Raumfahrt 28.01.2011, 19:51 Uhr

„Kein Abschied von der Königsdisziplin“

Aus der neuen Raumfahrtstrategie der Bundesregierung könnte man herauslesen, dass für sie die bemannte Raumfahrt ein Auslaufmodell ist. Dem widerspricht Evert Dudok klar. Dudok ist Deutschlandchef und Leiter des Satellitengeschäfts von Astrium.

VDI nachrichten: Liest man die neue Raumfahrtstrategie der Bundesregierung, gewinnt man den Eindruck, die bemannte Raumfahrt verliere für die deutsche Politik an Bedeutung. Und das, nachdem Deutschland über Jahre hier eine leistungsfähige Infrastruktur aus Forschungseinrichtungen und Industrieunternehmen aufgebaut hat. Teilen Sie diese Einschätzung?

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Dudok: Nein. Im Gegenteil. Ich sehe in der neuen Raumfahrtstrategie der Bundesregierung eine sehr klare Aussage, die zeigt, dass Deutschland die Internationale Raumstation ISS mindestens bis 2020 nutzen will und dafür auch die Mittel bereitstellt.

Was bedeutet das für die Industrie und die Wissenschaft?

Das bedeutet, dass jetzt Wissenschaftler mit Experimenten, die bisher nicht zum Zuge kamen, eine neue Chance haben. Und in Europa und Deutschland werden neue Experimente für die ISS und das europäische Weltraumlabor Columbus entwickelt. Ohne die Zusage der Bundesregierung könnte Astrium auch nicht das gemeinsam mit der ESA entwickelte Luftaufbereitungssystem unter Weltraumbedingungen auf der ISS testen. Solche neuen Lebenserhaltungssysteme brauchen wir, was immer wir gemeinsam mit anderen Partnern an zukünftigen Konzepten für die bemannte Raumfahrt planen. Es gibt also jede Menge Experimente und neue Technologien, die durch diese Entscheidung der Politik abgesichert werden. Ich finde, da ist die Bundesregierung ganz schön weit gesprungen.

Ließe sich die ISS auch über 2020 hinaus nutzen?

Nach unseren technischen Analysen wäre das bis 2028 möglich. Ob das auch kommt, ist eine andere Frage.

In der Raumfahrtstrategie wird die Robotik wesentlich stärker hervorgehoben als die bemannte Raumfahrt. Ist das nicht doch ein Strategiewechsel?

Den kann ich nicht erkennen. Deutschland hat in den vergangenen Jahren eine Leitfunktion in Sachen bemannte Raumfahrt aufgebaut. Die wird jetzt für zehn Jahre festgeschrieben. Da kann ich keinen Strategiewechsel erkennen.

Was steckt dann hinter der Betonung der Robotik?

Erst einmal: Zwischen bemannten und robotischen Missionen gibt es keinen Widerspruch. Bemannte Raumfahrt ist das eine. Viele andere Missionen, etwa zur Sonne, sind nur als robotische Missionen machbar. Aber beides hängt auch eng zusammen. Ohne Robotik ist auch bemannte Raumfahrt nicht denkbar: Wir haben den weltweit besten Roboter, das ATV (Automated Transfer Vehicle), das Versorgungsmodul, das automatisch an die ISS andockt und die Station automatisch auftankt. Robotische Raumfahrt-Systeme werden wir sowohl in Deutschland wie auch mit unseren europäischen Partnern auch weiterhin vorantreiben.

Mit welchem Ziel?

Astrium hat im Auftrag der ESA mit einer Studie über eine mögliche Mondlandemission begonnen. Unsere große Hoffnung ist, dass wir mithilfe der ISS und dieser ersten Schritte in Richtung Mond unsere Basistechnologien wie Luft- und Wasseraufbereitung, Hitzeschild-Technologien, robotisches Know-how wie das weiche Landen auf dem Mond bis hin zum Starten vom Mond, stärken und ausbauen können.

Lässt die Entwicklung in den USA hoffen, dass Europa oder Deutschland sich zu einem wichtigeren Partner als bisher für die US-Raumfahrt entwickelt?

Da bin ich eher skeptisch. Ziel der USA ist Autonomie. Aber die Amerikaner, die sich einige Zeit auf Mond und Mars konzentriert hatten, haben ihre Strategie offenbar so weit geändert, dass die Nutzung der ISS wieder eine wesentliche Rolle in ihrer Strategie spielt. Hier sind Kooperationen denkbar.

Das hieße?

Denkbar wäre beispielsweise, das ATV als Logistik-Modul für den Aufbau einer neuen Raumstation zu nutzen. Man könnte das ATV auch mit einem Roboterarm versehen. Aber das ist Zukunftsmusik.

Die Amerikaner versuchen derzeit, kommerzielle Partner als Hersteller von Trägerraketen für den Transport von Menschen und Material ins All zu gewinnen. Wie weit ist Europa von so etwas entfernt?

Das US-Projekt Space-X ist eine Industrialisierung mit massiver Unterstützung und Abnahmegarantien vom Staat und von der Nasa und braucht nicht auf unterschiedliche nationale Interessen Rücksicht zu nehmen. Wir in Europa hingegen zögern, den staatlichen Bedarf an Trägerraketen zu definieren. Das aber wäre eine Voraussetzung für einen Antritt wie in den USA. Derzeit wird die europäische Ariane-Rakete ja nicht einmal zum Aufbau des europäischen Satellitensystems Galileo genutzt.

Was kommt nach der ISS?

Jetzt wollen wir erst einmal die ISS für die Forschung und auch für neue Aufgaben wie die Erdbeobachtung nutzen. Die Industrie lernt ja auch erst, was es heißt, ein solches System operationell zu managen und zu verstehen. Was danach kommt, wird sich in ein paar Jahren entscheiden. Dass Deutschland sich aber von der Königsdisziplin, der bemannten Raumfahrt, verabschiedet, halte ich für nicht denkbar. W. MOCK

Ein Beitrag von:

  • Wolfgang Mock

    Redakteur und Reporter VDI nachrichten. Fachthemen: Wissenschafts- und Technologiepolitik, Raumfahrt, Reportagen.

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