Heiko Mell 01.01.2016, 19:44 Uhr

Technische Spezialisierung beim Wirtschaftsingenieur

Spielt es eine Rolle, welchen Schwerpunkt man als Wirtschaftsingenieur wählt – in Bezug auf das, was man später im Beruf macht?

Ich studiere Wirtschaftsingenieurwesen mit Schwerpunkt Fertigungstechnik an der FH … im ersten Semester. Doch die technischen Fächer befriedigen nicht im geringsten mein Interesse an der Physik (hatte Physik-LK). Nun stehe ich vor der Entscheidung, eventuell zur FH … zu wechseln, um dort Wirtschaftsingenieurwesen mit dem Schwerpunkt Physikalische Technologien zu studieren und mich mehr mit der Physik zu beschäftigen.

Wie wirkt sich der technische Schwerpunkt auf die spätere berufliche Tätigkeit aus? In den meisten Anzeigen wird nach einem „Wirtschaftsingenieur“ gesucht, ohne weitere Angaben zur Spezialisierung. Werden Wirtschaftsingenieure mit einer bestimmten Spezialisierung bevorzugt?

Antwort:

Vorab noch schnell eine allgemeine Warnung: Wir fangen in dieser Serie grundsätzlich, nimmt man den Lebenslauf als Orientierungsbasis, mit dem Berufseinstieg nach abgeschlossenem Studium an. Gelegentliche Ausnahmen gibt es, wenn – wie hier – ganz klar ein Zusammenhang zur späteren Berufslaufbahn besteht; aber wir wollen und können keine Studienberatung sein.

Beginnen wir mit einer Kernfrage: Wonach soll man eine Spezialisierung im Studium ausrichten?

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Da wäre zunächst der Komplex „Neigung/In­teresse/Talent“. Ganz ohne diese Aspekte geht es nicht, aber ich warne dringend davor, sie zum alleinigen Entscheidungskriterium zu erheben. Schließlich soll ein Beruf nicht nur Spaß machen, er muss uns auch noch ernähren. Und das etwa 40 Jahre lang.

Daher wäre also auch ein Blick auf den Arbeitsmarkt zu werfen. Am besten darauf, wie sich dieser Markt zum Zeitpunkt des Berufseinstiegs darstellen und wie sich die Nachfragesituation wohl in den nächsten Jahrzehnten entwickeln wird. Letzteres ist völlig illusorisch; ersteres ist auch schon mit dem allgemeinen Risiko von Prognosen verbunden. Mit hinreichender Genauigkeit aber können Sie als Basis nehmen, was der Markt „jetzt“ will. Das aber ist nur die Nachfrageseite. Wie viele frischgebackene Dipl.-XX eines Tages gemeinsam mit Ihnen um die angebotenen Anfängerstellen kämpfen, wissen Sie immer noch nicht.

In Ihrem speziellen Fall nun haben Sie sich umgesehen und festgestellt, dass bei Ihrer Grundfachrichtung eine Spezialisierung praktisch nicht gesucht wird.Das mag stimmen, es klingt sogar sehr wahrscheinlich. Aber das heißt noch lange nicht, dass eine Spezialisierung gerade beim Berufseinstieg etwa keine Rolle spielt! Stellen Sie sich vor, ein Unternehmen sucht eines Tages einen Wirtschaftsingenieur. Und dieser Betrieb hat nichts mit physikalischer Technik zu tun. Wenn sich dann als einziger ein derart spezialisierter Kandidat bewirbt, nimmt man ihn vielleicht trotz „falscher“ Spezialisierung; ist er einer von 50, kommt jemand anderes zum Zuge.

Und selbst ein auf physikalische Technik spezialisiertes Unternehmen, das beispielsweise einen Anfänger für die AV sucht, könnte im Zweifelsfall durchaus dem auf Fertigungstechnik spezialisierten Bewerber den Vorzug geben, weil an jenem Arbeitsplatz die Ausrichtung auf die Branche gar nicht erforderlich ist und andere fachliche Aspekte den Ausschlag geben.Wobei dann noch ein wichtiges Argument hinzukommt: Die Chancen zum Berufseinstieg verbessern sich, je besser die Examensnote ausfällt. Ein neigungsorientiertes Studium hilft dabei wieder sehr.

