Heiko Mell 02.01.2016, 06:13 Uhr

Ist ein zweites Masterstudium sinnvoll?

Ich befinde mich derzeit am Ende meines Bachelorstudiums. Im Hinblick auf meine Karriereplanung tun sich derzeit verschiedene Möglichkeiten auf.

Mit meinem Schwerpunkt der … möchte ich in die Forschungsabteilung eines Industrieunternehmens gelangen, wobei ich vor allem Wert auf interdisziplinäre Aufgabenstellungen lege. Somit überlege ich derzeit, ob es eine sinnvolle Idee ist, zunächst meinen Master im Fach … zu absolvieren, um danach erweitertes Wissen auf dem Gebiet der … durch einen zweiten Master in … zu erlangen. Selbst eine Promotion schließe ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht aus.

Das Problem, welches ich dabei sehe, ist die Dauer dieses Weges – ich würde am Ende der Promotion bereits Anfang 30 sein. Damit könnte ich trotz der dann erlangten hohen Qualifizierung für viele Unternehmen uninteressant werden.

Sollte man auf weitere theoretische Ausbildung zugunsten des früheren beruflichen Einstiegs verzichten?

Antwort:

Wie Sie sehen, habe ich Ihre präzisen Angaben zu Fachgebieten „neutralisiert“. Ich will damit unterstreichen, dass ich zu solchen Details nichts beitragen kann. Diese gehören zum Thema „fachliche Einzelheiten des Studiums“, die wir hier stets aussparen müssen. Aber wir können uns Ihrem Anliegen dennoch nähern:

1. Grundsätzlich sind die Studiengänge einerseits und die Positionen in den Unternehmen andererseits so ausgerichtet, dass ein(!) Studiengang ausreicht, um

a) anstehende Aufgaben zu lösen,

b) mit ein wenig Eigeninitiative tief in das jeweilige Fachgebiet hineinzuwachsen und Kenntnisse auch aus Randgebieten aufzunehmen und

c) sich für einen Aufstieg zu qualifizieren. Zwei Master-Studiengänge sind demnach grundsätzlich für klassische Positionen und Werdegänge nicht erforderlich, kosten Zeit und Energie und sie blockieren eventuell die Studienplätze für Menschen, die noch nicht einmal einen solchen Abschluss haben.

Sie können diese Aussage nachprüfen: Alle in nennenswerter Zahl vorhandenen Positionen tauchen früher oder später in Stellenanzeigen auf (tun sie es nicht, handelt es sich um seltene „Exoten“, denen Sie sich sehr vorsichtig nähern sollten). Also suchen Sie einmal, wieviele Stellenangebote Sie finden, in denen zwei parallele Masterabschlüsse gefordert oder überhaupt nur – z. B. als wünschenswert – erwähnt werden.

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Zwei Einschränkungen dazu:

– Ausgenommen und weiterhin empfehlenswert sind ausgesprochene Aufbau- und Zusatzstudiengänge wie z. B. das wirtschaftswissenschaftliche Aufbaustudium für Ingenieure.

– Sie werden mühelos auf Ingenieure treffen (und wir hier vielleicht auf Leser), die ebenfalls zwei (oder mehr) gleichwertige Studien kombiniert haben, sehr glücklich damit sind und schwören, dieser Aspekt habe ganz entscheidenden Einfluss auf ihre Karriere gehabt und sei eine zentrale Säule ihrer beruflichen Qualifikation. Das muss nicht immer falsch sein, ist aber leider wertlos.

Denn, achten Sie einmal darauf, jeder(!) Mensch bezeichnet später die speziellen Ausbildungen oder beruflichen Stationen, die seinen Werdegang kennzeichnen, als unverzichtbar, prägend oder sonst irgendwie wichtig. Es handelt sich dabei um eine verständliche „nachträgliche Verklärung besonderer Umstände“ in der eigenen Lebensgeschichte – sie beweist nichts.

2. Das zweite Masterstudium und dann noch die Promotion sind in jedem Fall zu viel.

3. Die Promotion ist für den Einsatz in der „Forschung eines Industrieunternehmens“ sehr empfehlenswert.

4. Ein Bachelor allein reicht für eine Tätigkeit in der industriellen Forschung kaum aus, der Master sollte es mindestens sein.

5. „… wobei ich Wert auf interdisziplinäre Aufgabenstellungen lege“: Natürlich darf man Idealvorstellungen haben, seien Sie aber mit allzu einengenden Bedingungen vorsichtig. Und wenn Sie, was zu erwarten ist, erst einmal mit recht speziell ausgerichteten Aufgaben starten müssen, ist auch das zumutbar. Erstens macht kein intelligenter Mensch bis zur Rente das im Detail weiter, womit man ihn beginnen ließ, zweitens arbeitet man heute überwiegend in Projekten, in denen Mitarbeiter der verschiedensten Fachgebiete zusammenarbeiten. Drittens ist „interdisziplinäres Arbeiten“ kein Beruf, sondern man arbeitet sich in ein Spezialgebiet ein und wird dann mehr und mehr auch interdisziplinär tätig und eingesetzt. Vergrätzen Sie also Ihre Partner in künftigen Vorstellungsgesprächen nicht, indem Sie vor Ihrem Start zu hohe Hürden aufrichten.

6. Das bisherige Standard-Einstiegsalter promovierter Ingenieure lag bei etwa 31 Jahren. Durch Verkürzung der Zeit bis zum Abitur und den Wegfall des Wehr-/Zivildienstes wird sich das nach „unten“ verschieben. Sagen wir es einmal so: deutlich mehr als 31 Jahre wäre nicht empfehlenswert. Es hängt von vielen Umständen (auch konjunkturellen) ab, ob damit schon die Einstellung gefährdet wäre – aber das Tor zu mancher Elite-Position könnte verschlossen bleiben. Wer garantiert, dass zum Zeitpunkt Ihres Berufseinstiegs nicht eine neue Krise bis an den Rand branchenübergreifender Einstellstopps führt?

7. Sie kennen meine Empfehlung: Herausholen, was drin ist. Wer einen Bachelor mit 1 abschließt, „muss“ den Master anschließen, wer den Bachelor mit 2 erreicht, sollte intensiv über den Master nachdenken. Dieses Prinzip ist wichtiger als derzeit gerade angebotene günstige Einstiegspositionen für Bachelors „mitzunehmen“.

Kurzantwort:

Frage-Nr.: 2520
Nummer der VDI nachrichten Ausgabe: 48
Datum der VDI nachrichten Ausgabe: 2011-11-11

Ein Beitrag von:

  • Heiko Mell

    Heiko Mell ist Karriereberater, Buchautor und freier Mitarbeiter der VDI nachrichten. Er verantwortet die Serie Karriereberatung innerhalb der VDI nachrichten.  Hier auf ingenieur.de haben wir ihm eine eigene Kategorie gewidmet.

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