Donwilhelmsit 02.11.2020, 12:27 Uhr

Mond: Forscher finden neues Mineral in altem Meteoriten

Ein europäisches Forscherteam hat in einem Mondmeteoriten ein neues Mineral entdeckt. Der besondere Fund dient der Erforschung der Entstehungsgeschichte des Mondes.

Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme des neuen Minerals Donwilhelmsit im Mondmeteoriten Oued Awlitis 001. © Museum für Naturkunde Berlin, Ansgar Greshake

Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme des neuen Minerals Donwilhelmsit im Mondmeteoriten Oued Awlitis 001.

Foto: Museum für Naturkunde Berlin, Ansgar Greshake

Oued Awlitis 001 – so klingt der besondere Name eines Stück des Mondes. Ein europäisches Forscherteam hat diesen Mondmeteoriten untersucht und bei den Analysen eine erstaunliche Entdeckung gemacht. Erst kürzlich fand die NASA neue Spuren von Wasser auf dem Mond.

Neues Mineral vom Mond: Wissenschaftler sind überwältigt

Es gibt ein neues Mineral vom Mond. Die Wissenschaftler taufen es auf den Namen: Donwilhelmsit. Ein neuer Schatz zur Erforschung des Mondes konnte geborgen werden. Ansgar Greshake, Wissenschaftlicher Leiter der Meteoritensammlung am Museum für Naturkunde Berlin, zeigt sich bewegt: „Seit 25 Jahren arbeite ich täglich an Meteoriten, aber plötzlich als erster ein neues Mineral aus dem Weltall zu entdecken und dann zu erforschen, ist ein überwältigendes Gefühl.“  Das Forscherteam arbeitete unter Beteiligung des Museums für Naturkunde Berlin. Eines der Hauptforschungsthemen am Museum ist die Impakt- und Meteoritenforschung, da die Entstehung und Entwicklung der Erde und des Lebens maßgeblich durch Einschläge kosmischer Körper geprägt wurden.

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Kosmische Körper haben einige Geheimnisse

Unbekannte Minerale gehören zu den zahlreichen Geheimnissen von kosmischen Körpern. Bislang sind weltweit 5.000 Minerale bekannt. Weniger als 50 werden pro Jahr neu beschrieben. Das internationale Forscherteam kann sich nun über einen dieser Funde freuen.

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Mondmeteoriten erlauben wertvolle Einblicke

Von den Apollo- und Luna-Missionen sind rund 382 Kilogramm Gestein und Boden gesammelt. Mondmeteorite liefern wertvolle Einblicke in die Entstehungsgeschichte des Erdtrabanten. Das Sammlungsmaterial gibt Forschern die Möglichkeit, wichtige Antworten auf relevante Fragestellungen zu finden. Sie beschäftigen sich unter anderem damit, wie sich Meteoriteneinschläge auf die Entwicklung der Planeten unseres Sonnensystems auswirken.

Zunehmender Halbmond

Der Mond sorgt für Überraschungen.

Foto: panthermedia.net/claudiodivizia

Mondmeteorit Qued Awlitis 001

Der Name des Mondmeteoriten geht auf die Ortschaft Oued Awlitis in Marokko zurück. Die Geschichte des Fundes ist ebenso kurios, wie das nun gefundene neue Mineral. 2014 wollte eine Gruppe Einheimischer in der Nähe von Oued Awlitis einen Halt einlegen, um Abendessen vorzubereiten. Bei der Suche nach geeignetem Feuerholz stieß man auf einen Stein mit einer auffällig glänzenden Kruste. Dieser „Stein“ steckte unter einem Holzstamm im Boden. Der 382 Gramm schwere Stein wurde prompt eingesteckt – später stellte sich dann heraus, dass es sich um einen Mondmeteorit handelt. Daraufhin suchten Wissenschaftler den Fundort ab und fanden ein weiteres 50 Gramm schweres Bruchstück. Dieses passte wie ein Puzzleteil zum Hauptstück.

Im Inneren ist Oued Awlitis hellgrau; überzogen wird der Mondmeteorit von einer glasigen grünlichbraunen Schmelzkruste.

Schon gewusst? Erst im Jahr 1982 wurde nach dem Fund von Mondmeteoriten erkannt, dass Steine auch ohne menschliches Zutun vom Mond zur Erde gelangen. 

