Weiterbildung zum Dr.-Ing. 15.08.2019, 09:45 Uhr

Promotion – wann sie sich für Ingenieure lohnt

Ingenieure mit Doktortitel sind nicht nur an Hochschulen zahlreich vertreten, sondern auch in Industrieunternehmen. Doch ist der Titel nötig? Welche Rolle spielt eine Promotion für die Karriere?

Doktorhut auf einem Stapel Bücher

Die Frage nach der Promotion sollte jeder individuell entscheiden.

Foto: panthermedia.net/zippar

Wer als Ingenieur Karriere machen will, sollte sie gut planen. Das beginnt bei der Wahl des Studiengangs und den inhaltlichen Schwerpunkten im Verlauf des Studiums, geht weiter über geschickt zusammengestellte Praktika und endet beim akademischen Grad – also der Frage, ob die wissenschaftliche Laufbahn auf Bachelor, Master, Diplom-Ingenieur, einen Doktortitel oder später sogar eine Professur hinauslaufen soll.

Tatsächlich sollte diese Planung möglichst schon vor der ersten festen Stelle erfolgen. Denn um es vorweg zu nehmen: Eine spätere, berufsbegleitende Promotion ist zwar möglich, doch besser ist es natürlich, grundsätzliche Ziele frühzeitig festzustecken.

Bevor Sie als angehender Ingenieur einen Doktortitel anstreben, sollten Sie sich also darüber klar werden:

  • Was für ein Typ Sie sind?
  • Welche Jobs könnten Sie sich am ehesten vorstellen?
  • Was für eine Position möchten Sie erreichen?

Die Antworten führen Sie zu der Erkenntnis, ob eine Promotion für Sie womöglich ein guter Weg wäre. Erst danach stellt sich die Frage, wie und wo genau Sie promovieren möchten.

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Welche Fähigkeiten braucht ein Ingenieur für eine Promotion?

Die wichtigsten Fragen zuerst:

  • Haben Sie Spaß am wissenschaftlichen Arbeiten?
  • Hat sich in Ihrem bisherigen Studienverlauf herausgestellt, dass Ihnen das wissenschaftliche Arbeiten auch liegt?
  • Können Sie sich vorstellen, mehrere Jahre mit einer speziellen Fragestellung in einem Fachgebiet zu verbringen?
  • Schätzen Sie eventuell sogar die intellektuelle Herausforderung einer Promotion oder scheuen zumindest nicht vor ihr zurück?

Nur wer diese Fragen mit „Ja“ beantworten kann, sollte eine Promotion in Erwägung ziehen. Denn die Ansprüche an Inhalt, Vorgehensweise und Zeitaufwand sind hoch. Als angehender Ingenieur sollten Sie es sich daher gegebenenfalls früh eingestehen, wenn dieser akademische Grad für Sie unter Umständen der falsche Weg wäre. Karriere können Sie schließlich in den meisten Fällen auch ohne Doktortitel machen.

Der zweite Blick gilt der eigenen Persönlichkeitsstruktur: Für eine Promotion sollten Sie in der Lage sein, sich gut selbst zu organisieren, Ihr Thema mit einer gewissen Disziplin voranzutreiben und auch Enttäuschungen gut wegzustecken. Durchhaltevermögen ist ein weiteres wichtiges Charaktermerkmal, wenn Sie promovieren wollen. Selbstverständlich ist es möglich, Soft Skills wie Zeitmanagement oder Projektmanagement erst durch die Promotion zu erwerben. Das ist schließlich einer der Gründe, warum promovierte Ingenieure meistens gute Jobs ergattern. Dazu später mehr. Aber Hand aufs Herz: Falls Sie sich selbst eher als den chaotischen Bastler ohne Struktur sehen, würde eine Promotion für Sie zu einer besonders großen Herausforderung werden. Da gilt es abzuwägen, ob der Doktortitel für die angestrebten Stellen überhaupt erforderlich ist.

Lesen Sie auch: Wie schreibe ich eine Doktorarbeit?

Für welche Jobs brauchen Ingenieure eine Promotion?

