VW-Abgas-Skandal 23.11.2015, 14:23 Uhr

Unglaublich: TÜV durfte VW-Motorsoftware laut Gesetz nicht überprüfen

Warum sind die VW-Schummeleien dem TÜV jahrelang nicht aufgefallen? Weil die deutsche Gesetzgebung dem Verein Fußfesseln angelegt hat. Lesen Sie hier, welche. 

Auslesen von Fahrzeugdaten mit einem HU-Adapter durch den TÜV Nord: Die Prüforganisation kritisiert, dass der Gesetzgeber verboten hat, die Motorsteuerung von Autos zu prüfen. Dadurch seien die jetzt aufgedeckten Manipulationen über Jahre hinweg unentdeckt geblieben.

Auslesen von Fahrzeugdaten mit einem HU-Adapter durch den TÜV Nord: Die Prüforganisation kritisiert, dass der Gesetzgeber verboten hat, die Motorsteuerung von Autos zu prüfen. Dadurch seien die jetzt aufgedeckten Manipulationen über Jahre hinweg unentdeckt geblieben.

Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Dass VW die Abgaswerte seiner Dieselfahrzeuge lange Zeit mit einer Software manipulieren konnte, verdankt der Konzern unter anderem der deutschen Gesetzgebung. Dem Technischen Überwachungsverein (TÜV) ist es bei der VW-Typzulassung nämlich untersagt, die Motorsoftware zu prüfen. „Wir haben leider gesetzlich keinerlei Möglichkeit, Einblicke in die Motorsteuerung und die dort verbaute Software der Fahrzeuge zu nehmen“, sagte TÜV-Nord-Chef Guido Rettig im Interview mit der Tageszeitung Die Welt. „Aus diesem Grund hatten unsere Sachverständigen keine Chance, die Manipulation bei Stickoxiden von Dieselfahrzeugen zu erkennen.“

Motorsoftware gilt als Betriebsgeheimnis

Aber wie kommt ein solches Gesetz zustande, das bei den meisten Menschen wohl für Kopfschütteln sorgt? „Wir haben jahrelang darauf hingewiesen, dass die Motorsoftware Teil unseres Prüfauftrags werden muss. Ohne Erfolg. Die Hersteller haben gegenüber der Politik geltend gemacht, dass es sich bei der Motorsoftware um ein Betriebsgeheimnis handelt“, erklärt Rettig. „Nicht einmal uns, den vom Staat benannten Technischen Diensten, dürfe dies erlaubt werden. Die zuständigen Bundesministerien sind dem leider gefolgt.“

Beim TÜV habe eine interne Untersuchung keinerlei Fehlverhalten und auch keine fehlerhaften Prozesse festgestellt. Rettig: „Glauben Sie mir: Wenn es anders wäre, würde ich Ihnen das heute genauso offen sagen.“

Weist alle Mitschuld am VW-Skandal von sich: TÜV-Nord-Chef Guido Rettig. Dem Verein sei es gesetzlich untersagt, die Motorsoftware zu prüfen. 

Weist alle Mitschuld am VW-Skandal von sich: TÜV-Nord-Chef Guido Rettig. Dem Verein sei es gesetzlich untersagt, die Motorsoftware zu prüfen.

