Hochschule 17.08.2012, 11:00 Uhr

Formel 1 für Studenten: Die Formula Student 2012 am Hockenheimring

Was junge Menschen mit Mut, Ehrgeiz und Sachverstand bewegen können, demonstrierten rund 3000 Studenten aus aller Welt auf dem Hockenheimring. In Eigenregie haben sie binnen eines Jahres neben ihrem Studium Rennwagen konstruiert, mit denen sie Anfang August bei der Formula Student Germany antraten. Dort wurde geschraubt, gegrübelt, gebangt und gelacht.

Formula Student 2012: Bereits 32 von 108 Teilnehmern fahren elektrisch.

Formula Student 2012: Bereits 32 von 108 Teilnehmern fahren elektrisch.

Foto: BMW

In der Box Nummer sechs steht nur noch das Stahlgerippe eines Rennwagens. Mitten im Wettbewerb der Formula Student Germany (FSG) breiten die Studenten des Esslinger Rennstalls schweigend Schrauben, Muttern und Getriebeteile auf einem Biertisch aus. Die aerodynamischen Flügel und ein modifizierter Motorradmotor liegen neben dem einst stolzen Boliden „Stallardo12“.

Wenn nur der Kollege endlich käme. Er ist in die 130 km entfernte schwäbische Werkstatt gefahren, um eine kleine Hülse für das Differential zu holen. Christian Frank steigt von einem Bein aufs andere, sieht sich nach dem zerlegten Boliden um. Er möchte endlich loslegen.

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Studenten aus 25 Ländern treten bei der Formular Student gegeneinander an

Die Esslinger sind eine von 108 Mannschaften, die beim internationalen Konstruktionswettbewerb FSG teilnehmen. Eine Woche lang messen sich dort Studenten von Universitäten und Fachhochschulen aus 25 Ländern mit selbst gebauten Rennwagen in acht verschiedenen Disziplinen.

„Das ist der zweite Motorwechsel in zwei Nächten“, sagt Frank. Seit drei Jahren hält er dem Esslinger Rennstall die Treue, seine Kollegin Aleksandra Damjanovic bringt es auf vier Jahre. Aufgrund des zeitintensiven Einsatzes konnte sie ihren Bachelor der internationalen technischen Betriebswirtschaft erst im elften Semester abschließen. Da die Hochschule Esslingen die Formula Student-Teilnahme nur als studienbegleitendes Projekt anerkennt, sind Regelstudienzeiten für die Bastler unerreichbar.

Nun ist Damjanovic gespannt, inwieweit ihr das Engagement in der Werkstatt bei der Jobsuche hilft. So wie die acht anderen, die zum harten Kern des Rennstalls gehören – alle rennsportbegeistert und im Moment völlig übermüdet.

Einige Meter weiter hat es sich das Aristotle Racing Team aus Thessaloniki rund um seinen gelben Rennwagen bequem gemacht. Kein Werkzeug, kein Bauteil, kein Tropfen Öl – in der Box der Griechen herrscht Ordnung. Sie haben sich für ihr drittes Auto zwei Jahre Zeit gelassen, nun sind sie zum ersten Mal in Deutschland am Start.

Vor der Reise nach Deutschland sei ihnen mulmig gewesen, erzählt Ermioni Papadopoulou, die für die Federung des Autos zuständig ist. Die Eurokrise, die Medienberichterstattung über Griechenland, die politische Unsicherheit nerven die jungen Leute. „Wir wollen den Euro behalten“, fügt sie noch hinzu, bevor ihr Kommilitone sie unterbricht: „Um Politik geht es hier nicht.“ Es geht um ihren gelben Flitzer. Der sei auch gegenüber den Deutschen wettbewerbsfähig.

Am nächsten Morgen steht der Esslinger Stallardo12 wieder in voller Pracht in der Box. Der schwarze Monocoque-Rahmen glänzt, die Jungs ziehen die letzten Schrauben fest. Mit einem Hefeteilchen im Mund streift ein Teammitglied dem Boliden Lederkappen über die Reifen. Der Fahrer zwängt sich in seinen Ganzkörperanzug und steigt in den Flitzer. Der Kommilitone zieht die Gurte fest, Pokerface, ein weißes Bettlaken verdeckt die taktische Einstellung der Aerodynamik, der Bolide verlässt die Box zum Autocross.

