Heiko Mell 02.01.2016, 05:00 Uhr

Mein Chef-Chef ist nicht überzeugt von mir

Ich bin nach einem TH-Studium seit mehreren Jahren bei einem großen Unternehmen tätig. Nach etwa vierjähriger Tätigkeit innerhalb einer Abteilung kam es zu umfangreichen strukturellen Veränderungen mit erheblichem Stellenabbau. Viele Mitarbeiter mussten sich im Konzern neu bewerben. Auch meine Stelle war weggefallen – ich begriff die Umstrukturierung als große Chance und konnte mich erfreulicherweise deutlich verbessern. Ich bin seither in einem anderen Segment des bisherigen Ressorts tätig.

Dort unterstehe ich einem Abteilungsleiter. Sein Chef ist ein Hauptabteilungsleiter, der diese Position neu übernommen und mich als Mitarbeiter vorgefunden hat. Leider gibt es eine Vorgeschichte in der Beziehung zu diesem Hauptabteilungsleiter: Im Rahmen meiner damaligen internen Bewerbungsaktion hatte ich mich u. a. auch bei ihm (in seiner früheren Funktion) beworben. Das Vorstellungsgespräch verlief nicht erfolgreich, es haftet mir der Makel an, ihn nicht überzeugt zu haben. Er erinnerte sich bei unserem Kennenlerngespräch, in dem er sich als neuer Chef-Chef präsentierte, ausdrücklich daran.

Im Arbeitsalltag habe ich aufgrund einer sehr hierarchisch gelebten Organisation nahezu keinen Kontakt zu diesem Hauptabteilungsleiter. Dennoch frage ich mich seither, wie ich mit dieser Situation am professionellsten umgehe.

Zum einen versuche ich ihn stets durch meine Arbeit zu überzeugen – das ist jedoch schwer, da ich nahezu keinen direkten Austausch mit ihm habe. Andererseits möchte ich auch nicht nach nur wenigen Monaten meine neue Abteilung unnötig wieder verlassen, da mir die Arbeit Spaß macht und ich meine, bisher vom direkten Vorgesetzten und den Kollegen gut aufgenommen worden zu sein. Selbstverständlich kennt hier keiner diese spezielle Vorgeschichte. In Kürze bekomme ich übrigens einen neuen Abteilungsleiter, den ich bisher noch nicht wirklich kenne.In einem anderen jetzt ebenfalls neu besetzten Segment unseres Ressorts ist kürzlich ein mir gut bekannter Mitarbeiter des Konzerns Abteilungsleiter geworden. Dieser muss noch etliche Stellen neu besetzen und hat größtes Interesse an mir. Auch mit seinem Hauptabteilungsleiter hatte ich gelegentlich Kontakt und habe den Eindruck, dass er mir positiv gegenübersteht.

Antwort:

Zur heutigen Situation: Ihr Chef-Chef hat gezeigt, dass er sich an seine zurückhaltende Bewertung anlässlich Ihres Vorstellungsgesprächs erinnert. Das war deutlich.

Und es war unschön! Ein souveräner Hauptabteilungsleiter hätte zu Ihnen etwa so gesprochen: „Herr Müller, wir hatten einen ersten Kontakt miteinander, den Sie sicher nicht in bester Erinnerung haben. Damals habe ich mich, so sehen Sie es, gegen Sie entschieden, nun bin ich der höchste Chef, mit dem Sie noch selbst in Kontakt kommen. Das könnte Ihnen unangenehm sein, Sie könnten befürchten, bei mir auch jetzt nicht auf einen grünen Zweig zu kommen. Aber das brauchen Sie nicht zu denken! Damals war ich in einer anderen Position, und es ging um einen ganz anderen Job. Außerdem habe ich mich nicht gegen Sie, sondern für einen anderen Bewerber entschieden. Und selbst das kann falsch gewesen sein. Nein, Sie haben hier und jetzt eine neue, wenn Sie so wollen, Ihre zweite Chance. Hier meine Hand drauf – auf eine unbelastete, erfolgreiche Zusammenarbeit. Wenn Ihre direkten Vorgesetzten mir Gutes über Sie berichten und ich keinen Grund habe, vom Gegenteil überzeugt zu sein, ist alles in bester Ordnung.“

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So hat er aber nicht reagiert. So schnell also wird er jenen ersten Eindruck von Ihnen nicht vergessen.

Also stellen wir uns die Frage: Wozu braucht man das Wohlwollen seines Chef-Chefs – was schadet es, wenn dieses fehlt? Fangen wir auf einer denkbaren Skala mal oben an: Wenn nichts weiter passiert, reicht seine Abneigung nicht aus, um deswegen entlassen zu werden. Unterläuft Ihnen aber doch einmal ein gravierender Fehler, der bis zu ihm durchschlägt, fühlt er sich bestätigt: Er hat es ja „schon immer“ gewusst!

