Heiko Mell 17.05.2019, 10:05 Uhr

Wie wichtig ist die Abiturnote bei der Bewerbung?

Frage 1:

Gestatten Sie mir als Fan Ihrer hervorragend und einzigartig aufbereiteten Fallanalysen einige Anmerkungen bezugnehmend auf Frage 3.005.

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Antwort 1:

Damit die anderen Leser nicht erst den alten Fall heraussuchen müssen: Dort ging es um einen TU-Master mit Abschlussnote „Auszeichnung“, der ein Abitur von 2,4 und danach eine gewerbliche Lehre aufzuweisen hatte. Vergessen wir dabei auch nicht: Der damalige Leser fragte nicht etwa, was ich wohl so ganz allgemein davon hielte, sondern er wunderte sich über erfolglose Bewerbungen und suchte nach „einer Erklärung für die Menge an Absagen, die ich kassiere“.

Es war jetzt an mir, dafür eine Begründung zu finden. Und ich meinte, er hätte sein großes Begabungspotenzial (Master) beim Abitur nicht genutzt, auch wäre die Lehre zwar bei diesem Abschluss der Schule durchaus akzeptabel – aber ein Abi von 1,2 vorne, keine Lehre und eine Promotion hinten wären überzeugender gewesen.

Frage 2:

Ich kann nicht nachvollziehen, dass Sie der aktuellen Abiturnote, resultierend aus variablen Leistungsfächern (z. B. ohne Physik-Leistungskurs) immer noch so eine gravierende Bedeutung für eine Ingenieurkarriere zumessen.

Antwort 2:

Eine „gravierende“ Bedeutung messe ich dieser Note für eine spätere Karriere auch nicht zu, aber ganz ohne Bedeutung ist dieser Aspekt nicht. Sehen Sie, es gibt – eine spontane Wortschöpfung von mir – temporäre Leistungsträger und permanente.

Nichts, aber auch gar nichts spricht gegen letztere: Wo man sie auch hinstellt, sie holen alles aus sich heraus. Nicht immer gefällt ihnen, was man sie tun lässt, und nicht überall bleiben sie – aber solange sie da sind, liefern sie zuverlässig erstklassige Ergebnisse. Ich habe gelernt, dass man diesen Mitarbeitern ruhig auch fachfremde Aufgaben übertragen kann. Sie werden ein paar Nachtschichten einlegen, sich einarbeiten, engagiert und aktiv lernen – und wie gewohnt Hochwertiges vorlegen.

Das muss gar nicht immer auf Einser-Niveau stattfinden. Nach einem Abitur mit 2,0 im nachfolgenden TU-Studium auf ähnlichem Niveau abzuschließen (beim Universitätsstudium ist ein Abschluss auf Abi-Level plus/minus 0,5 Notenstufen Standard), das wäre eine ebenso brauchbare Grundlage. Und selbst mit lauter Dreien in den entsprechenden Noten geben Mitarbeiter meist ein kalkulierbares Leistungsbild ab, das sie für viele Funktionen im operativen Tagesgeschäft gut qualifiziert. Wobei sie dann in der Praxis die Chance haben, eindrucksvoll zu beweisen, dass sie eigentlich kontinuierlich Spitzenleistungen erbringen können. Dann steht ihnen fast alles offen.

Die temporären Leistungsträger sind schwieriger einzusetzen: Mal brillieren sie, mal wieder nicht. Wann ist welcher Status bei ihnen angesagt, was löst eventuelle Einbrüche aus? Und vor allem: Ist ein jugendliches Tief (gemessen an der später offenbarten Begabung) nun dauerhaft überwunden oder nicht?

Wir können uns darüber streiten, ob der temporäre Leistungsträger wohl wieder einmal in frühere Schwäche-Phasen zurückfällt und wann er das wohl tut, wir können nach Erklärungen oder auch guten Ausreden suchen und überlegen, welche wir wohlwollend anerkennen wollen und welche nicht. Aber wir können es keinem Bewerbungsempfänger übelnehmen, wenn er aus einem größeren Kandidatenfeld den permanent leistenden Kandidaten bevorzugt. Der Bewerber nimmt ja stets an einem Auswahlprozess teil!