Bliebe noch die Erkenntnis, dass sich während der späteren Berufstätigkeit die Abhängigkeit zwischen Studienspezialisierung und ausgeübter Tätigkeit dramatisch reduziert. Andererseits übt die Startposition dennoch einen prägenden Einfluss auf die ganze Berufslaufbahn aus.Verstehen Sie, warum ich mich gern aus reinen Studienfragen heraushalte?Ich kann aber noch zwei Negativkriterien beisteuern: Generell ist Vorsicht anzuraten bei Studiengängen oder -spezialisierungen, die ganz neu sind. Unabhängig vom etwa vorhandenen Bedarf in der Wirtschaft haben die ersten Absolventenjahrgänge oft den Nachteil, dass „kein Mensch“ die entsprechende Bezeichnung kennt und die Bewerber auch noch um generelle Akzeptanz kämpfen müssen.

Besonders sorgfältiges Abwägen ist auch angesagt, wenn eine Spezialisierung zwar nicht neu ist, aber nur an einer einzigen Hochschule angeboten wird. Dann sollte man schon einen sehr engen, besonderen Bezug zu diesem speziellen Thema haben, wenn man sich dafür entscheidet.

Pauschal gilt: Jede Spezialisierung erleichtert das Hineinkommen in Unternehmen und Positionen, zu denen diese Ausrichtung passt – und erschwert es, in nicht dazu passenden Jobs Fuß zu fassen. Dies alles gilt in sehr breitem Zusammenhang.Was nun die Wirtschaftsingenieure angeht: Ihre Beobachtung deckt sich mit meinen Erfahrungen. Dieser Beruf ist ja schon eine Schnittstellenfunktion zwischen Technik und Betriebswirtschaft, meist wird einfach nur pauschal der „Wirtsch.-Ing.“ gesucht. Den Ruf nach weitergehender Spezialisierung schon im Studium hört man generell eher selten. Aber im konkreten Einzelfall bevorzugt das einstellende Unternehmen, das einen Wirtschaftsingenieur für das Controlling sucht, denjenigen Bewerber, bei dem dieser Begriff im Examenszeugnis eine möglichst große Rolle spielt.

Jetzt könnten Sie, geehrter Einsender, etwas genervt die Frage stellen, was Sie denn nun konkret machen sollen. Nun, ich würde im ersten Semester etwas zurückhaltend sein mit folgenreichen Bewertungen, was Sie interessiert und was nicht. Bis zum Vordiplom werden Grundlagen vermittelt, mit der späteren Berufsausübung haben die nur bedingt etwas zu tun. Das wird auch an einer anderen FH nicht viel anders sein.Was Sie jetzt nicht trösten wird, aber dennoch richtig ist: In fünfzehn Jahren sind Sie etwa auf der Höhe Ihrer beruflichen Leistungsfähigkeit. Wenn Sie dann noch einmal Ihr heutiges Problem nachlesen, werden Sie weise lächeln. Also tun Sie jetzt nichts, was Ihnen entweder eine Studienverlängerung oder die Gefahr einer schlechteren Examensnote einbringt. Und wenn Sie während des Studiums und später im Beruf sehr viel hätten mit Physik zu tun haben wollen, dann wären natürlich auch noch andere Fachrichtungen denkbar gewesen als ausgerechnet die von Ihnen gewählte (der Dipl.-Physiker an der Uni, beispielsweise).

Der Wirtschaftsingenieur ist ja schon ein Ingenieur mit ganz „ausgefallener“ Spezialisierung, nämlich der auf die kaufmännisch/be­triebswirtschaftliche Seite. Wirtschaftsingenieur sollte eher werden, wer nicht vorrangig viel mit Physik, sondern viel mit Betriebswirtschaft zu tun haben will. Von Ausnahmen abgesehen, wird der „technische Tiefgang“ eines Wirtsch.-Ing. nicht als ausreichend angesehen, um beispielsweise als Entwick­lungs-, Konstruktions- oder Fertigungsingenieur eingesetzt zu werden. Das bleibt klassischen Ingenieuren vorbehalten („klassisch“ im Sinne von Nicht-Wirtsch.-Ing.).

Kurzantwort:

Die Frage einer speziellen Fachrichtung im Studium ist ein äußerst komplexes Thema, das sich einer pauschalen Antwort entzieht. Fest steht nur: Neigung als einziges Kriterium ist nicht ratsam.

Frage-Nr.: 2005
Nummer der VDI nachrichten Ausgabe: 13
Datum der VDI nachrichten Ausgabe: 2006-03-31

Ein Beitrag von:

  • Heiko Mell

    Heiko Mell ist Karriereberater, Buchautor und freier Mitarbeiter der VDI nachrichten. Er verantwortet die Serie Karriereberatung innerhalb der VDI nachrichten.  Hier auf ingenieur.de haben wir ihm eine eigene Kategorie gewidmet.

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