Elektroautos auf See 04.07.2025, 05:37 Uhr

E-Autos auf Frachtschiffen und Fähren: Wie gefährlich ist das?

Der Untergang des Frachters MS „Felicity Ace“ im Februar 2022 beschäftigt seit Anfang Juli das Landgericht Braunschweig. Das Frachtschiff mit tausenden Fahrzeugen an Bord, darunter E-Autos, wirft Fragen zur Sicherheit von Elektroautos auf Frachtschiffen und Fähren auf. Wie groß ist die Gefahr wirklich? Ein Überblick.

Autofähre

Gibt es ein größeres Risiko für Betreiber von Autofähren, wenn sie Elektrofahrzeuge auf die Fähre fahren lassen?

Foto: Smarterpix / paulprescott

Im Februar 2022 geriet das Autotransportschiff MS „Felicity Ace“ auf dem Atlantik in Brand und sank zwei Wochen später. An Bord befanden sich rund 4000 Neuwagen des Volkswagen-Konzerns, darunter auch Fahrzeuge des Modells „Taycan“ von Porsche mit Lithium-Ionen-Batterien. Die Brandursache ist bis heute umstritten: Während die Eigentümerin und Rederei des Schiffes sowie Versicherungen eine sich selbst entzündende Batterie eines E-Autos als Auslöser vermuten, bestreiten Porsche und Volkswagen dies vehement.

Nun verhandelt das Landgericht Braunschweig über Schadensersatzforderungen im dreistelligen Millionenbereich. Die zentrale Frage lautet: War es die Batterie eines E-Autos, die das Feuer auslöste, oder gab es eine andere Ursache, die zum Brand der Autos führte? Die Klage richtet sich neben Porsche auch gegen die Volkswagen Konzernlogistik.

Warum werden E-Autos auf Frachtschiffen transportiert?

Der weltweite Boom der Elektromobilität führt dazu, dass immer mehr E-Autos über die Weltmeere verschifft werden. Frachtschiffe sind das Rückgrat der globalen Automobillogistik, da sie große Mengen an Fahrzeugen effizient transportieren können. Dabei werden E-Autos zusammen mit Verbrennerfahrzeugen auf sogenannten RoRo-Schiffen (Roll-on/Roll-off) verladen.

Für den Transport von E-Autos auf Frachtschiffen gelten bereits spezielle Vorschriften, die aber angesichts der steigenden Anzahl und der besonderen Eigenschaften von Lithium-Ionen-Batterien weiterentwickelt werden müssen. Die Weltschifffahrtsorganisation IMO arbeitet an strengeren Sicherheitsstandards, um Risiken besser kontrollieren zu können.

Stellenangebote im Bereich Fahrzeugtechnik

Fahrzeugtechnik Jobs
DNV GL SE-Firmenlogo
Lead Auditor Automotive (m/w/d) DNV GL SE
Hamburg, Essen Zum Job 
VCDB VerkehrsConsult Dresden-Berlin GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur Elektromobilität Bus (m/w/d) VCDB VerkehrsConsult Dresden-Berlin GmbH
Dresden Zum Job 
VCDB VerkehrsConsult Dresden-Berlin GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur Betriebshof- und Werkstattplanung (m/w/d) VCDB VerkehrsConsult Dresden-Berlin GmbH
Dresden Zum Job 
Motherson Group-Firmenlogo
Hardware Architect - Automotive (m/f/d) Motherson Group
Stuttgart Zum Job 
Motherson Group-Firmenlogo
Hardware Architect - Automotive (m/f/d) Motherson Group
Stuttgart Zum Job 
FRIWO-Firmenlogo
Senior Softwareentwickler Embedded Systems / C/C++ (m/w/d) FRIWO
Ostbevern Zum Job 
Dekra Automobil GmbH-Firmenlogo
Sachverständiger Krane (m/w/d) Dekra Automobil GmbH
Heilbronn, Schwäbisch Hall Zum Job 
Dekra Automobil GmbH-Firmenlogo
Unfallanalytiker Verkehrsunfälle / Kfz Sachverständiger Unfallrekonstruktion (m/w/d) Dekra Automobil GmbH
Dekra Automobil GmbH-Firmenlogo
Prüfingenieur Fahrzeuge / Kfz Sachverständiger (m/w/d) ggf. zur Weiterbildung Dekra Automobil GmbH
Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe-Firmenlogo
Ingenieurin / Ingenieur (w/m/d) im Referat A.II.2 "Sicherstellung Einsatzfähigkeit der Ausstattung - Technik" Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe

Sind E-Autos auf Fähren erlaubt?

 Grundsätzlich sind E-Autos auf Fähren erlaubt. Nach einigen Bränden gab es aber auch Reedereien, zum Beispiel die norwegische Havila Kystruten, die eine Mitnahme von E-Autos verweigern. In den meisten Fällen muss man sich auf besondere Sicherheitsvorschriften einstellen. So dürfen die E-Autos an Bord nicht aufgeladen werden, manche Unternehmen nehmen zudem nur Fahrzeuge mit einem maximalen Ladezustand des Akkus von 40 % mit. Wer eine Reise mit dem Elektroauto plant und dabei auf eine Fähre angewiesen ist, sollte sich unbedingt vorab informieren, welche Vorgaben einzuhalten sind.

Wichtig ist, dass die Fahrzeuge ordnungsgemäß geladen und gesichert sind, um Kurzschlüsse oder mechanische Beschädigungen der Batterien zu vermeiden. Fachleute betonen, dass das Brandrisiko von E-Autos auf Fähren nicht höher ist als bei Verbrennern. Allerdings stellt ein Brand eines E-Autos eine besondere Herausforderung dar, da Lithium-Ionen-Batterien sehr heiß und langanhaltend brennen können. Daraus ergibt sich automatisch, dass die Brandbekämpfung insgesamt schwieriger ist.

Batterien eines E-Autos: Gefahr für Brände?

 Lithium-Ionen-Batterien sind zwar sicher konstruiert, bergen aber ein inhärentes Risiko bei Beschädigung oder Defekt. Die Gefahr besteht nicht darin, dass E-Autos häufiger brennen als Verbrenner, sondern darin, dass ein Brand bei einem E-Auto schwerer zu löschen ist. Die Batterien können Stunden oder sogar Tage nach einem Brand erneut Feuer fangen. Das hängt mit dem sogenannten „Thermal Runaway“ zusammen. In einem solchen Fall setzt eine überhitzte Zelle Wärme frei, die benachbarte Zellen entzündet und so eine Kettenreaktion auslöst. Diese Brände sind extrem heiß, können sich immer wieder neu entzünden und sind äußerst schwer zu löschen.

Hinzu kommt: Auf Schiffen, vor allem auf Frachtern, beinhalten die üblichen Löschanlagen in der Regel Schaummittel oder CO2. Diese sind aber oft wirkungslos gegen brennende Batterien. Expertinnen und Experten sind sich einig: Wasser ist das effektivste Löschmittel, weil es die Temperatur des Fahrzeugs besser regulieren kann. Doch damit der erwünschte Kühleffekt überhaupt entsteht, ist eine sehr große Menge Wasser notwendig. Denn die Batterien der E-Autos sind von außen gut gegen Löschwasser geschützt. Darüber hinaus ist der Einsatz einer riesigen Menge Löschwasser auf Schiffen durchaus problematisch. Denn dort kann es nicht immer gut abfließen und erschwert so die Brandbekämpfung zusätzlich.

