Ältere Autos sollen jährlich zum TÜV
Die EU-Kommission plant eine jährliche Hauptuntersuchung (HU) für Autos einzuführen, die älter als zehn Jahre sind. Dadurch soll die Verkehrssicherheit erhöht werden.

Mehr Verkehrssicherheit durch eine jährliche TÜV-Prüfung älterer Fahrzeuge? Das Verkehrsministerium und der ADAC sehen das kritisch.
Foto: picture alliance/dpa/Julian Stratenschulte
Wenn es nach der EU-Kommission geht, sollen europaweit in die Jahre gekommene Pkw – zehn Jahre und älter – jährlich zum TÜV bzw. sich einer Hauptuntersuchung unterziehen. Ziel dieser Maßnahme sei eine Erhöhung der Verkehrssicherheit.
Betroffen davon ist nach Angaben des Allgemeinen Deutschen Verkehrsclubs (ADAC) deutschlandweit knapp die Hälfte aller Pkw (47,1 %), in Zahlen: 23,4 Mio. Fahrzeuge. Europaweit waren im Jahr 2023 248 Mio. Pkw angemeldet. Sollte in ganz Europa auch nur knapp die Hälfte aller Pkw zehn Jahre oder älter sein, müssten etwa 120 Mio. Fahrzeuge eine jährliche Hauptuntersuchung einlegen. Legt man die TÜV-Gebühren in Deutschland von rund 150 € zugrunde, ergibt sich rein theoretisch ein jährlicher Mehraufwand in Höhe von 18 Mrd. €, allein in Deutschland wären es etwa 3,5 Mrd. € – notwendige und kostenpflichtige Nachuntersuchungen nicht mitgerechnet. Bei einer durchschnittlichen europaweiten Gebühr für die Hauptuntersuchung (HU) von 9000 € wären es immer noch jährlich 9 Mrd. € Mehreinnahmen für die Untersuchungsstellen.
Doch beschlossen ist der Plan des EU-Parlaments noch lange nicht, es müssen das EU-Parlament und die 27 EU-Mitgliedstaaten zustimmen. Und das könnte schwierig werden. So ließ ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums bereits verlauten, man werde die Vorschläge der EU-Kommission sorgfältig prüfen, allerdings sagte er auch: „Wir haben eine grundsätzliche Haltung, dass wir keine zusätzliche Bürokratie für deutsche Autofahrerinnen und Autofahrer wollen. Generell stellen wir fest, dass nur sehr wenige Unfälle aufgrund erheblicher technischer Mängel entstehen.“
Jährliche Hauptuntersuchungen älterer Autos haben keinen messbaren Einfluss auf die Verkehrssicherheit
Unterstützung bekommt das Verkehrsministerium durch den ADAC, der in einer Stellungnahme die EU-Pläne ebenfalls kritisch sieht. Eine Verkürzung der Prüfintervalle ist laut Einschätzung des Clubs nicht angemessen und nicht notwendig. Die Aussagen werden durch eine frühere Studie untermauert, die die Verkehrsunfallforschung der TU Dresden im Auftrag des ADAC durchgeführt hatte. Ein Ergebnis war, dass eine Verkürzung der HU-Fristen auf ein Jahr keinen messbaren Einfluss auf die Verkehrssicherheit habe. Dank regelmäßiger, sachverständiger und umfassender technischer Inspektionen zeichnet sich laut ADAC die deutsche Fahrzeugflotte durch eine geringe Quote technischer Mängel aus. Zudem seien nur wenige der festgestellten Mängel unfall- bzw. sicherheitsrelevant.
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