Organersatz 17.04.2019, 07:00 Uhr

Erstes Herz aus dem 3D-Drucker: Herz- und Gefäßzellen als „Tinte“

Spenderorgane sind rar. Deshalb versuchen Wissenschaftler, per 3D-Druck für Ersatz zu sorgen. Nun ist es israelischen Forschern erstmals gelungen, das menschliche Herz mit Blutgefäßen aus Zellen eines Patienten herzustellen.

Herz aus dem 3D-Drucker

Ein per 3D-Druck hergestelltes kleinformatiges menschliches Herz.

Foto: University Tel Aviv

Laut Zahlen von Eurotransplant, der Vermittlungsstelle für Organspenden in den Benelux-Ländern, in Deutschland, Österreich, Slowenien, Kroatien und Ungarn, warten etliche Menschen auf lebensrettende Organe. Zuletzt fehlten 10.663 Nieren, 1.108 Herzen, 709 Lungen und 1.631 Lebern. Wie viele Patienten sterben, bevor sie Organe bekommen, ist nicht bekannt. Die Lage bleibt aber angespannt. Hier sehen Biotechnologen Einsatzmöglichkeiten für den 3D-Druck. Doch wo stehen wir aktuell?

Bislang arbeiten Ärzte vor allem mit toten Materialien. Mitte März transplantierten sie erfolgreich ein Mittelohr. Zuvor hatten sie die wichtigsten Knöchelchen Hammer, Amboss und Steigbügel per 3D-Druck aus Titan hergestellt. Teile der Schädeldecke oder der Kieferknochen kamen auch schon zum Einsatz, wobei neben Edelmetallen vor allem Biokunststoffe verwendet werden.

Top Stellenangebote

Zur Jobbörse
Stadtwerke München GmbH-Firmenlogo
Instandhaltungsmanager*in (m/w/d) Stadtwerke München GmbH
München Zum Job 
Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörperphysik IAF-Firmenlogo
Wissenschaftler (m/w/d) - angewandte NV-Magnetometrie und Laserschwellen-Magnetometer Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörperphysik IAF
Freiburg im Breisgau Zum Job 
Rittal GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Maschinenbauingenieur / Prüfingenieur (m/w/d) Dynamik / Schwingungstechnik Rittal GmbH & Co. KG
Herborn Zum Job 
Vita Zahnfabrik H. Rauter GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Konstrukteurin / Konstrukteur Maschinen und Anlagen Vita Zahnfabrik H. Rauter GmbH & Co. KG
Bad Säckingen Zum Job 
Deutsche Rentenversicherung Bund-Firmenlogo
Teamleiter*in Bauprojekte Elektrotechnik (m/w/div) Deutsche Rentenversicherung Bund
Stadtwerke Frankenthal GmbH-Firmenlogo
Energieberater (m/w/d) Stadtwerke Frankenthal GmbH
Frankenthal Zum Job 
Griesemann Gruppe-Firmenlogo
Lead Ingenieur Elektrotechnik / MSR (m/w/d) Griesemann Gruppe
Köln, Wesseling Zum Job 
Berliner Wasserbetriebe-Firmenlogo
Bauingenieur:in Maßnahmenentwicklung Netze (w/m/d) Berliner Wasserbetriebe
PARI Pharma GmbH-Firmenlogo
Senior Projekt-/Entwicklungsingenieur (m/w/d) in der Konstruktion von Medizingeräten PARI Pharma GmbH
Gräfelfing Zum Job 
ABO Wind AG-Firmenlogo
Projektleiter (m/w/d) Umspannwerke 110kV für erneuerbare Energien ABO Wind AG
verschiedene Standorte Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Ingenieur (w/m/d) Verkehrsbeeinflussungsanlagen Die Autobahn GmbH des Bundes
Hamburg Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Abteilungsleitung (m/w/d) Umweltmanagement und Landschaftspflege Die Autobahn GmbH des Bundes
VIVAVIS AG-Firmenlogo
Projektleiter (m/w/d) Angebotsmanagement VIVAVIS AG
Ettlingen, Berlin, Bochum, Koblenz Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Projektingenieur (w/m/d) Telematik-Infrastruktur Die Autobahn GmbH des Bundes
Frankfurt am Main Zum Job 
envia TEL GmbH-Firmenlogo
Serviceingenieur (Field Service Engineer) (m/w/d) envia TEL GmbH
Chemnitz, Halle, Kolkwitz, Markkleeberg, Taucha Zum Job 
Stadt Nordenham-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) der Richtung Bauingenieurwesen (Tiefbau, Siedlungswasserwirtschaft, Wasserwirtschaft, Wasserbau) oder Umweltingenieurwesen oder staatlich geprüften Techniker (m/w/d) der Siedlungswasserwirtschaft Stadt Nordenham
Nordenham Zum Job 
envia TEL GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Datacenter Infrastruktur (m/w/d) envia TEL GmbH
ILF Beratende Ingenieure GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) Konstruktiver Ingenieurbau / Objekt- und Tragwerksplanung ILF Beratende Ingenieure GmbH
München Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Abteilungsleiter/in - Planung auf BAB Betriebsstrecken (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Oldenburg Zum Job 
ILF Beratende Ingenieure GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) Verkehrsanlagen Schwerpunkt Trassierung ILF Beratende Ingenieure GmbH
München, Essen Zum Job 

Die Werkstoffe sind inert. Sie führen anders als Spenderorgane oder Organe aus fremden Zellen nicht zu Abstoßungsreaktionen. Dieses Problem lösten israelische Biotechnologen jetzt, indem sie Organe aus patienteneigenen Zellen aufbauen.