Einschläge großer Asteroide beeinflussen Entwicklung des Mondes nachhaltig

Die Mondoberfläche zeigt, dass Einschläge großer Asteroide die Entwicklung des Erdtrabanten nachhaltig beeinflusst haben. Dafür sprechen die zahlreichen Impaktkrater. Material des Mondes gelangt in seltenen Fällen als Mondmeteorit auf die Erde.

Beim Herausschleudern von dem Mutterkörper werden Meteorite besonders hohen Temperaturen und Drücken ausgesetzt. Die extremen physikalischen Bedingungen führen oft zu einem schockartigen Aufschmelzen mikroskopisch kleiner Gesteinsbereiche, die in diesen Meteoriten dann Schmelzadern oder Schmelztaschen bilden. Diese geschockten Gesteinsbereiche sind von großer Bedeutung, da sie Druck- und Temperaturverhältnisse widerspiegeln, die denen im Erdmantel ähnlich sind. Diese natürlichen Schmelztiegel enthalten Minerale, die sonst an der Erdoberfläche nicht zugänglich sind.

In Meteoriten finden sich zum Beispiel Minerale wie Wadsleyit, Ringwoodit und Bridgmanit, die zu großen Anteilen den Erdmantel ausmachen.

Mond: Neues Mineral besteht aus Kalzium, Aluminium uvm.

Das neu entdeckte Mineral Donwilhelmsit [CaAl4Si2O11] besteht zu großen Teilen aus Kalzium-, Aluminium-, Silizium- und Sauerstoffatomen. Innerhalb von Schmelzschockzonen des Mondmeteoriten Oued Awlitis 001 wurde das neue Mineral entdeckt – und das obwohl das Gestein schon 2014 in der Westsahara gefunden wurde.

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Besonders erstaunlich: Dieser Meteorit ähnelt in seiner Zusammensetzung den Gesteinen, aus denen die Kontinente der Erde bestehen.

Diese Gesteine gelangen durch Wind und Flüsse in die Ozeane. Diese transportieren sie weiter, so dass sie ein Teil der dichten ozeanischen Kruste durch die Bewegung der Erdplatten in den Erdmantel werden. Die Mineralbestandteile dringen in die Tiefen von etwa 460-700 Kilometer ein und verwandeln sich unter hohem Druck und heißen Temperaturen in andere Mineralphasen. Darunter auch das nun entdeckte Minerals Donwilhelmsit.

Weitere Beschreibungen des neuen Minerals sind  in der wissenschaftlichen Zeitschrift „American Mineralogist“ nachzulesen.

Diese Forschungsinstitute arbeiteten für die Errungenschaft zusammen:

  • Zentrum für Rieskrater und Impaktforschung Nördlingen, Deutschland)
  • Naturhistorisches Museum Wien
  • Institut für Physik der Tschechischen Akademie der Wissenschaften
  • Helmholtz-Zentrum GFZ Potsdam
  • Naturhistorisches Museums Oslo
  • Universität Manchester
  • Deutsches Zentrum für Luft und Raumfahrt Berlin

Diese gesamteuropäische Forschung war notwendig, um den Mondmeteoriten zu erwerben, das neue Mineral mithilfe optischer und elektronenoptischer Methoden am Museum für Naturkunde Berlin erstmals aufzufinden und detailliert zu beschreiben.

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Das neue Mineral wurde zu Ehren des Mondgeologen Don E. Wilhelms benannt. Der amerikanischen Wissenschaftler war an der  Datenanalyse der Apollo-Weltraummissionen beteiligt, die die ersten Gesteinsproben vom Mond zur Erde brachten. Ein Teil des Meteoriten Oued Awlitis 001 ist heute im Naturhistorischen Museum Wien ausgestellt.

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Ein Beitrag von:

  • Sarah Janczura

    Sarah Janczura

    Sarah Janczura schreibt zu den Themen Technik, Forschung und Karriere. Nach einem Volontariat mit dem Schwerpunkt Social Media war sie als Online-Redakteurin in einer Digitalagentur unterwegs. Aktuell arbeitet sie als Referentin für Presse und Kommunikation beim VDI e.V.

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