Heiko Mell 02.01.2016, 07:49 Uhr

Ist eine Umschulung für Ingenieure möglich?

Frage:

Ich habe einen Abschluss als Dipl.-Ing. (FH) für Medientechnik. Leider betrifft der Fachkräftemangel meine Branche überhaupt nicht. Ich habe zwar heute, einige Jahre nach dem Studium, bereits eine Stelle in der mittleren Leitungsebene eines Theaterbetriebs inne, aber der Verdienst ist für einen Ingenieur lachhaft.Nicht nur deshalb möchte ich gerne umschwenken auf erneuerbare Energien und Umwelttechnik. Gerne würde ich diesen Weg nicht über einen Neuanfang, sondern über eine Art Umschulung oder Weiterbildung gehen. Das Fundament des technischen Verständnisses ist durch das erste Ingenieurstudium immerhin gelegt, die Spezialisierung auf ein neues Fachgebiet muss allerdings noch geschehen.Können Sie mir sagen, ob meine Karriereplanung zu einfach gedacht ist oder ob es realistisch ist, über eine Abkürzung in die neue Branche zu kommen. Ist es möglich, als Ingenieur sein Fachgebiet zu wechseln ohne ein neues komplettes Studium?

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Antwort:

Die Frage hat sich ganz bestimmt schon mancher Ingenieur gestellt. Sie wird es immer geben – denn selbst wenn man durch Information und den drohend erhobenen Zeigefinger die Quote derer entscheidend verbessert, die es schaffen, sich von Anfang an auf die für sie richtige Fachrichtung festzulegen, so wird deren Anteil an allen Studienabsolventen nie 100% betragen. Ich glaube nicht, dass jemand eine perfekte Lösung für Ihr Problem hat, aber ich kann mich ihr in mehreren Schritten immerhin nähern:

1. Ich beginne mit einem Aspekt, der Sie verblüffen wird: Was immer Medientechnik im Detail ist, sie klingt modern, zeitgemäß und auch ein bisschen „schick“. Das alles ist überhaupt nicht kritisch gemeint, ich will absolut nichts gegen diese Fachrichtung sagen. Sie war nur früher einmal Ihr Traumziel. Jetzt sind erneuerbare Energien und Umwelttechnik Ihr Traumziel. Und auch diese Begriffe klingen modern, zeitgemäß sowie ein bisschen „schick“. Ich fürchte, Sie planen gerade eine Wiederholung des alten Fehlers. Damit kein Missverständnis aufkommt: Nicht die erneuerbaren Energien als Branchenwunsch sind vielleicht ein Fehler, sondern das Vertauschen der beiden genannten Richtungen scheint auf eine Vorliebe für Betätigungen etwas außerhalb klassischer (Standard-)Aufgabenbereiche hinzudeuten.Ich kann das auch anders sagen: Sie haben einmal nach Ihrem Instinkt gehandelt – und sind unglücklich geworden. Jetzt haben Sie auf der Basis Ihres Instinktes neu gewählt. Nach dem Spruch „Sie tun es immer wieder“ (Heiko Mell) ist Misstrauen angebracht.

2. Ihre Grundidee, das technische Basisgerüst sei bei Ihnen doch gelegt, jetzt müsste eine Weiterbildung doch „nur“ noch genau die Differenz zwischen beiden Fachrichtungen abdecken, ist nachvollziehbar. Aber:Es gibt zahlreiche Disziplinen des Ingenieurwesens. Und jeder Betroffene hätte das Recht, von einer x-beliebigen ersten zu einer x-beliebigen zweiten Fachrichtung zu wechseln (wenn schon, denn schon). Da käme eine Menge von Spezialkursen zusammen, von denen die weitaus meisten nie nachgefragt werden würden. Deshalb wird es so etwas nicht geben.