Eines steht fest: Für eine erfolgreiche wissenschaftliche Karriere ist eine Promotion unverzichtbar. Sie gilt als Nachweis für die akademischen Fähigkeiten und legt den Grundstein für eine spätere Habilitation, also die Berufung zum Professor. Davon abgesehen, dass sich bei einer intensiven wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit einem Fachgebiet fast automatisch der Wunsch ergibt, noch mehr wissen zu wollen, auf neue Erkenntnisse zu stoßen und diese mit anderen zu teilen – ganz unabhängig vom Titel. Der Karriereweg in der Wissenschaft ist also vorgezeichnet und die Promotion gehört dazu.

Interessanterweise wechseln viele frisch promovierte Ingenieure jedoch in die Industrie, streben also keinesfalls eine wissenschaftliche Karriere an – auch wenn einige von ihnen nach etlichen Jahren Berufspraxis wieder an eine Hochschule zurückkehren, um das erworbene Wissen an die Studierenden weiterzugeben. Wozu also promovieren und dann in einem Unternehmen arbeiten? Tatsächlich ist es so, dass die Promotion von Ingenieuren in der freien Wirtschaft sehr geschätzt wird. Das hat unter anderem folgende Gründe:

  • Ein Ingenieur mit Doktortitel ist auf dem Fachgebiet seiner Promotion ein hoch spezialisierter Experte. Dieses Wissen kann er in Unternehmen einbringen, die genau zu diesem Thema Fachkräfte brauchen. Im besten Fall verschafft er damit seinem Arbeitgeber sogar einen Wissensvorsprung im Vergleich zur Konkurrenz.
  • Ein promovierter Ingenieur ist offensichtlich in der Lage, sich tief in ein Fachgebiet einzuarbeiten. Diese Stärke ist bei Arbeitgebern auch gern gesehen, wenn der Ingenieur in einem verwandten Bereich eingesetzt werden soll.
  • Mit der Promotion hat der Ingenieur wichtige Soft Skills unter Beweis gestellt, die in Unternehmen sehr gefragt sind: zum Beispiel Disziplin, Ehrgeiz, Durchhaltevermögen.
  • Darüber hinaus hat er praktische Erfahrung in Bereichen wie Projektmanagement und zum Teil sogar Mitarbeiterführung gesammelt.

Eine Promotion ist also für eine wissenschaftliche Karriere ein Muss und für einen erfolgreichen Job in der Industrie zumindest hilfreich. Wer sich als Ingenieur selbstständig machen möchte, etwa in einer beratenden Funktion, kann ebenfalls vom Doktortitel profitieren. Er suggeriert Kompetenz – unabhängig davon, ob die Promotion in einem inhaltlichen Zusammenhang zur Beratertätigkeit steht. Das erleichtert die Kundenakquise in der Selbstständigkeit. Demgegenüber stehen allerdings 4 bis 5 Jahre, die eine Promotion beansprucht. Da gilt es gut abzuwägen. Eine Beantwortung der dritten Frage könnte dabei helfen.

Für welche Position ist eine Promotion von Bedeutung?

Eine Promotion wird nicht in jeder Branche gleich gewertet. Eine Tendenz ist bei Jobs für Ingenieure jedoch deutlich erkennbar: Je höher die Position, desto häufiger die Promotion. Angehende Ingenieure sollten dabei aber nicht den Fehler machen und Ursache und Wirkung verwechseln. Dass im oberen Management vieler Unternehmen Doktortitel besonders häufig sind, heißt nicht, dass sie als Voraussetzung angesehen werden. Denn es gibt dort ja auch Mitarbeiter ohne Dr.-Ing. Umgekehrt ist eine Promotion kein Garant für eine Karriere. Die statistische Häufung hängt auch damit zusammen, dass Merkmale wie Ehrgeiz, Disziplin und Fachkenntnisse Grundlagen für beides sind: für eine Promotion und für einen schnellen Aufstieg.

Nichtsdestotrotz gilt eine Promotion bei Arbeitgebern tendenziell als Qualitätsmerkmal. Falls Sie eine Führungsposition anstreben sollten, ist die Zeit, die Sie für eine Promotion benötigen, also gut investiert. Umgekehrt ist ein Doktortitel nicht unbedingt die richtige Wahl, falls Sie sich nicht als Führungskraft sehen und beispielsweise auch nicht unbedingt die Verantwortung für komplette Projekte tragen wollen. Denn für die entsprechenden Jobs könnten Sie nach einer Promotion als überqualifiziert gelten.

Was für ein Gehalt ist mit einer Promotion verbunden?

