Straßen für die Ewigkeit 11.03.2023, 09:04 Uhr

Äußerst nachhaltig: Straßenbau im antiken Rom

Die Ingenieure bzw. Baumeister im antiken Rom verstanden ihr Handwerk, wie zahlreiche noch vorhandene Bauwerke aus dieser Zeit beweisen. Das gilt auch für den Straßenbau, dem wir uns in diesem Beitrag widmen.

Via Appia Antica

Die Via Appia Antica von Rom nach Brindisi ist wohl die bekannteste antike Straße.

Foto: Panthermedia.net / byggarn79

Alle Wege führen nach Rom, diesen Satz konnte man in der Antike durchaus wörtlich nehmen, denn das Straßennetz war sehr auf die Hauptstadt des Imperiums zentriert. Es umfasste rund 100.000 Kilometer, einige dieser Straßen sind noch heute vorhanden. Grund genug, sich einmal genauer mit dem Straßenbau im antiken Rom zu beschäftigen, war dieser doch hohe Ingenieurskunst.

Befestigte Straßen brachten den Erfolg nach Rom

Straßen waren im antiken Rom ein wichtiges Element für den Erfolg des römischen Imperiums. Die Römer bauten lange, gepflasterte Straßen, mit denen sie die entlegensten Provinzen mit der Hauptstadt verbanden. Sie führten durch die Alpen nach Deutschland, durch Nordafrika und durch die Balkanhalbinsel. Insbesondere die römische Armee kam über die befestigten Straßen schneller voran, die Straßen ermöglichten jedoch auch einen effizienteren Handel. Für die römischen Kaiser war der Ausbau der Verkehrswege daher von entscheidender Bedeutung.

Der Vorteil: Die Handarbeit war billig, wurden die Straßen doch oft von Sklaven gebaut. Auch die Armee half beim Straßenbau, wenn sie nicht gerade zum Erobern neuer Provinzen benötigt wurde. Bezahlt werden mussten die Soldaten so oder so. Das benötigte Baumaterial fanden die antiken Baumeister in der Regel vor Ort – Sand, Kies, Pflastersteine, dazu Zement. Auch Holz kam zum Einsatz, zum Beispiel für den Bau von Brücken, die an vielen Stellen benötigt wurden, um Schluchten zu überwinden. Man baute aber auch Steinbrücken, einige der Bogenbrücken sind noch heute zu bewundern, zum Beispiel die Ponte Augustus in Rimini.

Verschiedene Typen an Römerstraßen

Die hinter dem Straßenbau stehende Ingenieurskunst war beachtlich – das fing beim Auswählen der richtigen Route an und endete bei der Wahl der passenden Pflastersteine. Die Straße selbst bestand aus mehreren Schichten und war oft bis zu einem Meter dick. Die ersten Straßen der Römer folgten bereits vorhandenen Wegen entlang der Flusstäler. Mit wachsender Größe des Imperium Romanum wurde auch das Straßennetz weitläufiger. So findet man heute zum Beispiel in Nordafrika noch gut erhaltene Straßen, die von den Römern vor rund 2.000 Jahren angelegt wurden.

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Prinzipiell lassen sich vier Typen an Römerstraßen unterscheiden:

  • via publica: Bei den Staatsstraßen trat die Verwaltung in Rom als Planer und Bauherr auf. Sie wurden auf Kosten der Staatskasse errichtet.
  • via militaris: Heerstraßen wurden aus logistischen und strategischen Gründen gebaut. Auch hier war der Staat der Bauherr und Geldgeber.
  • via vicinalis: Provinzstraßen wurden durch die einzelnen Provinzen des römischen Imperiums gebaut und unterhalten.
  • via privata: Privatstraßen verbanden Gutshöfe mit den Zivilsiedlungen. Sie waren insbesondere in den Provinzen von großer Bedeutung.

Wie wurden die Straßen im römischen Reich gebaut?

Grundsätzlich verliefen die Straßen im antiken Rom gerade, nur wenn es gar nicht anders ging, änderten sie ihre Richtung, wie zum Beispiel an einem steilen Berghang. Aus Sicht eines Ingenieurs ist sicherlich auch interessant, wie solch eine Straße aufgebaut war. Da einige der Römerstraßen bis heute überdauert haben, lässt sich das auch recht gut nachvollziehen. Und es zeigt sich, dass der Straßenaufbau bereits recht fortschrittlich war. Von wegen Trampelpfade, wie sie zur damaligen Zeit noch vielerorts üblich waren, wo die Römer nicht unterwegs waren.

