Heiko Mell 23.05.2018, 11:00 Uhr

Wohin nach dem Bachelor?

Frage/1

Ich studiere z. Z. im fünften Semester internationales Wirtschaftsingenieurwesen im berufsbegleitenden Studiengang an einer FH im deutschsprachigen Ausland. Ich arbeite jedoch in einem ausschließlich kaufmännisch/wirtschaftlich ausgerichteten, nicht-technischen Unternehmen.

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In weniger als einem Jahr werde ich das Studium abschließen. Jetzt steht natürlich die Entscheidung an, was ich anschließend machen möchte.

Antwort/1

Man entscheidet nicht, was man machen möchte. „Möchte“ ist rein gefühlsbetont, kommt quasi aus dem Bauch heraus. Man entscheidet, was man macht, eine Grundlage dafür ist das, was man gern tun möchte. Diese Zusammenhänge sind schon wichtig, wenn man in dem bedeutsamen Prozess „Festlegung des weiteren berufsrelevanten Weges“ nicht die Übersicht verlieren will.

Frage/2

Der Studiengang wird berufsbegleitend bis zum Master-Abschluss fortgesetzt. Ich weiß jedoch nicht, ob ich lieber einen fachlich einschlägigen Master machen soll, z. B. Innovations- oder Projektmanagement (drei bis vier Semester).

Antwort/2

Die Formulierung „fachlich einschlägig“ verstehe ich so nicht. „Einschlägig“ meint etwa „Fortsetzung des bisherigen Weges“, „Weitermachen wie bisher“, wer „einschlägig vorbestraft“ ist, war früher Dieb und klaut jetzt wieder. Einfacher kann ich es nicht sagen.

Aber: Mit Ihrem Problem hat das nichts zu tun, es geht lediglich um sprachliche Präzision bzw. Korrektheit. Man liest solche Fehlleistungen oft in Bewerbungen, wo sie einen keinesfalls förderlichen Eindruck hinterlassen.

Frage/3

Außerdem bin ich schon 26 Jahre alt und habe vor diesem Studium einen Maschinenbau-Bachelor abgebrochen.

Antwort/3

Haben Sie eher nicht. Ein Bachelor ist der niedrigste akademische Grad. Den hat man oder auch nicht; er kann zwar nicht erreicht worden sein, aber er kann nicht abgebrochen werden. Nur das entsprechende Studium kann man abbrechen.

Frage/4

Deshalb frage ich mich auch, ob es schlauer ist, jetzt in die Industrie zu gehen und zum Beispiel nebenbei oder später einen Master-Lehrgang zu machen oder sich noch zwei Jahre zu nehmen, um fokussiert einen guten Master-Abschluss zu erhalten.

Antwort/4

Bei Entscheidungen von solcher Tragweite spricht man eher von „klüger“ oder „besser“. Dagegen ist „schlau“ eher Umgangssprache und gehört hier nicht hin; Füchse in Kinderbüchern werden oft schlau genannt.

Schlimmer aber ist, dass ich das in Frage/4 angesprochene Problem nicht verstehe:

Sie studieren berufsbegleitend mit dem Ziel Bachelor. Der in diesem Studium danach angebotene weitere Weg zum Master wird ebenfalls berufsbegleitend angeboten.

Worin liegt also die Sensation, wenn Sie alternativ „nebenbei“ einen Master-Abschluss machen wollen? Alle Ihre genannten Beispiele für ein Master-Studium sind berufsbegleitend.

Die Wendung „um fokussiert einen guten Master-Abschluss zu erhalten“ sagt mir nichts. Sie schreiben „fokussiert“ auch noch groß. Man kann sich auf etwas fokussieren (konzentrieren) oder man ist auf etwas fokussiert (ausgerichtet), aber in der von Ihnen verwendeten Form kann ich nichts damit anfangen.

