Heiko Mell 02.01.2016, 03:46 Uhr

Schadet ein Bart der Karriere?

Es geht darum, ob – und wenn ja, wann – das Tragen eines Bartes Nachteile in der Berufswelt mit sich bringt. Mir ist aufgefallen, dass karriereorientierte Herren fast durchweg „nackt“ den Berufsweg beschreiten. Einige ältere Herren lassen sich dann auch schon einmal einen „gestutzten Vollbart“ stehen. Ich habe mich aufgrund meines Alters von 30 Jahren bisher regelmäßig für die „nackte“ Variante entschieden.

Meine neue Freundin hat mich allerdings dazu ermutigt, einen gepflegten Dreitagebart (2 – 3 mm) zu tragen. Ich muss gestehen, dass er mir sehr gut steht und ich durch ihn auch etwas älter bzw. reifer wirke („glatt rasiert“ werde ich meist jünger geschätzt als ich bin).

Muss ich mit Vorbehalten z. B. bei Bewerbungsempfängern rechnen?

Antwort:

Zunächst eine Betrachtung von großer Tragweite:

Es ist ziemlich schwierig, sich so auffällig aufzuführen, dass Sie deswegen aus einem bestehenden Arbeitsverhältnis heraus entlassen werden. Sagen wir, dazu müssten Sie 1.000 Einheiten an Kritik „produzieren“.

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Es ist jedoch ziemlich leicht, sich so auffällig aufzuführen, dass Sie deswegen als Bewerber abgelehnt werden. Sagen wir, dazu brauchten Sie nur etwa 50 Einheiten an Kritik auf sich zu ziehen.

Was beispielsweise daraus folgt, ist die ganz zentrale Erkenntnis: Wenn man einen Menschen in den letzten zehn Jahren nicht gefeuert hat, beweist das absolut nicht(!), dass ihn irgendein Bewerbungsempfänger jetzt einstellen würde. Die Folgerungskette „Mein Chef meckert nicht mit mir, also ist er zufrieden, also würden mich auch potenzielle Chefs, bei denen ich mich bewerbe, jederzeit einstellen“ ist grundfalsch!

Oder anders: Der Bewerber braucht ein ziemlich großes Maß an Begeisterung und Zuneigung, das ihm sein künftiger Chef entgegenbringen muss. Beim schon vorhandenen Mitarbeiter reicht in der Regel eine „neutrale“ Einstellung des Chefs, um nicht entlassen zu werden.

Oder noch anders: Sehr viele Chefs würden sehr viele ihrer Mitarbeiter, wenn sie denn die Wahl hätten, nicht wieder einstellen – weil sie dabei strengere Maßstäbe anlegen als bei einer Entlassung. Dies als Warnung für alle, die einen Job haben, sich in Sicherheit wiegen und so mit „Kritikeinheiten“ zwischen 100 und 500 dahinleben. Ihre berufliche Existenz wäre gefährdet, wenn z. B. eine Entlassung aus „betrieblichen Gründen“ ins Haus stünde.

Auf dieser Basis zum Bart: Natürlich sind, wie der Volksmund sagt, die Geschmäcker sehr verschieden. Und das Geschmacksempfinden wandelt sich, Mode und Zeitgeist spielen da eine große Rolle; was vor 100 Jahren Standard war, wirkt heute exotisch – und umgekehrt. Aber es gibt Anhaltspunkte für die eigene Orientierung:

Jede Gruppe lässt bevorzugt solche Bewerber als neue Mitglieder zu, die „so sind wie wir“. Wer also aussieht, wie typische Vorgesetzte aussehen, ist in dem Punkt auf der sicheren Seite. Wie Sie schon schreiben, meist trägt man in der Chefetage keine auffälligen Bärte (natürlich gibt es auch hier Ausnahmen).