Die beiden Autoren Gérard Coulon und Jean-Claude Golvin beschreiben in ihrem Buch „Die Architekten des Imperiums“ das Vorgehen der römischen Armee beim Bau von Straßen:

  • Zunächst heben Arbeiter einen breiten Graben für das Fahrbahnbett aus, wobei der Abraum abtransportiert und zum Beispiel zum Verfüllen von Löchern an anderer Stelle genutzt wird
  • Im nächsten Schritt wird der Graben mit einer dicken Schicht aus Zement und Sand gefüllt
  • Es folgen jeweils eine Lage grobe Stein, Kies und abschließend Sand
  • Nach dem Stampfen und Plattieren werden größere Pflastersteine bzw. Steinplatten als Fahrbahnoberbelag verlegt
  • An beiden Seiten schützen fortlaufende Bordsteinkanten die Fahrbahn

Das gesamte Fahrbahnaufbau konnte bis zu einem Meter hoch sein, die Fahrbahn war zudem leicht gewölbt oder zu einer Seite geneigt, damit Regenwasser ablaufen konnte. In den Städten gab es zusätzlich Trittsteine, damit Fußgänger trockenen Fußes die Straße überqueren konnten. In eher unregelmäßigen Abständen gab es sogenannte Meilensteine. Sie gaben darüber Auskunft, wie weit es noch zur nächsten Stadt ist. Eine Meile entsprach etwa 1,5 Kilometern.

Römerstraße in Griechenland

Gut erhaltene Römerstraße in Griechenland.

Foto: Panthermedia.net/Panos_Karas

Berühmte Römerstraßen in Italien und dem Rest der antiken Welt

Wie bereits eingangs geschrieben, war das römische Straßennetz rund 100.000 Kilometer lang. Es geht von den Britischen Inseln über den Mittelmeerraum und den Nahen Osten bis nach Indien und Zentralasien. Woher man das so genau weiß? Es gibt dazu eine riesige Karte, die im spätantiken Original fast sieben Meter lang war. Diese Straßenkarte der Römer gilt als verschollen, allerdings gibt es eine Kopie aus dem Mittelalter, die nach Konrad Peutinger (1465 bis 1547) benannt ist. Die Tabula Peutingeriana oder Peutingersche Tafel zählt zum UNESCO-Weltdokumentenerbe und ist in der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien aufbewahrt.

Auf der Karte sind alle kleinen und großen, bekannten und unbekannten Straßen des römischen Imperiums verzeichnet. Sie besitzt eine große kulturhistorische Bedeutung, da auf ihr zahlreiche Orte eingezeichnet sind und sie die Besiedlung und die Verkehrsachsen der damaligen Zeit wiedergibt. Einige der wichtigsten und bekanntesten Römerstraßen stellen wir Ihnen nun kurz vor.

Via Appia Antica

Sie ist sicherlich die berühmteste aller Römerstraßen: Die Via Appia Antica bezeichnet den antiken römischen Teil der Via Appia, im Gegensatz zur Via Appia Nuova, die später entstanden ist und die heute den Hauptbestandteil des Straßenverkehrs aufnimmt. Die antike Via Appia führte ursprünglich über 190 Kilometer von Rom nach Capua. Sie wurde 312 v. Chr. von Appius Claudius Caecus angelegt, einem bedeutenden Politiker und Staatsmann von damals.

Um 190 v.Chr. wurde die Straße bis Brindisi verlängert, wo sie noch heute endet. In einigen, am besten erhaltenen Abschnitten zeigt die Via Appia noch die antike Pflasterung aus riesigen, unregelmäßigen vulkanischen Basaltquadern. Die Fahrbahn ermöglichte die gleichzeitige Durchfahrt von zwei Wagen in Doppelrichtung und wurde beidseits von erhöhten, aus gestampften Erde Fußwegen flankiert. Entlang der Via Appia Antica in Rom lassen sich zahlreiche Sehenswürdigkeiten aus der damaligen Zeit besichtigen.

Via Maris

Die Via Maris gilt als die wichtigste Verkehrsader der Antike, sie bestand bereits, bevor sich die Römer auf der Welt ausbreiteten. Sie verband anfangs Ägypten mit Mesopotamien, später auch Griechenland und Rom. Sie stellt somit eine Verbindung zwischen Nordafrika und Europa her. Sie führte vom Nildelta über die israelische Küstenebene in das südliche Karmelgebirge. Von dort ging es über die Golanebene bis nach Damaskus.