Viel Positives aus eigenem Antrieb könnte ein Chef-Chef für Sie gar nicht tun, alle entsprechenden Aktivitäten müssen von Ihrem direkten Chef (Abteilungsleiter) ausgehen. Aber der Hauptabteilungsleiter muss jeden solcher Anträge befürworten. Ob er das tut, ist ungewiss.

Und es besteht der Verdacht, dass er Ihrem ihm unterstellten Abteilungsleiter signalisiert: „Den Müller können Sie vergessen. Den kenne ich. Das ist eine Pflaume.“ Mit 50%iger Wahrscheinlichkeit würde Ihr Chef den Wink „verstehen“.

Nun könnte man darauf bauen, dass Ihr Abteilungsleiter souverän ist, sich sein eigenes Urteil bildet und sogar für dessen Durchsetzung beim Hauptabteilungsleiter kämpft. Möglich wäre das immerhin. Sie aber bekommen auch noch einen völlig neuen direkten Chef. Der ist, wie der Begriff schon sagt, selbst völlig neu in dem Job, muss sich profilieren und seine eigene Position ausbauen. Er wird den Teufel tun und sich Ihretwegen bei seinem Chef aus dem Fenster lehnen.Nein, nimmt man alles zusammen, was wir bisher wissen, ergibt sich die Empfehlung: Eine Aussicht auf eine vorurteilsfreie Beurteilung Ihrer Leistung und Ihrer Person durch „höchste Stellen“ haben Sie für mehrere Jahre nicht – Sie sollten Ihren Abgang aus dem Einflussbereich Ihres Chef-Chefs planen. Die mögliche Zufriedenheit des neuen und die des alten Abteilungsleiters reichen nicht, um Ihre Karriere hinreichend abzusichern (und sie ist jeweils nur „möglich“).

Bedenken gegen einen zu schnellen Jobwechsel nach nur etwa einjähriger Tätigkeit können Sie weitgehend vernachlässigen: Die üblichen Warnungen vor zu schnellen Wechseln beziehen sich stets auf das Streben zu völlig neuen Arbeitgebern.Für interne Wechsel gilt:

a) Zentrales Argument wäre erst die Dienstzeit pro Arbeitgeber (Konzern, Firma). Der Aspekt wird hier gar nicht berührt.

b) In der Frage eines Arbeitgeberwechsels gilt der Angestellte, wenn er nicht gerade gefeuert wird, als weitgehend souverän. Wenn er zu häufig neue Firmen-Namen im Lebenslauf vorweist, ist er es „gewesen“, trägt er die „Schuld“. Beim internen Wechsel der Abteilung o. ä. Einheiten jedoch ist ganz eindeutig „der Arbeitgeber“ der Veranlasser, der Angestellte allein kann da gar nichts bewirken. Außerdem sind in diesem Bereich im „modernen“ Konzern längst kürzere Zeiten als die propagierten fünf Jahre (Richtwert) pro Arbeitgeber üblich: Ein „anständiger“ Konzernwerdegang zeigt so alle zwei bis drei Jahre einen internen Wechsel. Wenn Sie da an einer Stelle einmal nur ein Jahr ausweisen, ist das nicht weiter schlimm. Nur wenn Sie in zehn Jahren zwölf völlig verschiedene Abteilungen „verschleißen“, wird man misstrauisch – und unterstellt, Sie verstünden inzwischen „von extrem vielen Gebieten jeweils extrem wenig“. Das klingt dann nach „unverkäuflich“.

c) Wenn sich Ihre Wechsel dann noch alle innerhalb eines Ressorts abspielen, ist das eine zusätzliche Entlastung für Sie.

Wichtig ist: Eine externe Bewerbung sollte eines Tages die Frage beantworten: Was kann dieser Kandidat eigentlich? Je kürzer und präziser die Antwort ausfällt, desto besser. „Alles“ fällt jedoch nicht unter positive Beispiele, „vieles“ auch noch nicht.

Kurzantwort:

Fehlendes Wohlwollen des nächsthöheren Chefs reicht in der Regel nicht zum Rausschmiss, droht aber, jedes Fortkommen zu blockieren. Ein (in- oder externer) Wechsel ist ins Auge zu fassen.

Frage-Nr.: 2466
Nummer der VDI nachrichten Ausgabe: 6
Datum der VDI nachrichten Ausgabe: 2011-02-10

Ein Beitrag von:

  • Heiko Mell

    Heiko Mell ist Karriereberater, Buchautor und freier Mitarbeiter der VDI nachrichten. Er verantwortet die Serie Karriereberatung innerhalb der VDI nachrichten.  Hier auf ingenieur.de haben wir ihm eine eigene Kategorie gewidmet.

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