Es ist nun keinesfalls so, dass „nackte“ potenzielle Vorgesetzte das geringste Anzeichen von Bart zum Anlass endgültiger Ablehnung eines Bewerbers nehmen. Manche potenziellen Chefs zucken bloß die Schultern, manche erkennen auf „Punktabzug“ (der allein nicht ausreicht, um rauszufallen aus dem Prozess), manche mögen in Extremfällen auch ein wütendes „Nein“ ausstoßen. Es kommt – ich rede gerade täglich mit Juristen – halt immer darauf an: auf die Anzahl und eventuellen Bärte der Mitbewerber, auf sonstige Negativpunkte in Ihrer Bewerbung – und auf den Bart selbst. Extrem lange Haare, ein Ring in der Nase und dann auch noch ein strubbeliger Vollbart sind die eine Seite, ein sympathisches, gepflegtes Äußeres mit einem kleinen gepflegten Bart können die andere darstellen.

Wenn Sie sicher sein dürfen, dass Ihre gesamte Bewerbung „spitzenmäßig“ ist, können Sie mehr riskieren. Wenn Sie diverse „Leichen im Keller“ haben (schlechte Noten, häufige Wechsel, arbeitslos etc.), also Ihr Marktwert beeinträchtigt ist, sollten Sie auch das geringste zusätzliche Risiko scheuen.

Und wer vorsichtshalber jede Beeinträchtigung seiner Bewerbungschancen aus „Bartgründen“ ausschließen möchte, rasiert sich, geht zum Fotografen, geht ebenso „nackt“ zur Vorstellung, fängt ohne Bart beim neuen Arbeitgeber an, überzeugt in der Probezeit und lässt dann die Barthaare sprießen. Denn, siehe oben, was gegebenenfalls zur Ablehnung eines Bewerbers (besser: zur Entscheidung für einen anderen Bewerber) ausreicht, reicht fast nie zur Entlassung. Oft noch nicht einmal zur kritischen Chef-Bemerkung.

Das Thema „Bart/Äußerlichkeiten“ fällt in einen Bereich, der hier zumindest mit erwähnt werden sollte: Die fachliche Qualifikation allein reicht nicht für die Einstellung eines Bewerbers. Sie ist eine meist (nicht immer!) unverzichtbare Grundvoraussetzung, aber die eigentliche Entscheidung hängt an einem ganz anderen Kriterium: In der Mehrzahl der Fälle muss der Bewerber dem künftigen Chef sympathisch sein, wenn er eingestellt werden will.

Zum Glück sind auch dabei die „Geschmäcker“ wieder verschieden – irgendwann findet jedes Töpfchen sein Deckelchen. Aber ganz klar im Vorteil ist ein Bewerber, dem es gelingt, die Zuneigung eines breiten Spektrums unterschiedlicher Vorgesetzten-Persönlichkeiten zu erringen. Typisches Symptom dafür: Wo immer der Bewerber im Vorstellungsgespräch auftritt, will man ihn auch einstellen.

Übrigens sind sich sehr viele Vorgesetzte der Bedeutung des Sympathie-Faktors bei ihren eigenen Einstellentscheidungen gar nicht bewusst: Sie denken, sie urteilten ganz objektiv, es ginge nur um die Qualifikation. Letztlich haben sie sogar recht damit: Denn mit dem Chef „zu können“, ist ein Teil der erstrebenswerten Angestellten-Qualifikation.

Kurzantwort:

1. Wer als Mitarbeiter eines Unternehmens äußerliche Auffälligkeiten (Kleidung, Bart) zeigt und dafür keinerlei Kritik erfährt, darf nicht davon ausgehen, damit ebenso problemarm auch als externer Bewerber „durchzukommen“. Denn Chefs haben für Mitarbeiter, die sie schon haben, und solche, die sie erst einstellen wollen, unterschiedliche Maßstäbe.

2. Dem (künftigen) Chef sympathisch zu sein, hilft sowohl bei der Einstellung – als auch danach.

Frage-Nr.: 2408
Nummer der VDI nachrichten Ausgabe: 14
Datum der VDI nachrichten Ausgabe: 2010-05-07

Ein Beitrag von:

  • Heiko Mell

    Heiko Mell ist Karriereberater, Buchautor und freier Mitarbeiter der VDI nachrichten. Er verantwortet die Serie Karriereberatung innerhalb der VDI nachrichten. Auf Wikipedia erfahren Sie mehr zu Heiko Mell

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