Ihren Namen erhielt die „Via Maris“ in der römischen Zeit, die Römer bauten diese auch weiter aus, war sie doch von großer strategischer Bedeutung. Sie führte von der wichtigen Routenkreuzung in Damaskus direkt ans Mittelmeer. Während der Kreuzzüge durch die lateinische Kirche war die Straße ebenfalls überaus wichtig aus strategischer Sicht. Möglicherweise wurde sie bereits in der Bibel erwähnt, dort wurde sie noch als Straße von Ägypten bzw. Philisterstraße bezeichnet.

Römische Rheintalstraße

Die Römische Rheintalstraße gilt als eine der wichtigsten Römerstraßen nördlich der Alpen. Sie verband Italien entlang des Oberrheins mit den römischen Provinzen Gemania superior und Germania inferior und endete an der Nordsee. Sie dürfte spätestens mit dem Beginn der Germanenfeldzüge des Kaisers Augustus um 15 v. Chr. erbaut worden sein. Von Mailand ging es erst in die Schweiz, weiter nach Straßburg, Speyer, Worms und Koblenz. Die Römische Rheintalstraße erreichte schon bald Köln, dann Neuss, Xanten, Nijmegen und schließlich die Nordsee.

Der Verlauf der Straße lässt sich aus dem bereits genannten Kartenwerk ablesen, es gibt aber auch archäologische Quellen. Einige gute erhaltene Stücke sind im Bienwald in Rheinland-Pfalz zu finden. Die Straße soll meist über sechs Meter breit gewesen sein, wie durch Grabungen nachgewiesen wurde. Das galt aber nur für die geschotterte Straßenfläche. Zusätzlich gab es noch unbefestigte Bereiche zum Ausweichen oder für Fußgänger. Die Existenz der Straße wurde zudem durch den Fund zahlreicher Meilen- und Leugensteine belegt.

Via Domitia

Die Via Domitia gilt als die erste Römerstraße in Gallien. Sie wurde wahrscheinlich zwischen 122 und 112 v. Chr. vom Prokonsul Gnaeus Domitius Ahenobarbus in Auftrag gegeben. Er ist zudem der Namensgeber der Straße, die Italien und Spanien auf dem Landweg miteinander verband. Sie überquerte die Alpen, folgte dem Tal der Durance, ging über die Rhone und folgte dann der Mittelmeerküste bis zu den Phyenäen.

An der Via Domitia wurde im Jahr 118 v.Chr. die heutige Stadt Narbonne gegründet, damals unter dem Namen Colonia Narbo Martius. Vor dem Rathaus in Narbone kann ein Teilstück der antiken Römerstraße besichtigt wird. Diese war in den Städten mit Kopfsteinpflaster oder Bodenplatten belegt, außerhalb bestand sie mitunter auch nur aus gestampfter Erde auf Schichten aus Kies oder Schotter. Üblicherweise durchquerten die antiken Straßen der Römer an den Ortseingängen Tore oder Triumphbögen. In Nimes zum Beispiel der Port d’Auguste oder in Glanum den Arc de Triomphe.

Via Egnatia

Bei der Via Egnatia handelt es sich um die östliche Fortsetzung der Via Appia auf dem Balkan. Sie verband die beiden großen Metropolen dieser Zeit – Rom und Konstantinopel miteinander. Sie führte durch Illyrien, Makedonien und Thrakien, den heutigen Staaten Albanien, Nordmazedonien, Griechenland, Bulgarien und Türkei. Ausgangspunkt war der Ort Dyrrhachium an der Adria. Die Straße wurde um 146 v. Chr. gebaut und ist nach dem Prokonsul von Makedonien benannt, Gnaeus Egnatius.

In verschiedenen Bereichen sind noch Teile der antiken Straße zu sehen, wie zum Beispiel in Albanien im Skumbin-Tal. Auch in der griechischen Stadt Kavala können noch einige Straßenabschnitte besichtigt werden, dort sind sie noch in erstaunlich gutem Zustand. Die wichtige wirtschaftliche und strategische Bedeutung behielt die Via Egnatia auch nach Ende des römischen Imperiums bei. Sie zählte in byzantinischer Zeit zu den wichtigsten Straßen und auch Kreuzritter und osmanischer Eroberer nutzen sie.

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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