Boom bei gebrauchten E-Autos: Worauf Käufer jetzt achten sollten
Immer mehr Menschen kaufen gebrauchte statt neue Elektroautos. Wir schauen uns an, auf was Sie beim Kauf achten sollten.

Der Gebrauchwagenmarkt für E-Autos kommt langsam ins Rollen. Auf was sollte man beim Kauf achten?
Foto: PantherMedia / ricul
Immer mehr Menschen entscheiden sich für gebrauchte Elektroautos – vor allem wegen sinkender Preise und vieler Leasingrückläufer. Die Verkaufszahlen steigen rasant, insbesondere bei Privatkäufern. Doch beim Kauf gilt es, auf Besonderheiten wie den Akkuzustand zu achten. Unser Überblick zeigt, worauf Sie beim Kauf eines gebrauchten Stromers achten sollten.
Inhaltsverzeichnis
Nachfrage zieht an – vor allem bei Privatpersonen
Der Markt für gebrauchte Elektroautos wächst. In den ersten drei Monaten des Jahres wechselten über 50.000 rein batterieelektrische Fahrzeuge (BEVs) den Besitzer. Das sind 61 % mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Der Trend zeigt: Immer mehr Menschen entscheiden sich beim Autokauf für einen gebrauchten Stromer statt für ein Neufahrzeug.
Eine Auswertung der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) bestätigt das Bild. Demnach wurden im ersten Quartal 2025 rund 50.423 gebrauchte BEVs neu zugelassen, während es bei den neuen Elektroautos nur 34.433 Zulassungen auf Privatpersonen gab. Das bedeutet: Privatkunden kaufen derzeit deutlich häufiger gebraucht als neu.
Das Angebot ist sprunghaft gewachsen
Ein Grund für diese Entwicklung ist das stark gewachsene Angebot an gebrauchten Stromern. Ein Blick auf die Zahlen der größten deutschen Online-Plattform Mobile.de zeigt den Unterschied deutlich: Im März 2020 waren dort knapp 12.000 gebrauchte Elektroautos gelistet. Fünf Jahre später, im März 2025, liegt die Zahl bei über 85.000.
Laut einem Sprecher der Plattform lässt sich dieser Trend auch weiterhin beobachten. Das Angebot steigt kontinuierlich – nicht zuletzt wegen der Rückläufer aus dem Neuwagenleasing.
Martin Weiss, Leiter Fahrzeugbewertung bei der DAT, sieht darin den Hauptfaktor für die Entwicklung: „Aus dem Neuwagenleasing kämen immer mehr Fahrzeuge zurück auf den hiesigen Gebrauchtwagenmarkt. Und diese Fahrzeuge müssen auch vor allem hierzulande vom Handel vermarktet werden. Daher werden die Zahlen weiter ansteigen. Moderat, aber sie werden weiter ansteigen.“
Gebrauchte Stromer werden erschwinglich
Neben dem Angebot spielt auch der Preis eine wichtige Rolle. Zwar sind neue Elektroautos in der Anschaffung nach wie vor teurer als vergleichbare Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Doch auf dem Gebrauchtmarkt sieht das anders aus. Die sogenannten Restwerte – also der aktuelle Wert im Verhältnis zum ehemaligen Listenpreis – fallen bei Stromern derzeit deutlich niedriger aus als bei Benzinern oder Dieselfahrzeugen.
Ein typisches dreijähriges BEV kostet im Schnitt nur etwa 51,5 % seines ursprünglichen Listenpreises. Diesel erreichen im gleichen Zeitraum rund 62,7 %, Benziner sogar 64 %. Damit liegen die Preise gebrauchter Elektroautos inzwischen etwa auf dem Niveau ihrer fossil betriebenen Pendants.
Dennoch spielt der Preis laut DAT-Experte Weiss nur eine untergeordnete Rolle: „Der Preis ist – wie generell bei den Gebrauchtwagenkäufern – sehr wichtig, aber es ist nicht der wichtigste Grund.“ Entscheidend sei auch die technische Weiterentwicklung der Fahrzeuge. Neue gebrauchte Stromer bieten heute bessere Reichweiten, effizientere Batterien und modernere Ausstattung als Modelle früherer Generationen. Deshalb rechnet Weiss nicht mit einem weiteren starken Preisverfall bei gebrauchten E-Autos.
Die meisten Stromer sind noch sehr jung
Trotz des Wachstums bleibt der Markt für gebrauchte Elektroautos im Vergleich zum gesamten Gebrauchtwagenmarkt klein. Das liegt auch am Alter der verfügbaren Fahrzeuge. Denn ältere Stromer sind noch eine Seltenheit. Vor acht oder zehn Jahren wurden schlichtweg kaum Elektroautos neu verkauft – entsprechend wenige alte Modelle stehen heute zum Wiederverkauf.
