Geschichte 13.02.2024, 10:23 Uhr

Unerwartete Entdeckung in der Ostsee: 10.000 Jahre alte Steinmauer gibt Rätsel auf

Forschende haben eine fast einen Kilometer lange Steinmauer am Boden der Ostsee entdeckt, die vermutlich von prähistorischen Jägern vor mehr als 10.000 Jahren errichtet wurde. Sie versuchen nun, ihre Herkunft, Funktion und Bedeutung zu entschlüsseln.

3D-Modell eines Abschnitts der prähistorischen Steinmauer, die von Jägern vor über 10.000 Jahren am Grund der Ostsee errichtet wurde. Foto: P. Hoy, Modell: J. Auer Jacob Geersen, IOW

3D-Modell eines Abschnitts der prähistorischen Steinmauer, die von Jägern vor über 10.000 Jahren am Grund der Ostsee errichtet wurde.

Foto: P. Hoy, Modell: J. Auer Jacob Geersen, IOW

In der Mecklenburger Bucht stießen Wissenschaftler auf einen fast einen Kilometer langen steinernen Wall am Boden der Ostsee. Dieser wurde wahrscheinlich vor mehr als 10.000 Jahren von Jägern und Sammlern errichtet. Zu dieser Zeit war das Gebiet noch nicht überschwemmt, wie von der Gruppe um Jacob Geersen vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) und Marcel Bradtmöller von der Universität Rostock berichtet wird.

Statt Mangankrusten – Mauer entdeckt

Ursprünglich hatte ein Forschungsteam der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) geplant, Mangankrusten an einem Mergelrücken zu untersuchen, der etwa 10 km vor Rerik am Grund der Mecklenburger Bucht liegt. Dabei stießen sie jedoch auf eine 970 m lange, regelmäßige Steinstruktur. Die Struktur umfasst bis zu 1.500 Steine, die eine Größe von Tennis- bis Fußballgröße haben. Diese Steine sind so angeordnet, dass sie einige große Findlinge miteinander verbinden und einen Wall von bis zu 1 Meter Höhe bilden.

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Die Forschenden informierten das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern (LAKD M-V) über ihre Entdeckung, das daraufhin die weiteren Untersuchungen koordinierte.

Die genaue Funktion ist nicht klar

Der Blinkerwall wurde höchstwahrscheinlich in prähistorischer Zeit erbaut. Er liegt etwa 21 Meter unter der Wasseroberfläche und wurde wahrscheinlich zwischen 8,57 und 8,0 Tausend Jahren vor heute überflutet. Diese Struktur besteht aus etwa 1.385 kleinen Steinen, die von einer kleinen Gruppe von Menschen bewegt werden konnten, und etwa 288 größeren Steinen, die sie miteinander verbanden. Die Steine wurden vermutlich von einem nahe gelegenen Hügel heruntertransportiert. Die Größe dieser Struktur lässt darauf schließen, dass sie für die damaligen Menschen von großer Bedeutung war, aber ihre genaue Funktion ist unklar.

Es ist unwahrscheinlich, dass der Blinkerwall als Fischwehr oder zur Verteidigung der Küste diente. Auch als Hafen oder zur territorialen Markierung scheint er ungeeignet. Stattdessen könnte er von Jäger-und-Sammler-Gruppen errichtet worden sein, um ein dauerhaftes und sofort nutzbares Merkmal zu schaffen.

3D-Modell der Mauer erstellt

Forscherinnen und Forscher verschiedener Institutionen (darunter das Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW), der CAU-Forschungsschwerpunkt Kiel Marine Science, die Universität Rostock, das Zentrum für Baltische und Skandinavische Archäologie in Schleswig (seit 2024 Teil des Leibniz-Zentrums für Archäologie LEIZA), das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), das Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) sowie das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern (LAKD M-V)), haben mittels moderner geophysikalischer Methoden ein detailliertes 3D-Modell der Mauer erstellt und die Struktur des umgebenden Untergrundes rekonstruiert.

Durch Analyse von Sedimentproben aus dem südlich angrenzenden Becken konnten sie das mögliche Entstehungsalter der linearen Struktur eingrenzen. Zusätzlich führten Forschungstaucher der Universitäten Rostock und Kiel Untersuchungen durch, um ein präzises Bild der Situation am Meeresgrund zu erhalten.