Brennende Frachter sind keine Seltenheit – auch mit E-Autos an Bord

Brände auf Frachtschiffen kommen immer mal wieder vor. Da sich ein extrem großer Teil des internationalen Handels auf den Weltmeeren abspielt, ist das kaum verwunderlich. Die Schifffahrtsunternehmen setzen zunehmend auf höhere Sicherheitsstandards, was sich auch bemerkbar macht: Waren es in den 1990er-Jahren noch pro Jahr weltweit mehr als 200 Schiffe, die verloren gingen, lag die Zahl 2024 mit 27 Schiffen auf einem Rekordtief, darunter sechs Frachtschiffe Im Vergleich zu anderen Unfallarten rangieren Brände dabei eher auf den hinteren Plätzen. Trotzdem: Laut einem Bericht der Allianz-Versicherung führten Brände in den vergangenen Jahren zu mehr als 100 Totalverluste von Schiffen. Allein im Jahr 2024 wurden 250 Brandfälle registriert. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein Anstieg von 20 % – und der höchste Wert seit zehn Jahren.

Auch interessant:

In den letzten Jahren spielten bei spektakulären Bränden auf Autofrachtern häufig E-Autos eine Rolle. Neben dem Fall „Felicity Ace“ geriet 2023 der Frachter „Fremantle Highway“ vor der niederländischen Küste in Brand, wobei ein E-Auto als möglicher Brandherd vermutet wird. Ein Besatzungsmitglied kam dabei ums Leben. Als Fracht hatte das Schiff knapp 4000 Autos geladen, davon rund 500 E-Autos. Zuletzt brannte der Frachter „Morning Midas“ im Juni 2025 im Nordpazifik. An Bord waren rund 3000 Fahrzeuge, darunter etwa 800 E-Autos In beiden Fällen ist die Brandursache noch nicht abschließend geklärt.

Untersuchungen ergaben aber bereits, dass nicht immer die E-Autos selbst der Auslöser waren, sondern oft andere Ursachen wie technische Defekte. Beim Brand der „Fremantle Highway“ soll das Feuer zuerst an Deck ausgebrochen sein. Dort standen keine E-Autos. Sie blieben auch weitgehend von dem Brand verschont.

 Fazit: Wie gefährlich sind E-Autos auf Frachtschiffen und Fähren nun wirklich?

Das Risiko, dass E-Autos auf Frachtschiffen und Fähren Brände verursachen, ist nach aktuellem Stand nicht höher als bei Verbrennerfahrzeugen. Sobald Lithium-Ionen-Batterien jedoch in Brand geraten – ganz gleich, ob sie dabei die Brandursache darstellen oder nicht – sind sie eine besondere Herausforderung für den maritimen Brandschutz, da sie schwer zu löschen sind.

Die aktuelle Sicherheitsinfrastruktur auf vielen Schiffen reicht für diese neuen Herausforderungen nicht aus. So sieht es vor allem der Gesamtverband der Versicherer (GDV). Es sei höchste Zeit, dass Reeder in die Sicherheit der Autofrachter investieren. Wären mehr Schiffe mit modernen Feuerlöschsystemen ausgestattet, ließen sich viele Brandkatastrophen verhindern.

Schiffsunternehmen nehmen dazu auch die Fahrzeughersteller und die Regulierungsbehörden in die Pflicht. Mit besonderen Verpackungen, gesicherten Ladebereichen oder thermischen Überwachungssystemen an Bord ließe sich die Sicherheit noch weiter erhöhen. Die Branche und internationale Organisationen arbeiten an verbesserten Vorschriften und moderneren Brandschutzsystemen.

In der Forschung gibt es darüber hinaus bereits neue Ansätze, um die Batterietechnologie weiterzuentwickeln: Lithium-Eisenphosphat-Akkus sind ein solches Beispiel. Sie gelten als weniger brandgefährlich. Auch Feststoffbatterien gelten als deutlich sicherer.

Ein Beitrag von:

  • Nina Draese

    Nina Draese hat unter anderem für die dpa gearbeitet, die Presseabteilung von BMW, für die Autozeitung und den MAV-Verlag. Sie ist selbstständige Journalistin und gehört zum Team von Content Qualitäten. Ihre Themen: Automobil, Energie, Klima, KI, Technik, Umwelt.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.