Bei der Gelegenheit: Ich achte bei einer solchen Analyse sehr auf Details, um nicht eventuell einem Ausländer, der nicht seine Muttersprache benutzt, Unrecht zu tun. Aber hier ist der Text grundsätzlich so flüssig geschrieben, dass ich von „Muttersprache Deutsch“ ausgehe, es mangelt nur an einem sorgfältigen Durchdenken der Argumentation und an der von einem künftigen Akademiker zu erwartenden Präzision.

Frage/5

Eventuell können Sie mir mit Ihrer Erfahrung einen Impuls in die richtige Richtung geben.

Antwort/5

Das haben Sie sich jetzt auch wirklich verdient, nachdem Sie so viel an Kritik haben lesen müssen.

Also dann zum Kern Ihres Problems:

Sie haben ein Maschinenbau-Studium ohne Abschluss abgebrochen. Das ist ein durchaus kritisches Signal, aber nicht das Ende der Welt. Junge Menschen bekommen für solche Schlappen in der späteren Betrachtung einen gewissen „Rabatt“, vor allem, wenn es danach klappt. Man sieht ja auch hier wieder, wie schwer sich viele Angehörige dieser Gruppe (junge Menschen) mit Logik, Sachlichkeit, seriösem Ausdruck und sinnvollen Entscheidungen tun. Dieses Teilproblem haken wir einmal ab.

Dann haben Sie zum weniger rein technisch ausgerichteten Wirtschaftsingenieurwesen gegriffen. Das war, nach dem Scheitern im Maschinenbau, sicher eine gute Lösung.

Und Sie studieren nebenberuflich „auf Bachelor“. Wir wissen nicht, ob Sie das auch schon beim Maschinenbau so gemacht hatten, aber jetzt ist das eine gute Lösung. Beim nebenberuflichen Studium fällt ein weiterer Abbruch nicht so auf. Sagen wir es so: Die nebenberufliche Anlage dieses Studiums kann keinesfalls schaden, es bliebe Ihnen immer noch die praktische Tätigkeit als Minimalbasis für später im Lebenslauf (vom abgebrochenen Vollzeit-Erststudium hingegen haben Sie gar nichts; für viele Entscheider ist ein Scheitern schlimmer als hätte man nie angefangen).

Nun arbeiten Sie „hauptberuflich“ (wenn auch ohne Beruf) in einem rein kaufmännisch ausgerichteten Unternehmen – das vermutlich weder Ingenieure braucht noch beschäftigt. Das ist für den künftigen Wirtschaftsingenieur eine falsche Basis.

Jetzt fragen Sie sich, ob Sie nach dem Bachelor-Examen in ein – technisch ausgerichtetes – Industrieunternehmen wechseln sollen. Unbedingt!

Dann die Frage der Fachrichtung für den Master: Wenn Sie keine sehr guten Gründe für einen Wechsel haben, bleiben Sie bei der bisherigen Fachrichtung. Führen Sie die nebenberufliche Ausrichtung fort und machen Sie es – auch unter Berücksichtigung Ihres Alters – direkt im Anschluss. Im Kurzform: Einen Masterabschluss anzustreben ist sinnvoll, wenn dabei aufgrund des vorhandenen Bachelor-Examens ein Ergebnis von besser als 2,5 wahrscheinlich ist.

Im Idealfall sind Sie also mit 29 Jahren Master des internationalen Wirtschaftsingenieurwesens mit einem Examen um „gut“ herum. Das trägt doch!

PS: Bei all der Sprachkritik könnte mir jemand vorwerfen, ich hätte ja auch „klaut“ gesagt statt etwa „stiehlt“. Die klassische Antwort darauf lautet nicht so sehr: „Ich darf das“ – eindrucksvoller ist: „Na und?“

Frage-Nr.: 2.948
Nummer der VDI nachrichten Ausgabe:20
Datum der VDI nachrichten Ausgabe: 2018-05-18

Ein Beitrag von:

  • Heiko Mell

    Heiko Mell ist Karriereberater, Buchautor und freier Mitarbeiter der VDI nachrichten. Er verantwortet die Serie Karriereberatung innerhalb der VDI nachrichten.  Hier auf ingenieur.de haben wir ihm eine eigene Kategorie gewidmet.

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