Frage 3:

Auch der Vorteil einer einschlägigen Berufsausbildung nach dem Abitur wird von Ihnen negiert; eingedenk der Tatsache, dass Finanzvorstände auf eine durchlaufene Banklehre sehr stolz sind.

Antwort 3:

Ich sage immer und überall: Eine praktische Ausbildung schadet fachlich eigentlich niemals, der Erwerb des entsprechend „bodenständigen“ Wissens und der zugehörigen Fertigkeiten würde letztlich auch jeden „Auszeichnungs-Akademiker“ schmücken.

Aber: Bei allem, was man im Leben erwirbt, ist der Preis zu bedenken, den man dafür zahlt. Und eine Lehre kostet Zeit, unser wertvollstes Gut überhaupt (verpasstes Einkommen kann man als Bereichsleiter später noch nachholen, verlorene Zeit kann die ganze Karriere dauerhaft verhageln).

Ein TU-Master mit Auszeichnung sollte frei sein, über eine anschließende Promotion nachzudenken. Es gilt aber die Regel: Eine praktische Ausbildung vor und eine Promotion nach dem Studium sind ein bisschen viel für das persönliche Alters-/Zeitkonto. Es gilt pauschal: entweder oder (ich weiß, dass es auch gegenteilige Beispiele gibt, aber das sind die üblichen Ausnahmen von der Regel).

Folgerichtig sieht man kaum jemals bei 1,2er Abiturienten anschließend eine Lehre, aber sehr oft nach einem schwachen Abitur („falls das mit dem Studium nicht klappt, stehe ich nicht ohne Ausbildung da“).

Im vorliegenden Fall ist die Aussage erlaubt: Das gemessen am später gezeigten Leistungsvermögen schwache Abitur mit der danach absolvierten praktischen Ausbildung (die grundsätzlich nicht zu beanstanden ist) hat diesen hochbegabten Kandidaten die sonst mögliche wissenschaftliche Laufbahn, z. B. auch eine spätere Karrierechance als FH-Professor o. ä., gekostet.

Frage 4:

Nicht jeder Hochschulabsolvent (TU- oder FH-Master) bringt das Leistungspotenzial für eine Führungskraft als Abteilungsleiter, Manager, GF u. a. mit. Teamfähigkeit, Sozialkompetenz und Durchsetzungs‧vermögen müssen erst „erlernt“ werden.

Das Qualifikationsprofil wird im Wesentlichen von den fachlichen Studieninhalten bestimmt, die natürlich in der betrieblichen Praxis ausgebaut werden müssen. Auch promovierte Ingenieure ohne Berufserfahrung meiden oft den Entwicklungs-/Konstruktionsbereich, weil ihnen in der technischen Kommunikation Erfahrungswerte aus Regelwerken fehlen.

Ich plädiere deshalb für ein weniger offensives Karrierestreben, sondern für ein Engagement, das sich aus beruflichen Erfolgen als Ingenieur motiviert und sich nicht auf der Basis von Noten-Optimierungsprozessen ableiten lässt.

Ein Ratschlag für Jungingenieure: „Rem tene, verba sequentur.“

Antwort 4:

Ihren einleitenden Satz dieses Frageteils kann ich nur unterschreiben.

Mit der Karriere an sich haben gerade Ingenieure mitunter ihre Schwierigkeiten. Ich erinnere nur an den oft gehörten Satz: „Als Manager hätte ich nur noch Verwaltungsaufgaben, ich möchte aber weiter ingenieurmäßig arbeiten.“ Wobei das vorletzte Wort eine arg gewöhnungsbedürftige Schöpfung ist. Nehmen wir als Gegenbeispiel zu den Ingenieuren die Kaufleute: Kaum ein Dipl.-Kfm. im Rechnungswesen hat Bedenken, sich zum Teamleiter dort ernennen zu lassen, der engagierte Controller träumt vom Leiter Controlling, vom kaufmännischen Leiter oder Geschäftsführer. Und wollte ein Kaufmann einen dem „ingenieurmäßigen“ Arbeiten entsprechenden beruflichen Traum formulieren, würde er an der Sprache scheitern: „Ich will lieber kaufmännisch-‧mäßig arbeiten“ wäre endgültig zu viel. Zum Glück sagt das niemand.