Formual-Student-Teams messen sich in verschiedenen Wettbewerben

Bei der Formula Student durchlaufen die Teams verschiedene Wettbewerbe. Den Anfang machen die statischen, bei denen die Studenten zunächst ihren Businessplan vor einer internationalen Jury präsentieren. Dann wird der Rennwagen anhand seines Designs und der aufgewendeten Kosten bewertet. In den dynamischen Disziplinen muss sich der Bolide auf einer nassen Kurvenstrecke, im Beschleunigungsrennen und im Autocross behaupten. Den Höhepunkt bildet die 22 km lange Endurance zum Abschluss des Spektakels.

Warten. Daumen drücken. Die Schlange beim Autocross ist lang, die Sonne steht hoch am Himmel, nur bunte Schirme spenden Schatten. Die Esslinger warten neben den Griechen auf das Startsignal. Sie prüfen noch einmal den Reifendruck, einer flößt dem Fahrer letzte Anweisungen ein, klopft ihm auf die Schulter. Dann müssen alle zurücktreten. Thessalonikis Motor heult auf, gerade als die grüne Fahne sich vor der Nase des schwäbischen Boliden hebt.

Sie können nichts mehr tun. Die Esslinger beobachten hinter den grünen Reifen am Streckenrand die Fahrt ihres Wagens. Es knattert und knallt, ein Verbrenner hat Probleme mit der Zündung. Der Stallardo12 aber kurvt mit quietschenden Reifen durch den Pylonen-Parcours. „Ah, en Hütle“, ärgert sich einer, als der Fahrer bei der Zieleinfahrt noch einen Begrenzungspöller mitreißt: 88,0 s, es geht direkt auf die zweite Runde.

„Ein Schweinebärmann“, lacht ein Kollege, „davor noch nie ein Rennen gefahren und jetzt legt er los.“ Der schwarze Bolide kommt bei einer Zeit von 83,55 s über die Linie – jetzt muss es schnell gehen. Während die jungen Rennsportfans den Boliden von der Strecke schieben, hüllen sie die Räder in ihre Lederverkleidung. Hinter ihnen drängelt schon Thessaloniki. Die Griechen sind durch, das Auto hat gehalten. Morgen bei der Endurance werden sie ihrem Land alle Ehre machen und auf den 22 km richtig punkten.

Esslingen ist dagegen vom eigenen Erfolg überrascht: Im Autocross waren sie richtig gut. Ihr Ziel, den vielleicht letzten Verbrenner des Rennstalls in die Top 10 zu führen, scheint zum Greifen nah. Nächstes Jahr fangen sie ganz von vorn an. „Die Bereitschaft der Studenten, so viel Zeit zu investieren, sinkt“, attestiert Frank mit monotoner Stimme. Sie werden mit dem E-Stall der Hochschule fusionieren müssen.

Formula Student Elektro: Eigener Wettbewerb für Elektrofahrzeuge

Vor zwei Jahren trug die Formula Student Germany zum ersten Mal zwei parallel laufende Wettbewerbe aus. Zu den Verbrennerfahrzeugen kamen elektrisch angetriebene Rennwagen. Seither steigt die Zahl der Elektrofahrzeuge stetig an. Von den 108 Boliden, die jetzt Anfang August in Hockenheim am Start sind, fahren 32 unter Hochspannung. Sie durchlaufen dieselben Prüfungen, werden aber gesondert bewertet. Die Formula Student Elektro liefert Einblicke in die aufstrebende Technologie der E-Mobilität.

Für den Umstieg auf Elektroantrieb hat sich das WHZ Racing Team aus Zwickau bereits vor drei Jahren entschieden. Während draußen die kleinen E-Boliden surrend ihre Runden drehen, hängt der sächsische Wagen an der Ladestation. Drei Stunden dauert es, bis alle Zellen gleichmäßig geladen sind. Die Zeit verstreicht. Der weiße Wagen mit den pinken Streifen ist ein Vorzeigeauto: komplett als Monocoque gebaut, Vierradantrieb, eine Gewichtsreduktion von 32 kg im Vergleich zum letzten Jahr. Nun müssen sie endlich zum Autocross kommen. Wenn sie Pech haben, kann nur noch ein Fahrer an den Start.

In den drei statischen Disziplinen liegt das Team unter den besten fünf. Die Zwickauer Mädels haben ihr Soll damit erfüllt. Von den 50 Mitgliedern des WHZ Racing Teams sind 17 junge Frauen. Damit liegt das sächsische Team deutlich über dem Schnitt der Formula Student.