3D-Druck des Herzens mit Zellen des Patienten

Im ersten Schritt entnahmen Forscher per Biopsie Fettgewebe eines freiwilligen Versuchsteilnehmers. Im Labor wandelten sie diese Fettzellen in Stammzellen um. Induzierte pluripotente Stammzellen (iPS-Zellen) lassen sich aus nahezu allen Körperzellen durch „Umprogrammierung“ gewinnen. Unter geeigneten Bedingungen wandeln sich iPS-Zellen in diverse Gewebetypen um. Als „Tinte“ für den 3D-Druck kam ein Hydrogel aus diversen biologischen Makromolekülen zum Einsatz. Schließlich waren Experimente mit Kollagen und Glykoproteinen, das sind Eiweiß-Zucker-Verbindungen, erfolgreich. Beide Komponenten kamen ebenfalls von Spendern.

Aus iPS-Zellen entstanden schließlich zwei unterschiedliche „Tinten“, nämlich mit Herzmuskel- und mit Endothelzellen. Beide kamen im 3D-Druckverfahren zum Einsatz – Schicht für Schicht baute ein Drucker das Herz auf Basis von Daten aus der Bildgebung auf und untersuchte seine Eigenschaften.

Kaum Abstoßungsreaktionen zu befürchten 

Das Herz selbst hat nicht die normale Größe. Seine Ausmaße entsprechen eher dem Herz eines Fötus. Außerdem schlägt das Herz nicht. Doch die jetzt veröffentlichten Ergebnisse haben mehrere Besonderheiten. Wissenschaftler bauten organähnliche Strukturen einzig und allein aus Patientenmaterialien auf. „Die Biokompatibilität von technischen Materialien ist entscheidend, um das Risiko einer Abstoßung von Implantaten zu vermeiden, was den Erfolg solcher Behandlungen gefährdet“, sagt Tal Dvir. Er arbeitet an der Tel Aviv University und  leitete alle Experimente. „Idealerweise sollte das Material die gleichen biochemischen, mechanischen und topografischen Eigenschaften wie das patienteneigene Gewebe besitzen.“ Dvir zeigt auch, dass sich mit unterschiedlichen „Tinten“ diverse Feinstrukturen herstellen lassen. Menschliche Organe sind komplex, sie bestehen aus Dutzenden unterschiedlicher Zellen.

Die Forscher planen nun, gedruckte Herzen im Labor zu kultivieren und mehr über ihre elektrophysiologischen Eigenschaften zu lernen: Unter welchen äußeren Einflüssen verändern sich Herzmuskelzellen so, dass sie Feinstrukturen des Herzens bilden, beispielsweise einen Sinusknoten? Anschließend wollen sie die Organe im Tierexperiment testen. Dvir zufolge sei es möglich, mit dem gleichen Verfahren auch Herzen in normaler Größe herzustellen.

Organflicken aus dem 3D-Drucker 

Die Autoren weisen auf die Potenziale ihres Verfahrens hin, das sich deutlich rascher umsetzen lässt, verglichen mit dem Aufbau kompletter Organe. Über biokompatible Materialien und 3D-Druck-Verfahren könnte man recht bald sogenannte „Patches“, sprich Flicken aus lebendem Gewebe herstellen. Ein „cardiac patch“ mit Herzmuskelzellen eignet sich beispielsweise, um nach einem Herzinfarkt zerstörte Bereiche zu ersetzen. Das Herz wird repariert, aber nicht ersetzt. Dank der neuen Technik sei mit einem schnellen, komplikationsarmen Anwachsen zu rechnen, so Dvir. Immerhin gehören Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu den häufigsten Leiden. Hautgewebe könnte sich ebenfalls eignen, um Transplantate zur Behandlung verbrannter Regionen herzustellen.

Langfristig setzen die israelischen Wissenschaftler große Hoffnungen in ihr Verfahren. „In zehn Jahren wird es vielleicht Organdrucker in den besten Krankenhäusern der Welt geben und diese Verfahren werden routinemäßig durchgeführt“, hofft Dvir. Über knappe Spenderorgane müsste sich dann kein Arzt mehr Gedanken machen.

Mehr zum 3D-Druck 

Ein Beitrag von:

  • Michael van den Heuvel

    Michael van den Heuvel hat Chemie studiert. Unter anderem arbeitet er für Medscape, DocCheck, für die Universität München und für pharmazeutische Fachmagazine. Seit 2017 ist er selbstständiger Journalist und Gesellschafter von Content Qualitäten. Seine Themen: Chemie/physikalische Chemie, Energie, Umwelt, KI, Medizin/Medizintechnik.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.