Ein Beispiel liefert Mobile.de: Im März 2025 war ein dort angebotenes gebrauchtes BEV im Schnitt etwa 28,5 Monate alt – also etwas mehr als zwei Jahre. Zum Vergleich: Bei Verbrennern liegt das Durchschnittsalter bei über 69 Monaten, also knapp sechs Jahren.
Tipps zum Kauf eines gebrauchten E-Autos
Der Kauf eines gebrauchten Elektroautos unterscheidet sich in vielen Punkten nicht vom Erwerb eines herkömmlichen Gebrauchtwagens. Dennoch gibt es einige Besonderheiten, auf die Sie achten sollten – vor allem beim Blick auf die Batterie. Denn hier fehlt vielen Käuferinnen und Käufern die Erfahrung. Wir schauen auf die wichtigsten Punkte.
Wie gut ist der Akku noch?
Der Akku ist das Herzstück eines jeden Elektroautos – und zugleich das teuerste Bauteil. Kein Wunder also, dass bei vielen Gebrauchtwageninteressierten hier die größte Unsicherheit besteht. Wie stark hat der Akku schon an Leistung eingebüßt? Und was bedeutet das konkret für die Reichweite?
Klar ist: Akkus unterliegen einem natürlichen Alterungsprozess. Je mehr Ladezyklen ein Fahrzeug durchläuft, desto stärker sinkt die Kapazität. Das lässt sich nicht verhindern. Aber: Die oft befürchtete schnelle Alterung hat sich in der Praxis nicht bestätigt.
Zahlreiche Dauertests des ADAC zeigen, dass die Akkus vieler Elektroautos auch nach mehreren Jahren und hohen Laufleistungen noch leistungsfähig sind. Ein Beispiel: Ein VW ID.3 wurde über 100.000 Kilometer hinweg getestet. Am Ende konnten noch 93 % der ursprünglichen Kapazität genutzt werden – deutlich mehr als die 74 %, die Volkswagen laut Garantie mindestens verspricht. Das spricht für eine solide Haltbarkeit und beruhigt viele potenzielle Käuferinnen und Käufer.
Batterie prüfen lassen – besser vor dem Kauf
Trotz positiver Testberichte: Beim Gebrauchtwagenkauf zählt Transparenz. Gerade bei der Batterie sollten Sie sich den genauen Zustand bescheinigen lassen. Der sogenannte State of Health (kurz: SOH) beschreibt den aktuellen Gesundheitszustand der Batterie. Er wird in Prozent angegeben und gibt an, wie viel der ursprünglichen Kapazität noch verfügbar ist.
Ein guter Indikator für die Pflege und den Umgang mit dem Fahrzeug ist das Scheckheft. Noch aussagekräftiger sind allerdings Prüfprotokolle, die den Akkuzustand dokumentieren. Wurden regelmäßige Checks in einer Fachwerkstatt durchgeführt, kann der Verkäufer diese meist vorlegen. Das schafft Vertrauen – fehlt diese Dokumentation, sollten Sie vorsichtig sein.
Wer auf Nummer sicher gehen will, kann den Akku auch unabhängig prüfen lassen. Der ADAC bietet zum Beispiel gemeinsam mit dem Partnerunternehmen Aviloo einen neutralen Batteriecheck an – für reine Elektrofahrzeuge ebenso wie für Plug-in-Hybride. Die Untersuchung liefert genaue Informationen über den Ladezustand und die tatsächliche Reichweite des Akkus.
Weitere Tipps für den E-Gebrauchtwagenkauf
Neben dem Akku sollten Sie auch auf die üblichen Faktoren achten, die bei jedem Gebrauchtwagen eine Rolle spielen: Unfallfreiheit, Pflegezustand, Kilometerstand und Wartungshistorie. Im Falle eines Elektroautos kann es zudem hilfreich sein, sich die Ladehistorie zeigen zu lassen. Wer sein Fahrzeug häufig mit Schnellladung betrieben hat, kann dadurch den Akku stärker beansprucht haben.
Fragen Sie auch, ob das Fahrzeug mit einer Wärmepumpe ausgestattet ist. Diese sorgt für effizienteres Heizen im Winter und kann die Reichweite positiv beeinflussen. Ebenso interessant: Liegt ein Ladekabel bei? Welche Lademöglichkeiten unterstützt das Fahrzeug – nur Wechselstrom oder auch Gleichstrom für Schnellladung?
Am besten lassen Sie sich das Fahrzeug bei einer Probefahrt ausführlich erklären – idealerweise von jemandem, der bereits Erfahrung mit E-Mobilität hat. Denn auch das Fahrverhalten unterscheidet sich von dem eines klassischen Autos mit Verbrennungsmotor. (mit dpa)
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