Quelle: Julian Stratenschulte/dpa

Stellenangebote im Bereich IT/TK-Projektmanagement

IT/TK-Projektmanagement Jobs
IMS Messsysteme GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/i) Systemsoftware IMS Messsysteme GmbH
Heiligenhaus Zum Job 
Flughafen München GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur Sicherheitstechnik Sprachalarmierung (w/m/d) Flughafen München GmbH
München Zum Job 
B. Braun Melsungen AG-Firmenlogo
Senior Expert (w/m/d) Manufacturing Digitalization B. Braun Melsungen AG
Melsungen Zum Job 
Heuft Systemtechnik GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur - Schwerpunkt Automatisierung, IT und Netzwerkinfrastruktur (m/w/d) Heuft Systemtechnik GmbH
Burgbrohl Zum Job 
VIVAVIS AG-Firmenlogo
Referent für Standardisierung und Förderprogramme / Wissenschaftlicher Mitarbeiter (m/w/d) VIVAVIS AG
Ettlingen Zum Job 
VIVAVIS AG-Firmenlogo
Produktmanager (m/w/d) - Metering Devices und Steuerbox VIVAVIS AG
Koblenz, Ettlingen Zum Job 
DFS Deutsche Flugsicherung GmbH-Firmenlogo
Referent (m/w/d) Anforderungsmanagement Funktionale Systeme DFS Deutsche Flugsicherung GmbH
DNV GL SE-Firmenlogo
(Senior) Consultant for Digital System Operation (m/w/d) DNV GL SE
Dresden, Schönefeld Zum Job 
ESFORIN SE-Firmenlogo
Mitarbeiter*in Marktkommunikation & Prozesse (m/w/d) ESFORIN SE
über Jauss HR-Consulting GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Ingenieur / Techniker (m/w/d) TIA-Programmierung & Inbetriebnahme - Baustoffanlagenbau über Jauss HR-Consulting GmbH & Co. KG
Raum Würzburg Zum Job 
ESA-Firmenlogo
Secure Connectivity System Architecture Engineer (f/m/d) ESA
Noordwijk (Niederlande) Zum Job 
Drägerwerk AG & Co. KGaA-Firmenlogo
Ingenieur / Specialist (m/w/d) Software und Datenkommunikation Drägerwerk AG & Co. KGaA
Lübeck Zum Job 
Sanofi-Aventis Deutschland GmbH-Firmenlogo
Trainee Manufacturing & Supply - all genders Sanofi-Aventis Deutschland GmbH
Frankfurt am Main Zum Job 
FRIWO-Firmenlogo
Senior Softwareentwickler Embedded Systems / C/C++ (m/w/d) FRIWO
Ostbevern Zum Job 
FRIWO-Firmenlogo
Hardware Entwickler (m/w/d) FRIWO
Ostbevern Zum Job 
Hochschule Angewandte Wissenschaften München-Firmenlogo
Professur für Data und Knowledge Engineering (W2) Hochschule Angewandte Wissenschaften München
München Zum Job 
IMS Röntgensysteme GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/i) für digitale Inspektionssysteme IMS Röntgensysteme GmbH
Heiligenhaus Zum Job 
AVM-Firmenlogo
Entwickler für Hochfrequenztechnik (w/m/d) AVM
AVM-Firmenlogo
Team Lead Software Entwicklung Treiberintegration (w/m/d) AVM
THD - Technische Hochschule Deggendorf-Firmenlogo
Professorin | Professor (m/w/d) für das Lehrgebiet "Ingenieursinformatik/Embedded Systems" THD - Technische Hochschule Deggendorf
Deggendorf Zum Job 

Was also tun, um Manipulation in Zukunft früher auffliegen zu lassen? Neue Gesetze müssen her. „Das ist in der Regel ein äußerst zäher Prozess. Wir setzen uns seit 2007 dafür ein, den neuen realistischeren Testzyklus für Pkw einzuführen“, erklärt Rettig. „TÜV-Nord-Fachleute sitzen in den entsprechenden Gremien in Brüssel und Berlin natürlich mit am Tisch und bringen ihre Vorstellungen regelmäßig ein. Aber am Ende entscheiden sie nicht ­– das tut die Politik.“

PEMS sorgt für realistischere Testbedingungen

Für realistischere Ergebnisse bei der Typzulassung würde das sogenannte Portable Emissions Measurement System (PEMS) sorgen – ein vom TÜV mitentwickeltes mobiles Messsystem, das Emissionen nicht auf einem Rollenstand misst, sondern während der Fahrt auf der Straße. „Die Ergebnisse unserer Testfahrten gehen seit Jahren unter anderem in Richtung Umweltbundesamt, Landesministerien oder ADAC“, sagt Rettig.

Und warum hat sich dort niemand über abweichende Werte gewundert? Rettig: „Lkw- und Autofahrer können durch ihre Fahrweise bis zu 30 % Kraftstoff sparen. Dass man also im realen Straßenverkehr andere Verbrauchswerte erhält als auf dem Rollenprüfstand, ist eine Beobachtung, die in der Branche niemanden ernsthaft verwundert hat.“

Hier lesen Sie den VW-Skandal im Ticker.

 

Ein Beitrag von:

  • Patrick Schroeder

    Patrick Schroeder arbeitete während seines Studiums der Kommunikationsforschung bei verschiedenen Tageszeitungen. 2012 machte er sich als Journalist selbstständig. Zu seinen Themen gehören Automatisierungstechnik, IT und Industrie 4.0.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.