Bau 30.05.2008, 19:35 Uhr

„Eine 60 m2-Wohnung kann ich mit acht Teelichtern heizen“  

Mehr als 2000 Menschen aus 42 Ländern der Welt besuchten das Nürnberger Messegelände, um über einen neuen Baustandard zu diskutieren. Die Energiesparalternative zu den bisher „konventionellen“ Bauweisen, die zu viel Wärme auffressen, wird scheinbar immer interessanter.

Spätestens 2030 gilt der Passivhausstandard auf der ganzen Welt.“ Jens Laustsen, Däne in Diensten der Internationalen Energieagentur IEA zweifelt wohl daran, dass die Spitzenpolitiker sich erinnern, „Die haben das beim letzten G8-Gipfel in Heiligendamm beschlossen.“ Deshalb klingt es wie eine Drohung, wenn der IEA-Mann für die G8-Folgegipfel konkrete Vorschläge hat: „Ein globales Netzwerk aus Fachleuten, die ihr Wissen um Passiv-, Null-Emissions- oder gar Plus-Energie-Häuser austauschen. In allen Ländern der Erde muss es solche Gebäude zu kaufen geben.“

Internationalisierung: ein bestimmendes Thema der Konferenz. Realisierte Bauten in warmem (in Italien nahe Pisa) bis sehr kaltem Klima (Sibirien) wurden vorgestellt. Denn die luftdichte Umhüllung des Passivhauses hält nicht nur die Wärme zurück, die nach außen dringt: Sie schützt auch vor übermäßiger Hitze, die von außen ins Gebäude hinein will. China warte nur auf solche Häuser – die Riesennation habe enormen Hunger nach Energie und Wohnungen, hieß es.

Top Stellenangebote

Zur Jobbörse
Stadtwerke München GmbH-Firmenlogo
Instandhaltungsmanager*in (m/w/d) Stadtwerke München GmbH
München Zum Job 
Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörperphysik IAF-Firmenlogo
Wissenschaftler (m/w/d) - angewandte NV-Magnetometrie und Laserschwellen-Magnetometer Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörperphysik IAF
Freiburg im Breisgau Zum Job 
Rittal GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Maschinenbauingenieur / Prüfingenieur (m/w/d) Dynamik / Schwingungstechnik Rittal GmbH & Co. KG
Herborn Zum Job 
Vita Zahnfabrik H. Rauter GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Konstrukteurin / Konstrukteur Maschinen und Anlagen Vita Zahnfabrik H. Rauter GmbH & Co. KG
Bad Säckingen Zum Job 
Deutsche Rentenversicherung Bund-Firmenlogo
Teamleiter*in Bauprojekte Elektrotechnik (m/w/div) Deutsche Rentenversicherung Bund
Stadtwerke Frankenthal GmbH-Firmenlogo
Energieberater (m/w/d) Stadtwerke Frankenthal GmbH
Frankenthal Zum Job 
Griesemann Gruppe-Firmenlogo
Lead Ingenieur Elektrotechnik / MSR (m/w/d) Griesemann Gruppe
Köln, Wesseling Zum Job 
Berliner Wasserbetriebe-Firmenlogo
Bauingenieur:in Maßnahmenentwicklung Netze (w/m/d) Berliner Wasserbetriebe
PARI Pharma GmbH-Firmenlogo
Senior Projekt-/Entwicklungsingenieur (m/w/d) in der Konstruktion von Medizingeräten PARI Pharma GmbH
Gräfelfing Zum Job 
ABO Wind AG-Firmenlogo
Projektleiter (m/w/d) Umspannwerke 110kV für erneuerbare Energien ABO Wind AG
verschiedene Standorte Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Ingenieur (w/m/d) Verkehrsbeeinflussungsanlagen Die Autobahn GmbH des Bundes
Hamburg Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Abteilungsleitung (m/w/d) Umweltmanagement und Landschaftspflege Die Autobahn GmbH des Bundes
VIVAVIS AG-Firmenlogo
Projektleiter (m/w/d) Angebotsmanagement VIVAVIS AG
Ettlingen, Berlin, Bochum, Koblenz Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Projektingenieur (w/m/d) Telematik-Infrastruktur Die Autobahn GmbH des Bundes
Frankfurt am Main Zum Job 
envia TEL GmbH-Firmenlogo
Serviceingenieur (Field Service Engineer) (m/w/d) envia TEL GmbH
Chemnitz, Halle, Kolkwitz, Markkleeberg, Taucha Zum Job 
Stadt Nordenham-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) der Richtung Bauingenieurwesen (Tiefbau, Siedlungswasserwirtschaft, Wasserwirtschaft, Wasserbau) oder Umweltingenieurwesen oder staatlich geprüften Techniker (m/w/d) der Siedlungswasserwirtschaft Stadt Nordenham
Nordenham Zum Job 
envia TEL GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Datacenter Infrastruktur (m/w/d) envia TEL GmbH
ILF Beratende Ingenieure GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) Konstruktiver Ingenieurbau / Objekt- und Tragwerksplanung ILF Beratende Ingenieure GmbH
München Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Abteilungsleiter/in - Planung auf BAB Betriebsstrecken (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Oldenburg Zum Job 
ILF Beratende Ingenieure GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) Verkehrsanlagen Schwerpunkt Trassierung ILF Beratende Ingenieure GmbH
München, Essen Zum Job 

