Montagetechnik greift nach neuem Umsatzrekord
Kurz vor der Herbstmesse Motek 2012 vom 8. bis 11. Oktober in Stuttgart zeigen sich die deutschen Anbieter von Montage- und Handhabungstechnik optimistisch und technologisch gut aufgestellt fürs kommende Jahr, in dem sogar ein neuer Umsatzrekord erwartet wird. Wachstumstreiber sind dabei vor allem Mechatronik, Highspeed-Montage und das Schwerlasthandling.
„Trotz des krisenbedingten Umsatzrückgangs in den Jahren 2009 und 2010 handelt es sich bei der Montage- und Handhabungstechnik um einen nachhaltig wachsenden Milliardenmarkt“, betont Unternehmensberater Gerhard Drunk Betreiber des Internetportals Xpertgate in Mannheim. Dank innovativer neuer Montagestrategien, etwa im Bereich Photovoltaik oder Batterietechnik, wachsender Auslandsmärkte und einer permanenten Produktivitätssteigerung werde die Branche auch künftig vorn auf den weltweiten Märkten agieren. So hätten sich viele der oft als Ingenieurbüros gegründeten Montagefirmen zu gut organisierten Industriebetrieben entwickelt und würden auch als internationale Anbieter agieren.
Die Montage- und Handhabungstechnik wird auf Wachstumskurs bleiben“, bestätigt Gottfried Schumacher, Leiter Produktmanagement Montagetechnik bei Bosch Rexroth in Lohr und Vorsitzender des Fachverbandes Integrated Assembly Solutions im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) in Frankfurt. So habe die Branche mit einem bislang einmaligen Umsatzplus von 36 % in 2011 einen neuen Spitzenwert erreicht. Schumacher: „Für 2012 erwarten wir eine weitere Umsatzsteigerung von 4 % und gehen für 2013 von 2 % Wachstum aus – was die Branche zu einem neuen Umsatzrekord von
6,3 Mrd. € führen wird.
Montagetechnik: Automobil- und Werkzeugmaschinenindustrie sind Wachstumstreiber
Wie erfolgreich die Branche im Bereich Handhabung Montage und Automation ist, bestätigt auch Festo in Esslingen. „Wir konnten unsere Marktposition ausbauen und liegen auf Ziel“, berichtet Deutschland-Vertriebsleiter Hans-Ulrich Witschel. Wachstumstreiber seien vor allem die Automobil- und Werkzeugmaschinenindustrie. Viele der Kunden hätten nach wie vor – trotz negativer Konjunktursignale – gut gefüllte Auftragsbücher.
Das bestätigt Henrik A. Schunk, Geschäftsführender Gesellschafter beim Spanntechnikspezialisten Schunk in Lauffen: „2012 wird ein Rekordjahr sowohl in der Spanntechnik als auch bei Greifsystemen.“ Technologisch gesehen stünden derzeit drei Themen im Mittelpunkt: die Mechatronisierung von Handhabungssystemen, die Highspeed-Montage und das Schwerlasthandling. Aktuelle Highlights der kommenden Motek 2012 wie mechatronische Kleinteilegreifer oder besonders schmale „Pick & Place“-Einheiten würden enorme Produktivitätssprünge und zum Teil völlig neuartige, hocheffiziente Prozesse ermöglichen.
China: Deutschland ist wichtiger Lieferant für roboterbasierte Automation
Trotz der Eurokrise und der konjunkturellen Abkühlung in China ist nach Angaben der Unternehmensführung von Adept Technology in Dortmund auch im Bereich der roboterbasierten Automation und Montage kein „Absturz“ zu erwarten – im Gegenteil: „Gerade in China werden die Anforderungen an intelligente Automationslösungen steigen“, betont Geschäftsführer Joachim Melis. Die treibenden Faktoren hierfür seien Mitarbeitermangel und steigende Lohnkosten. Europa – und insbesondere Deutschland – dienten daher als wichtige Lieferanten für China. Trotz geringerer Binnennachfrage könne man folglich von einer positiven Geschäftsentwicklung ausgehen, zumal auch Nordamerika und Osteuropa Nachholbedarf in Sachen Automatisierung hätten.
Ganz auf nachhaltige Technik ist die ABB Automation Products GmbH in Ladenburg ausgerichtet. Geschäftsführer Till Schreiter informiert über Details: „Unsere neuen kompakten Motorantriebspakete sind ein Highlight. Sie bieten bis zu 40 % Energieeinsparung in der Version Super Premium Efficiency oder die gleiche Leistung mit einem bis zu zwei Baugrößen kleineren Motor.“ ABB trage damit den Bestrebungen vieler Unternehmen Rechnung, die Herausforderungen steigender Energiepreise und verschärfter energierechtlicher Regelungen zu bewältigen. Energieeffizienz sei in diesem Zusammenhang ein Schlüssel zum Erfolg. So habe man mit dem neuen Motorantriebspaket aus speziellem Umrichter, anwendungsspezifischer Software und Synchronreluktanzmotor inklusive innovativer Läuferkonstruktion zuletzt den angesehenen Automation Award gewonnen.
Montagetechnik: Dynamik durch zunehmende Elektrifizierung und Industrie 4.0
Dass die Montage und Handhabung eine dynamische Branche sind, zeigen die aktuellen technologischen Entwicklungen. „Dazu gehört die Modularisierung von Maschinen, die es Herstellern erlaubt, die Montage zu beschleunigen und flexibler auf Kundenwünsche zu reagieren“, meint Lucas Wintjes, Geschäftsleiter Vertrieb Fabrikautomation bei Bosch Rexroth. Hinzu komme die zunehmende Elektrifizierung aller Antriebstechnologien. Sie schaffe die Voraussetzung, um Engineering-Tools und Funktionalitäten in die Software zu verlagern und so alle Antriebslösungen technologieübergreifend in die Automation zu integrieren. Maschinenhersteller könnten sich dies zunutze machen und ihre Engineering-Prozesse beschleunigen.
Und dass Industrie 4.0 als „vierte Stufe der industriellen Revolution“ näherrückt, belegt Motek-Aussteller Wittenstein, Igersheim, mit seinem neuen geräusch- und emissionsarmen Werk in Fellbach: Dort hat der Verzahnungsspezialist eine „Schaufensterfabrik“ eingerichtet, in der schrittweise exemplarisch die einzelnen Konzepte von Industrie 4.0 integriert werden. „Es geht um die künftige Verschmelzung von moderner Fertigungstechnik mit Internettechnologien“, so Michael Müller, Geschäftsführer der Tochterfirma Wittenstein Bastian GmbH. Dieses Hightechkonzept solle durch gesteigerte Produktivität und Flexibilität die wirtschaftliche Herstellung höchst individueller Produkte ermöglichen.
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