„Die Untersuchungen haben bestätigt, dass eine natürliche Entstehung ebenso unwahrscheinlich ist wie eine Errichtung in moderner Zeit, etwa durch Baumaßnahmen zur Verlegung von Seekabeln oder Steinfischerei. Dafür sind die Steine zu planvoll und regelmäßig angeordnet“, erklärt Jacob Geersen, Erstautor der nun in der renommierten Zeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS) veröffentlichten Studie.

Vor etwa 12.000 Jahren von Jägern errichtet?

Wenn man eine natürliche oder moderne Entstehung ausschließt, bleibt nur die Zeit nach dem Ende der letzten Eiszeit (vor etwa 12.000 Jahren) als möglicher Zeitpunkt für den Bau der Steinmauer übrig, als die Landschaft noch nicht von der Ostsee überflutet war. „Es wird angenommen, dass in dieser Zeit nicht mehr als 5.000 Menschen in ganz Nordeuropa lebten. Ein Hauptnahrungsmittel dieser Gruppen waren Rentiere, die im jahreszeitlichen Rhythmus in Herden durch die vegetationsarme nacheiszeitliche Landschaft zogen. Wahrscheinlich diente der Wall dazu, die Rentiere am Rande eines Sees in die Enge zu treiben, so dass sie von den steinzeitlichen Jägern mit Jagdwaffen erlegt werden konnten“, erklärt Marcel Bradtmöller von der Universität Rostock.

Ähnliche Jagdtechniken wurden bereits in anderen Teilen der Welt dokumentiert. Zum Beispiel haben US-amerikanische Archäologen im Lake Huron (Michigan) in einer Tiefe von 30 Metern Steinmauern entdeckt, die zweifelsfrei für die Treibjagd auf Karibus, das nordamerikanische Pendant des Rentiers, errichtet wurden. Die Steinmauern im Lake Huron und in der Mecklenburger Bucht zeigen große Ähnlichkeiten.

Da sich vor etwa 11.000 Jahren das Klima erwärmte und sich die Wälder ausbreiteten, verschwanden auch die letzten wandernden Herdentiere unserer Region, darunter die Rentiere. Es ist daher unwahrscheinlich, dass die Steinmauer nach diesem Zeitpunkt errichtet wurde. Damit wäre die Steinmauer das älteste menschliche Bauwerk, das jemals in der Ostsee entdeckt wurde.

Steinmauer in der Ostsee

Grafische Rekonstruktion des Steinwalls als Treibjagdstruktur.

Foto: Michał Grabowski

Steinmauer mithilfe des Lumineszenzverfahrens datieren

Es wurde angekündigt, dass die Steinmauer und der umgebende Meeresboden mit Hilfe von Seitensichtsonar, Sedimentecholot und Fächerecholot noch genauer untersucht werden sollen. Jens Schneider von Deimling, von der Uni Kiel, erklärte, dass es Hinweise gibt, die vermuten lassen, dass es vergleichbare Steinwälle an anderen Stellen in der Mecklenburger Bucht gibt. Diese sollen systematisch erkundet werden. Es sind auch weitere Tauchgänge durch Forschungstaucher der Universität Rostock und Archäologen des Landesamts für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern geplant, um den Steinwall und seine Umgebung nach archäologischen Funden abzusuchen, die bei der Interpretation helfen können.

Es wurde angekündigt, die Steinmauer mithilfe des Lumineszenzverfahrens zu datieren. Mit dieser Methode kann festgestellt werden, wann die Oberfläche eines Steins zuletzt dem Sonnenlicht ausgesetzt war. Außerdem ist eine detaillierte Rekonstruktion der umgebenden Landschaft vorgesehen. Insgesamt können die Untersuchungen einen bedeutenden Beitrag zum Verständnis der frühen steinzeitlichen Wildbeutergruppen leisten und helfen, deren Lebensweise, Organisation und Jagdmethoden zu verstehen.

Ein Beitrag von:

  • Alexandra Ilina

    Redakteurin beim VDI-Verlag. Nach einem Journalistik-Studium an der TU-Dortmund und Volontariat ist sie seit mehreren Jahren als Social Media Managerin, Redakteurin und Buchautorin unterwegs.  Sie schreibt über Karriere und Technik.

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