Heiko Mell 01.01.2016, 14:50 Uhr

Wie verkaufe ich die Selbstständigkeit bei einer Bewerbung?

Ich bin vor über einem Jahr im Zuge einer Insolvenz in der „New Economy“ arbeitslos geworden. Ich hatte schon vor der Arbeitslosigkeit in geringem Umfang ein Nebengewerbe in der IT-Branche betrieben, das ich während der Arbeitslosigkeit parallel zur – bislang erfolglosen – Suche nach einer neuen Anstellung weiter aufbauen konnte. Dadurch konnte ich weiterhin an fachlich interessanten Projekten arbeiten und musste keine Arbeitslosenhilfe in Anspruch nehmen.

Nun sind ja Selbstständige als potenzielle Arbeitnehmer nicht sonderlich beliebt. Ich frage mich daher, welche Karte ich in Bewerbungen spielen sollte, zumal mein Wechsel in die Selbstständigkeit nicht wirklich freiwillig war.

Ist es günstiger, die Selbstständigkeit und damit Punkte wie Eigeninitiative und fachliche Weiterbildung hervorzuheben oder ist es günstiger, sich als normaler, aber arbeitsloser Arbeitnehmer auszugeben und die selbstständigen Tätigkeiten möglichst herunterzuspielen und damit Gefahr zu laufen, zwar in ein Schema zu passen, sich damit aber selber abzuwerten?

Antwort:

Der Vergleich klingt auf den ersten Blick nicht schmeichelhaft, aber er „hat was“, unter anderem vermittelt er viel Verständnis für das Wesen verkäuferischer Bemühungen: Wer sich bewirbt, ist in einer ähnlichen Situation wie jemand, der einen Gebrauchtwagen verkaufen will. Auch dort gilt: Manchmal reicht es, einfach die Fakten aufzuzählen, manchmal jedoch nicht. Je mehr Auffälligkeiten der „Wagen“ in den Augen des Käufers hat, desto mehr Mühe muss sich der Verkäufer geben, um das „Objekt“ an den Mann zu bringen. Das muss man ganz leidenschaftslos sehen.

Ich will hier nicht wieder alle möglichen Vorbehalte gegen Selbstständige aufzählen, aber bedenken Sie: Die Menschen, denen Ihre Bewerbung vorgelegt wird, sind und/oder waren nie selbstständig. Also sind Sie in deren Sicht „anders“. Solche Leute wurden früher verbrannt, heute immerhin noch skeptisch betrachtet.

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Also ergibt sich daraus schon einmal die Empfehlung, nicht in Bewerbungen zu schreiben: „… damit habe ich besonders wertvolle Eigenschaften wie Eigeninitiative und unternehmerisches Denken unter Beweis gestellt.“ Denn das lesen die – angestellten – Adressaten etwa so: „… damit habe ich Eigenschaften unter Beweis gestellt, die ihr Trottel dort, die ihr nie euren Blick über den Tellerrand des Angestelltendaseins gehoben habt, neidvoll als überlegen anerkennen müsst.“ Irgendwie erheitert das die solcherart Angesprochenen erfahrungsgemäß nicht.

Dann haben Sie noch das Problem, dass Sie die Selbstständigkeit jetzt aufgeben möchten – vermutlich weil Sie gescheitert sind, weil die Geschichte auf Dauer ihren Mann nicht ernährt oder etwas in dieser Art. Denn jeder Leser Ihrer Bewerbung wird (muss) denken: Wenn das alles so toll ist, warum bleibt er nicht dabei und macht einfach weiter?

Fazit: Also kann die Selbstständigkeit in diesem Zusammenhang(!) gar nicht so toll sein, weil sie nicht toll sein darf. Daraus leite ich folgende Handlungsempfehlung ab:

1. Erwähnen Sie vorsichtshalber nichts von Ihrer schon neben der früheren Angestelltentätigkeit begonnenen Selbstständigkeit. Viele Arbeitgeber mögen das nicht und wären entsprechend misstrauisch. Das gilt unabhängig davon, ob Ihr früherer Arbeitgeber diese Nebentätigkeit genehmigt hatte.

2. Wenn die Selbstständigkeit in den Augen der – angestellten – Bewerbungsempfänger ein Nachteil ist, dann müssen Sie dementsprechend argumentieren:“Meine Selbstständigkeit war von Anfang an nur als Überbrückung für die Zeit bis zum nächsten Angestellten-Engagement geplant, eine dauerhaft selbstständige Existenz war nie vorgesehen.“

3. Selbstverständlich dürfen – und sollten – Sie die Chance nutzen, nun auch noch positive Aspekte ins Feld zu führen, z. B.:

a) „Es kam für mich keinesfalls in Frage, tatenlos zu Hause zu sitzen, mich auf Arbeitslosenhilfe zu verlassen und dabei fachlich den Anschluss zu verlieren.“

b) „Ich bin sicher, dass die gesammelten speziellen Erfahrungen und völlig neuen Herausforderungen, die ich bei diesem Schritt bewältigen musste (Eigeninitiative, strikte Kundenorientierung, äußerstes Kostenbewusstsein etc.) mir auch bei dem nächsten Angestellten-Engagement eine wertvolle Hilfe sein werden.“

Übrigens nenne ich die hier empfohlene Grundhaltung in der Argumentation „abschwören“ (also etwa sich distanzieren) – das Gegenteil wäre die oft zu sehende Haltung: „Sehet her, was ich Tolles gemacht habe, ich bin sogar selbstständig.“

Kurzantwort:

Wer sich bewirbt, ist ähnlich verkäuferisch herausgefordert wie der Anbieter eines Gebrauchtwagens. Die Aufzählung reiner Fakten genügt nur selten. Die Formulierungen sind auf die vermutliche Bewertung der Fakten und Motive durch die Bewerbungsempfänger auszurichten – deren Maßstäbe entscheiden.

Frage-Nr.: 1802
Nummer der VDI nachrichten Ausgabe: 45
Datum der VDI nachrichten Ausgabe: 2003-11-06

Ein Beitrag von:

  • Heiko Mell

    Heiko Mell ist Karriereberater, Buchautor und freier Mitarbeiter der VDI nachrichten. Er verantwortet die Serie Karriereberatung innerhalb der VDI nachrichten.  Hier auf ingenieur.de haben wir ihm eine eigene Kategorie gewidmet.

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