Heiko Mell 01.01.2016, 19:21 Uhr

Was sollte man bei einer nebenberuflichen Promotion beachten?

Ich habe mein Studium an der Universität … vor einiger Zeit erfolgreich abgeschlossen und bin seitdem bei einem größeren Unternehmen tätig. Mit meiner Position bin ich sehr zufrieden. Kollegen, Vorgesetzter, Tätigkeit, Unternehmen und Gehalt – alles ist bestens. Kurzum ich sehe keinen Grund, diese Position in absehbarer Zeit aufzugeben.

Nun beschäftige ich mich allerdings schon seit Studienende mit dem Thema Promotion. Ich denke, bei einem Universitätsabsolventen mit meinen Referenzen ist das verständlich. Dabei war mir von vornherein klar, dass ich weder eine klassische Industriepromotion noch eine Universitätsstelle haben möchte, deshalb habe ich einen Direkteinstieg in meinem Fachgebiet realisiert. Vielmehr reizt mich eine nebenberufliche Promotion. Eine Idee für ein Promotionsvorhaben habe ich, ich habe auch schon damit begonnen, Literatur zu sichten.

Das Problem, das ich nun sehe, ist folgendes: Das von mir ins Auge gefasste Thema … habe ich nach persönlichem Interesse gewählt. Die Firma hat voraussichtlich kein direktes Interesse daran.

Generell ist es denkbar, diese Promotion auch völlig selbstständig durchzuführen, ein entsprechender Hochschulbetreuer müsste sich finden lassen. Allerdings könnte gerade hier und auch bei der Bereitstellung entsprechender Software mein Vorgesetzter sicherlich eine große Hilfe sein. Es ist zwar denkbar, dass ich mir selbst entsprechende Software und Rechenzeit besorgen kann – allerdings besteht dann die Möglichkeit, dass mein Vorgesetzter von meinem Vorhaben erfährt. Dies will ich natürlich unter allen Umständen verhindern, mein Vorgesetzter soll bitteschön von mir von meinem Vorhaben erfahren.

Sofern ich diese Promotion realisiere und dann aus diesem – völlig anderen – Fachgebiet eine Stelle angeboten bekommen sollte, dann würde ich diese sofort annehmen. Ich denke, dass dies auch meinem Vorgesetzten klar ist, deshalb bin ich bisher zurückhaltend damit gewesen, ihn in meine Idee einzuweihen. Andererseits gibt es in diesem speziellen Bereich weltweit nur sehr wenige Stellen, so dass es entsprechend schwierig ist, ein solches Angebot zu bekommen. Entsprechend gering ist die Wahrscheinlichkeit, dass die eventuelle Befürchtung meines Vorgesetzten tatsächlich eintreten könnte. Ich möchte allerdings meinen Vorgesetzten und die Kollegen nicht enttäuschen, da sich bislang alle immer für mich eingesetzt haben.

Zu welchem Vorgehen raten Sie mir in dieser Situation?

Antwort:

Besonders mutig sind Sie nicht. Sonst hätten Sie gefragt: „Wie beurteilen Sie die Situation, in die ich mich manövriert habe?“ Nun, wie ich mich kenne, werde ich mir das Vergnügen auch ohne passende Frage keinesfalls nehmen lassen.

Also zunächst einmal ein bisschen für Sie als Hinweis auf Ursachen sowie als kleine Schuldzuweisung und vor allem für potenzielle Nachahmer zur Abschreckung:

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Es gibt für viele Dinge im Leben vorgegebene, typische Wege, die zum Ziel führen. Im Normalfalle gehe man diese. Eine Abneigung dagegen ist grundsätzlich nicht angebracht. Raum für individuelle Profilierung gibt es auch dabei hinreichend.

Für das Ziel „Promotion“, das ja ohnehin nicht zwingend zum allgemeinen Berufsbild des Ingenieurs gehört, gibt es zwei typische Wege:

a) Man sucht sich eine dafür geeignete Stelle am Institut, am Lehrstuhl o. ä., investiert die dafür vorgesehenen Jahre und geht mit dem Dr.-Ing. dort ab.

b) Man sucht sich eine der – raren – Industriestellen, auf denen mit ausdrücklicher Genehmigung des Arbeitgebers die Promotion möglich ist.