Die Batterie ist geladen, die letzte Frau verlässt die Gruppe auf der Suche nach einem Schattenplatz. Die Jungs bleiben in der prallen Sonne stehen. In voller Montur sitzt der Fahrer in dem kleinen weißen Boliden und wartet. Ein Teamkollege öffnet eine kleine Kappe auf der Nase des Wagens. Er greift hinein und zieht an der Pedalaufhängung. Es klemmt.

Um die Zwickauer herum heulen Motoren auf. Die Zuschauer applaudieren dem ins Ziel kommenden Esslinger Fahrer. Gerade steuerte er den Stallardo12 mit seinen schwarz-karierten Windflügeln sicher an den letzten Pylonen vorbei. Der neue Motor knurrt, bei der Zieleinfahrt leuchtet die große Anzeigentafel pink: 77,86 s, Rundenbestzeit eine halbe Stunde vor Schluss.

Jetzt ist der weiße Bolide der Zwickauer unterwegs und reißt direkt einen Pylonen mit. Er kommt auf die erste Kurve zugeflogen, umfährt die nächsten Hütchen mit quietschenden Reifen, bevor er mit Vollgas die Gerade entlangsaust. Nach der nächsten Kurve verschwindet er hinter Reifenstapeln, nur der Kopf des Fahrers ist noch zu sehen, die Geschwindigkeit scheint abzunehmen. Steht er? Einige Zuschauer recken den Hals, runzeln die Stirn, aber es scheint weiterzugehen, die Zuschauer auf der Tribüne spenden Beifall, der weiße Flitzer saust wieder ins Blickfeld. Die Zeit: 116,15. Indiskutabel.

Das Problem: Eine Bodenwelle aktivierte den Crashsensor, der Motor stellte sich ab. Mit Klebestreifen versuchten die Sachsen, den Sensor zu befestigen, aber im vierten Lauf ist Schluss. Die Bodenwelle siegt. Der Bolide steht.

Zwei von drei Elektro-Rennwagen versagen

Elektrische Rennwagen haben es nicht leicht. Sechs der 32 registrierten Elektroboliden wurden von den technischen Prüfern der Dekra bereits vor den eigentlichen Wettbewerben ausgeschlossen. Von den übrig gebliebenen 26 beendeten nur elf die Endurance. Die hohe Ausfallquote bei den Elektrorennwagen jedoch motiviert weitere Teams, auf Hochspannung umzusteigen. Noch ist der Wissensvorsprung aufzuholen.

Dass zwei von drei elektrisch angetriebenen Boliden versagen, wundert Pat Clarke, australischer Juror und Urgestein der Formula Student, nicht: „Die Technologie, die benötigt wird, um einen Elektrowagen zu bauen, ist doch völlig neu!“ Er rät den Studenten, besonders auf die Hitzeentwicklung der Batterie zu achten und sich nicht entmutigen zu lassen. Unter diesen Voraussetzungen und begrenztem Budget gehörten Ausfälle dazu.

Die Zwickauer Konstrukteure wird das nur bedingt trösten. Ihr Kleiner ist im Endurance auf der Hälfte der Strecke ausgefallen. Die Isolationsüberwachung schlug an, das Fahrzeug musste von der Strecke. „Klar ärgert man sich“, sagt Projektleiter Sebastian Zapf, „aber wir waren selbst schuld. Jetzt müssen wir an unseren Fehlern arbeiten und vielleicht können wir nächstes Jahr ganz oben stehen wie die TU Delft.“

Ein Ehrgeiz, der den Griechen fehlt. Sie verabschieden sich mit Rang 23 vom Hockenheimring. Emmanouil Bouras tätschelt den gelben Boliden: „Wir werden bestimmt wiederkommen: als Studenten oder als Arbeitnehmer.“ In Deutschland gebe es mit Audi und BMW so viele tolle Arbeitgeber, Griechenland habe da wenig zu bieten, seufzt er. Doch die Sorgenfalten verfliegen schnell. Es geht zur Abschlussfeier. Jetzt – nach einer anstrengenden Woche – knallen nicht mehr die Fehlzündungen, sondern die Sektkorken.

 

Ein Beitrag von:

  • ingenieur.de

    Technik, Karriere, News, das sind die drei Dinge, die Ingenieure brauchen.

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