Heiko Mell 03.04.2024, 11:53 Uhr

Nach der Uni-Promotion direkt in Führungspositionen der Industrie?

Heiko Mell, der Karriereberater, erklärt seinen Lesern, ob eine Promotion ein Turbo für die Karriere ist oder ob Zusatzqualifikationen den Weg zum Erfolg optimieren können.

Promotion

Promotion oder Zusatzqualifikationen? Heiko Mell erklärt, wie Sie Ihre Karriere auf das nächste Level bringen können.

Foto: PantherMedia / lily oh

Frage/ 1:
Nach meinem Studium der Elektrotechnik promoviere ich derzeit im Bereich der Fahrzeugtechnik, beim Abschluss werde ich voraussichtlich 25 bis 26 Jahre alt sein. Neben der Promotion studiere ich Wirtschaftswissenschaften, da es mich interessiert und ich es als sinnvolle Ergänzung sehe, wenn man später in einem gewinnorientierten Konzern arbeitet.

Zusatzqualifikation, die sich auszahlt

Antwort/ 1:
Diese Überlegung ist richtig, gerade den Ingenieur „schmücken“ betriebswirtschaftliche (volkswirtschaftliche sind generell weniger interessant) Zusatzkenntnisse ganz ungemein. Aber:

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Ich garantiere Ihnen, dass diese Zusatzqualifikation sich für Sie auszahlen wird. Sei es, dass man Ihnen nach vier Dienstjahren ein Projekt anvertraut, bei dem Kosten und andere betriebswirtschaftliche Aspekte eine wesentliche Rolle spielen; sei es, dass man gerade Ihnen nach sechs Dienstjahren vor allen Kollegen die freigewordene Aufstiegsposition überträgt (denn z. B. jeder Abteilungsleiter, auch der im rein technischen Bereich, hat es mit Budgets, Kostenüberlegungen, Rentabilitätsrechnungen und Investitionen zu tun). Oder sei es, dass Sie nach acht Dienstjahren in einem Meeting dem anwesenden Vorstandsmitglied durch eine Argumentation imponieren, in der Sie Ihr Zusatzwissen verarbeitet haben. Schließlich muss in dieser Aufzählung auch noch der ganz normale Arbeitsalltag vorkommen, in dem Ihre speziellen Kenntnisse immer wieder einmal nützlich sind, sodass Sie bessere Resultate erzielen, Ihre Chefs begeistern und auf der Basis einer besseren Beurteilung eine höhere Prämie erhalten oder schneller befördert werden.

Diese Zusatzqualifikation bleibt ein Plus für Sie, niemand kann sie Ihnen nehmen und sie wird Ihnen irgendwann nutzen. Die Betonung liegt auf „irgendwann“. Sie dürfen gerade beim Berufseinstieg in einem Großunternehmen nicht erwarten, dass Sie wegen dieser Kenntnisse von Anfang an eine besondere, besonders anspruchsvolle oder in der Hierarchie höher angesiedelte Position erhalten. Ja, Sie sollten nicht einmal nach einer darauf ausgerichteten Position suchen. Der zusätzliche Aufwand, den Sie erbracht haben, zahlt sich unbedingt aus – aber konzentrieren Sie sich auf Ihre „normale“ technische Qualifikation, vertrauen Sie, wenn schon nicht auf Gott, dann wenigstens auf Mell und warten Sie ab. Ihre besondere Chance kommt – irgendwann in jenen mehr als 40 Jahren zwischen Berufseinstieg und Rente.

Man muss es wollen

Frage/2:
Während meines Studiums habe ich bereits in verschiedene Unternehmen hineingeschaut – und auch während meiner Promotion ist mir klar geworden, dass ich definitiv den Weg in die Wirtschaft gehen und hier langfristig eine Führungskarriere anstreben möchte.

Antwort/2:
Sie haben ein klares Ziel, das ist sehr gut, damit ist in meinen Augen eine von drei Voraussetzungen für eine Karriere erfüllt: Sie müssen es wollen (das ist gegeben), Sie müssen es können (das sieht man in den ersten Jahren nach dem Berufseinstieg; hier geht es vor allem um persönliche, von Ausbildungsergebnissen weitgehend unabhängige Eignungsfaktoren) und Sie müssen bereit sein, sich den jeweils geltenden Spielregeln zu unterwerfen (die ich hier zur Genüge breittrete und zu denen auch die Bereitschaft gehört, den immer wieder einmal geforderten Preis für den Aufstieg zu zahlen).

Frage/3:
Ist es realistisch, dass man als promovierter Ingenieur von der Universität mit einer Zusatzqualifikation, wie z. B. einem Studium der Wirtschaftswissenschaften, direkt in eine Team/Gruppenleiterposition kommen kann oder ist dies zu hoch gegriffen?

