Gefahr für Wattenmeer 09.02.2023, 07:50 Uhr

Kontroverse um Chlorreinigung der LNG-Terminals geht in neue Runde

Ein neues Gutachten kommt zu dem Schluss, dass ein kontinuierliches Reinigen der LNG-Terminals mit Chlor nicht dem aktuellem Stand der Technik entspricht. Betreiber Uniper widerspricht dem, Umweltschützer fordern eine Nachrüstung des Terminalschiffs auf umweltverträgliche Reinigungsmethoden.

LNG-Pipelines

LNG hilft uns in der Energiekrise, allerdings kommt für das Reinigen der Terminalschiffe umweltschädliches Chlor zum Einsatz.

Foto: Panthermedia.net/MikeMareen

Seit Dezember wird am LNG-Terminal Wilhelmshaven Flüssigerdgas angelandet. Schon im Vorfeld des Terminalbaus erhitzte das geplante Reinigungsverfahren auf dem Terminalschiff die Gemüter der Umweltschützer. Nun facht ein Gutachten den Streit erneut an: Es geht um die Frage, ob die durchgeführte Chlorreinigung dem Stand der Technik entspricht oder nicht. Auf der einen Seite stehen der Betreiber Uniper und die niedersächsische Umweltbehörde, auf der anderen Seite die Umwelthilfe und andere Umweltschutzverbände sowie Anwohner und Muschelfischer.

Darum geht es im Biozid-Streit

Damit das von den Tankern gelieferte Flüssigerdgas mit einer Temperatur von minus 162 Grad Celsius wieder in einen gasförmigen Zustand zu überführen, muss es auf der „Höegh Esperanza“ mit Nordseewasser erwärmt werden. Die Höegh Esperanza ist ein LNG-Speicher- und Verdampfungsschiff, das seit Ende 2022 am LNG-Terminal Wilhelmshaven ihren Dienst verrichtet. Damit es stets betriebsbereit bleibt, muss das sogenannte Biofouling (ein Zuwachsen mit Muscheln, Seepocken u.a.) verhindert werden.  Das gehe nur durch den Einsatz von aktivem Chlor, das als Biozid zum Reinigen verwendet wird, sagt Uniper. Das wird von den Umweltschützern bezweifelt und ein Gutachten gibt ihnen jetzt teilweise recht.

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Das Hamburger Labor für limnische und marine Forschung LimnoMar kommt zum Ergebnis, dass eine kontinuierliche Chlorung „nicht als beste verfügbare Technik“ angesehen werden kann. Das Verfahren sei werde mit den nationalen Gesetzen noch mit der EU-Wasserrahmenrichtlinie vereinbar. „Schon seit 20 Jahren wird ein Dauerbetrieb nicht mehr empfohlen, sondern ein gepulster Einsatz von Chlor in Verbindung mit Monitorverfahren, heißt es in dem Gutachten.

Chlor gelangt direkt in die Jade

Das für die Reinigung benötigte Chlor wird mit Hilfe von Elektrolyse produziert. Hierbei wird das im Seewasser enthaltene Natriumchlorid in aktives Chlor umgewandelt. Nach dem Reinigen des Tankers gelangt das chlorhaltige Abwasser direkt in die Jade. Bis zu 178 Millionen Kubikmeter davon dürfen mit Genehmigung des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) jährlich entsorgt werden. Wenn kontinuierlich chlorhaltige Abwässer fließen, kann das Natur und Lebewesen im angrenzenden Wattenmeer auf Dauer schädigen, so das Argument der Kritiker. Doch was ist die Lösung?

Die Autoren des Gutachtens empfehlen das Verfahren mindestens auf eine sogenannte Stoßchlorung umzustellen – also nur dann Chlor einzusetzen, wenn der Bewuchsdruck von Algen und Muscheln das erfordert. Langfristig sollte laut Papier statt des Chlors ein umweltfreundliches Reinigungsverfahren etwa auf Utraschall-Basis eingesetzt werden. Dem widerspricht der Uniper, laut Betreiber wäre der Bewuchs so stark, dass kontinuierlich Chlor eingesetzt werden müsse.