Ingenieure mit einer Promotion dürfen mit einem höheren Gehalt rechnen. Nach der aktuellen Gehaltsstudie von ingenieur.de lag das Einstiegsgehalt von promovierten Ingenieuren im Durchschnitt bei 64.000 Euro brutto im Jahr. Ingenieure mit Universitätsabschluss bezogen in den ersten zwei Jahren ihrer Berufstätigkeit hingegen durchschnittlich knapp 49.000 Euro brutto. Dabei gilt es jedoch zu bedenken, dass promovierte Fachkräfte in aller Regel verantwortungsvollere Aufgaben wahrnehmen, älter sind und über mehr Erfahrung verfügen – die Promotion dauert etwa 4 bis 5 Jahre, einige Doktoranden haben zuvor Praxiserfahrung in der Industrie gesammelt. Zusätzlich steigen Ingenieure mit einem Doktortitel in der Regel schneller auf, was sich selbstverständlich aufs Gehalt auswirkt.

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Welcher Weg ist der richtig zur Promotion: berufsbegleitend oder in Vollzeit?

Sie sind zu dem Schluss gekommen, dass Sie unbedingt promovieren möchten? Verschiedene Wege stehen Ihnen dafür offen:

  • eine Promotion an einer Hochschule
  • eine externe Promotion in einem Unternehmen oder in einer Forschungseinrichtung
  • eine berufsbegleitende Promotion

Die Promotion an der Hochschule

Die Promotion an der Hochschule ist für Ingenieure der typische Weg. Etwa 85 % der Studierenden, die promovieren möchten, gehen ihn. In der Regel sind sie dafür als wissenschaftliche Mitarbeiter an der Hochschule fest angestellt und beziehen ein Gehalt. Das heißt auch, dass beispielsweise Lehrtätigkeiten zu ihren Aufgaben gehören. Eine weitere Möglichkeit zur Finanzierung sind Promotionsstipendien.

Eine Alternative sind Graduiertenschulen, die von Hochschulen oder Forschungseinrichtungen betrieben werden. Sie zahlen eine feste Vergütung und bieten eine engmaschige Betreuung. Allerdings wählen sie die Teilnehmer ihrer Programme entsprechend aus. Für sehr gute Absolventen lohnt sich eine Bewerbung in jedem Fall.

Die externe Promotion

Die externe Promotion bedeutet, dass Sie bei einem Arbeitgeber für Ihre Promotion fest angestellt sind. Das kann ein Unternehmen sein oder auch eine Forschungseinrichtung. Das Thema der Dissertation ist in der Regel vorgegeben, weil der Arbeitgeber Fortschritte in einem bestimmten Themenbereich wünscht. Der Vertrag ist zeitlich befristet. Solche Stellen sind recht selten und werden in erster Linie von großen Unternehmen angeboten.

Berufsbegleitend promovieren

Schließlich bleibt noch die berufsbegleitende Promotion. Sie stellt ohne Frage die größte Herausforderung dar. Denn die Finanzierung erfolgt über den eigenen Job, das wissenschaftliche Arbeiten muss berufsbegleitend, also faktisch in der Freizeit erfolgen. Ein hohes Maß an Selbstorganisation und Disziplin ist erforderlich, um eine berufsbegleitende Promotion in einer angemessenen Zeit zu absolvieren.

Das Prinzip ist grundsätzlich dasselbe wie bei der Vollzeit-Promotion an einer Hochschule: Das Thema wird in enger Abstimmung mit dem Doktorvater gewählt, der den Verlauf auch betreut. Teilweise sind Präsenzzeiten für Seminare notwendig. In jedem Fall sollten Sie mit Ihrem Arbeitgeber sprechen, bevor Sie eine berufsbegleitende Promotion beginnen. Ideal wäre es, wenn das Thema aus Ihrem Arbeitsumfeld stammen könnte. So nutzen Sie Ihren Job indirekt für die berufsbegleitende Promotion und Ihr Arbeitgeber wird Sie eher unterstützen, weil er von den Ergebnissen profitiert.

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Der Weg zur Professur

Ein Beitrag von:

  • Nicole Lücke

    Nicole Lücke macht Wissenschaftsjournalismus für Forschungszentren und Hochschulen, berichtet von medizinischen Fachkongressen und betreut Kundenmagazine für Energieversorger. Sie ist Gesellschafterin von Content Qualitäten. Ihre Themen: Energie, Technik, Nachhaltigkeit, Medizin/Medizintechnik.

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