Für das Unternehmen wäre das zweifellos ein großes Risiko, da es mich nicht kennt und da oft die Jahre, die ich in Vollzeit an der Universität habe, nicht oder nicht vollständig als Berufserfahrung anerkannt werden. Das Problem: Für eine normale Sachbearbeiterstelle wäre ich vermutlich überqualifiziert. Zumindest könnte ein potenzieller Chef bei meiner Vita meine Ambitionen erahnen und würde mich vielleicht gar nicht in Betracht ziehen – frei nach dem Motto „Der ist doch in ein paar Jahren eh weder weg“. Auch mein für die Qualifikation noch sehr junges Alter könnte für einen zukünftigen Arbeitgeber problematisch sein.

Heiko Mell

Karriereberater Heiko Mell.

Was würden Sie mir raten? Sollte ich versuchen, mich nach Abschluss der Promotion direkt auf Teamleiterstellen zu bewerben oder ist das zu ambitioniert und ich sollte es zunächst mit normalen „Einstiegsstellen“ versuche?

Ein „automatisch“ wirkender Karriereturbo ist die Promotion heute nicht mehr

Antwort/3:
Bei Ihrer Formulierung vom „jungen Alter“ bin ich skeptisch: Das gibt es so ganz sicher nicht. Gäbe es das, müsste auch das andere Extrem gebräuchlich sein – und ich, z. B. hätte dann ein „altes Alter“, was mir zum Glück erspart bleibt.

Es gibt jedoch – und das seit vielen Jahrzehnten – jüngere und ältere frisch promovierte Berufseinsteiger, die sich vermutlich ähnliche Fragen gestellt haben. Und es gibt Großunternehmen, die jene Kandidaten irgendwie in ihre Belegschaft einordnen mussten – und dafür inzwischen Standards entwickelt haben. Von denen sie nach der üblichen Vorgehensweise nicht gern oder überhaupt nicht abweichen. Ich gehe gleich darauf ein.
Zunächst aber müssen wir uns mit der angestrebten Position beschäftigen: Was ist ein Teamleiter?

Er steht auf der untersten Stufe der „Hierarchieleiter“ im Führungsbereich. In der Regel ist er Fach- (noch kein Disziplinar-) Vorgesetzter eines Teams von qualifizierten bis hochqualifizierten, überwiegend akademisch gebildeten Sachbearbeitern mit mehr bis langjähriger industrieller Berufspraxis. Die leitet er bei der täglichen Arbeit an, beantwortet deren fachliche Fragen, findet Lösungen bei Spezial und Alltagsproblemen. Er ist dafür verantwortlich, dass die ihm zugeordneten etwa drei bis acht oder zehn Mitarbeiter zu einem harmonisch arbeitenden Team „zusammengeschweißt“ werden, das einen hohen Leistungsstand erreicht und die vom übergeordneten Abteilungsleiter vorgegebenen Ziele erreicht. Daneben ist er noch so eine Art „Mutter der Kompanie“, der ein offenes Ohr für Probleme aller Art hat, mit denen sich „seine Leute“ herumschlagen – bis hin zu Streitigkeiten, Eifersüchteleien oder auch Schwierigkeiten Einzelner im Verhältnis zum übergeordneten Abteilungsleiter. Er ist nicht direkt zuständig für Entscheidungen über Einstellung, Gehaltserhöhung, Beförderung oder Entlassung, wird aber in diesen Fragen vom zuständigen Abteilungsleiter gehört.

Vor diesem Hintergrund hat sich der Grundsatz eingebürgert: Ein künftiger Teamleiter muss vor seiner Ernennung in vergleichbarer Arbeitsumgebung mehrere (ca. drei bis fünf Jahre) erfolgreich als Sachbearbeiter gearbeitet und dabei die entsprechenden Gegebenheiten sehr genau kennengelernt haben, bevor er befördert werden kann.

Die meisten Großunternehmen halten sich daran. Kleinere Mittelständler, die im Rennen um die besten Berufseinsteiger oft „schlechte Karten“ haben, stellen promovierte Uni-Absolventen schon einmal direkt als Team- oder sogar als Abteilungsleiter ein – und benutzen dieses Argument, um im Wettbewerb mit den als besonders attraktiv geltenden Konzernen „Punkte“ zu machen.

