So heizen wir künftig 12.08.2023, 12:31 Uhr

Heizung auf erneuerbare Energien umstellen – darauf kommt es an

Damit Deutschland bis 2045 klimaneutral wird, muss auch bei der Heizenergie einiges geschehen. Wir müssen weg von fossilen Energieträgern und dafür mehr erneuerbare Energien nutzen. Für die meisten Häuser ist eine Umstellung relativ problemlos möglich.

Wärmepumpen

Wärmepumpen gelten als Mittel der Wahl, wenn es um künftige Heizungen geht. Klimaneutral wird es aber erst dann, wenn sie mit grünen Strom betrieben werden.

Foto: Panthermedia.net/Brebca

Die Lebensdauer einer Heizung liegt zwischen 15 und 30 Jahren. Sich für eine neue zu entscheiden, ist immer mit vielen Überlegungen verbunden. Betrachten Sie dies auch als Chance, mit Ihrer neuen Heizung erneuerbare Energien zu nutzen. Schließlich soll Deutschland bis 2045 klimaneutral sein. Erfahren Sie in diesem Beitrag, wie Sie Ihre Heizung auf erneuerbare Energien umstellen.

Warum ist es sinnvoll, die Heizung auf erneuerbare Energien umzustellen?

Die Kraft der Sonne, die Energie des Windes oder die Wärme aus der Erde für die eigene Heizung zu verwenden, ist sinnvoll, denn es ist umweltschonender als fossile Brennstoffe wie Erdgas oder Kohle zu nutzen. Hinzu kommt: Die Bundesregierung hat den Ausstieg aus der Kohle beschlossen, 2030 ist Schluss.

Und seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, einhergehend mit den Transportstopps russischen Erdgases, wird der Preis für diesen fossilen Energieträger vermutlich nie wieder so günstig sein wie vor Februar 2022. Unklar ist derzeit noch, welche rechtlichen Vorgaben mit dem neuen Gebäudeenergiegesetz verbunden sein sollen, das voraussichtlich 2023 in Kraft tritt.

Welche erneuerbaren Energien stehen zur Auswahl?

Sie können die Sonne für Ihre Heizung nutzen, in thermischer und elektrischer Form. Eine Wärmepumpe benötigt im Idealfall Erdwärme, also Geothermie, auch Wasser- und Luftwärmepumpen sind möglich. Aber auch Biomasse, zum Beispiel in Form von Holz oder Holzpellets, kann eine Alternative sein. Allerdings ist das Verbrennen von Holz und Pellets nicht die Ideallösung, denn auch hierbei entsteht Kohlendioxid.

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Mit Sonnenkraft: Solarthermie und Photovoltaik

Eine solarthermische Anlage auf dem Dach fängt die Sonnenstrahlen ein, um daraus Wärme zu erzeugen. Damit lässt sich zum Beispiel das warme Wasser für Ihr Haus bereitstellen. Entsprechend groß dimensioniert, kann eine Solarthermie-Anlage auch Ihre Heizung unterstützen. Als alleiniges System ist sie nicht ausreichend, lässt sich aber nicht nur wie bisher häufig gewählt mit einer Erdgas-Brennwertheizung kombinieren, sondern auch mit einer Pelletheizung oder einer Wärmepumpe.

Neben einer Solarthermie-Anlage können Sie auch eine Photovoltaik-Anlage (PV) auf Ihrem Dach installieren lassen. Diese wandelt die Sonnenstrahlen in elektrische Energie um, die Sie nicht nur für den Haushaltsstrom nutzen können, sondern zum Beispiel auch für eine Wärmepumpe.

Heizen mit Holz

Wer mit Biomasse im privaten Haushalt heizt, setzt dafür hauptsächlich auf den Energieträger Holz. Dabei haben Sie die Wahl zwischen Pelletheizungen oder Kamin- und Kachelöfen. Die Öfen sind allerdings meistens nur zum Erwärmen eines Zimmers ausgelegt und dienen eher dem Wohlfühl-Charakter. Sie sind in der Regel nicht sehr effizient und aufgrund des Feinstaubs auch nicht besonders klimafreundlich.

