Die Regelung gilt bis 2030 für kleine und mittelgroße Nutz- und Lieferfahrzeuge.

Kritik an batteriebetriebenen Elektroautos

All die positiven Bekundungen der Politik dürfen allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Akkuautos auf massive Kritik stoßen. Wir haben uns die drei größten Kritikpunkte einmal näher angesehen.

Umweltfreundlichkeit

Die wohl häufigste Kritik, derer sich Elektroautos stellen müssen, ist die der Umweltbelastung. Dabei ist es auch eines der am häufigsten genannten Argumente der Befürworter. Im Kern geht es um die Frage, ob Elektroautos für die Umwelt weniger belastend sind als Verbrenner. Die Befürworter sagen ganz klar ja, die Kritiker sehen das hingegen differenzierter. Zum einen ist die Herstellung von Batterien energieintensiv, was sich auf die Gesamtenergiebilanz des Fahrzeugs auswirkt. Außerdem bestehen E-Autobatterien derzeit aus begrenzt zur Verfügung stehenden Rohstoffen wie Lithium. Der Anstieg der Elektromobilität weltweit führt zu einer unkontrollierten Ausbeutung dieser Ressourcen.

Zum anderen muss man sich in Sachen Umweltbilanz auch das Ende des Akku-Lebenszyklus ansehen. Die hunderte Kilo schweren Batterien von Elektroautos können nicht einfach verschrottet werden. Sie sind in ihre Bestandteile zu zerlegen und sortenrein zu entsorgen. Das kann etwa durch thermisches Aufschmelzen oder chemischer Rückgewinnung passieren. Ein Standardverfahren, das in großen Stil funktioniert, gibt es bisher jedoch nicht. Deshalb muss dringend ein funktionierender Rohstoffkreislauf für die batteriebetriebene Elektromobilität aufgebaut werden, so die Fraunhofer-Einrichtung für Wertstoffkreisläufe und Ressourcenstrategie IWKS. Idealerweise bevor massenhaft Akkus ihr Lebensende erreicht haben. Die Zeit drängt: Allein in den USA müssten bis 2020 rund 500 Millionen Lithium-Ionen-Batteriezellen entsorgt werden, rechnen die Fraunhofer-Forscher vor.

Strommix

Tatsächlich ist das batteriebetriebene Elektroauto nicht per se umweltfreundlicher als der Verbrenner. Auch nicht, wenn man die Problematik der Batterieproduktion und –entsorgung außer Acht ließe. Denn auch im Laufe seines Lebenszyklus ist ein Elektroauto genau so umweltfreundlich, wie der Strom es ist, mit dem es aufgetankt wird. In Deutschland kommt der Strom noch immer hauptsächlich aus Kohlekraftwerken. Die Stromerzeugung im 1. Quartal 2019 teilte sich in Deutschland auf folgende Energieträger auf:

Konventionelle Energieträger Erneuerbare Energieträger
32 % Kohle 27 % Windkraft
13 % Kernenergie 5 % Biogas
12 % Erdgas 4 % Photovoltaik
*Die Angaben sind gerundet. Es werden nur die bedeutendsten Energieträger genannt.

Quelle: Statistisches Bundesamt

Allerdings weist das Statistische Bundesamt selbst darauf hin, dass das 1. Quartal 2019 ein sehr windreiches gewesen sei. Entsprechend nahm der Anteil der Windkraft an der eingespeisten Strommenge im Vergleich zum Vorjahresquartal um 23 % zu. Auch die Photovoltaik nahm im gleichen Zeitraum um 13 % zu. Der Anteil der Kohle sank dagegen um 20 %. Der Strommix in Deutschland wird also grüner, da der Anteil der erneuerbaren Energieträger mittlerweile bei 41 % liegt und im 1. Quartal 2018 noch bei 35 % lag. Der Weg hin zu einer umweltfreundlichen Stromerzeugung, die den Strombedarf Tausender Elektroautos decken kann, ist allerdings noch weit.

Ladeinfrastruktur

Das gilt auch für die noch fehlende Ladeinfrastruktur. Das Bundesverkehrsministerium fördert den Aufbau der Ladeinfrastruktur für Elektroautos seit 2016 mit 300 Millionen Euro. Das Ziel ist es, bis 2020 mindestens 15.000 Schnell- und Normalladestationen an öffentlich zugänglichen Plätzen in Deutschland zu haben. Derzeit sind knapp 10.000 Ladestationen gemeldet, laut GoingElectric gibt es sogar 16.600 öffentlich zugängliche Stromtankstellen.

Das Ziel scheint also erreichbar, es ist aber nicht ausreichend. Die Wahrnehmung der Bevölkerung ist nach wie vor, dass die Ladeinfrastruktur unzureichend ist und die Anschaffung eines Elektroautos aus diesem Grund nicht in Erwägung gezogen wird. Und mit den Verbrauchern zögern die Unternehmen. Auch wenn Energieversorger, Autohersteller und Supermärkte sich um den Markt für Stromtankstellen duellieren, Vollgas sieht anders aus. Könnte der zögerliche Ausbau damit zu tun haben, dass auch die Anzahl von BEV, also rein batteriebetriebenen Fahrzeugen auf dem deutschen Markt noch immer überschaubar ist?

Wer glaubt an Elektroautos?

Während die Politik voll auf batteriebetriebene Elektromobilität setzt und die Verbraucher kritisch sind, schwankt die Autoindustrie. Einerseits haben die deutschen Hersteller ihre Investitionen in die Elektromobilität (BEV und Hybride) in den vergangenen Jahren deutlich gesteigert. Andererseits hat die Unternehmensberatung KPMG herausgefunden, dass die Hälfte der Automanager noch immer nicht an eine blühende Zukunft für batteriebetriebene Elektrofahrzeuge glaubt. Von 907 befragten Managern bekundeten 54 %, dass batterieelektrische Fahrzeuge scheitern werden. Gerade einmal 31 % geht davon aus, dass mit einem Scheitern nicht zu rechnen sei.

Die Politik allerdings will von all dem nichts wissen. Sie fördert die batteriebetriebene Elektromobilität, unterstützt Batteriefabriken, die alternative Akku-Technologien vernachlässigen und meint, dass Steuererleichterungen die Bevölkerung von einer ungeliebten Technologie überzeugen könnten. Wenn Sie sich da mal nicht täuscht.

 

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Ein Beitrag von:

  • Lisa Diez-Holz

    Die Autorin war von 2017 bis Ende 2019 Content Managerin für das TechnikKarriere-News-Portal des VDI Verlags. Zuvor schrieb sie als Redakteurin für die VDI nachrichten.

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