Man kann natürlich auch in die Industrie gehen, dabei so tun als sei man einfach nur ein Ingenieur, der weiter nichts will als fleißig seiner Arbeit nachzugehen – und dann heimlich ein kompliziertes Promotionsprojekt verfolgen, das man durch die Komplikation Nr. 1 anreichert, nach der das Thema für die Firma völlig uninteressant ist und bei dem man die Komplikation Nr. 2 hinzufügt, nach der man eigentlich aus der bisher fremden Welt des Promotionsthemas auf ein Stellenangebot hofft. Und dann hat man als Verteidigungslinie den Plan ausgearbeitet, dem eigenen Chef im Falle eines Verdachts zu sagen, Angebote aus dieser fremden Welt seien so selten, da brauche er (der Chef) keine Angst zu haben, die Wahrscheinlichkeit sei viel zu gering. Als Komplikation Nr. 3 darf dann noch gelten, dass man dies alles zwar heimlich tun könnte, aber nicht weiß, ob man damit durchkommt, während es schöner wäre, der Chef würde helfen, aber dazu müsste man es ihm sagen, dann jedoch weiß man nicht, wie er reagiert.

Sie, geehrter Einsender, sind in Abitur und Examen ein 1,x-Mann. Das ist das, was Sie mit einem „Universitätsabsolventen mit meinen Referenzen“ meinen. Also dafür ist der Schlachtplan, mit dem Sie Ihr Ziel erreichen wollen, ziemlich lausig.

Wobei noch dazu offen ist, was eigentlich als Ziel gilt: Nur der Dr.-Ing. oder doch mehr das Angebot aus der Mini-Branche mit den geringen Chancen. Oder gar beides?

Es gibt einen bewährten Grundsatz: Alle wirklich guten Pläne sind einfach, Komplikationen kommen dann schon bei der Ausführung genügend hinzu. Ihr Plan jedoch ist schon jetzt mit Komplikationen aller Art gepflastert. Sie riskieren das Wohlwollen Ihres Chefs, vielleicht sogar letztlich Ihren guten(!) Job. Und was das Angebot in der sehr engen Branche angeht: Ich signalisiere äußerste Skepsis im Hinblick auf die Annahme (falls es denn überhaupt kommt): Für einen Angestellten ist die Möglichkeit zum problemlosen Arbeitgeberwechsel die weitaus beste Existenzsicherung. Kleine, enge Branchen mit nur wenigen (kleinen) Firmen sind demgegenüber gefährlich.

Und: Man tut entweder etwas Interessantes oder man ist bzw. wird etwas Interessantes. Oder!

In dieser Minibranche würden Sie etwas Interessantes tun – mehr aber auch nicht.

Meine Empfehlung: Beerdigen Sie dieses Projekt. Und dann sehe ich folgende Möglichkeiten:

– Sie lassen es dabei, machen Karriere und werden – später – Vorstand.

– Sie bleiben beim Arbeitgeber und beim Ziel „Promotion“, suchen sich aber ein Thema, das im Interesse des Arbeitgebers liegen würde und versuchen, seine aktive Unterstützung dafür zu erreichen. Bekommen Sie die nicht, lassen Sie es bleiben.

– Sie suchen sich ein völlig neues Promotionsthema, für dessen Realisierung Sie den Arbeitgeber nicht brauchen und bei dem auch nicht die Gefahr besteht, dass er etwas davon erfährt. Und dann arbeiten Sie tagsüber und promovieren abends. Das dürfte nicht verboten sein, da es ja keine „auf Erwerb ausgerichtete Tätigkeit“ ist.

– Sie setzen alles auf Ihr heimliches Ziel „Job in der Minibranche“ (von der ich zugebe, dass sie aufregend klingt), gehen zurück an die Uni oder an ein Institut, promovieren auf Ihrem Traumgebiet, hoffen anschließend auf einen Job dort – leben aber mit der Gefahr, dass daraus nichts wird (von dieser Variante rate ich entschieden ab – aber wenn das Feuer in Ihnen heißt genug brennt, tun Sie es eben dennoch).

Als Hilfsargument von mir: Das Leben verzeiht keine Halbherzigkeit und lässt große Chancen und Erfolge mit kleinem Risiko nicht zu. Sie müssen sich entscheiden: Wollen Sie einfach nur „Dr.-Ing.“ werden oder vor allem international renommierter Fachmann auf einem ganz engen Gebiet mit nur wenigen Arbeitsplätzen. Was Sie bisher wollen, fällt unter die Forderung: „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass.“

Kurzantwort:

Erkennt man bei der Planung eines Vorhabens, dass die Schwierigkeiten überhand nehmen, suche man nicht um jeden Preis die Lösung, sondern man plane um. Am besten überprüfe man die bisherige Zielsetzung.

Frage-Nr.: 1988
Nummer der VDI nachrichten Ausgabe: 3
Datum der VDI nachrichten Ausgabe: 2006-01-18

Ein Beitrag von:

  • Heiko Mell

    Heiko Mell ist Karriereberater, Buchautor und freier Mitarbeiter der VDI nachrichten. Er verantwortet die Serie Karriereberatung innerhalb der VDI nachrichten.  Hier auf ingenieur.de haben wir ihm eine eigene Kategorie gewidmet.

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