Ein Holzpelletkessel bietet im Vergleich die bessere Ökobilanz. Zwar bestehen auch die Pellets aus Holz, allerdings mit deutlich geringerem Wasseranteil als Holzscheite. Deshalb bleibt von den Pellets auch weniger Asche übrig und es entstehen nur geringe Schadstoffe. Nachteil einer Pelletheizung: Sie muss regelmäßig vom Schornsteinfeger gesäubert und kontrolliert werden. Für die Pellets ist ein Lager notwendig. Dafür lässt sich die Pelletheizung zum Beispiel mit einer Solarthermieanlage sinnvoll kombinieren.

Die Klimabilanz ist zwar besser als bei Kohle, aber auch hier entsteht klimaschädliches Kohlendioxid, wenn auch in geringerer Menge. Pellets werden aus Abfällen der Holzindustrie hergestellt, Wälder werden für sie also nicht gerodet. Wichtig ist es dennoch auf Labels zu achten wie das Siegel „FSC: Forest Stewardship Council® (Organisation zur Zertifizierung nachhaltiger Forstwirtschaft).

Beispiel Wärmepumpe

Eine Erdwärmepumpe nutzt die in der Erde zur Verfügung stehende Wärme. In tiefliegenden Schichten bis 100 Meter sind es in der Regel relativ konstante zehn Grad. Pro 100 Meter Tiefe kommen rund drei Grad hinzu. Die Wärme aus der Erde ist hauptsächlich in Verbindung mit einer Wärmepumpe nutzbar – entsprechend tiefe Sonden im Boden sind über Rohrleitungen mit der Oberfläche verbunden.

Häufig setzt man Wasser als Trägermedium für die Wärme ein, das in den Boden gepumpt und wieder nach oben gefördert wird. Ist eine entsprechende Bohrung ins Erdreich aufgrund der örtlichen Gegebenheiten nicht möglich, kann die Wärme aus dem Grundwasser oder aus der Luft gezogen werden. Diese Wärmepumpen-Technologie ist aber weniger effizient als eine Erdwärmepumpe.

Heizen mit der Wärmepumpe

Eine Wärmepumpe nutzt also Erdwärme, Wasser oder Luft als Energiequelle. Mit etwas Strom lassen sich dann die passenden Temperaturen fürs Heizen und das Warmwasser erreichen. Eine Wärmepumpe braucht allerdings passende Voraussetzungen. Zum Beispiel ist sie in Verbindung mit Flächenheizungen, etwa Fußbodenheizungen, am effizientesten. Außerdem sollte das Haus nur einen geringen Wärmebedarf haben, also gut gedämmt sein. Denn die Vorlauftemperatur einer Wärmepumpen-Heizung ist normalerweise geringer als beispielsweise bei einem Gas-Brennwertkessel.

Wer sich für eine Wärmepumpe entscheidet, muss ihren Einsatz gut planen. Hintergrund: Sobald die Wärmepumpe unnötig viel arbeitet, steigt der Stromverbrauch und damit die Kosten. Ideal ist deshalb eine Kombination mit einer PV-Anlage, die den notwendigen Strom liefert.

Ist meine Immobilie für eine Umstellung geeignet?

Im Grunde ist jede Immobilie geeignet, um sie zumindest zum Teil mit erneuerbaren Energien zu beheizen. Bei Bestandsgebäuden lassen sich Solarthermie- und Photovoltaik-Anlagen meist problemlos nachrüsten. Voraussetzung: Ihr Dach ist geeignet und nicht in den nächsten Jahren sanierungsbedürftig. Müssen Sie zuerst das Dach erneuern, könnten Solardachziegel eine gute Alternative sein. Diese erzeugen dann beispielsweise Strom für Ihr Haus und können mit einer Wärmepumpe kombiniert werden.

Haben Sie bislang eine Ölheizung, ist die Umstellung auf Pellets möglich, denn den Platz für den Öltank können Sie auch zur Pelletlagerung nutzen. Die Heizungsanlage muss aber vollständig ausgetauscht werden. Dafür können Sie meistens das sogenannte Wärmeverteilsystem, also Rohrleitungen und Heizkörper, weiterverwenden. Auch von einer Gasheizung können Sie auf eine Pelletheizung umstellen, müssen aber den Platz für die Pellets einkalkulieren.

Lediglich bei Häusern, die unter Denkmalschutz stehen, gibt es besondere Vorschriften bis hin zum Verbot. Hier müssen Sie sich mit der zuständigen Denkmalschutzbehörde abstimmen. In einem solchen Fall müssen Sie also zunächst gut prüfen, welche Alternativen Sie hinsichtlich der Nutzung erneuerbarer Energien haben.