Was Karriereambitionen angeht, so bleiben die jedem selbst überlassen. Eine Diskussion darüber würde diesen Rahmen sprengen. Aber eine Serie „Karriereberatung“ darf schon einmal die „Karriere“ etwas betonen, finde ich.

Nicht zustimmen kann ich Ihrer Aussage bezüglich der eventuellen Schwächen oder Vorbehalte junger promovierter Ingenieure. Vor F+E scheuen sie eigentlich niemals zurück, das ist im Gegenteil ein gern genommener, bevorzugter Bereich für den Einstieg von Dr.-Ingenieuren in die Praxis. Bei der Gelegenheit: Ich habe oft beobachtet, dass promovierte Berufsanfänger (so sieht sie die Praxis) besonders gewandt auftreten, sich selbstbewusster darstellen, rhetorisch gewandter sind und insgesamt oft ein besseres Bild abgeben als nichtpromovierte Absolventen. Nur: Diese Erkenntnis taugt nicht viel, da ja der Dr.-Ing. ca. fünf Jahre gebraucht hat, um so weit zu kommen. Man müsste ihn mit Dipl.-Ingenieuren vergleichen, die seit fünf Jahren in der Praxis stehen.

Auch dabei gibt es wieder ein Aber: Wenn der junge nichtpromovierte Dipl.-Ing. sich sehr schlecht „verkauft“ (Persönlichkeit, Ausstrahlung, Präsentationsstärke) kann es sein, dass ihm solche Laufbahnen, in denen er sich entsprechend entwickeln könnte, von Anfang an verschlossen bleiben.

Als Trost: Nach zehn Jahren Praxis dominieren Studienresultate (diese stark abnehmend) und die betriebliche Laufbahn (stark zunehmend) das Qualifikationsprofil eines Bewerbers. Auch eine ungewöhnliche Abiturnote führt dann nicht zu mehr als einer ironischen Bemerkung wie: „Na, was war es denn bei Ihnen damals, das Sie an der vollen Entfaltung Ihres Potenzials gehindert hat: Mädchen oder Männer, Mopeds, der Traum von der eigenen Band oder von Schafen in Neuseeland?“ Denn: Der Fragesteller war auch mal jung.

Zu Ihrem abschließenden Zitat: Wir wollen hier möglichst bei der deutschen Sprache bleiben, ein Hauch von Englisch ist heute ohnehin schon unvermeidbar. Aber nicht alle Ingenieure haben ein Abitur, nicht alle Abiturienten haben ein Latinum, nicht alle Menschen mit Latinum haben mehr als drei lateinische Worte behalten (das ist so!). Man könnte also Ihnen, geehrter Einsender, schnell Arroganz bezüglich der Bildung vorwerfen (mir eher nicht, ich habe fast keine).

Das Internet und meine Frau übersetzen das mit „Beherrsche die Sache, dann folgen die Worte“. Nun ja, Cato der Ältere soll das gesagt haben, ich bin nicht ganz glücklich damit. Mitunter nämlich folgen sie (die Worte) auch dann nicht so besonders überzeugend.

 

Frage-Nr.: 3.008
Nummer der VDI nachrichten Ausgabe: 20
Datum der VDI nachrichten Ausgabe: 2019-05-17

 

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Ein Beitrag von:

  • Heiko Mell

    Heiko Mell ist Karriereberater, Buchautor und freier Mitarbeiter der VDI nachrichten. Er verantwortet die Serie Karriereberatung innerhalb der VDI nachrichten.  Hier auf ingenieur.de haben wir ihm eine eigene Kategorie gewidmet.

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