Die Zuhörer waren „von Kanada bis Korea, von Norwegen bis Südafrika“ nach Nordbayern gereist: Auch das ein Zeichen für das große weltweite Interesse an solchen Bauten. In Österreich sind Minimalenergiehäuser bereits Baustandard. Ein Vorbild für Deutschland? Es gebe auf jeden Fall einen Nachholbedarf der öffentlichen Hand, so Prof. Wolfgang Feist vom Passivhaus-Institut (PHI) Darmstadt, dem Veranstalter.

Weniger als 1,5 l Öl, 1,5 m3 Erdgas oder 15 kWh Strom/a und m2 Wohnfläche – das sind die griffigen Werte, die den Passivhausstandard ausmachen. Ein anderer: 120 kWh Energie je m2/a – Wärme und Elektrizität zusammengezählt – dürfen im Gebäude insgesamt verbraucht werden. Doch es komme drauf an, woher die Energie stammt, sagen Kritiker: Nur ein Drittel der in deutschen Kraftwerken eingesetzten Primärenergie kommt tatsächlich an der Steckdose an in Österreich oder Skandinavien sei das anders.

Doch abgesehen von der Primärenergie: Für den Leiter des Passivhaus-Instituts (PHI) sei „die Theorie längst geklärt. Und es gibt überall entscheidende Impulse, zum Beispiel bei den Fenstern“, nannte Feist einen großen Innovationsbereich der Fachausstellung. „100 € mehr pro m2 Glas bedeutet doppelte Effizienz bei einem Drittel Mehrkosten“, rechnete er vor.

Und er hoffte, die Tagung werde Einfluss auf die Baupolitik in der Bundesrepublik nehmen: Nach dem letzten Termin in Bregenz in Österreich hat das dortige Bundesland Vorarlberg den Passivhausstandard als normale Bauvorschrift eingeführt.

In Deutschland stehen 24 Mio. Wohnungen zur Sanierung an. Jede kWh Energie, die gespart wird, müsse nicht importiert werden, so die einfache Rechnung des PHI. Das lasse auf viele Aufträge für örtliche Planer und Handwerker hoffen, auf Baumateriallieferungen durch die Industrie und weniger Energiekosten für die Nutzer: Regionale Wirtschaftskreisläufe, oder wie PHI-Chef Wolfgang Feist sagte: „Eine Win-Win-Situation.“

Die Europäische Union schreibt solche Zukunftsbauweisen in ihrem „Grünbuch“ ausdrücklich vor. EU-Energieagentur-Vertreter Vincent Berrutto kündigte gar an: „Wir wollen über das bisherige Ziel von Minus 20 % CO2-Einsparung bis 2020 noch hinausgehen.“

Der neue EU-Kommissar Andris Piebalgs „pusht die Energie“ – vor allem jene, „die weder produziert noch verbraucht wird: Viele Energieeffizienztechniken sind erhältlich“, doch noch immer „schauen die Leute nicht über die Drei-Jahre-Rückzahlzeit für Investitionen hinaus“, kritisierte Berrutto vor allem die Industriemanager: „Das muss sich ändern!“

Die EU jedenfalls habe „niedrige Energiestandards gesetzt für Neubauten und bestehende Gebäude über 1000 m2.“ Und die Kommission fördere auch den entsprechenden Technologietransfer: 50 Mio. € stünden zurzeit zur Verfügung die einzelnen Projekte würden mit 75 % unterstützt.

„Für Privatleute rechnet sich ein Passivhaus mit einem KfW-40-Kredit heute schon“, warb der PHI-Chef Feist für Niedrigstenergiehäuser. Es sei wegen besserer Materialqualität erst einmal teurer doch meist sei damit regionale Wertschöpfung wie bei Ziegeleien verbunden, ergänzte der Professor.

„Wir müssen die G8-Politiker erinnern, dass sie diesen Standard beschlossen haben“, nahm IEA-Mann Jens Laustsen seine Organisation in die Pflicht. Frei sind die Passivhausnutzer auf jeden Fall bei der individuellen Wahl des Heizsystems: „Eine 60 m2-Wohnung kann ich mit acht Teelichtern heizen“, hat Burkhard Schulze Darup, Architekt aus Nürnberg ausgerechnet. Mit Solarkollektoren und Photovoltaikmodulen wird sogar ein Energiegewinnhaus daraus. WRA

Ein Beitrag von:

  • Heinz Wraneschitz

    Freier Fachjournalist in der Metropolregion Nürnberg. Der Ingenieur für Elektrische Energietechnik arbeitet viele Jahre in der Industrie, u.a. Zentrumsleiter für ein herstellerunabhängiges Solarberatungsunternehmen. Seit 2005 ist er mit dem Redaktionsbüro bildtext.de hauptberuflich journalistisch tätig. Seine Themen sind Umwelt, Energie und Wirtschaft.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.