Kosten und Finanzierung

Die Bundesregierung möchte das klimafreundliche Heizen schneller vorantreiben. Deshalb sollen Neubauten wahrscheinlich ab Januar 2024 mit mindestens 65 Prozent erneuerbaren Energien versorgt werden. Für bestehende Heizungen sind großzügige Übergangsfristen geplant. Schließlich ist es sinnvoll, eine funktionierende Heizung auch möglichst lange laufen zu lassen. Sobald sie sich ihrem Lebensende nähert, soll beim Austausch der Umstieg auf erneuerbare Energien vollzogen werden. Kann sie repariert werden, ist auch ein Weiterbetrieb möglich. Aktuell gilt: Ab 2045 dürfen Heizungen nicht mehr mit fossilen Brennstoffen, fossilem Erdgas oder Heizöl betrieben werden.

Die Kosten für eine neue Heizung, die erneuerbare Energien nutzt, sind sehr unterschiedlich. Eine Pelletheizung zum Beispiel besteht aus einem Heizkessel, einer Fördertechnik für die Befüllung, Speichersystemen und Abgasführung. Dafür können Sie mit Kosten zwischen 12.000 und 22.000 Euro rechnen. Wenn auch noch Rohrleitungen im Haus angepasst, Heizkörper getauscht und Thermostate installiert werden müssen, steigen die Kosten schnell über 30.000 Euro.

Auch bei den Wärmepumpen variieren die Kosten. Bei einer Anlage, die Luft als Energiequelle nutzt, ist mit Kosten zwischen 25.000 und 30.000 Euro zu rechnen. Sobald Sie Grundwasser oder Erdwärme nutzen möchten, sind aufwendige Bohrungen ins Erdreich notwendig. Dafür müssen Sie Genehmigungen einholen und die Kosten steigen meist über 30.000 Euro.

Informieren Sie sich vorab unbedingt über Fördermöglichkeiten. Da die Bundesregierung den Umstieg auf erneuerbare Energien forciert, stellt sie in der Regel auch Fördergelder zur Verfügung. Bei der Auswahl des Fachbetriebs sollten Sie darauf achten, dass eine entsprechende Expertise vorhanden ist. Sie können zum Beispiel beim Zentralverband Sanitär, Heizung und Klima (SHK) einen Handwerksbetrieb aussuchen. Die Fachgebiete der Betriebe sind mit angegeben.

Das richtige System auswählen

Welche Heizungsanlage für Ihr Haus passend ist, sollten Sie am besten mit einem Fachbetrieb erörtern. Es hängt von unterschiedlichen Faktoren ab:

  • In welchem Zustand befindet sich Ihr Haus?
  • Wie viel Wärmebedarf besteht?
  • Planen Sie in naher Zukunft Sanierungen? Wenn ja, welche?
  • Mit wie viel Personen leben Sie aktuell und vermutlich in den nächsten zehn Jahren in dem Haus?
  • Oder handelt es sich um einen Neubau und Sie stecken noch in der Planungsphase?

Jedes Haus sollte hinsichtlich des Wärmebedarfs und der passenden Heizungsanlage individuell betrachtet werden. Wenn Ihr Bestandsgebäude schon saniert wurde, gut gedämmt ist, wenig Energie benötigt und über eine Fußbodenheizung verfügt, die nicht elektrisch funktioniert, kann eine Wärmepumpe ebenso eine gute Wahl sein wie eine Pelletheizung. Bei einer Pelletheizung müssen Sie während der Betriebszeit allerdings weitere Kosten mit einrechnen und Platz für die Pellets einplanen. Hinzu kommen regelmäßige Prüfungen, Reinigungen und Wartungen durch den Schornsteinfeger. Dieser Aufwand entfällt zum Beispiel bei einer Wärmepumpe in Kombination mit einer PV-Anlage. Hier sollten Sie regelmäßige Reinigungen für die Solarmodule einkalkulieren.

 

Ein Beitrag von:

  • Nina Draese

    Nina Draese hat unter anderem für die dpa gearbeitet, die Presseabteilung von BMW, für die Autozeitung und den MAV-Verlag. Sie ist selbstständige Journalistin und gehört zum Team von Content Qualitäten. Ihre Themen: Automobil, Energie, Klima, KI, Technik, Umwelt.

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