Nun sind die fünf bis sechs Jahre zwischen Studienexamen und Promotionsabschluss, die ein Dr.-Ing. auf dem klassischen Weg an der Universität oder im Institut verbringt, zwar unwiderlegbar Berufserfahrungen, aber sie stammen aus einem fremden Umfeld mit anderen Prozessen, anderen Strukturen und anderen Arbeitsbedingungen. Sie reichen daher in der Regel nicht aus, um in der für den Einstieg meist völlig neuen Welt der Industrie gleich als Teamleiter zu starten.

Wobei man auch die durchaus unterschiedliche Bewertung der Promotion durch einzelne Unternehmen sehen muss: Ich bin schon auf sehr namhafte Konzerne gestoßen, die auf meine entsprechende Frage kühl geantwortet haben: „Nun, eine Promotion stört uns nicht.“ Was in die Richtung zielt: Ein „automatisch“ wirkender Karriereturbo ist die Promotion heute nicht mehr – man kann es durchaus auch ohne zum CEO eines Konzerns bringen.

Nach meiner privaten Theorie ist es auch nicht unbedingt der „Dr.“, der so viele Ingenieure eines Tages zu höheren Positionen verhilft. Sondern oft promovieren gerade leistungsstarke, engagierte, fachlich hochqualifizierte Ingenieure mit Ambitionen im Hinblick auf Karriere – die es mit diesen Eigenschaften auch als „einfache Master“ zu einer erfolgreichen Laufbahn gebracht hätten. Oder noch einfacher formuliert: Vielleicht suchen sich ja die Professoren schon eine gewisse Elite als Promotionskandidaten aus („handverlesen“). Der „Dr.“ ist dann nur noch das „Etikett“ einer Top-Qualifikation.

Gut beraten wären Sie, geehrter Einsender, wenn Sie in eines der von manchen Konzernen angebotenen speziellen Führungsnachwuchs-Programme (z. B. Trainee-Programm) einsteigen könnten. Hat Ihr Zielkonzern kein solches, ist ein Berufseinstieg auf einer Standard- (Sachbearbeiter-) Position absolut akzeptabel. Wenn Sie dann in den Augen Ihrer Vorgesetzten besonders gut sind, ist auch eine recht schnelle Beförderung zum Teamleiter (der dann „den Laden kennt“ und sich darin bewährt hat) denkbar, aber niemals garantiert. Es gibt in der Industrie keine vorgezeichnete Laufbahn mit „automatischer“ Beförderung nach Dienstjahren. Erforderlich sind gute Leistungen, ein positives Bild des Vorgesetzten – und eine entsprechende offene Position. Und es gilt auch: Hat ein Konzern ein spezielles Einstiegsprogramm für karriereinteressierte Anfänger, dann gilt als „Geheimtipp“ für Bewerber mit Aufstiegs­ambitionen die Empfehlung, dass man sich besser für dieses Programm qualifiziert, denn dessen Mitglieder haben intern die besseren Chancen. Ein Standard-Einstieg ist in solchen Fällen nur die zweitbeste Lösung.

Ein Jahr in der Industrie oder in einem Institut?

Frage/4:
Angenommen ich würde nach der Promotion in unserem Institut eine Gruppenleiterposition angeboten bekommen: Würde es sich lohnen, dort noch ein Jahr als Gruppenleiter zu arbeiten und so Projektmanagement und Führungserfahrungen zu sammeln?

Antwort/4:
Pauschal gilt, dass Sie dieses Jahr noch wirksamer in der Industrie einsetzen können, es bringt Sie Ihrem Ziel näher – während das bei einer einjährigen Instituts-Gruppenleiter-Praxis höchst ungewiss ist.

Sie stellen dann noch Fragen, ob Sie „noch zusätzliche Dinge“ tun können, um Ihre Chancen zu verbessern: Streben Sie unbedingt eine „sehr gut“ beurteilte Promotion an und bemühen Sie sich soweit wie möglich um die Arbeit an Industrieprojekten oder sonstige intensiven Einblicke in das Tagesgeschäft der Industrie. Streben Sie unbedingt nach einem möglichst guten Englisch und sammeln Sie IT-/Software-Erfahrungen, etwa in der SAP-Anwendung). Und nein, Ihr Wirtschaftsstudium „hemmt“ Ihre Chancen nicht, mindert oder reduziert sie auch nicht, wie man besser sagen sollte.

Sie werden es schon machen. Viel Glück dabei. Man braucht es fast so sehr wie gute Noten oder Zweitstudien.

Ein Beitrag von:

  • Heiko Mell

    Heiko Mell ist Karriereberater, Buchautor und freier Mitarbeiter der VDI nachrichten. Er verantwortet die Serie Karriereberatung innerhalb der VDI nachrichten.  Hier auf ingenieur.de haben wir ihm eine eigene Kategorie gewidmet.

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