Wenn das Seewasser nicht zuverlässig mit Biozid behandelt werde, bestehe die Gefahr technischer Betriebseinschränkungen oder eines längerfristigen Ausfalls des Terminals, teilte der Konzern mit. Alternative Reinigungsverfahren seien getestet worden. „Bislang entsprach kein Alternativverfahren den speziellen Anforderungen, welche an eine Anwendung auf der FSRU „Höegh Esperanza“ gestellt werden.“ Uniper teilte aber auch mit, man sei dazu zusammen mit der Reederei Höegh in Gesprächen mit Herstellern und Experten.

Wie geht es jetzt weiter im Streit um den Einsatz von Biozid?

Das NLWKN hat in der wasserrechtlichen Erlaubnis ein sogenanntes Minderungsgebot festgeschrieben. Demnach muss der Einsatz von Chlor auf ein Mindestmaß beschränkt werden. Uniper ist zudem dazu verpflichtet, bis Sommer ein Konzept auszuarbeiten, wie der Biozideinsatz zu verringern ist. Dabei soll auch die im Gutachten vorgeschlagene Stoßlüftung geprüft werden. Der Umwelthilfe reicht das allerdings nicht, sie pocht auf eine Nachrüstung des Terminalschiffes. „Ansonsten werden wir auf Grundlage des Gutachtens weitere rechtliche Schritte in die Wege leiten, um den Nationalpark Wattenmeer vor der Einleitung des giftigen Biozids zu schützen“, sagte der DUH-Energieexperte Constantin Zerger.

Und was sagt das niedersächsische Umweltministerium dazu? Das Ministerium teilte der dpa auf Anfrage mit: „Aussage, das Verfahren der Elektrochlorierung im Dauerbetrieb sei für FSRUs seit 20 Jahren nicht mehr Stand der Technik, ist unzutreffend (…).“ Dass das Verfahren dem „Stand der Technik“ entspreche, sei nach Standards einer angewendeten international anerkannten Norm der Fall. Diese empfehle, „(…) dass bei der Verwendung von Seewasser als Heizmedium ein Chlorungssystem vorhanden sein sollte“.

Das Umweltministerium bezieht sich hierbei unter anderem auf die DIN EN ISO 20257-2:2021-12: Anlagen und Ausrüstung für Flüssigerdgas – Auslegung von schwimmenden Flüssigerdgas-Anlagen – Teil 2: Spezifische Anmerkungen zu FSRU (Fassung 12.2021). Die Norm fordere auch, dass die Chlorkonzentration überwacht und an den Abwasserauslässen unterhalb von 0,2 Milligramm pro Liter gehalten werden solle.

LNG-Terminals speisen immer mehr Gas in Fernleitungsnetz

Pünktlich zur Kontroverse um die Chlorreinigung der schwimmenden LNG-Terminals gibt die Bundesnetzagentur Daten zur Versorgung mit Flüssigerdgas bekannt. So sind am vergangenen Dienstag mit 204 Gigawattstunden so viel Erdgas ins Fernleitungsnetz geflossen wie noch nie seit Beginn der Einspeisung Ende 2022. Die bisher höchsten Einspeisemengen waren demnach bisher am 11. und 18. Januar mit jeweils 189 Gigawattstunden verzeichnet worden.

Ingesamt seien bislang 5540 Gigawattstunden Erdgas über die Terminals in Wilhelmshaven und Lubmin eingespeist worden, dass dritte Terminal in Brunsbüttel ist bislang noch nicht in Betrieb. Zur Einordnung der Zahlen: In der 5. Kalenderwoche Ende Januar / Anfang Februar im Schnitt täglich 3490 Gigawattstunden Erdgas verbraucht. Und über die Pipelines aus Norwegen hat Deutschland allein am vorigen Dienstag 1377 Gigawattstunden Erdgas erhalten. (mit dpa)

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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