3. Vergessen Sie zwei zusätzliche Probleme nicht:

a) Es geht keineswegs vorrangig um den ersten neuen Job, den Sie – mit oder ohne umschulende Weiterbildung – bekommen, es geht um Ihr ganzes künftiges Berufsleben. Wann immer Sie sich später einmal bewerben, geht „das Theater von vorne los“: Man sieht Ihre „falsche“ Studienrichtung, Ihre „falsche“ erste Branchenpraxis – und Sie müssen sich wieder im Wettbewerb gegen Mitbewerber durchsetzen, die gleich das „richtige“ Studium und gleich einen passenden Arbeitgeber und eine passende Tätigkeit dort (passend zur jeweils mit der aktuellen Bewerbung angestrebten Zielposition) gewählt und gefunden hatten.

b) Sie sind heute im Theaterbetrieb tätig. Das ist ein ehrenwertes Metier, kein Zweifel. Aber was glauben Sie, welches Image „Theater“ bei einem klassischen Industriebetrieb hat?Mit den Hinweisen zu 3 a + b will ich Ihnen das Projekt nicht ausreden. Ich will nur verhindern, dass Sie die Dinge vielleicht für zu einfach halten – oder glauben, mit einer erfolgreichen Umschulung sei alles „gelaufen“.

4. Zum Fachrichtungswechsel selbst:

a) Fertige, genau auf Ihr Problem passende Weiterbildungspakete wird es nicht geben.

b) Sie werden Ihr Problem nicht lösen können, ohne Nachteile hinnehmen und Kompromisse schließen zu müssen. Daher hat es aus meiner Sicht keinen Sinn, einfach eine neue fachliche Traumrichtung zu erwählen und auf diese hinzuarbeiten. Ich würde eher folgende Überlegungen anstellen:

  • Was habe, bin, kann ich, was steckt in meinem nun einmal vorhandenen Studium und in meiner Berufspraxis als mögliche Basis für neue Überlegungen drin?
  • Welches von den möglicherweise angebotenen Weiterbildungsprogrammen des Marktes passt zu meiner Basis wenigstens ungefähr und welches denkbare Einsatzziel ergäbe sich daraus in der Praxis?

c) Sie merken schon: Ich würde versuchen, das Pferd von hinten her aufzuzäumen. Ich bin sehr für Zielsetzungen, halte das aber in Ihrer Situation für eine Überforderung Ihrer Möglichkeiten. Denken Sie an die von mir heißgeliebte „Mell“sche Prioritätenliste“: Es gibt verschiedenen abgestufte Prioritäten (z. B. 1 – 10), aber auf jede Stufe darf nur ein(!) Begriff. Und Ihre Nr. 1-Stufe ist belegt durch „Ich will da raus, wo ich jetzt bin“. „Ich will da und da hin“, kommt prinzipbedingt erst auf eine nachgeordnete Rangstufe.

d) Niemand kann sagen, er hätte das Rezept für Sie. Aber als willkürlich genanntes Beispiel biete ich an: Sie machen eine Zusatzausbildung im Qualitätswesen (z. B. bei der DGQ) und versuchen, sich so für den Q-Bereich eines produzierenden Industrieunternehmens zu qualifizieren. Oder Sie prüfen eine Weiterbildung im Controlling und versuchen, sich so für das Technische Controlling eines produzierenden Industrieunternehmens interessant zu machen.

Versteifen Sie sich nicht auf eine Branche, damit würde der Sprung von dem, was heute Ihre Berufspraxis prägt, unnötig groß.

e) Was immer Sie da tun in dem Theater: Sie sind Ingenieur, es wird ja etwas Technisches sein. Das wieder heißt, dass es in Ihrem beruflichen Umfeld technische Anlagen gibt, deren Betreiber Sie sind. Es gibt entsprechende Hersteller-Unternehmen, für die könnten Sie ggf. interessant sein.

Kurzantwort:

1. Die Wahl der Fachrichtung beim Ingenieurstudium ist – wie man sich denken kann – auch eine gewisse Vor-Festlegung der späteren Branche und der späteren Tätigkeit. Die damit verbundenen Grenzen zu überwinden, kann sehr aufwendig sein und ist nicht unbegrenzt möglich.

2. Bei der Wahl der Fachrichtung im Studium greift die Konzentration auf Interesse und Begabung zu kurz. Auch die daran hängende spätere Branche, typische Tätigkeiten und die Nachfrage nach derart ausgerichteten Ingenieuren sind in die Entscheidung einzubeziehen.

Frage-Nr.: 2597
Nummer der VDI nachrichten Ausgabe: 51
Datum der VDI nachrichten Ausgabe: 2012-12-21

Ein Beitrag von:

  • Heiko Mell

    Heiko Mell ist Karriereberater, Buchautor und freier Mitarbeiter der VDI nachrichten. Er verantwortet die Serie Karriereberatung innerhalb der VDI nachrichten. Auf Wikipedia erfahren Sie mehr zu Heiko Mell

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